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Author: Kerstin

Tag 861-869 | Playa Cedro, Playa Organos, Minas del Aguacate, Puntarenas / San José, Llano Grande, Costa Rica

Tag 861-869 | Playa Cedro, Playa Organos, Minas del Aguacate, Puntarenas / San José, Llano Grande, Costa Rica

Immer noch auf der Nicoya Halbinsel, ging es weiter bis nach Montezuma, welches sich als Touristenhotspot entpuppte. Um auf diese Seite der Halbinsel zu gelangen mussten wir 4 Flüsse ohne Brücken passieren. Ein kleines Abenteuer, aber Bruno meisterte die teilweise sehr langen und tiefen Flussdurchfahrten ohne Probleme. Hoch lebe das Allrad und die Bodenfreiheit. Montezuma war dann nicht unser Ding – also schnell wieder raus und die Küste runter. Am Playa Cedro trafen wir wieder auf Jaro und auf Willow und Lee und blieben dort ein paar Tage.

Ein weiteres Mal widmeten wir uns unserem Tacho. Der Ehrgeiz war geweckt! Das muss doch gehen! Und siehe da. Seit Playa Cedro und nun schon seit knapp 1000 km haben wir wieder einen Kilomterzähler und einen Tacho. Juhu.

Ansonsten verbrachten wir die Tage am Strand mit den schönen Dingen. Schwimmen, lesen, Lagerfeuer. Hanno schoss seinen ersten Fisch mit der Harpune und war mächtig stolz. Jaro angelte einen zweiten und so gab es ein schönes Fisch-Abendessen mit Guacamole, Glutkartoffeln, gebackenen Zwiebeln und Salat. Hmmmm.

Chico verbrachte seine Tage an der offenen Heckklappe und beobachtete die Vögel in der Bucht. Das waren Tage genau nach unserem Geschmack.

Als unsere Vorräte dann langsam aber sicher leer liefen, ging es weiter. Den Vormittag verbrachten wir noch am Wasserfall in Montezuma um nach all dem Salzwasser nochmal Frischwasser auf der Haut zu spüren. Leider war der Wasserfall ziemlich von Menschen überlaufen und wir wanderten bis zum oberen Pool um etwas mehr Ruhe zu haben. Von dort aus kann man 20 Meter in die Tiefe springen, aber es gibt viele Berichte von Verunglückten und Toten. Als dann eine Gruppe junger Touristen sich zum Sprung anstachelte, verzogen wir uns lieber. Das wollten wir lieber nicht miterleben, wenn’s schief geht.

Nachmittags kamen wir dann in Playa Organos an. Der Strand diente als Nachtstop, um am nächsten Tag die Fähre zu nehmen.

Wir trafen dort eine Deutsche Aussteigerfamilie im Camper, aber unsere Ansichten und Moralvorstellungen waren grundlegend verschieden und wir waren nicht traurig, dass es nur bei einer kurzen Begegnung blieb.
Wir nahmen am nächsten Morgen die Fähre zurück aufs Festland und fuhren geradewegs zu den Minas del Aguacate, in der Hoffnung, dass wir dieses Mal nicht um Chicos Leben bangen müssten.

Es war Sonntag Nachmittag als wir an den Minas ankamen und der Parkplatz, den wir beim letzten Mal für uns alleine hatten, war gerammelt voll. Wir zahlten einem selbsternannten Parkplatzwärter ein Trinkgeld und saßen den Tag aus.

Als es etwas ruhiger wurde, wanderten wir ein wenig flussaufwärts und fanden tatsächlich die alten Goldminen. Leider hatten wir keine Taschenlampen mit und trauten uns nur ein paar Meter in die Mine, die unter Wasser stand. Wir fanden einen schönen Ort am Fluss und machten dort Pause bevor es zurück zum Parkplatz ging.

Am nächsten Tag würde es früh weiter gehen. Wir hatten einen Termin bei Iveco. Die neue Einspritzpumpe schien noch nicht richtig eingestellt zu sein. Bruno war so laut und es brach uns langsam aber stetig das Herz ihn zu hören. Da stimmte noch was nicht.

Also ging es am nächsten Morgen erstmal zum Autowaschen. Während der Autowäsche brachte ein Taxi noch extra eine Leiter um Bruno auch von oben zu erreichen. Wie praktisch, dass Taxis hier auch Leitern liefern.

Dann ging es zu Iveco und wir wurden wieder herzlich begrüßt. Die Jungs wussten schon was Sache ist und siehe da, es gab eine Messuhr um die Pumpe richtig einzustellen. Also wurde einmal richtig eingestellt und wir waren zufrieden und konnten nachmittags schon wieder abhauen.

Es ging zum Baumarkt um Teile zur Reparatur unseres Hochdachs zu kaufen. Leider sind die Baumärkte hier nicht ganz so toll ausgestattet wie gewohnt, also brauchte es so seine Zeit bis wir einen Plan und alles Nötige zusammen hatten.

Derweilen wurde draußen auf dem Parkplatz schon nach uns gesucht. Der Parkplatzwärter sprach uns an, als wir zu Bruno zurückkehrten und wenig später waren wir bei Ina und Sergio eingeladen, die Bruno gesehen hatten und uns eine Bleibe für die Nacht anboten.

Wir folgten also Sergios G-Klasse in eine bewachte Nachbarschaft mitten in der Stadt und waren einfach überwältigt von der Gastfreundschaft, die wir die nächsten beiden Tage erfahren durften.

Noch am Abend bekamen wir eine Führung in Sergios Expeditionsmobil, welches er gerade baut. Außerdem bekamen wir auch die anderen fahrbaren Untersätze zu Gesicht und staunten nicht schlecht über die Sammlung der verschiedenen Autos, LKWs, einen Unimog, einen Mercedes Oldtimer und den Traktor.

Dann kochten die beiden noch für uns und wir versackten in der Rancho (ein offenes Wohnzimmer mit Küche und Kamin am Pool) mit einem guten Glas Wein.
Trotz Altersunterschied verstanden wir uns auf Anhieb und freuten uns über den Zufall, an diesem Abend aufgelesen worden zu sein.
Am nächsten Morgen zeigte Sergio uns dann seine Werkstatt und wir fingen direkt an die Konstruktion für unser Hochdach zu bauen. Wir durften alles benutzen und auch auf die Ersatzteile zugeifen. Derweilen entrostete einer der Angestellten Bruno.
Mittags gab es dann Hamburger vom Grill und Inas und Sergios Sohn fuhr uns zu einer Impfstelle in der Stadt. Wir hatten sie gefragt, ob wir uns wohl boostern lassen können und die zwei wollten uns gerne helfen, auch wenn Touristen offiziell kein Anrecht haben. Leider klappte es nicht, da uns nur AstraZeneca angeboten wurde und das als Booster nicht überall zulässig ist. Also heißt es weitersuchen und probieren. Trotzdem, einfach nur nett, dass sie für uns den Aufwand betrieben haben.

Nachmittags gab es dann einen Kaffee am Pool und wir philosophierten über Ausbauten und Campertechnik. Ina versorgte mich mit einem costa-ricanischen Kochbuch und einem Buch über die Kaffeeproduktion im Land und dann bekam ich noch ganz viele verschiedene Gewürzsalze geschenkt, die sie in verschiedenen Läden in der Stadt verkauft. Hanno ist Fan vom gesmoktem Himalaya-Salz, ich liebe die Guacamole-Mischung.

Abends ging es dann noch in ein Restaurant in der Stadt und wir probierten die traditionelle Suppe „Olla de Carne“. Hmmmmm, super lecker. Wir wurden, wie selbstverständlich, auch hier eingeladen. Die Gastfreundschaft der beiden kennt keine Grenzen. Wir sind immer noch total hin und weg. Was für eine schöne Begegnung. Wenn ich jetzt so darüber schreibe wird mir wieder warm ums Herz. Einfach toll. Genau sowas macht diese Reise aus.

Nach zwei Nächten verabschiedeten wir uns von den beiden und wurden sogar noch zum Weihnachtsfest der Familie eingeladen. Mal schauen, ob es uns nochmal nach San José treibt und wir die beiden wiedersehen oder ob wir ihnen beim nächsten Aufeinandertreffen unsere Heimat zeigen werden. Vor ein paar Jahren haben sie eine Weintour am Rhein gemacht, von der sie schwärmen. Also wer weiß, vielleicht zeigen wir ihnen irgendwann mal Aachen und die Eifel und können uns revanchieren für die tollen Tage bei ihnen.

Tag 853-861 | Laguna del Arenal, Playa San Juanillo, Playa Ostional, Playa Marbella, Playa San Miguel, Playa Coyote, Guanacaste, Costa Rica

Tag 853-861 | Laguna del Arenal, Playa San Juanillo, Playa Ostional, Playa Marbella, Playa San Miguel, Playa Coyote, Guanacaste, Costa Rica

Von San José ging es in die Berge, vorbei am Vulkan Arenal bis an die Laguna del Arenal.

Kurz vor unserem Ziel mussten wir dann aber doch nochmal rechts ranfahren um die Coatimundis, die rund um den See leben, etwas näher zu betrachten. Die kleinen Kerlchen kamen direkt zum Auto gerannt und dieses Verhalten machte klar, dass sich nicht jeder an das Fütterungsverbot zu halten schien. Wir blieben ein bisschen bei den Kerlchen, bis sie das Interesse verloren, da wir offensichtlich nix zu futtern für sie hatten. Chico beäugte uns und die Coatimundis misstrauisch von Bruno aus. Mit denen würde er wohl keine Freundschaft schließen, die waren ihm nicht geheuer.

Am Platz für die Nacht fanden wir dann auch Jaro und eigentlich wollten wir länger bleiben und nach der stressigen ersten Zeit in Costa Rica mal zur Ruhe kommen.
Ein Projekt, welches uns noch auf dem Herzen lag war die Reparatur des Tachos. Als abends der Regen einsetzte verzogen wir uns und widmeten uns den mittlerweile zwei defekten Tachos um aus ihnen einen funktionierenden zusammen zu bauen. Leider hielt unser Erfolg nur für 2 Kilometer. Schade!

Am nächsten Tag unterbrachen wir unser „zur Ruhe kommen“ dann, da wir gehört hatten, dass an der Küste in Ostional eine „Arribada“ stattfand. Das ist eine Massenmigration von Schildkröten, die an den Strand kommen um ihre Eier abzulegen. Ich hatte tolle Fotos von diesem Naturschauspiel gesehen und wollte es gerne einmal mit eigenen Augen sehen. Also fuhren wir einmal quer durchs Land und kamen zur Dämmerung in der Nähe von Ostional auf der Nicoya Halbinsel an. Am nächsten Morgen ging dann um 4 Uhr morgens der Wecker und um 5 Uhr hatten wir Tickets und einen Guide und waren startklar. 1,5 Stunden verbrachten wir am Strand. Was hatten wir erwartet, was hatten wir gesehen? Definitiv zweierlei. Meine romantische Vorstellung, wie unzählige Schildkröten am Strand gemeinsam nisteten und dann ins Meer zurück kehren wurde nicht erfüllt. Es waren unzählige Schildkröten am Strand, aber auch Massen von Menschen, Geiern und anderen Nesträubern. Dazu lagen überall am Strand kaputte, ausgebuddelte Eier, da einfach zu viele Schildkröten kamen. Die Nachfolger buddelten bei der Suche nach einem geeigneten Nistplatz die bereits gelegten Eier wieder aus. Es stank und die Schildkröten die dort waren, taten mir einfach nur leid.
Insgesamt einfach kein schönes Erlebnis, aber so ist das manchmal wohl einfach, wenn man Natur Natur sein lässt und das ganze dazu noch im großen Rahmen vermarktet wird.

Von Ostional ging es dann wieder zum letzten Schlafplatz Playa San Juanillo. Jaro war mit von der Partie und wir verbrachten die nächsten Tage mit Reparaturen an den Autos, schnorcheln und faulenzen.

Als es uns dann doch zu voll wurde und wir die Touristen satt waren, die (verständlicherweise) immer die selben Fragen zum Auto und unserer Reise stellten, ging es weiter zum Playa Marbella. Auf der Nicoya Halbinsel ist das wohl mein Lieblingsstrand. Wild und windig, mit Surfwellen und wenig bebaut. Wir blieben zwei Nächte, bis uns die Neugier weitertrieb.

Mit dem 1.12. läuteten wir dann die Weihnachtssaison ein. Wie jedes Jahr hängten wir den Reise-Weihnachtsbaum auf, der uns schon seit 2015 jährlich begleitet und ich baute aus Treibholz und Muscheln noch einen zweiten kleinen Weihnachtsbaum fürs Fenster. Zusammen mit Mamas Lichterkette würde es das wohl dieses Jahr sein. Ein bisschen sehnten wir uns nach Schmuddelwetter, Plätzchenbacken, heißen Getränken und gemütlichen Abenden.

Dann gings ziemlich ruppig auf Schotterpisten die Küste runter bis zum Playa San Miguel und zum Playa Coyote, wo wir jeweils eine Nacht blieben und es genossen raus aus der Touristenregion zu sein. Wir sahen keine Menschenseele und verbrachten die Tage mit Surfen, Kokosnuss-Schlachten und Strandspaziergängen.

Die nicht vorhandenen Touristen bringen dann aber leider auch ein anderes Phänomen zum Vorschein: Müll. Wir waren schockiert von der Menge. Man fand mehr FlipFlops und PET-Flaschen als Muscheln am Strand. Das macht traurig und ich glaube wir waren uns noch nie so bewusst, wie auf dieser Reise, was für Umweltverschmutzer wir Menschen sind. Wir diskutieren oft und viel über den Fußabdruck den wir hinterlassen und vergleichen unser jetziges Leben mit dem, welches wir in Deutschland geführt haben. Das Bewusstsein für den Umweltschutz ist bei uns so viel größer geworden und ja, wir fahren unseren stinkenden dicken Bruno, aber dafür haben wir nur 6 Quadratmeter Lebensraum, konsumieren weniger Luxusgüter, haben unseren Fleischkonsum stark reduziert, gehen nicht shoppen und haben definitiv einen geringeren Verbrauch an Wasser als früher. Wir leben autark mit Solarenergie und vermutlich erzeugen wir auch trotz Brunos Dieselmotor weniger Treibhausgase als wir es in Deutschland in unserer 65qm Wohnung getan haben. Das Ganze ist ein Balanceakt und ich wünsche mir sehr, dass wir die Balance finden wenn wir uns dann wieder vergrößern und uns an einen Ort binden. Mal sehen, was die Zukunft bringt…