Durchsuchen nach
Author: Kerstin

Tag 761-777 | Chichicastenango / Lago Atitlan, San Marcos und San Pedro, Nariz del Indio, Solola, Guatemala

Tag 761-777 | Chichicastenango / Lago Atitlan, San Marcos und San Pedro, Nariz del Indio, Solola, Guatemala

Von unserem Orchideencampground aus ging es in die Berge. Schon die Nacht war angenehm unter 30 Grad Celsius und wir schliefen gut. Die Berge versprachen, dass es noch ein bisschen kälter wird und wir freuten uns darauf.
Es war ein langer Fahrtag und je weiter wir auf der Bergpassage unterwegs waren, desto ärmer wurden die Menschen.

Es war kein guter Tag für uns und wir kamen mehrfach an unsere Grenzen. Die Menschen waren arm, ohne Frage können sie da nix für, aber zur Armut kam leider auch der Fakt von fehlender Bildung.
Die Mischung ist, wie sich jeder Denken kann, echt nicht gut aber irgendwie auch logisch. Überall Müll, überall streunende Hunde und sehr viele Begegnungen mit Meinungen und Gewohnheiten, die für uns nicht gut ertragbar waren.
Nachmittags fanden wir einen kleinen Schotterplatz und dachten der wäre gut für die Nacht. Kinder aus dem nahen Dorf kamen zum Fußball spielen und zum Auschecken von Bruno. Ihre Finger waren schnell überall und es wurde fleißig an den Schlössern rumhantiert. Als es zu Regen begann verzogen sie sich und wir hofften, das wars. Der älteste der Truppe, vielleicht 14, fuhr den Rest mit dem Auto zurück ins Dorf.
Nach einer Stunde waren die Kinder dann aber wieder da. In Begleitung von Erwachsenen und das Spiel ging von vorne los. Wieder wurden die Türen probiert und die Schlösser befinget. Nicht cool. Die „Eltern“ sagten nix und als wir dann schlussendlich das Fenster öffneten, als sie mal wieder am Zahlenschloss dran waren, fühlten sie sich sichtlich ertappt. Der älteste schob alles auf die kleinen. Hervorragend. Die Erwachsenen mischten sich gar nicht erst ein.
Wir fuhren weiter, hier fühlten wir uns mehr als unwohl. Am Ende landeten wir auf einem Tankstellenparkplatz und parkten im Schatten eines schrottreifen LKWs.
Krönung am nächsten Tag war dann, dass ein Auto vor uns ohne Bremsen oder eine andere ersichtliche Reaktion einen Hundewelpen plattfuhr. Das war zu viel für mein eh schon angeschlagenes Gemüt.

Wir waren beide einfach froh, als wir diese Region hinter uns hatten und in Chichicastenango ankamen. Hier blieben wir 2 Tage und versuchten den Charme der Stadt zu ergründen. Ein Café zu finden, war schon mehr als schwer gewesen und dazu noch teuer. Trotzdem kann ich verstehen, warum man die Stadt mag. Hier findet das alltägliche Leben statt und es ist noch nicht wirklich was für den Tourismus geschönt.

Jeden Donnerstag und Samstag findet hier einer der größten Märkte Zentralamerikas statt. Das ist die Zeit, wenn die Touristen für wenige Stunden die Straßen fluten. Wir nahmen das Erlebnis am Donnerstag mit und tauchten tief in das Leben in Guatemala ein. Wir waren früh dran und die Leute waren noch nicht auf die Touristenbusse eingestellt. Das war ganz nett, denn es wurde noch fleißig aufgebaut und wir weitestgehend in Ruhe gelassen. Es war interessant zu sehen wie die Leute aus allen Ecken der Region ihren Wocheneinkauf erledigen. Es scheint, als wäre es für die ganze Familie ein Ausflug und jeder freute sich auf den Tag. Neben den Bauern und Schlachtern, Wunderheilern und Haushaltswarenerkäufern gab es dann eben auch die Stände für die Touristen. Sie boten mehr oder weniger alle das selbe an und das hatten wir schon so oft gesehen. Wir fanden keine schöne neue Fußmatte für Bruno und es blieb bei einem Sack Lidschis und Äpfeln. Noch Vormittags machten wir uns auf den Weg zum Lago Atitlan.

Die Fahrt bis zum Lago Atitlan ist die meiste Zeit Highway. Nur das letzte Stück runter nach San Marcos La Laguna geht es auf einer steilen Serpentinenstraße. Die Kurven sind so steil, dass nicht mal der Wendekreis von kleinen Autos passt um auf der eigenen Spur zu bleiben. Spannend. Wir fuhren mal wieder mit angezogener Handbremse und dem ersten Gang runter.

Dann waren wir endlich da. Paradies Pasaj Cap. Ein Grundstück eines französischen Auswanderers der Bungalows vermietet und seine Wiese für Camping geöffnet hat.
Nach gut einem halben Jahr trafen wir Willow und Lee wieder und verbrachten den ersten Tag nur mit quatschen. Es gab schon verdammt viel zu erzählen, auch wenn wir permanent per Telefon in Kontakt standen. Wir lernten auch Katze Nummer zwei kennen. Lizzy, die noch mit Schnupfen und unkontrolliertem Scheißen kämpfte. Aber Chico mochte sie direkt und in den nächsten Tagen fanden die Tierärzte dann auch endlich das richtige Antibiotika für die kleine Maus.

Nach einem Tag Ruhe gings dann los. Morgens früh zum Steg und mit dem Boot nach San Pedro. Das würde nun für die nächste Woche zur Routine werden, denn wir drückten täglich für 4 Stunden die Schulbank. Spanisch Privatunterricht. Etwas nervig war, dass die Bootsfahrer nicht mochten, wenn man den gleichen Preis wie die Einheimischen zahlt. Natürlich sollten wir mehr zahlen, aber im Laufe der Woche gaben wir immer häufiger nach, weils echt anstrengend ist.

Bei der Mayab Spanish School bemühten Ladie und Edwin sich dann darum uns unregelmäßige Verben und verschiedenste Zeiten in die Köpfe zu hauen. Beide Lehrer waren echt gut und wir mussten echt 4 Stunden voll mitdenken. Es war cool, dass wir direkt dort anknüpfen konnten, wo wir im Spanisch standen und ja, wir haben so einiges gelernt. Die Schule war ein Vollzeit Job. Von Edwin bekam ich immer Hausaufgaben und zusammen mit dem reinschreiben meiner Mitschrift füllte es den kompletten Nachmittag. Chico war wie immer große Hilfe und fragte sich vermutlich, was ich da stundenlang mache.

Am Nachmittag stiegen wir meistens schon in San Marco vom Boot und bummelten etwas durchs Dörfchen. Das ist ziemlich Hippie und wer unbedingt mal nackt Joga im Wald machen will oder seine innere Farbe erfahren möchte sollte mal hier Urlaub machen. Auch für Covid-Leugner ist dieser Ort ein wahres Paradies.
Immerhin war die Wäscherei ehrlich. Die Klamotten riechen sauber, heißt aber nicht, dass sie es auch tatsächlich sind.

Wir freuten uns vor allen Dingen über die italienische Bäckerei und das Schweizer-Käse-Restaurant.

Die Berge im Umkreis sorgten für angenehme Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad und Nachts packten wir sogar wieder die Bettdecken aus. Sie hatten aber auch einen großen Nachteil, denn sie stauten die Wolken und fingen den Regen ein. Es ist weiterhin Regenzeit und die bekamen wir täglich zu spüren. Wir wollten Bruno nur ein Stückchen bewegen, um eine schlammfreie Stelle vor der Tür yu haben, doch stattdessen verwandelten wir die gesamte Wiese in ein Schlammfeld. Ups…
Der Camper sah aus wie Mist und wir hatten am Ende einfach an jeder Stelle Schlammpfötchenabdrücke.

Die Zeit außerhalb der Spanischschule füllten wir unterschiedlich. Ich lernte viele Vokabeln, schrieb Tagebuch, sortierte Fotos und plante die Route. Hanno braute Bier, erfreute sich über klare Bierergebnisse und arbeitete an seinem Freelancer-Auftritt. Chico machte die meiste Zeit nur Unsinn und genoss die unendliche Freiheit mit Aimee und Lizzy zu spielen, auf dem Gelände rumzustreunen und in der Sonne zu liegen.

Dann planten wir unsere Weiterreise. Als Abschluss wollten wir auf jeden Fall noch die Nariz del Indio besteigen und so buchten wir einen Guide und der Wecker ging am nächsten Morgen um 3. Um 4 saßen wir im Auto, wenig später hörten wir es zischen. Ein Loch im Vorderreifen. Beim Blick auf das verbliebene Profil kein Wunder. Der Reifen wurde notdürftig geflickt und wenig später ging die Wanderung los.
Wir waren etwas spät dran, schafften es aber noch genau zum Sonnenaufgang. Das hatte sich wirklich gelohnt! Wahnsinn. Mit dem Aufgang der Sonne verschwanden die Wolken und die Farben und der Ausblick waren einfach Spitzenklasse.

Nachmittags sprangen wir dann noch schnell in den See. Wir hatten 10 Tage hier verbracht und waren nicht einmal im Wasser gewesen. Ein absolutes No-Go für die Einheimischen. Also rein da! Es war gut von der Temperatur, fing aber wenig später wie immer an zu regnen. War ein kurzes Vergnügen aber wir waren drin.

Am nächsten Tag gings zurück die Serpentinen hoch. Wir hatten Respekt und zwar zu Recht.

Bruno hatte ganz schön heiß. Wir hielten am Straßenrand als die Temperaturanzeige sich Richtung roten Bereich bewegte. Beim Aussteigen sah ich schon die Rauchwölkchen aus dem Motorraum steigen. Beim Öffnen der Motorhaube war dann klar, was was Sache ist. Die Kühlflüssigkeit kochte im Kühlflüssigkeitsbehälter und der Überlauf spuckte fleißig die Kühlflüssigkeit aus. Wir hatten es echt geschafft die Kühlflüssigkeit zu kochen! Armer Bruno. Wir entlüfteten das System und ließen ihn ordentlich abkühlen. Zum Glück hatten wir gehalten, bevor wir was kaputt gemacht haben und es bis oben geschafft. Ab jetzt wurde es wieder entspannter.

Tag 754-761 | Flores, El Remate, Tikal, El Rosaro, Petén / El Refugio, Semuc Champey, Cobán, Alta Verapaz, Guatemala

Tag 754-761 | Flores, El Remate, Tikal, El Rosaro, Petén / El Refugio, Semuc Champey, Cobán, Alta Verapaz, Guatemala

Am 16.08. ging es dann morgens raus aus dem Mountain Pine Ridge Forest Reserve und schnurstracks zur Grenze.
Wir machten uns auf einen langen und heißen Tag gefasst, an einem chaotischen Grenzübergang.
Mit stapeln von Kopien all unserer Dokumente, Bargeld und einer Checkliste ging es los. Ausstempeln aus Belize war einfach aber teuer. 40 $ pro Nase Tourismusgebühr. Einmal mehr zeigte Belize uns auf was das Land es abgesehen hatte: Geld!
Bruno war auch ausgecheckt und Chicos Ausreisepapiere hatten wir auch schnell in der Hand.
Also rollten wir weiter und nachdem irgendein Mensch ohne Uniform oder sonst was uns ein Tor öffnete, fuhren wir durch die Desinfektionsanlage die ein bisschen rum sprenkelte.
Dann gings zur Immigration. Wir mussten uns mal wieder an so unsinnige Regeln halten wie 2 m Abstand zueinander halten (Hallo? Wir sind im gleichen Auto angereist?!). Immerhin wurden unsere COVID-Impfungen hier beide akzeptiert und wir füllten wenig später (nebeneinander, ohne Abstand) unsere Immigrationspapiere aus. Guatemala ist das erste Land der CA-4 Länder (Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua). Wir würden einmalig 3 Monate Visum für die Länder bekommen. Mal schauen, wie lange wir also in Guatemala bleiben.
Dann ging die Rennerei los. Wir leiteten den Import von Bruno in die Wege. Die Gebühren für den Import konnte man aber nirgendwo an der Grenze begleichen. Wir würden in die nächste Stadt laufen müssen, da wir ja ohne Import nicht fahren durften. Erst mal checkten wir dann beim Tierarzt noch ein. Eigentlich reicht ein Gesundheitszertifikat, welches einseitig bescheinigt, dass Chico gesund und geimpft ist. Wir machten den Fehler den EU Ausweis vorzulegen und prompt wollte der Beamte von jeder Seite des Ausweises eine Kopie. Na bravo.
Als wir dann auch die Quittung für die Gebühren des Tierarzt in Händen hielten und damit beauftragt wurden, den Betrag in der nächsten Bank zu begleichen und die Kopien des Ausweises zu machen, teilten wir uns auf.
Chico und ich bewachten Bruno, während Hanno in die nächste Stadt lief. Immerhin hatte die Bank eine Klimaanlage und das warten war für Hanno angenehmer als für Chico und mich.

Dann hatten wir endlich alles bezahlt und alles kopiert und bekamen die letzten beiden Dokumente für Chico und Bruno. Auf gehts. Hallo Guatemala.

Unser Weg führte uns direkt an den Lago Petén. Wir übersprangen ein paar der archäologischen Fundstädten der Mayas und entschieden uns, nur das Highlight zu machen: Tikal.
Am Lago Petén angekommen, suchten wir uns ein Zimmer. Nicht um drin zu schlafen, sondern um Chico am nächsten Morgen um 5 darin unterzubringen. Tiere sind in Tikal nicht gestattet und die durchsuchen sogar Autos. So genau wissen wir nicht warum, aber es wird strikt durchgesetzt und wir wollten Ärger vermeiden. Also hatten wir einen schönen Platz am Seeufer, schauten über den See, tranken das erste Guatemalische Bier (Gallo – welches wir nicht mögen) und sprangen in den pipiwarmen See.
Die Gegend ist echt schön, aber es ist so bedrückend heiß, man kann kaum atmen. Wir freuten uns über das große Gewitter am Abend und hofften, dass die Temperatur sinken. Zu zweit in unserem 1m Bett wird etwas ungemütlich bei 40 Grad.

Am nächsten morgen um halb 5 ging der Wecker. Chico zog in sein Zimmer und wir machten uns auf den Weg nach Tikal. Das Gelände ist riesig und wir entschieden uns direkt für den Mut zur Lücke. Unser Anspruch war nicht, alles zu sehen. Die Highlights, und gut ists. Ich glaub wir sind aus Mexiko einfach ein bisschen gesättigt von den immer ähnlichen Pyramiden, Ballsportfeldern und Tempeln.
Also machten wir den Hauptplatz, kletterten auf einige der größten Bauwerke und freuten uns vor allen Dingen über bewaldete Wege und kühlere Luft.

Tikal ist durchaus eine der beeindruckendsten Stätten die wir gesehen haben und ich wünschte wir würden es mehr zu schätzen wissen. Aber im Grunde fühlte es sich so an, als wären wir nur hier, weil alle Welt sagt, dass man das ja wohl nicht auslassen kann, wenn man in der Gegend ist.
Wir stromerten also 3 Stunden über das Gelände und hatten für unseren Geschmack genug gesehen.

Tikal wird sicher hängen bleiben in unserer Erinnerung. Die Gebäude sind gut erhalten, es macht Spaß durch die Wälder zu laufen und die Tempel zu erklimmen.
Was aber vor allen Dingen hängen geblieben ist, ist die Vielzahl der Tiere auf dem Gelände.
Schwärme von Tukane, Klammeraffen, Eichhörnchen, Insekten, verrückte pfauähnliche Vögel und Coatis. Die meiste Zeit verbrachten wir wohl mit Tiere-Gucken statt Steine-Gucken. Auch gut.

Mittags waren wir zurück bei Chico, der sich freute zurück in Bruno zu ziehen. Wir fuhren weiter den See entlang und suchten uns ein Hostel zum Campen. Am Abend planten wir eine Überfahrt mit dem Schiff auf die Insel Flores, wo wir anlässlich unseres dritten kirchlichen Hochzeitstags Essen gehen wollten. Den Tag verbrachten wir im Schatten und versuchten vergeblich mal eine Minute nicht zu schwitzen. Zwecklos, also gingen wir eine Runde wandern bis zu einem Aussichtsturm im Wald von dem aus man die Insel als Ganzes erblicken konnte.

Am frühen Abend ging es dann mit dem Boot rüber nach Flores und wir schlenderten an der Uferpromenade einmal um die Insel. Ganz niedlich, aber der Verkehr war unangenehm laut.
Dann gings ins Restaurant und wir fanden einen sehr liebevoll gedeckten Tisch mit frischen Blumen vor. Hanno hatte bei der Reservierung erwähnt, dass wir unseren Jahrestag feiern und der Besitzer des Restaurants hatte dies sehr ernst genommen. Wir hatten den besten Tisch und es war auch der einzige mit Stofftischdecke und Servietten. Voll süß!

Das Essen war gut und die Atmosphäre echt nett. Da Hannos bestellter Cocktail vom Kellner auf direktem Wege in meinen Schoß befördert wurde, bekam Hanno ein neues doppelt so großes Glas und am Ende das Abends waren wir, nachdem auch noch ein Glässchen Rum getestet wurde, ziemlich lustig drauf. Ein echt schöner Abend.

Dann gings weiter in großen Schritten durchs Land. Wir kauften in Santa Elena groß ein. Da man nie weiß, was man über die Grenze bringen darf, oder was einem abgenommen wird, sind wir immer ziemlich leergefegt im Kühlschrank und im Vorratsschrank. Wir fanden einen großen Supermarkt. Große Supermärkte werden uns immer wieder zum Verhängnis. Wir übertreiben dort immer maßlos. Dieses Mal gings sogar, aber wir leisteten uns eine neue Bluetooth-Box und kauften 15 Liter Sprudel. Lange nicht so über Wasser mit Kohlensäure gefreut!

Unsere Strecke war relativ abenteuerlich. 10 km vor unserem Ziel mussten wir eine sehr fragwürdige Fähre über den Fluss nehmen. Nix für schwache Nerven, aber es schien so, als wüssten die Herren was sie tun.

Dann waren wir nach einem langen Fahrtag endlich in El Rosario und wurden vom Ranger dort freudig begrüßt. Wir waren die einzigen Menschen dort und nachdem wir von einem Mückenschwarm überfallen wurden, war auch klar, warum niemand dort war. Sowas heftiges haben wir noch nie erlebt. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir unter unserem Moskitonetz-Zelt.
Zum Sonnenuntergang gings dann noch zum Steg und wir suchten nach den Krokodilen, die wir aber nicht fanden. Nachmittags waren sogar Leute schwimmen. Das ließen wir lieber, auch weil das Wasser nicht gerade klar und sauber aussah. Ohne die Moskitos wäre El Rosario aber echt ein richtig schöner Ort gewesen. Schade, dass die kleinen Blutsauger den Ort so unerträglich machen.

Am nächsten Tag fuhren wir knapp 150 km und kamen Nachmittags in El Refugio an. Ein weiterer Ort mit unglaublich tollem Wasser. Die Farben hier sind einfach wie gemalt. Schwer zu glauben, dass das real ist, was wir zu Gesicht bekommen.
Wir vermasselten es dann aber leider so richtig mit dem Zeitpunkt und vertagten unsere Bade-Session auf später am Tag. Dank Dauerregen, der ungefähr eine Stunde nach unserer Ankunft losging, wurde dann aus unserem Schwimmen nichts mehr. Es regnete durchgehend bis zum nächsten Morgen und das Wasser im Fluss wurde braun. Schade. Ansonsten war das einer der schönstenStellplätze seit langem und die Familie bei der wir standen echt nett.

Dafür konnten wir den Regen nutzen um intensiv unsere Route zu planen. Das 3 monatige CA-4 Visum verlangte danach, dass wir einigermaßen organisiert und mit Plan die Länder bereisten. Die Strafen fürs Überziehen sind empfindlich hoch und im Zweifel bekommt man dann echt Probleme an den Grenzen der Länder oder Bruno wird stillgelegt. Chico war, wie immer wenn wir versuchen sinnvoll auf dem Tisch zu arbeiten, eine große Hilfe.


Es ging dann am nächsten Tag weiter über Stock und Stein ins Hochland Guatemalas.
Unser Ziel war es nach Semuc Champey zu kommen – und zwar heil. Damit verbunden war aber erst das rumkurven durch diverse Ortskerne, eine steile Passstraße und dann 10 km Offroad. Ein richtiges Abenteuer, welches wir definitiv nicht jeden Tag brauchen.

Bruno ist gut im Gelände, aber irgendwie ist es schon was anderes, wenn man sein ganzes Haus mit rumfährt. Man ist deutlich weniger bereit ein großes Risiko einzugehen. Wenn wir Bruno schrotten sind wir immerhin wohnungslos und vermutlich wäre es das Ende dieser Reise.
DIe 10 km dauerten dementsprechend ewig und wir brauchten von Untersetzung bis Allrad alles. Die „Straße“ war eng und wir beteten permanent, dass kein Gegenverkehr kommt. Es war zusätzlich super super steil und die Fahrbahn unbefestigt. Berg hoch gings mit Untersetzung und Allrad, da der erste Gang es nicht packte und Berg ab ebenfalls mit Untersetzung, Motorbremse, angezogener Handbremse und Fuß auf der Bremse. Puh.
Wir waren schweißgebadet und froh als wir da waren. Weniger froh waren wir über die Massen an Leuten die alle ums Auto rumhüpften und uns Sachen verkaufen oder unsere Guides sein wollten. Super anstrengend und unseren Nerven lagen eh schon blank. Am Ende entschieden wir uns für Guide Alex, der weniger aufdringlich und einigermaßen nett wirkte. Immerhin wurden wir so die anderen Leute los.
Mit Alex verabredeten wir uns für den nächsten Tag und verkrümelten uns mit Chico in ein nahes Waldstück zum spazieren. Den Rest des Tages regnete es und wir verschanzten uns in Bruno, wo uns keiner nerven konnte.

Am nächsten Morgen machte der Park um 8 Uhr auf. Exakt die Zeit, zu der wir starten wollten. Also ging es nach dem Frühstück direkt los und wir freuten uns, dass wir quasi alleine waren. Zuerst wanderten wir bis zum Aussichtspunkt und waren froh, dass wir so früh dran waren. Es würde schnell wieder heiß werden gegen Mittag und jetzt bekamen wir noch eine kühle Brise ab.
Von oben war der Blick über die Pools wie zu erwarten war fantastisch. Semuc Champey ist ein echtes Phänomen. Unter den Pools fließt unterirdisch ein Fluss. Die Wasserbecken die man sieht und in denen man schwimmen kann sind bis zu 3 m tief. Die Becken werden vom Regenwasser und den Berghängen drumherum gespeist, während der Fluss sein Wasser von weiter weg bekommt (deswegen sind die Becken auch klar, selbst wenn der Fluss braun ist). Von oben nicht zu sehen war, wie gewaltig der Fluss ist und wie stark die Wassermassen sind. Ich weiß nicht wie dick die Felsschicht zwischen Fluss und Wasserbecken ist, aber alleine die Vorstellung über diesen Wassermassen in den Becken zu plantschen, war gewöhnungsbedürftig.

Nachdem wir noch eine Picknickpause mit einer frischen Kakaofrucht gemacht hatten, ging es an den Abstieg. Eine halbe Stunde später standen wir an den Wasserbecken, die erstaunlich klar und erstaunlich kalt waren. Den Vormittag über plantschten wir im Wasser. Als es uns zu voll wurde gings zurück zu Bruno zur Mittagspause.
Dort entdeckte uns auch unser Guide Alex und nach der kleinen Mittagspause ging es mit ihm auf die andere Seite des Flusses in eine Höhle.

Auf dem Weg zur Höhle merkten wir nochmal wie stark der Fluss ist und man konnte ganz gut sehen wie der Fluss unter der Poolebene wieder zum Vorschein kommt. Für uns ging es aber erst mal in eine Höhle.
Das Erlebnis war ähnlich zu dem in der ATM Cave in Belize nur deutlich unprofessioneller und gruseliger.
Wir bekamen Kerzen um uns den Weg zu leuchten und es war eine echte Herausforderung die Kerze nicht im Wasser zu versenken. Es war stockdunkel und es gab auch hier Passagen in denen wir schwimmen mussten, mit der Kerze in einer Hand oder Leitern hochklettern…
Ich war beschäftigt mit der Erhaltung meiner Kerze während Hannos Gedanken um den Regen und mögliche Sturzüberflutungen in der Höhle kreisten. Der Müll der zwischen den Felsen an der Decke feststeckte ließ vermuten, dass das Wasser hier schonmal übel hoch steht.

Nach einer Stunde waren wir wieder am Tageslicht und froh, das wir die Tour mit Alex gemacht haben. Alleine in der Höhle ohne Plan, welchen Weg man nehmen muss, wäre schon sehr gruselig gewesen.

Für umgerechnet 5 Euro liehen wir uns dann noch alte Reifen und liefen bis zu den Pools. Von dort aus konnten wir in den Fluss einsteigen und uns treiben lassen. Alex hatte mitgedacht und uns zwei Corona besorgt. So ging es in einigermaßen gemächlichen Tempo den Fluss runter bis unser Bier leer war und wir die Ausstiegsstelle erreichten.

Den Rest des Tages verbrachten wir dann wieder in den Pools im Park und können wirklich sagen, dass sich die mühsame Fahrt nach Semuc Champey gelohnt hatte. Ein echtes Erlebnis. Nur die sehr penetranten Verkäufer und Guides und einige echt unfreundliche Menschen vor Ort haben das Bild ein wenig getrübt.

Im Regen, da die Strecke ja nicht schon anstrengend genug war, ging es zum Glück ohne große Probleme zurück und bis nach Cobán.
Hier wurde nochmal eingekauft und wir aßen unglaublich schlechtes Chinesisch-Fastfood in einer bei einheimischen sehr beliebten Restaurant-Kette. Naja.
Eigentlich wollten wir dann auf einer Kaffeeplantage schlafen. Willow und Lee und Katja und David waren auch hier gewesen und wir kannten die Details zu Preisen und Tour bereits. Als die Besitzer dann den doppelten Betrag von uns haben wollten, drehten wir um. Es ist klar, dass wir immer mehr zahlen als die Einheimischen, aber innerhalb von 1 Woche die Preise zu verdoppeln war einfach nur frech. Nach unserer Erfahrung in Semuc Champey waren wir nicht gewillt uns über den Tisch ziehen zu lassen. Sie hatten es probiert und dieses Mal verloren. Sobald wir wieder im Auto saßen, kamen sie angerannt um uns den „normalen“ Touristenpreis zu nennen. Zu spät, wir wollten dieses Verhalten nicht unterstützen und fuhren stattdessen zu einer Orchideenfarm.

Hier wurden wir super nett empfangen und auch wenn wir nicht wirklich Interesse an Orchideen hatten buchten wir eine Tour für den nächsten Morgen. Der Campspot war mega schön und Chico war den Nachmittag über irgendwo in den Büschen verschwunden. Dem gefiels hier also schonmal gut.

Am nächsten Morgen gings dann um 8 auf Tour mit unserem Guide. Der hatte zwar keinen Plan welcher Covid-Impfstoff gerade im Empfangsbereich der Farm verimpft wird, kante dafür aber jede Menge Namen und Geschichten zu den Orchideen. Schonmal gehört aber total vergessen hatten wir, dass Vanille eine Orchideenpflanze ist. Außerdem erfuhren wir viel über die Historie und wie Orchideen als Zahlunsmittel genutzt wurden, wie spanische Seefahrer sie entdeckten und dass es etwa 1000 Gattungen gibt. Wir sahen die verschiedenen Wuchsformen und lernten wie wir Orchideen von anderen Blumen unterschieden können.
Am Ende kamen wir noch am Käfer-Hotel vorbei, welches in Stuttgart gegründet wurde und nun ein weltweites Netzwerk von Nachahmern hat.

Nach einem letzten Tee auf der Terrasse bei den echt netten Leuten der Orchideen-Farm verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg weiter Richtung Lago Atitlan.