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Author: Kerstin

Tag 661-672 | Las Nubes, Laguna Miramar, Reforma Agraria, Chiapas, Mexico

Tag 661-672 | Las Nubes, Laguna Miramar, Reforma Agraria, Chiapas, Mexico

Am nächsten Morgen ging es früh los. Unser erstes Ziel war Las Nubes mit seinen Wasserfällen und türkisfarbenem Wasser. Kaum weg von den Lagunas Montebello änderte sich das Klima. Es wurde feucht und schwül. Nur vom Sitzen fing man an zu schwitzen und das Termometer krabbelte bis knapp unter 40 Grad. 

Der Weg bis Las Nubes führte quer durch Zapatista-Land und wir passierten an kleinen Ortschaften die Hinweisschilder, dass Militär und Polizei hier nicht geduldet werden. Wir wurden angestarrt, meistens aber danach freundlich gegrüßt. Die Leute scheinen alle durchweg freundlich und zuvorkommend. 
Auf einem kleinen Markt kauften wir dann noch ein. Gemüse und Obst und alles was wir sonst so bekamen. Der südliche Teil Chiapas gehört zu einem der abgeschiedensten Landesteilen in ganz Mexico. Auf den nächsten 700 km gab es keine offiziellen Tankstellen, Geldautomaten oder große Supermärkte. Hier leben die Leute noch traditionell, bauen Gemüse an, halten Vieh und Geflügel und greifen auf die Ressourcen des Waldes und der Flüsse zurück. Durch unsere Tour durch unzählige Dörfchen, die irgendwo im Nirgendwo liegen, bekamen wir einiges vom Dorfleben mit. Die Uhren scheinen langsam zu ticken und fast an jedem Haus liegt jemand in der Hängematte. Erstaunt hat uns, dass in den Maya-Gemeinden vor allen Dingen die Frauen schwer arbeiten. Sie schleppen Brennholz in Taschen auf ihren Rücken, die mit Riemen über ihre Stirn gespannt werden, sie hacken Holz im Vorgarten, sie laufen durch die Hitze, während der Mann auf einem Esel voran reitet etc. Auch scheint hier kaum jemand ein Auto zu haben. Wir trafen unzählige Menschen von Kind bis alter Omi, die durch die sengende Hitze über die Schotterpiste liefen und fragten uns mehr als einmal wie weit und wohin sie wohl laufen.  

In Las Nubes angekommen war unser freier Campspot abgeriegelt und campen nicht gestattet. Also machten wir Mittagspause, gingen im Dschungel wandern und fuhren dann weiter zu unserem Alternativspot. Es wurde bereits richtig grün in diesem Teil von Chiapas und auch Chico war happy mit den Bäumen und Sträuchern und jede Menge Eidechsen, die er jagen konnte.

Der alternative Campspot war zwar nicht kostenlos aber traumhaft und wir entschieden direkt zwei Nächte zu bleiben und das erfrischende Wasser zu nutzen. Es war unerträglich heiß. Nach der Wanderung sehnten wir uns nur noch nach einer Runde schwimmen und verbrachten den Rest des Tages im kühlen Nass, bevor wir abends endlich nochmal am Lagerfeuer verbrachten und die Nacht länger und unterhaltsamer wurde als geplant.

Am nächsten Tag machten wir dann noch eine Wanderung durch den Dschungel und zu einem weiteren Aussichtspunkt. Wir staunten über die Farbenpracht, die wir vor allen Dingen von den Aussichtsplattformen zu Gesicht bekamen. Auf dem Rückweg freuten wir uns wieder nur auf den Sprung ins Wasser. Wir hörten einfach nicht mehr auf zu schwitzen. Trotz der Temperaturen hatten wir unseren Abstecher in Chiapas Süden gerade noch richtig geplant. Das Wasser hier wechselt in der Regenzeit seine Farbe zu matschig braun und das ist nun wirklich kein schönes Bild. Nur eine Wochen nach unserer Tour fing der Regen bereits an.

Dann gings weiter zur Laguna Miramar. 50 km, 1,5 Stunden sagte das Navi. Optimistisch. Wir brauchten fast 4 Stunden. Die Straße ist nur Schotterpiste, einspurig und in mittelmäßigem Zustand. Dazu geht es immer wieder steil bergauf oder bergab. Bruno hatte ordentlich zu ackern, brachte uns aber verlässlich ans Ziel. Nicht vorstellbar, dass man die Strecke in der Regenzeit schafft. Wieder fuhren wir durch Maya-Dörfer und wurden angestarrt. Das ganze Dorf drehte sich gefühlt zu einem um, wenn Bruno angebrummt kam. Ein kleines bisschen unangenehm, aber wer weiß wie oft die Leute dort schon Reisende mit solchen Autos gesehen haben. 

Am Eco Centrum angekommen durften wir frei wählen wo wir campen. Also gings ins ausgetrocknete Flussbett und direkt ab ins Wasser. Das Thermometer hatte die 40 Grad geknackt und es ging nicht mal das allerkleinste Windchen. Puh. Das Flusswasser war warm und eine Abkühlung kaum möglich. Den Rest des Tages saßen wir unter der Markise, unfähig uns zu bewegen. Leider habe ich vergessen ein Foto von diesem malerischen Spot zu machen.

Wir gingen eingermaßen früh ins Bett und staunten vor dem Schlafengehen noch über unendlich viele Blitze am Himmel. Jaro meinte, es wären Trockengewitter und da wir keinen Donner hörten, taten wir das Ganze als Wetterleuchten ab. Um 2 Uhr Nachts endete dann unsere Nacht vorerst. Unwetter mit Gewitter, Platzregen und Wind. Und wir standen mitten im Flussbett, wenige Meter vom Wasser entfernt. Innerhalb von einer Minute waren wir klatschnass während wir die Markise einfuhren, in der nächsten machten wir uns aus dem Staub, bevor die Sturzflut kam. Uiuiui. Wir fuhren den Hügel hoch bis zur Palapa des Eco Centers und wollten einfach nur unseren Schlaf zurück, bis wir entdeckten, dass der Platzregen es in die Wohnkabine geschafft hatte. Ein dünner Strahl plätscherte vom Dachlüfter ins Bett, im Alkoven tropfte es auf die Klamotten und am Seiteneingang durch den durchweichten Poptop-Stoff. Wir stellten Eimer und Töpfe auf. Das Problem mit dem nassen Bett war nicht so schnell zu lösen und am Ende lösten wir nur das Filz von der Decke und ich schlief mit einem Topf zwischen den Beinen. Was eine Nacht. 

Den nächsten Tag brauchten wir zum regenerieren, trocknen, Löcher abkleben und packen. Das Wetter versprach besser zu werden und wir wollten bis zur Laguna Miramar wandern und dort zwei Nächte zelten. Bruno würde hoffentlich sicher am Eco Center stehen und uns mit all seinem Luxus empfangen.

Also buchten wir nachmittags einen Guide für den nächsten Tag, mit dem wir dann auch noch eine Ruderboottour machen wollten und versuchten systematisch unser Zeug zusammen zu suchen. Das erste Mal seit unserem Allradgetriebeschaden in Kanada brauchten wir den dicken Backpack. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie komisch das Gefühl ist nicht mit all seinem Hab und Gut unterwegs zu sein.

Abends wurden wir informiert, dass die Wanderung morgens um 5 losgeht. Wir waren ganz happy, trotz früh aufstehen, denn dann ist es noch nicht so heiß und Chico würde vielleicht einen Großteil der Strecke selbst laufen. Haha, wenn wir gewusst hätten was da auf uns zu kommt, hätten wirs wohl nicht gemacht. 

Um 5 waren wir inklusive Katze startklar. Um 6 Uhr immer noch und auch um 7 noch. Wir hatten gerade beschlossen ohne Guide loszuziehen, da kam der um die Ecke. Ohne Entschuldigung, nur mit der Erklärung er hätte geschlafen. Grandios, das hätten wir dann gerne auch noch die vergangenen 2 Stunden getan, statt zu warten! Fing kacke an. Ging dann direkt auch kacke weiter. Regen! Und zwar so richtig Platzregen. Chico motzte und quengelte und uns blieb nix anderes übrig als den durchnassen Kater in den Katzenrucksack zu stecken, den Reißverschluss zu verschließen und ihn zu tragen. Ich hatte die Ehre und wurde 3 Stunden lang mit jeder erdenklichen Miau-Tonlage gefoltert. Chico hörte nicht eine Sekunde auf zu miauen. Ich war nervlich am Ende und der Kater wohl auch.
Dazu kam Schlamm! Viel Schlamm und tiefer Schlamm. Die 6 km bis zur Lagune wurden für uns alle zur Tortur. Am liebsten wären wir wohl umgedreht, aber keiner sprach den Gedanken laut aus. Und so erreichten wir kurz nach 10 Uhr die Lagune. Mit Dreck überall, Blasen an den Fingern vom Schleppen der Kühlbox und pitsche patsche nass.

Wir entschieden erst einmal das Camp aufzubauen. Glücklicherweise unter einer Palapa, sodass wir selbst bei Regen einigermaßen trocken bleiben würden.
Dann gab es Frühstück und wir ließen unseren Guide dieses Mal eine Runde warten. Es klarte auf und die Sonne kam raus und nachdem wir trocken, satt und Chico einigermaßen entspannt im Zelt schlief, gings auf Bootstour.

Die Jungs übernahmen das Rudern und so ging es erst zu Aussichtspunkten, Höhlen, Dschungel und dann zum krönenden Abschluss und absoluten Highlight zu den den Tres Islas. Dort durften wir endlich ins Wasser. Die Laguna Miramar hat das sauberste Wasser in Mexico und wir können uns an kein Wasser erinnern, welches klarer war als das der Lagune. Traumhaft.

Zurück am Camp hieß es dann entspannen, einen Nachmittagsschlaf machen und die Natur genießen.
Gekocht wurde auf dem Feuer und gespült mit Lagunenwasser. Wir hatten gut geplant und es mangelte uns zum Glück an nix, abgesehen von Stühlen mit Lehnen, einem Herd, einer bequemen Matratze, Licht und Tisch. Haha. Wir alten Luxuscamper. Oh Bruno, wir lieben dich!
Am meisten aber vermisste Chico Bruno. Sobald er wach war, lief er miauend durch das Camp und suchte nach seinem dunkelblauen Zuhause. Die erste Nacht weigerte er sich sogar mit uns im Zelt zu schlafen.
Die Nacht war ok, trotz Loch in der Campingmatratze. Was ich wohl nie vergessen werde, ist, wie still und gleichzeitig laut der Dschungel war. Ohrenbetäubender Krach von Brüllaffen und sonstigen Tieren, die ich nicht identifizieren konnte und leider nie zu Gesicht bekam.
Den zweiten Tag machten wir es uns dann im Camp gemütlich, streiften ein wenig durch den Dschungel, gingen mit Chico auf Entdeckungstour und waren Schwimmen. Angeln schlug mal wieder fehl. Kein Fisch mochte unseren Speck.

Die zweite Nacht war leider nicht so entspannt. Die Bewohner des Dorfes entschieden eine Party an der Laguna zu feiern. Dschungelgeräusche: Fehlanzeige. Stattdessen ein Haufen lärmender Jugendlicher, Hunde und laute Musik. Super schade.
Um halb 5, nach einer schlaflosen Nacht, entschieden wir uns zusammen zu packen und den Rückweg anzutreten. Zum Glück war unser Gepäck nun leichter, da wir alle Vorräte verputzt hatten und es regnete nicht und der Schlamm war bereits getrocknet. Wir waren also guter Dinge und freuten uns riesig, als Chico glücklich mit uns mitlief und nicht rummotzte. Die letzten zwei Kilometer war der kleine Mann dann erschöpft und freute sich auf seinen Rucksack. Voller Neid taufte Jaro den Rucksack „Sänfte“. Ich glaub wir alle hatten die Nase voll unser Zeug zu schleppen und wären gerne getragen worden.
Zurück am Eco Center hatte Chico es dann aber doch eilig. Als Bruno in Sicht war, gabs kein Halten mehr. Er sprang aus dem Rucksack und konnte es nicht erwarten, dass Hanno die Türe aufschloss. Erst mal wurde innen alles gecheckt und nach einem prüfenden Rundgang gefrühstückt und dann auf der Kühlmatte entspannt.

Nach einer finalen Nacht am Eco Center ging es für eine Nacht zurück nach Las Nubes. Die Strecke zurück war genauso anstrengend wie der Hinweg. Wir waren froh, als wirs geschafft hatten. Ob der Aufwand zur Laguna Miramar zu kommen sich wirklich lohnt, stellen wir in Frage. Das Zelten war eine coole Erfahrung aber von der Laguna waren wir doch etwas enttäuscht. So tief im Dschungel und trotzdem haben wir keine Affen oder sonstige Tiere zu Gesicht bekommen. Zusätzlich waren wir bestürzt was für eine Schneise in den Wald geschlagen wurde, um einen 5-10m breiten Weg zur Laguna zu schaffen. Die Bevölkerung scheint nicht zu begreifen, was für ein Juwel die Laguna ist und macht so einiges kaputt.

Am nächsten morgen ging es dann weiter. Vorbei an drei Militärkontrollen (alle nett und freundlich) bis zum Rio Lacantún und am Fluss entlang bis nach Reforma Agraria.
Dort durften wir auf dem Grundstück einer Familie direkt am Rio campen und ja, was soll ich sagen: Paradies gefunden. Der Rio war bereits braun, aber abgesehen davon: überall Wildtiere, direkt über den Campern, überall im Dorf.
Abends machten Hanno und ich einen Spaziergang und fanden Klammeraffen, Brüllaffen, Rehe, verschiedene Echsen und Schlangen. Dazu jede Menge tolle Blumen und Bäume.
Nur die Aras hatten sich versteckt.

Wir wussten, dass die Tiere vor allen Dingen in der Dämmerung unterwegs waren und so entschieden wir, früh am nächsten Morgen nochmal zu starten und zu schauen, welche Tiere wir sonst noch so sehen. Wir wurden nicht enttäuscht. Als erstes fanden wir grüne Papageien und kurz darauf dann auch noch Aras. Die Aras waren gerade aufgestanden und stritten sich lauthals. Als sie dann alles geregelt hatten gings über den Fluss auf Futtersuche. Die Rehkitz waren verspielt, da es noch nicht so heiß war und die Affen waren ebenfalls wieder aktiv.
Einer der atemberaubendsten Momente war, als die Familie Brüllaffen über uns in den Bäumen anfing ihr Revier zu markieren. Wow, sind die laut! Wir standen bestimmt 20 Minuten dort direkt unter ihnen und schauten einfach nur zu. Fast schon bedrohlich, wie die brüllen. Ich glaub denen will ich lieber nicht gegenüber stehen.

Wir blieben länger als gedacht in Reforma Agraria, da wir auch an unserem Stellplatz immer wieder Besuch von Affen, Aras und anderen tollen Vögeln bekamen. Tierbegegnungen aller Art (außer die mit Skorpionen, Spinnen und Käfern vielleicht) sind und bleiben wohl weiterhin unsere absoluten Glücklich-Mach-Momente. So zufrieden und ausgeglichen wie in Reforma Agraria waren wir lange nicht. Auch unser kleines Lieblingstier fühlte sich wohl und faulenzte die meiste Zeit auf der Motorhaube des Landrovers oder brachte uns Mäuse und Eidechsen.

Tag 650-661 | San Christobal de las Casas, Parque las Canastas, El Chiflon Wasserfall, Laguna Montebello Nationalpark, Chiapas, Mexico / Nentón, Guatemala

Tag 650-661 | San Christobal de las Casas, Parque las Canastas, El Chiflon Wasserfall, Laguna Montebello Nationalpark, Chiapas, Mexico / Nentón, Guatemala

Innerhalb von einer Stunde ging es 1500 Höhnmeter nach oben. Angekommen in San Christobal bekamen wir einen kleinen Kälteshock in unseren kurzen Klamotten. Nach ein bisschen Sucherei fanden wir Eduardo, der uns erlaubte auf seinem Grundstück zu campen. Die nächste Stunde waren wir mit neugierigen Verwandten und einer Horde Kinder beschäftigt. Wir zogen uns schnell wärmer an und machten uns auf in die Stadt. 

San Christobal erinnert uns ein bisschen an San Miguel de Allende. Sehr westlich, viele Touristen aus Europa und den USA und einige sehr moderne Läden und schicke Restaurants. Nach einem kleinen Bummel durch die Stadt gings auf eine Pizza in ein sehr schönes Restaurant mit gutem WiFi und toller Atmosphäre. Zwischen Cappuccino und Pizza googelten wir die Must-Sees der Stadt und planten unsere nächsten Tage.

Dann ging es einigermaßen früh zurück zu Bruno. Die Nacht in Tuxtla ohne Schaf hatte doch mehr geschlaucht als gedacht. 
Da es bei Eduardo gerade Küken gibt durfte Chico nur mit Leine raus. Die Familie war sichtlich irritiert von uns, als wir am Abend mit unsere Katze gassi gingen. 

Am nächsten Morgen starteten wir früh. Wir schleppten knapp 12 kg Wäsche zur nächsten Wäscherei. Wir hatten vor mal wirklich alles zu waschen. Inklusive Bettdecken, Handtücher und Vorhänge. Die erste Wäscherei hatte zu, die zweite existierte nicht mehr. Als wir fast schon aufgegeben hatten fanden wir endlich eine. Es sah chaotisch aus aber die Dame war nett und der Preis unschlagbar. Jetzt hieß es einfach nur hoffen, dass wir alles wieder zurück bekommen.

Dann ging es weiter bis ins Zentrum, wo um 10 Uhr eine kostenlose Stadttour beginnen sollte. Wir fanden schnell heraus, dass das „free“ in der „free walking tour“ nicht wirklich bedeutet, dass man am Ende als Trinkgeld geben kann was man will. In den nächsten drei Stunden erwähnte der Guide bei jeder sich gebenden Gelegenheit wie viel er minimum pro Person haben will und das war erstaunlich viel. 
Die drei Stunden ging es dann kreuz und quer durch die Stadt. In den Kunsthandwerkermarkt, den Wochenmarkt, zu diversen Kirchen, vorbei an unzähligen Graffiti von Künstlern, die sich auf Drogentrips befanden (was unser Guide ziemlich feierte). In der Tour konnten wir Kaffee der Region, Mole, Maisbrot und ein weiteres mal Pozol probieren. Kaffee, Maisbrot und Mole (Chilibasierte Sauce oft mit Schokolade) sind super. Pozol (fermentierter Mais mit Kakao) weiterhin nicht unser Fall. 

Auf der Tour hörten wir auch das erste Mal detailliert von der Zapatista-Bewegung im Süden Chiapas und können nach der Reise durch den Bundesstaat durchaus den Missmut der Bevölkerung und den Zuspruch für die Bewegung verstehen. 
Die Tour endete mit Poxna (einem gepanschten Mezcal – das darf man aber nicht laut sagen). San Christobal versucht den Poxna als lokales Getränk gerade zu etablieren. 
Für uns ging es dann erst mal Mittagessen und wir verdauten alle Informationen zur Stadt und Kultur und verarbeiteten den Auftritt einer aufgedrehten jungen deutschen Touristin die COVID verleugnet, Räucherstäbchen kauft, jegliche Drogen probiert, naiv wie sonst was ist und sich von Schamanen die Haut verbrennen lässt um Giftstoffe aus dem Körper zu ziehen. Wir haben uns echt ein bisschen geschämt. 

Dann gings ins Na Bolom Museum, welches das Haus von Frans Blom und Gertrude Duby war und nun mit einer Ausstellung ihr Lebenswerk ehrt. Die Archäologen und Entdecker setzten sich für den Schutz der Lacandon- und Maya-Bevölkerung und die Erhaltung der alter Stätten und des nahen Lancandon-Urwalds ein. Wir verbrachten durchaus inspirierende Stunden im Museum und die Idee war geboren, dass wir den Lancandon-Dschungel so gut es geht mit Bruno erkunden wollen.

Auf dem Weg zurück in den Stadtkern stoppten wir noch bei einer Schokolaterie und einer Craft-Beer-Brauerei, bevor es in eine der Suppenküchen zum Abendessen ging. Der Besitzer der Brauerei war super nett und arbeitete mit uns eine Route durch den Lancandon-Dschungel aus. Außerdem zeigte er Hanno die Räume und das Equipment und die zwei tauschten sich über die unterschiedlichen Hopfen aus. 

Mit unserer Wäsche bepackt ging es dann zurück zu Bruno und wir entschieden am nächsten Tag etwas raus aus der doch sehr touristischen aber auch liebenswerten Stadt zu fahren. 

Es ging in den Parque las Canastas wo wir ungeplant gleich drei Nächte blieben. Der Park sieht aus wie der Roetgener Wald inkl. „Gröles“ (unser kleiner Bach zu Hause) und es war weiter super kalt.
Als erstes verabschiedeten wir uns von unserem Mc Gyver Gaszug und tauschten ihn gegen einen brandneuen. Fast ein bisschen traurig waren wir. Immerhin hatte unsere Notlösung vom Alaska-Highway tadellos bis hier gehalten. Jetzt klemmte das Gas ab und zu und wir wollten gerne schauen, ob der neue Gaszug besser flutscht. Hilfe bekamen wir von Chico, der sich mit Freude durch den Motorraum quetscht.

Wir blieben am Ende länger, da Hanno die idealen Temperaturen zum Bierbrauen und ich den fast schon Winter für Milchreis kochen nutzen wollte. Zusätzlich ging es mir gesundheitlich immer schlechter. In Tuxtla hatte ich zwei Zecken an Hüfte und Rippenbogen gefunden und leider hatte sich der eine Biss nicht so toll entwickelt. Dr. Hanno verbrachte einige Zeit im Internet mit Recherche und verordnete mir am Ende drei Wochen Antibiotika. Bei dem runden Kranz um die Bissstelle und den restlichen Symptomen lag die Vermutung nahe, dass ich mich mit Borreliose infiziert hatte und am nächsten Morgen gings direkt zurück nach San Christobal und zum Arzt. 

Die Dame im Krankenhaus erklärte uns nach mehrfacher Nachfrage, dass in Mexico keine Borreliose existiert, da keine Tests gemacht werden da man das Testen der Gesundheitsbehörde melden muss und das möchte kein Arzt tun. Aaaaaahja. Was war zu erst, das Huhn oder das Ei? Keine Tests = keine Borreliose oder keine Borreliose = keine Tests…?
Sie verpasste mir eine sehr unangenehme Kortison-Spritze in den Allerwertesten und meinte das wärs. Spätestens als sie mich gefragt hat ob ich ein Albino bin (ich bin so braun und sommersprossig wie noch nie in meinem Leben!!!) hätten wir wohl im Eiltempo die Praxis verlassen sollen. Naja. 
Den Nachmittag versuchte ich in Bruno auszuruhen, bekam aber Schüttelfrost, dicke Lymphknoten und hatte Glieder- und Kopfschmerzen. Sogar Chico machte sich Sorgen und ließ mich nicht in Ruhe. Hanno rief dann am Ende doch noch unseren Tropenspezialisten und Telemediziner zu Hause an und es wurde entschieden dass die Therapie mit Antibiotika gegen Borreliose besser mal fortgesetzt wird. (Danke Robert für deine Einschätzung!)

Wir blieben eine Nacht an unserem Parkspot an der Straße und gingen Abends essen. Für Chico war es schwer ein geeignetes Plätzchen zu finden und mit ihm im Katzenrucksack gings in den nächsten Park. Sein Katzenklo nutzt er nur, wenn die Welt droht unterzugehen. 

Am nächsten Morgen gings mir nicht bombe aber immerhin hatte der Schüttelfrost sich gelegt. Also besorgten wir für Chico noch Wurm und Flohmittel, ließen mein Iphone reparieren und machten uns raus aus der Stadt. 

Nachmittags kamen wir an der Cascada El Chiflon an und da noch genügend Zeit war zahlten wir den Eintritt und erkundeten die Wässerfälle. Das ganze sieht wieder aus wie San Luis Potosí. Super klares, hellblaues Wasser, saftiges Grün drumherum. Wunderschön. Es war Wochenende und einiges los, aber wir fanden unseren eigenen Pool zum baden. Das Wasser war unglaublich frisch und ich eine zu große Frostbeule. Mir hatte die Sonne und die Hitze gepaart mit dem Antibiotika doch ziemlich zu schaffen gemacht. Ich war froh, dass wir für einen kleinen Betrag mit Bruno im Park campen durften und wir einen gemütlichen Abend dort verbringen konnten. 

Die Nacht war ruhig und einigermaßen fit gings am nächsten Morgen weiter Richtung Süden.

Wir stoppten in der letzten Stadt und erledigten unser Programm um zwei Wochen im Dschungel zu überleben. Lebensmittel, Wasser, Diesel, Bargeld. Da wir gut in de Zeit waren fuhren wir die 100 km bis zum Laguna Montebello Nationalpark. Wir kamen zur Dämmerung an und fanden einen Parkplatz am Lago Bosque Azul. Sobald es dunkel wurde waren wir alleine dort und wurden mit einem fantastischen Sonnenuntergang über dem See beschenkt. Mit Chico gingen wir noch ein Stück spazieren. Er liebt es wenn er vorlaufen kann und wir ihm hinterher laufen. Manchmal quengelt er so lange, bis wir mit ihm kommen und spazieren gehen. Kleines Einzelkind.

Am nächsten Morgen gings zum Lago Pojoj und zu den Cinco Lagos ein bisschen Wandern. Wir genossen den Schatten, die Ausblicke und das unglaubliche blau der Seen. 

Dann gings weiter bis zum Lago Tziscao, wo wir Jaro wiederfanden. 

Gemeinsam ging es Nachmittags zu Fuß über die unbewachte Grenze in den Ort Nentón in Guatemala. Es gab eine Art Wanderweg um den Lago International, durch den mittig die Landesgrenze zwischen Mexico und Guatemala verläuft. Wir umrundeten also den See und fanden auf guatemalischer Seite viele Souveniershops und guatemalisches Bier. Mit einem Bier stießen wir unter guatemalischer Flagge an. Nach 461 Tagen in Mexico hatten wir endlich fremdes Land unter den Füßen, wenn auch nur für ein Stündchen. 

Wir blieben insgesamt drei Tage am Lago Tziscao und genossen die Ruhe und die heiße Dusche am Campingplatz. Hier war es wieder deutlich wärmer als in San Christobal, aber tortzdem nicht tropisch heiß und die Temperaturen fielen Abends auf sehr angenehme 20 Grad. 

Wir wussten, dass dies die letzten angenehmen Temperaturen waren bevor es in die schwüle Hitze des Dschungels ging. Trotzdem fiel uns der Abschied nicht all zu schwer. Wir hatten viel vor und einige Highlights Mexicos lagen unmittelbar vor uns.