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Author: Kerstin

Tag 575-586 | Mineral de Chico, Hidalgo / Tulancingo, Puebla / Cantona Ruins, El Descabesadora, Laguna Alchichica, Veracruz / Puebla, Nationalpark Popocatepetl, Metepec, Puebla, Mexico

Tag 575-586 | Mineral de Chico, Hidalgo / Tulancingo, Puebla / Cantona Ruins, El Descabesadora, Laguna Alchichica, Veracruz / Puebla, Nationalpark Popocatepetl, Metepec, Puebla, Mexico

Wir verließen Mittags Tolantongo um uns Abends mit dem Rest der Truppe in Mineral de Chico zu treffen. Tja und so wie es aussieht war unser Reifenplatzer erst der Anfang von einer kleinen Odyssee. Für die nächsten 10 Tage gings einige Male steil Berg ab. Wir haben echt ein paar sch*** Tage hinter uns. Das ist die Sache mit dem Reisen, die Höhen sind höher und die Tiefen tiefer als in unserem Alltag zu Hause. Gehört zum Reisen selbstverständlich dazu, aber wir sind auch heilfroh, dass danach wieder sehr grandiose Zeiten kamen. Der Artikel der auf diesen folgen wird, wird also wieder positiv, versprochen. 😉

An diesem Montag wurde in Hidalgo und Puebla die COVID-Ampel zurück auf Rot gesetzt. Damit war ähnlich wie in Deutschland Lockdown angesagt. 
Von Willow und Lee bekamen wir schon die Nachricht zu korrupter Polizei auf der Zufahrtsstraße. Wir hatten Glück und wurden im Gegensatz zum Rest der Truppe nicht rausgefischt. 

In Mineral de Chico endete unsere Fahrt dann allerdings an einer Straßenblokade. Der Polizist ließ uns wissen das der gesamte Nationalpark geschlossen ist und man nicht rein kommt und campen darf. Den Rest des Tages suchten wir dann vor dem Nationalpark nach einer Schlafmöglichkeit. Wir fanden einen Waldweg der im Nichts endet und entschieden, dass es für die Nacht reichen muss. Willow, Lee und Jaro schickten wir unseren Standort. Kurz vor Dunkelheit rollten sie in den Waldweg. Blöderweise bekam die Polizei das mit, fuhr aber schnurstracks weiter. Sollte also gut gehen, dachten wir.

Ich war auf dem Weg ins Bett als gegen 22.30 Blaulicht in den Waldweg rollte. Korrupte Bullen die Zweite. Die Herrschaften blockierten den Weg, sodass wir quasi im Waldweg feststeckten. Die nächsten 90 Minuten gings dann ziemlich heiß her. Hanno versuchte auf Spanisch zu erklären, dass wir keine andere Möglichkeit hatten, dass wir irgendwo schlafen müssen und das wir am nächsten Morgen früh weiter reisen, da der Nationalpark geschlossen ist. Die zwei Polizisten waren nicht die hellsten und kamen mit den haarsträubendsten Geschichten um die Ecke. Das wir nicht hier sein dürfen und campen verboten ist, das unsere Kennzeichen an diesem Tage Fahrverbot haben (Eine Regel die in Mexico Stadt tatsächlich existiert, wir aber etwa 200km davon entfernt waren), das wir eine Straße blockieren und wir auf Privatgrundstück stehen, das wir als Touristen nicht im Land sein dürfen und und und.
Wir erzählten, das wir mit Flüchtlingsvisum im Land sind, da die Landgrenzen zu sind und ungefähr 1000 Mal, dass wir keine Amerikaner sind.
Wir kamen keinen Schritt weiter. Der eine Polizist wurde dann langsam ungeduldig und drohte mit der Stilllegung und der Konfiszierung unserer Autos, mit Gefängnis und mit vielem mehr. Das war der Moment in dem wir alle auf wundersame Weise kein Spanisch mehr sprachen und verstanden. Der Polizist wurde sauer.
Wir sagten, wir wären durchaus sehr gewillt mit zur Wache zu kommen um auf die Öffnung am nächsten Tag zu warten und fanden das sogar praktisch, da wir dann einen Schlafplatz für die Nacht hätten. Die Polizisten fanden das nicht so prickelnd. Sie wollten lieber schnell Geld mit uns machen und vermutlich auch nicht, dass ihr Vorgesetzter was davon mitbekommt.
Am Ende boten wir ihnen 200 Pesos, dann 600. Nix zu machen.
Die nächste Story war dann, dass der eine Polizist mit der Wache telefonierte und die Genehmigung einholte um das Geld für das Knöllchen zu kassieren. Ohne Handynetz wohlgemerkt. Am Ende stellte er uns ein Ticket über 980 Pesos aus. Hanno und ich standen dabei und ich sagte, dass ich die Touristenpolizei anrufen werde um den Betrag doppelt abzuchecken bevor wir zahlen. Im gleichen Moment fiel mir auf, dass der Wagen keine Nummernschilder hatte. Ich sagte das laut zu Hanno und der Polizist schien diesen Satz zu verstehen.
Willow und Lee diskutierten derweilen mit dem anderen Kollegen weiter.
Ich rief also ohne Handynetz die Nummer der Touristenpolizei an und konnte genau so wenig jemanden dort erreichen wie der Polizist vorher mit seinem Handy. Aber genau wie er tat ich beschäftigt und als wäre wer in der Leitung.
Dann kam plötzlich Bewegung in die Sache. Beide Polizisten verzogen sich in ihren Wagen und wenig später kam der nettere von beiden und sagte uns nach wo wir verschwinden sollen und das wir noch in der Nacht den Bundesstaat verlassen müssten. 
Wir packten in Windeseile zusammen und machten uns um Mitternacht vom Acker. Im Auto gabs nur ein Thema: Wie blöd kann man sein! Wir hatten ihnen 600 Pesos geboten, sie hatten ausgeschlagen, jetzt hatten sie nix ergaunert und 1,5 Stunden verschwendet. Das einzige was sie erreicht hatten ist, dass wir nun wieder mit diesem blöden Gefühl im Magen rumfahren sobald wir Polizei erblicken. Klasse!

An der nächsten Tankstelle gabs dann eine schnelle Lagebesprechung. Bis zum nächsten Bundesstaat Puebla waren es noch über 120 Kilometer. Nix was man Nachts fahren will. 
Wir entschieden uns für ein Autobahnkreuz bei der Stadt Tulancingo 75 km von Mineral de Chico, wo wir hoffentlich eine große Tankstelle mit Truckstop zum Übernachten finden würden. 
Wir fuhren als erstes in der Kolonne und können nun definitiv sagen, dass die Straßen Nachts kein Spaß sind. Wir mussten so oft in letzter Sekunde ausweichen. Einem Stapel Pappkartons, scheinbar volle Amazonpakete, ein kompletter Reifen, Menschen… alles mitten auf der Straße in kompletter Dunkelheit.

An der einen Tankstelle angekommen parkten wir im Schatten von einem Truck, nur um wenig später gesagt zu bekommen, dass wir dort nicht schlafen dürfen. Am Ende wollte der Wärter 50 Pesos pro Person sehen. Neee! Also gings weiter. Wir versuchten es an einem Motel, welches sich als Puff herausstellte. Also wieder weiter. Die nächste Tankstelle war komplett heruntergekommen und wieder wollten die Pächter Geld von uns. Bei der dritten Tankstelle hatten wir dann endlich Glück. Die Frau im kleinen Shop war freundlich und hieß uns willkommen. Kaum geparkt, kam jemand anderes und sagte wir könnten nicht dort schlafen. Am Ende hatten sie vermutlich Mittleid bei unsern flehenden Blicken und unseren Rändern unter den Augen. Bis 6 Uhr morgens wurde uns gewährt.
Die Nacht war laut und kurz. Um 6 Uhr wollten wir Umparken und noch einen Kaffee kaufen bevor es weiter ging. Bruno wollte das aber nicht. Batterie platt. Zum Glück können wir mit unseren Batterien aus der Wohnkabine den Motor starten. Wenig später gabs einen riesen Kaffee und es ging an die Fehleranalyse. Ziemlich schnell war klar, dass unsere Lichtmaschine kaputt war. Genau das was wir gerade gebrauchen konnten. 

Ab dem Zeitpunkt hieß es dann bloß nicht den Motor abstellen. 
Wir wollten aus Hidalgo raus und zu den Cantona Ruins im Bundesstaat Veracruz. Bei der Durchfahrt eines kleines Ortes wurden wir von der Polizei rausgewunken und zwar alle drei Autos. Der Polizeiwagen war richtig runtergekommen und wir hatten nach der letzten Nacht entschieden, dass wir kein Spanisch und kein Englisch mehr sprechen. Also quatschten wir fleißig auf deutsch los und die Polizisten quatschten fleißig auf spanisch zurück. Was ein Spaß. Am Ende versuchten sie uns sogar mit Google Translate zu verstehen zu geben, dass wir mit unseren Nummernschildern heute nicht fahren dürfen. Wie schade, dass wir einfach nix verstehen, wir blöden, blöden Ausländer. Nach 10 Minuten hatten die Herrschaften die Nase voll, denn im Wagen hinter uns sprach man nur Schweizerdeutsch und dahinter nur Englisch mit Birminghamer Akzent. Sie ließen uns fahren und wir hatten nun zum dritten Mal korrupte Polizei in weniger als 24 Stunden hinter uns (mal wieder ohne Kennzeichen).

Wir kamen Mittags an den Cantona Ruinen an und mussten feststellen, dass diese geschlossen sind. 

Langsam aber sicher machte sich Verzweiflung breit und die Strapazen der letzten Nacht waren bei uns allen spürbar. Also fragten wir am Hotel 200 m die Straße runter, ob wir dort für die Nacht stehen konnten. Der Besitzer sagte Ja. 
Hanno und ich machten uns dann in Eiseskälte und im strömenden Regen an den Ausbau der Lichtmaschine. Eine Schraube machte uns das Leben schwer. Gut eine Stunde kämpften wir mit ihr. Endlich war die Lichtmaschine raus und wir brauchten erst mal eine heiße Suppe. Wir tauschten den Regler auf gut Glück aus und wechselten in einem den Keilriemen. Kurz vor Dämmerung war alles wieder eingebaut und wir stellten erleichtert fest, dass wir den Fehler wirklich gefunden und behoben hatten. Chico fing währenddessen einen Hamster im Feld und ich war froh, dass wir ihn äußerlich unversehrt retten und wieder freilassen konnten.


Wir wollten unseren Gastgebern dann gerne noch was zurück geben, also machte ich mich an einen Apfelkuchen und Willow an ein Brot. Die Freude war groß und wir fühlten uns nicht mehr ganz so aufgedrängt.
Im Laufe des Tages schaute dann noch das halbe Dorf vorbei und unter den stolzen Blicken der Hotelbesitzer posierten wir mit den Herrschaften für Fotos. 

Am nächsten Morgen besichtigten wir die Ruine dann noch via Drohne und fuhren früh weiter. Schade, dass wir die Ruine nicht ablaufen konnten. Sie sehen fantastisch aus.

Es ging nach El Descabesadora und wir nahmen dieses Mal die Mautautobahn. Keine Lust mehr auf die Willkür der Polizei. Ohne Zwischenfall kamen wir an und stellten fest, dass die Anlage an der Quelle wirklich geöffnet hatte. Dran geglaubt hatten wir nach den letzten Tagen nicht. Wir zahlten für Eintritt und Camping und wurden zur Campsite begleitet. Mitten im Dschungel inklusive Badezimmer mit warmen Wasser, Palapa, Feuerholz und Frischwasser. Paradies!

Wir verbrachten den Rest des Tages damit den Park zu erkunden, saßen am Feuer und atmeten alle mal ganz tief durch. Schon Abends entschieden wir noch mindestens eine weitere Nacht zu bleiben. Solche Orte entschädigen immer wieder für all die Strapazen die man so mitmacht, wenn man Vollzeit in einem Auto lebt.

Am nächsten Morgen wurde dann ausgiebig gewaschen, ungefähr alles was wir so an Klamotten mithaben. Unsere Wäscheleinen spannten sich quer übers Gelände. Die Jungs spielten noch eine Partie Schach und dann gings ins Wasser. Bewaffnet mit Feierabendbier und Snacks suchten wir uns einen Pool der schön versteckt lag. Das Wasser war überraschend kühl und nachdem wir einige Male ins Wasser gesprungen waren und Hanno eine Wurzel fälschlicherweise für eine Schlange hielt entschieden wir uns für einen Nachmittag in der Sonne auf unseren Handtüchern. Wir lagen nicht lange, da entdeckte Willow den ersten Leguan. Den Rest des Tages saßen wir Mädels auf einem Stein und schauten den Rieseneidechsen zu, während die Jungs nochmal ins Wasser hüpften. 

Am nächsten Tag gings dann wieder hektisch zu. Noch vor dem Frühstück entdeckten wir einen großen aufgeplatzten Abszess an Chicos Brust. Wir packten, googelten den nächsten erreichbaren Tierarzt und machten uns auf den Weg.

Im Ort Xalapa wurden wir fündig und standen die nächste Stunde in einer Tierarztpraxis eines äußerst gesprächigen Tierarztes. Desinfektion der Wunde, Antibiotika Pillen und fertig. 
Es ging noch zum nächsten Supermarkt bevor wir uns auf den Weg Richtung Puebla machten. 

Es war später als erwartet und Chico hatte die Faxen dicke, also ging es bis zur Laguna Alchichica für die Nacht. Der Rest der Truppe hatte schon auf der Seeseite abseits der Stadt geparkt, also stießen wir dazu. Es regnete und wir machten einen ruhigen Abend. Ich war schon im Bett als zwei mit Sturmhauben vermummte Personen im Camp auftauchten. Sie bedrohten Willow und Lee im Auto, verschwanden aber wenig später wieder, ohne das einer von uns die Türe aufgemacht hatte. Uns wars trotzdem nicht geheuer und wir fuhren lieber auf die belebtere Seeseite an der Stadt. Unsere Serie an negativen Zwischenfällen schien also leider immer noch nicht vorbei. Auf der anderen Seeseite verbrachten wir eine einigermaßen geruhsame Nacht und trafen am nächsten Morgen ein Französisches Pärchen mit einem Sprinter. Die zwei entschieden sich uns anzuschließen.

Mittlerweile zu 4 Autos trafen wir uns also Abends im Los Fuertes Park in Puebla. Dort gab es einen polizeilich überwachten Parkplatz auf dem man übernachten darf. Hörte sich perfekt an.

Wir hatten alle verschiedene Pläne für die Stadt. Die rote Corona Ampel bedeutete, dass alle Restaurants geschlossen sind und die durchaus sehenswerte Altstadt gesperrt war. Also fokussierten wir uns alle darauf die Dinge zu erledigen die die Großstadt hergibt und die wir auf dem Dorf schwer oder nicht gelöst bekommen.

Willow und Lee klapperten VW Werkstädten und Händler ab, denn der VW Kombi wurde bis 2010 noch im Werk in Puebla gebaut und sie brauchten dringend eine neue Vorderachse. 

Hanno und ich gingen zum Zahnarzt. Ich hatte Zahnschmerzen und wollte abklären, obs nur die angeknackste Psyche oder doch irgendwas am Zahn ist. Wir fanden einen deutschsprachigen Zahnarzt und dachten das wäre ein gutes Zeichen. Tja, die Stelle die schmerzte war wohl in Ordnung, dafür ließ er dann seine Helferinnen fleißig mal hier mal da an meinen Zähnen rumbohren. Als er mir die Weißheitszähne ziehen wollte ergriffen wir schlussendlich die Flucht. Uns dämmerte beim anschließenden Blick in meinem Mund, dass wir mal besser direkt rückwärts wieder raus aus der Praxis gegangen wären. Leider musste ich dann doch nochmal hin, da die Damen zwei Zähne mit Füllung zusammen geklebt hatten und die Stelle auch nicht abgeschliffen hatten sodass ich nicht mehr aufbeißen konnte. Über die entstandenen Kosten reden wir lieber nicht, das was in Deutschland bei der Korrektur dieses Desasters auf mich zu kommt, verdränge ich lieber auch noch ein Weilchen. Oh man.

Willow und Lee ergings in Puebla auch nicht besser. Es wurde laut getönt, dass es kein Problem wäre eine neue Vorderachse für den VW zu beschaffen. Am Ende warteten sie fast eine Woche vergebens. 

Den Jackpot hatte aber wohl Jaro gezogen. Als die Jungs vor den geparkten Autos im Park Schach spielen fuhr ein Auto in die Parklücke zwischen den Landrover und den Bulli. In einer Seelenruhe knackten die Insassen sein Schloss und räumten aus, was sie in die Finger bekamen. Wir merkten den Einbruch schnell aber die Herren hatten sich schon aus dem Staub gemacht. Grandios, dieser polizeilich bewachte Parkplatz.

Wir hatten alle mehr als die Nase voll von der Stadt und machten uns am nächsten Tag aus dem Staub. Unsere Wege trennten sich für den Tag. Hanno und ich fuhren in den Nationalpark des aktiven Vulkans Popocatepetl und genossen die Ruhe. Willow und Lee folgten uns Abends. Jaro fand uns leider nicht und geriet in die nächsten Schwierigkeiten. Er wurde auf seinem Weg von korrupter Polizei überfallen und ausgeraubt. Als wir ihn zwei Tage später wieder trafen beanspruchte er die halbe Flasche Tequila nur für sich alleine und trank sich seinen Frust von der Seele. Verständlich. 

Am Popocatepetl blieben wir zwei Nächte. Wir bauten zusätzliche Riegel an den Türen ein, um diese in Städten und zwielichten Gegenden zusätzlich verriegeln zu können, updateten unsere Alarmanlagen an Fahrer und Beifahrertür und bestellten einen Tresor zum nächsten Paketzentrum nach Oaxaca Stadt. 

Dann kamen wir endlich zur Ruhe, genossen die bittere Kälte und sehr leise Abende am Lagerfeuer. Am meisten aber freute sich Chico, der sich langsam aber sicher von seiner Verletzung erholte, Puebla ebenfalls ziemlich doof fand und nun wie ein Verrückter durch den Nadelwald fegte.


Nach zwei Tagen am Vulkan ging es nach einem (wegen den zusammengeklebten Zähnen notwendigen) Stop bei unserem Lieblingszahnarzt nach Metepec in ein Naherholungsgebiet. Leider war das für Camper geschlossen und wir landeten auf dem Gelände einer Forellenzucht mit Angelteich. 

Willow, Lee und Jaro folgten und wir saßen lange am Lagerfeuer und staunten über den ganzen Mist, der uns die letzte Woche widerfahren ist. Die Betreiber der Anlage waren super freundlich und wir entschieden uns für noch einen weiteren Tag Auszeit in der Anlage. Hanno versuchte einen Fisch zu angeln (ohne Erfolg, es waren aber auch wirklich sehr, sehr, sehr wenige Fische im Teich 😉 ) und wir schalteten alle nochmal einen Gang runter. Für eine heiße Dusche wurde uns sogar eimerweise Wasser aufgekocht. Hier fühlten wir uns endlich nochmal wohl. 
Trotzdem hatten wir alle den Drang schnell weiter zu kommen. Wir wollten raus aus Puebla und so weit wie möglich weg von Mexico Stadt. Wir wurden das Gefühl nicht los, das die Kriminalität mit der Nähe zur Hauptstadt und der roten COVID Ampel zu tun hatte.

Wir sagten erst Mal tschüss zu Willow und Lee, die weiter Hoffnung hatten ihre Teile zu bekommen und machten uns mit Jaro auf nach Oaxaca.

Ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen und trotzdem etwas positiver zu enden: Das war es erstmal mit der Shitshow und im Staat Oaxaca wurden wir herzlich empfangen, trafen tolle Menschen und erlebten das ein oder andere Highlight unseres Trips.

Tag 567-575 | Sierra Gorda, El Chuveje, Bernal, Querétaro / Tolantongo La Gloria und Las Grutas, Cieneguilla, Hidalgo, Mexico

Tag 567-575 | Sierra Gorda, El Chuveje, Bernal, Querétaro / Tolantongo La Gloria und Las Grutas, Cieneguilla, Hidalgo, Mexico

Von Xilitla aus erklommen wir die Passstraßen der Sierra Gorda. Eigentlich wollten wir in Jalpan am See übernachten, der war aber wegen COVID komplett gesperrt. Schade. Also gings im Eiltempo weiter bis nach El Chuveje. Im Wald an einer Brücke gab es einen kostenlosen Campingspot. Mit Jaro auf unseren Fersen kamen wir kurz vor der Dunkelheit an. Auf dem Platz campte schon ein Pärchen mit einem gigantisch großen MAN LKW. Wir quetschten uns an dem Riesen vorbei und standen einigermaßen gut am Fluss. Später kamen dann auch noch Willow, Lee, Clem und Emelie, die noch so gerade Platz fanden. Die Spanier waren nett und teilten ihr Feuer mit uns. Es regnete weiter und war super kalt.

Wir wollten die nächsten Tage in der Sierra Gorda wandern, Clem und Emelie fuhren am nächsten  Morgen weiter. Emelie kam mit dem schlechten Wetter sichtlich nicht zurecht und die zwei wurden allmählich nervös, da sie schon im März zurück in die USA müssen. Sie versuchten uns seit Tagen voranzutreiben und hatten wohl endlich akzeptiert, dass wir in langsameren Tempo reisen wollen. Wir sagten Tschüss und wussten nicht, ob wir die drei noch wiedersehen würden. 

Den Tag verbrachten wir dann in Jalpan. Willow und Lee bei einem Schweißer, der die Vorderachse reparierte und wir in der Stadt im großen Supermarkt, an der Wallfahrtskirche und bei diversen Tierärzten auf der Suche nach einer Zeckenzange für Chico. 

Abends kehrten wir alle zu unserem mittlerweile leeren Campspot zurück und machten ein Lagerfeuer.

Am nächsten Vormittag wanderten wir zur Cueva de los Ricos. Wir hatten nicht viel erwartet und waren durchaus beeindruckt vom Ausmaß der Höhle. Der Rückweg war anstrengend, da es fast ausschließlich Berg auf ging und wir echt nicht mehr in Form waren. Wurde Zeit, dass wir uns nochmal richtig bewegen.

Den Rest des Tages fuhren wir durch die Berglandschaft und passierten unzählige kleine Dörfchen die sich entlang der Straße in den Bergen versteckten. Die Aussicht war spektakulär. Unseren nächsten Stop machten wir im Ort Bernal, der abgesehen vom drittgrößten Monolithen der Welt aber nicht viel zu bieten hatte. In der Woche ist das Dorf wie ausgestorben und am Wochenende öffnen die Geschäfte und Restaurants für einheimische Touristen. Wein und Käse ist die Spezialität. Da hätten wir echt Lust drauf gehabt, aber leider war alles geschlossen und wir freuten uns am Ende über Bluecorn-Gorditas mit huitlacoche. Huitlacoche heißt auf deutsch Maisbeulenbrand uns ist ein parasitischer Pilz, der die Maispflanze befällt. Sieht fies aus, hört sich fies an, schmeckt aber lecker. 

Es stürmte in Bernal und wir waren froh als wir uns in die Camper verziehen konnten. Mit selten gesehener Lindt Salted Caramel Schokolade und einem Film machten wir es uns gemütlich. 

Am nächsten morgen bestiegen wir den Monolithen. Hört sich spektakulärer an als es war. In einer halben Stunde waren wir oben, in einer weiteren wieder unten. Auf dem Weg raus hielten wir noch am Weingut von Freixenet und kauften uns zwei edle Fläschchen. 

Wir hatten einen langen Fahrtag vor uns. Vom Bundesstaat Querétaro fuhren wir bis nach Hidalgo. Die berühmten heißen Quellen von Tolantongo waren unser Ziel. Vor dem Wochenende wollten wir den kleineren, untouristischeren Teil La Gloria sehen. Die letzten Kilometer waren abenteuerlich. Es ging eine Schotterpiste mit unzähligen Haarnadelkurven runter. Wir schalteten in den ersten Gang und ließen Bruno gemütlich mit Motorbremse runter rollen. Willow und Lee erreichten den Parkplatz mit qualmenden Bremsen. Wir kamen kurz nach 17 Uhr an und mussten daher keinen Eintritt mehr zahlen, durften aber trotzdem noch rein bis 22 Uhr. Wir hüpften in die Schwimmsachen und machten uns auf den Weg zu den nahen Pools. Es dämmerte und wir suchten uns den wärmsten aller Pools. 35 Grad Wassertemperatur und jede Minute fiel die Lufttemperatur. Als wir um 22 Uhr aus dem Pool krochen warens nur noch knapp 10 Grad. Brrrrr. 

Den nächsten Tag verbrachten wir dann komplett im Wasser. Wir waren mit 4 weiteren Autos die einzigen Gäste, hüpften von Pool zu Pool, erkundeten große Becken, eine Schlucht und Wasserfälle, ließen uns im Fluss vom Wasser den Nacken massieren. Die Farbe des Wassers ist unglaublich. Milchiges leuchtendes Blau. Mineralien erzeugen diese Farbe und verhindern außerdem, dass wir vollkommen verschrumpelt aus dem Wasser steigen. Unsere Haut war kaum aufgeweicht trotz eines ganzen Tages in den Quellen.

Ich habe das Gefühl, dass wir trotz des ganzen Tages kaum alles gesehen haben. Ganz zum Schluss fanden wir noch einen Pool in der Schlucht, der 10 m hoch lag und hinter einem eiskalten Wasserfall verborgen war. Dort ließen wir den Abend ausklingen und genossen das unglaubliche Panorama. Abends stießen wir auf einen verdammt guten und einmaligen Tag an und freuten uns darüber das wir dieses Paradies quasi für uns alleine hatten. Wir merkten dann die Auswirkung des warmen Wassers deutlich. Wir fielen total k.o. ins Bett.

Am nächsten Tag ging es früh wieder die Serpentinen hoch und in ein nahe gelegenes Waldstück in dem wir das Wochenende verbringen wollten. Die Katzen freuten sich und Abends stießen dann sogar noch Clem und Emelie zu uns um endgültig Tschüss zu sagen. Clem schlief beim ins Bett bringen von Lu mit ein und hatte leider nicht wirklich viel vom letzten Abend. Der Rest von uns saß lange am Feuer.

Wir vertrödelten den nächsten Tag, da wir wieder nach 17 Uhr in den Las Grutas ankommen wollten. Wir stoppten noch an einem Supermarkt und kriegten uns vor Lachen kaum noch ein. Es lief tatsächlich das Lied von Heidi der Kinderserie in dem kleinen Shop. Wir summten mit und fanden sogar Fruchtzwerge in der Kühltheke. Draußen sprachen uns Leute an, dass wir wenig Luft in den Reifen haben. Wir wanken ab, denn das ist normal. Wir fahren Bruno nicht mit knallharten Reifen. Kaum losgefahren zog Bruno dann aber deutlich nach rechts und beim langsamer werden hörten wir ein rythmisches pffff pffff pffff bei jeder Reifenumdrehung. Ein Riss im Vorderreifen. Mist. Wir ärgerten uns kurz dass unsere im November bestellten Reifen immer noch nicht da waren und wechselten dann schnell auf den Ersatzreifen. Der Vulcanizadora (ein Reifenflicker, den es quasi in jedem Dorf gibt) hatte Sonntags zu, also ging es erst mal langsam und vorsichtig zu den Las Grutas Hotsprings.

Die Las Grutas liegen etwas weiter Flussabwärts und tiefer als die La Gloria. Sie waren deutlich touristischer und wir kamen wieder an eine der sinnlosen COVID-Maßnahmen. Wir mussten aus dem Auto steigen und sie sprühten irgendwelche Desinfektion in die Fahrer- und Wohnkabine. Chico auf meinem Arm flippte total aus beim Geräusch der Sprühdüse und riss meine Haut in Fetzen. Dann mussten wir durch einen aufblasbaren Tunnel laufen und uns im Kreis um die eigene Achse drehen während Düsen auch uns mit Desinfektionsmittel berieselten. Na gut. 

In den Las Grutas konnten wir direkt am warmen Fluss campen, was richtig cool war, leider merkten wir aber auch schnell, dass es super touristisch ist und eher einem Freizeitpark als einer Wellness-Oase glich. 

Am nächsten Morgen starteten wir früh, denn die Anlage war nochmal deutlich größer als La Gloria. Erst ging es zu den Grutas. Höhlen in denen heißer Dampf aufsteigt und heißes Wasser von den Wänden rinnt. COVID scheint hier schon wieder vergessen zu sein, denn wir quetschten uns mit unzähligen Menschen in diese Sauna. Grenzwertig. Wir wollten schnell wieder raus. Auch im Wasserbecken unter der Höhle war die Hölle los. Wir sehnten uns zurück auf die andere Seite, wo es ruhig und entspannt war und wir die einzigen Gäste waren. 

Als letztes wollten wir die berühmten Pools im Hang sehen. Das Foto von den Pools ist wohl das bekannteste der Anlage. Es war weit und wir liefen in den unbequemen Wasserschuhen Kilometer weit. Lee und Jaro gaben auf, kehrten um und genossen ein kühles Bier im Fluss bei den Campern. Wir liefen weiter. Die Pools waren cool und es war weniger los als erwartet. Die Aussicht in das riesige Tal fantastisch. Wir entspannten in den Pools und sahen noch einem Nasenbären beim Klettern in den Bäumen zu. Als die Rüsselnase vom Baum kam wollte ich ein Foto machen und schlich mich vorsichtig an. Schnell war klar, dass der kleine auf Angriff und nicht auf Flucht aus war und ich trat lieber schnell den Rückzug an. 

Es ging zurück zu den Campern wo wir bis zum Sonnenuntergang im Fluss plantschten und gegen die Strömung anschwommen. Dann gings raus aus dem Park und ein paar Serpentinen hoch. Wir schliefen auf einer Freifläche mitten im Berg. Dank unseres Frühaufstehers Chico konnte Hanno am nächsten Morgen sogar noch einen fantastischen Sonnenaufgang einfangen. 

Dann trennten sich erst mal die Wege unserer Reisetruppe. Willow und Lee fuhren Richtung Werkstatt, Hanno und ich zum Reifen reparieren. 

Der Mann war super nett und Bruno sehr schnell in bester Gesellschaft. Die Dorfpolizei hatte ebenfalls einen Platten und so konnten sich unsere beiden Polizeiautos über ihr vermutlich sehr unterschiedliches Leben austauschen. Der Polizist half uns sogar noch den Ersatzreifen wieder auf die Halterung zu heben. Nett. 

Weniger nett war der Zustand unseres Reifens. In 10 cm Abständen zogen sich innen Risse an der Reifenseitenwand entlang. 30 Jahre ist also doch etwas zu alt um durch Mexico zu rollen. Der Reifen war sowas von kaputt. Glück, dass er uns nicht um die Ohren geflogen ist. Nur wiederwillig wurde ein 20×20 cm Flicken angebracht und uns das Versprechen abgenommen, dass wir nur noch im größten Notfall mit dem Reifen fahren. Wir versicherten, dass wir schon neue Reifen bestellt haben und den Reifen nur noch als Notfall-Ersatzrad mitnehmen.

Wenig später waren wir wieder fahrbereit und es ging weiter Richtung Nationalpark Mineral de Chico.