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Author: Kerstin

Tag 542-553 | Calderones, Guanajuato, San Miguel de Allende, Guanajuato, Mexico

Tag 542-553 | Calderones, Guanajuato, San Miguel de Allende, Guanajuato, Mexico

Vom Bundesstaat Michoacán gings dann am nächsten Morgen über den Staat Mexico weiter nach Guanajuato. Als erstes ging es in die Hauptstadt des Staates die den selben Namen trägt: Guanajuato. Wir verbrachten fast den ganzen Tag im Auto und kamen Nachmittags in der Stadt an. Durch die engen Gassen ging es bis zum Presa de la Olla. In der sehr reichen Wohngegend, in der auch der Palast des Präsidenten steht, gingen wir noch kurz spazieren. Wir entschieden uns für die Nacht dann erst in die Berge zu fahren und am nächsten Morgen die Stadt ausgiebig zu erkunden. Also ging es durch die engen und nun auch steilen Gassen bis auf die Hochebene nach Calderones, offroad und etwas querbeet bis mitten ins Gebirge. Kurz vor der Dämmerung stießen dann auch Clem, Emelie und Lu zu uns und wir planten den nächsten Tag.

Die Jungs gingen morgens dann noch eine Runde die Gegend erkunden.

Gegen Mittag waren wir dann in der Stadt und parkten Bruno wieder am Presa de Olla. Von da aus ging es zu erst einmal in ein Open House, wo verschiedenste Boutiquen und Cafés die leeren Räume füllen. Der Reichtum vergangener Tage ist im Haus deutlich zu spüren und es war cool zu sehen, wie hier Häuser umgenutzt werden, wenn sie leer stehen und zu verfallen drohen. 

Nach einem schnellen Taco gings dann in die Stadt. Wir verabredeten uns für später mit Clem, Emelie und Lu und legten mal einen Schritt zu. Mit Emelie, die weiter humpelt und Lu sind die drei einfach etwas langsam für uns und wir wollten die Stadt sehen. Wir bummelten dann durch die Altstadt, bestaunten die tollen Gebäude und bunten Fassaden. Immer wieder blieben wir stehen und schauten auf die schrillen Farben der Häuser am Hang. Unglaublich farbenfrohe Stadt.

Wir stoppten am Theater, an der Kathedrale und an der Gasse des Kusses „Gallejon del Beso“. Hier gibt es eine Sage, die ähnlich zu der von Romeo und Julia ist. Eine Tochter aus wohlhabender Familie verliebte sich in einen einfachen Mienenarbeiter. Der Vater verbot die Liebe und sperrte seine Tochter ins Haus. Der junge Mienenarbeiter arbeitete hart und mietete im Haus gegenüber ein Zimmer. Da die Gasse so schmal war, konnten sich die Liebenden von Balkon zu Balkon unterhalten und sogar küssen. Jede Nacht trafen sie sich auf den angrenzenden Balkonen. Der Vater entdeckte die heimlich Liebenden eines Tages und warf einen Dolch nach ihnen. Er traf seine Tochter in der Brust und diese starb vor den Augen ihres Geliebten. Dieser beging kurz darauf Selbstmord.

Ob es nun Glück oder Pech bringt sich an dieser Stelle zu küssen sei dahin gestellt. Wir verzichteten mal lieber.

Weiter gings dann zur großen Markthalle wo wir hofften was zu Futtern zu finden. Mich lüstete es mal wieder nach Churros. Ob ich diese Sucht nochmal los werde ist schwer zu sagen. Da es keine frischen Churros gab, musste ein Eis reichen und dieses war ausgesprochen lecker, auch wenn ich nicht genau weiß was für eine Sorte es war. Eis wird hier in Kühlboxen am Straßenrand verkauft. Eine Eisdiele habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

Nachdem wir die Altstadt erkundet hatten ging es dann mit der „Funicular“ einer Art Gondel auf Schienen den steilen Berg hoch und es eröffnete sich ein unglaublich schöner Ausblick auf die Stadt. 

Von hier aus entdeckten wir die Universität (das große mehrstöckige Gebäude in hellgrau / beige) und wir entschieden dort noch einen kurzen Stop auf dem Weg zurück zu Bruno zu machen. Die Uni war geschlossen und an der Barrikade zu den Treppen hingen eine Menge Protestplakate. Den Grund der Schließung haben wir bisher noch nicht rausgefunden.

Auf dem Weg zurück zur Presa de Olla kamen uns dann viele weihnachtlich geschmückte Autos entgegen. Scheint hier total das Ding zu sein und erlaubt ist hier eh jede Modifikation am Auto. Es weihnachtet sehr, nur auf ziemlich kitschige Art. 

Hanno und ich entschieden anlässlich unseres Hochzeitstags (der schon zwei Tage zurück lag) fancy essen zu gehen. Wir fanden ein Restaurant nicht weit von Bruno und entschieden uns für Streetcamping am Restaurant und richtig gute Steaks mit exzellentem Rotwein aus dem Guadalupe Valley in Baja California Norte. Hmmmmm. 

Emelie, Clem und Lu waren mit am Start. Zu gutem Essen sagen die Franzosen niemals nein. 

Am nächsten Morgen war Clem als erstes wach. Als er die Schiebetür des Transits aufschob blickte er in das Gesicht eines Polizisten. Noch nicht ganz wach schob er die Türe wieder zu um kurz darauf die Situation zu verarbeiten und die Tür wieder zu öffnen. Hupsi. Der Polizist fragte, ob wir Trucks vom Food Festival wären. Ähhh, ne. Also mussten wir den Platz räumen. Hanno und ich lagen noch im Bett und konnten die Szene akustisch verfolgen. Also ging es im Schlafanzug in die Fahrerkabine und wir fuhren einmal um den Block zum nächsten Parkplatz. Food Festival hörte sich ja schonmal nicht schlecht an. Das wollten wir uns für Mittags offen halten. Nach dem Frühstück ging es dann nochmal in die Stadt und ins Museum und Geburtshaus von Diego Riviera. Es war interessant zu sehen wie krass Riviera im Laufe seines Lebens die Stile wechselte. Insgesamt war er wohl einer der bedeutendsten Maler der Moderne in Mexico. Nicht alles gefiel uns, aber einige Bilder zur Kritik am zweiten Weltkrieg und die surrealistischen Bilder fanden wir gut. Da Fotos nicht erlaubt waren, gibts keine Fotos. Sorry 😉

Ob euch Diego Riviera was sagt, kann ich schwer einschätzen, aber vielleicht kennt ihr Frida Kahlo, seine Ehefrau und ebenfalls Künstlerin. Das Bild der Mexikanerin mit Monobraue und Damenbart ziert ungefähr jedes dritte Souvenir in Mexico, sei es Umhängetaschen, T-Shirts, Tassen oder Tequilagläschen.

Nach einem ausgiebigen letzten Bummel durch die Altstadt ging es dann zum Food Festival. Überall standen umgebaute VWs und Trucks aus denen Essen verkauft wurde. Hanno entschied sich für Bratwurst und Craftbeer, ich mich für Brüsseler (!!!) Waffeln mit Nutella, Erdbeeren und Nüssen.

Den Rest des Tages verbrachten wir in einer der größten Supermarktketten in Mexico: La Comer. Hier gibt es alles. So kamen wir erst bei Dämmerung um einige Pesos ärmer, aber mit neuem Teppich, ausgefallenen Lebensmitteln und Getränken aus dem Laden. 

Zurück ging es durch die Tunnel, die ganz schön gruselig eng waren und quasi unterirdisch unter der gesamten Stadt verlaufen, wieder hoch in die Berge nach Calerones.

Eine etwas andere Stadtführung gibts übrigens von Ken Blocks auf Youtube. Wir waren mindestens genauso schnell wie er mit Bruno durch die Tunnel unterwegs. 😉

Wir fuhren noch ein gutes Stück weiter in die Hochebene als beim ersten Mal. Wir machten Lagerfeuer und kochten Maronen über dem Feuer, die leider aber fast alle nicht mehr gut oder hoffnungslos verbrannt waren. Da brauchen wir wohl noch was Übung. Am nächsten Tag genossen wir dann vor allen Dingen die Ruhe, wir gingen Wandern und die Jungs füllten Hannos gebrautes Bier ab. Es war ein gemütlicher, sonniger und warmer Tag.

Am nächsten Morgen gingen Hanno und ich dann noch wandern. Wir wollten den nahe gelegenen Berg hochkrakseln. Chico war gut drauf und folgte uns vergnügt maunzend. Wir waren uns sicher, dass er irgendwann von selbst umdreht, wenn ihm der Abstand zum Camper zu groß würde. Umso erstaunter waren wir, als er uns komplett den Weg den Berg hoch folgte und somit einfach mal 3 km mit uns wandern war. Er drehte seine Ründchen um uns herum und behielt uns stets im Auge. Verrückte Fellnase die wir da haben. In der Katze ist definitiv ein Hund verloren gegangen. 

Wir machten schöne Fotos und eine Pause auf dem Gipfel. Es war super klar und man konnte super weit sehen. 

Dann gings Mittags weiter nach San Miguel de Allende. Wir hatten die Aufgabe für alle eine geeignete Location für Weihnachten zu finden. Willow und Lee warteten weiter auf ihre Ersatzteile und es würde für sie ziemlich knapp werden. Jaro ist ohne Handy unterwegs bzw. ohne mobile Daten und von ihm hatten wir lange nix gehört. Wir waren gespannt ob er kommen würde. Wir suchten also für 3-4 Camper einen gemütlichen Platz.

Der kostenlose Stellplatz am See war nicht besonders schön, zugemüllt und als wir Schüsse im nahe gelegenen Dorf hörten, fuhren wir weiter. 

In San Miguel de Allende wurden wir das erste Mal seit April von einem Filter am Stadteingang erwartet. Es wurde gefragt wo wir hinfahren ob wir Anwohner sind etc. etc. Mit ein bisschen Diskussion wurde uns dann erlaubt in die heiligen Amerikaner-Gefilde reinzufahren.

Für uns ging es dann erst mal quer durch die Stadt und zu Matthias, einem deutschen Auswanderer. Er betriebt im Ort eine Werkstatt, eine Rennauto-Manufaktur und eine Halle zum Einlagern von Reisemobilen. Wir hofften, dass er uns behilflich sein könnte bei dem Austausch unserer Seitenscheiben. Aus den 30 Jahre alten Originale hatte die Sonne im letzten Jahr Milchglas gemacht. Die Scheiben sind aus Plastik und hatten ordentlich gelitten. Ohne geöffnete Fenster können wir quasi nix mehr sehen und das ist auf Dauer anstrengend und manchmal auch ziemlich kalt und nass.

Matthias ist super entspannt und die nächsten vier Stunden verbrachten wir damit uns Tipps zu Mexico zu notieren anstatt über die Scheiben zu reden. Er hatte unkonventionellen Rat für unser Visa-Problem und kannte die ganzen Orte um San Miguel de Allende. 

Am Ende war klar, dass wir so schnell keine neuen Scheiben bekommen werden. Er machte über die Feiertage Urlaub und es klang ganz schön kompliziert das Material zu beschaffen, welches beim deutschen TÜV zugelassen wäre. Was wir bei ihm bekommen würden, wäre definitiv deutsche Arbeitsqualität, aber vermutlich in mexikanischer Geschwindigkeit. Insgesamt kein schlechter Deal aber wir kannten weder den Preis noch wussten wir um welche Zeitspanne es sich handelte. Wir wollten weiter und San Miguel de Allende war die nächste Amerikaner Hochburg in die wir geraten waren. Die Vorstellung bis zur zweiten Januarwoche hier rumhängen zu müssen war nicht so berauschend. Wir verabschiedeten uns also erst einmal und planten unsere Reise in den Norden fortzusetzen. 

Clem und Emelie hatten mittlerweile auf dem Campingplatz in der Stadt eingecheckt und waren nicht besonders glücklich. Der Besitzer war richtig unfreundlich und sagte, dass Lu nicht auf dem Campingplatz rumlaufen und sie ihn gefälligst im Camper lassen sollen. Klang sympathisch…

Als wir ankamen war Chico zum Glück erlaubt, auch wenn er ein Gesicht zog als hätten wir gefragt ob wir unsere Ratte mitbringen dürfen. Dann ließ er uns wissen, dass die Waschräume bzw. Duschen nicht nutzbar sind und wir verschwinden können, falls wir nicht bereit wären trotzdem den vollen Preis zu zahlen. Hui, nett hier! Es war bereits dunkel und wir bissen für diese Nacht in den sauren Apfel. Ich war auf 180 und brauchte dringend was zu Essen. Hier würden wir definitiv kein Weihnachten feiern.

Es ging zusammen in die Stadt und nachdem unser ausgesuchtes Restaurant geschlossen hatte, gings zum Italiener. Der war ausgesprochen gut und es gab Lasagne, Nudeln und guten Wein. 

Nach dem Essen bauten wir noch ein paar Kalorien ab und liefen bis zur Kathedrale. Die rosa Kirche erstrahlte im Scheinwerferlicht und erinnerte dann doch eher an das Schloss im Vorspann unserer liebsten Kinderfilme. Disney lässt grüßen.

Am nächsten Morgen erbarmte sich der Besitzer des Campingplatz, dass wir bis Nachmittags die Camper dort stehen lassen dürften. Aber wenn wir nur eine Minute nach der vereinbarten Zeit kommen würden, müssten wir für einen weiteren Tag zahlen. 

Wir machten uns also auf zur Wäscherei, gaben unsere Wäsche ab und erkundeten die Stadt. Wir trafen die Argentinier aus Morelia wieder und verabredeten uns für Weihnachten, falls wir einen guten Spot finden würden. Als erstes gings dann nochmal Richtung Kathedrale. Dort war die Hölle los. Überall Touristen. Wir kamen an einer Feier zum 15. Geburtstag eines Mädchens vorbei, der hier der Eintritt zum Frausein bedeutet und fett gefeiert wird. Am Straßenrand saßen Frauen und flochten hunderte von echten Blumenkränzen. Die Stadt war laut und lebendig. An Corona erinnerten nur die Desinfektions-Schleusen und die Masken, die entweder ums Handgelenk, unter der Nase und ab und zu mal richtig getragen wurden. 

Wir liefen weiter durch die Gässchen, vorbei an tollen Hinterhöfen, Eingangshallen, kleinen Boutiquen und Antiquitätslädchen. Es war nachvollziebar warum die Amerikaner sich hier wohl fühlten. San Miguel ist mal wieder Mexico light. 

Wir liefen dann zur alten Textilfabrik, die zur einer großen Galerie umgebaut wurde. Hier gab es viele verschiedene Ausstellungen von Künstlern aus der Region. Mir hat vor allen Dingen die Architektur gefallen. Die Kombination aus Stahl, offenem Mauerwerk, Glas und weißen Wänden gefällt mir sehr. 

Dann gings nochmal quer durch die Stadt einen Kaffe trinken und die Wäsche, Bruno und Chico einsammeln. 

Für die Nacht wollten wir den zweiten Campingplatz etwas außerhalb des Stadtkerns ausprobieren. Dort angekommen wurden wir zwar netter empfangen, aber als Hanno vom Bezahlen zurück kam, konnte ich meinen Ohren nicht trauen. Wegen Corona hatten sie die Preise erhöht und weder Pool noch Duschen waren benutzbar. Stadt 360 zahlten wir 420 Pesos. Dazu kam, dass wir auf einem ziemlich ungemütlichen betonierten Platz campen sollten. Na das nenn ich mal Preis-/Leistungsverhältnis. Ich lief zur Rezeption und diskutierte gut eine halbe Stunde mit der Dame. Nix zu machen. Ich war sauer und es war klar, dass wir hier auch nicht über Weihnachten bleiben würden. 

Clem und Emelie mussten sogar noch für Lu extra zahlen. Unverschämt.

Wir trafen deutsche Senioren-Dauercamper, die sich mit den Gegebenheiten scheinbar zufrieden gaben. Es war schnell klar, dass die Herrschaften anders reisen. Frei campen tun sie gar nicht und sie sprechen auch weder englisch noch spanisch. Wir staunten nicht schlecht, dass Reisen so überhaupt möglich ist. 

Die Dauercamper teilten dann am nächsten Morgen zum Glück den Schlüssel für die einzige funktionierende Dusche mit uns. Danach machten wir uns vom Acker.

Über kleine Dörfchen sollte es weiter Nördlich bis zu einem Glamping-Campingplatz gehen. Angeblich wars die schnellste Route, was aber nicht wirklich der Fall ist, wenn das Navi dich in eine Sackgasse schickt und du kurz darauf auch noch einen Pickup abschleppen musst, der mitten auf der Kreuzung liegen geblieben ist. Mit einiger Verspätung kamen wir endlich an. Die Preise waren steil, aber es gab nicht wirklich eine andere Optionen. Der Platz war komplett neu und echt schön. Der Besitzer war nett und zeigte uns alles. Wir einigten uns dann auf einen einigermaßen tragbaren Preis, der zwar nochmal etwas höher war, als auf den letzten beiden Plätzen, aber immerhin hatten wir den Campingplatz für uns alleine und es war wunderschön und ein Weihnachtsfest mit langer Tafel definitiv gut machbar. 

Die erste Nacht verbrachten wir dann noch zu zwei Campern. Am nächsten Morgen passten wir auf Lu auf und Clem und Emelie gingen für das Weihnachtsessen einkaufen. Wir hingen mit Lu auf dem großen Trampolin, telefonierten mit zu Hause und empfingen all unsere Freunde. Als erstes kamen die Argentinier an, dann folgte Jaro und dann Willow und Lee, die glücklicherweise in letzter Minute ihren Motor ans laufen gebracht hatten. 

Ich dekorierte dann den Tisch und Emelie und ich fingen an zu kochen. Sie hatte das Menü komplett ausgesucht und ich war überrascht, dass sie keins der Gerichte bisher selbst gekocht hatte. 

Das Kuchenrezept ging komplett in die Hose und ich fing mit einem meiner bewährten Rezepte nochmal von vorne an. 

Mittlerweile war auch ihr französischer Freund mit mexikanischem Anhang angekommen und sie hatten sich logischerweise viel zu erzählen. Ich kochte fleißig weiter.

Sergio, der Argentinier kümmerte sich dann ums Fleisch und das machte er fantastisch. Das Weihnachtsessen wird vermutlich nur hängen bleiben, weil es unser Budget gesprengt hat und nicht ganz dem entsprach was wir für den Preis erwartet und zu dem Anlass gekocht hätten. Trotzdem müssen wir sagen, dass wir das Fleisch (Rippchen und Rind) definitiv in Erinnerung halten werden. 

Nach einem geselligen Abend an langer Tafel waren wir alle halbwegs satt und versammelten uns für den Rest des Abends um den Grill in dem wir ein wärmendes Feuer gemacht hatten. Es war richtig weihnachtlich kalt geworden und Hanno machte uns sogar noch echten deutschen Glühwein.

Am nächsten Morgen kam um 11 Uhr der Truck mit dem warmen Thermalwasser. Clem wollte unbedingt die Pools füllen und zahlte. Den Rest des Tages verbrachten wir im Pool und verschrumpelten. 

Fürs Essen warfen wir Reste und Vorräte aus den Campern zusammen und machten es uns nochmal am Feuer gemütlich. Ich hatte mir im Pool oder vielleicht auch von Hanno eine ordentliche Erkältung geholt und ging früh ins Bett.

Am nächsten Morgen hieß es aufräumen und Küche ausräumen. Dann gings für uns alle erstmal zurück nach San Miguel de Allende. Wir würden hier noch zwei Tage verbringen müssen, da wir auf unser Paket mit dem Ersatzkabel für das defekte Rückfahrkamera-Kabel warteten. Der Rest würde schonmal weiter ziehen. Wir weigerten uns auf einen der Campingplätze zu fahren und endeten in einer Straße und parkten einfach vor einem Haus zwischen anderen Autos.

Ich war mittlerweile richtig krank und verbrachte die nächsten beiden Tage im Bett. Als es mir dann am dritten Tag besser ging liefen wir bis zum Immigration Office, standen aber vor verschlossenen Türen. Schade, kein neues Visa. Die Beamten hier arbeiten auch über die Feiertage nicht. Na gut. Dann fanden wir noch einen Malerbedarf und reinen Alkohol für unseren Spirituskocher und schleppten daraufhin 8 undichte 1Liter-Behälter durch die Stadt. Was ein Spaß! Immerhin war unser Kabel bei DHL angekommen und nach einem schnellen Mittagessen in der Stadt machten wir uns endlich auf den Weg in den Bundesstaat San Luis Potosí. Ich freute mich seit Wochen darauf und erwartete viel von diesem grünen Juwel. Dort würden wir auch Clem, Emelie, Lu, Willow, Lee und Jaro für Silvester wieder sehen.

Tag 534-542 | Ajijic, Jalisco / Morelia, Patzcuaro, Tzintzuntzan, Sierra Chincua Mariposas, Michoacán, Mexico

Tag 534-542 | Ajijic, Jalisco / Morelia, Patzcuaro, Tzintzuntzan, Sierra Chincua Mariposas, Michoacán, Mexico

Clem und Emelie tauchten auf, als wir in Ajijic parkten. Der Ort liegt ebenfalls am Chapala See war aber etwas weniger Amerikanisch. Am Ufer fanden wir einen schönen Platz für die nächsten zwei Nächte und bummelten durch die Straßen. Wir fanden wieder eins der kleinen Restaurants wo man quasi bei einer Familie im Garten sitzt und sich bekochen lässt und schmausten super gute Tacos und tranken frische Limetten-Limo. 

Die Abende am See bescherten uns tolle Sonnenuntergänge und fantastisches BBQ. Fisch ist hier so günstig, dass wir zu den Red-Snappern einfach nicht nein sagen konnten.

Lu und Chico waren ebenfalls glücklich sich wieder zu sehen. Die zwei hatten eine erstaunliche Freundschaft entwickelt und wir fanden Chico Abends schlafend neben dem kleinen Lu im Camper. Zu Hannos Freude gings dann am nächsten Tag noch in die lokale Craft-Beer-Brauerei und es gab seit sehr langer Zeit nochmal nix mexikanisches: Chicken Wings und Fish&Chips. Hmmmm.

Nach zwei Tagen in Chapala hatten wir dann endlich unser Weihnachtspaket zurück und der Streit mit dem Kundenservice ging los. Dafür mussten wir aber nicht mehr vor Ort bleiben, da das alles per Mail und Telefon geht (übrigens mit Service aus Malaysia) und so entschieden wir weiter zu ziehen und den Bundesstaat Jalisco zu verlassen.

In einem großen Fahrtag ging es nach Morelia, der Hauptstadt des Bundesstaates Michoacán und wir fanden einen kostenlosen und von der Polizei überwachten Parkplatz in der Grünanlage des Messegeländes. Besser gings nicht. Auch Uber gabs hier, also ließen wir uns zum Abendessen in die Innenstadt kutschieren und waren überrascht vom Flair und der Schönheit der Altstadt. Wir hatten keinen Plan und Morelia sollte eigentlich nur als Zwischenstop dienen. Die Stadt gilt sogar als einigermaßen gefährlich und nicht touristisch. Schnell war aber klar, dass wir hier mehr als nur die eine Nacht bleiben. Wir fühlten uns wohl und sicher. 

Besonders hängen geblieben ist das gute Essen in der Stadt, die berühmt für ihre Bluecorn-Tortillas ist. Wir gönnten uns mal ein gehobeneres Restaurant und es gab sogar Schweinshaxe mexikanischer Art für Hanno. Wir erkundeten dann einen weiteren Tag die Altstadt und stolperten in große Konditoreien, auf festlich geschmückte Plätze, in kitschige Weihnachtsdekoläden, über ein altes Aquädukt, in einen Lebensmittelmarkt und unzählige kleine Gässchen. Wir hatten Morelia echt anders eingeschätzt und mochten vor allen Dingen den Mix aus Multikulti und Tradition, Jung und Alt.

Auf dem Parkplatz trafen wir dann noch eine argentinische Familie mit kleiner Tochter, die seit vielen Jahren auf der Panamericana unterwegs ist. Die drei würden wir zu Weihnachten spontan wieder sehen. Lu und die kleine Brisa kümmerten sich dann gemeinsam um Chico und der Kater zog die beiden Kinder an der Leine hinter sich durch den Park. 

Dann gings weiter nach Patzcuaro. Eine weiteres Pueblo Mágico. Hier waren einfach alle Häuser und Ladenbeschriftungen gleich gehalten. Die Häuser unten rot und oben beige/creme gestrichen, die Beschriftungen mit Anfangsbuchstabe in schwarz und darauf folgende rote Buchstaben. Irgendwie witzig, dass das Städtchen quasi einen Styleguide hat. Wir ließen uns den Tag über treiben und für mich gabs neue Silberohrringe auf dem Handwerkermarkt. Wir bummelten über den Lebensmittelmarkt, bekamen aber Covid-bedingte Platzangst und machten uns schnell wieder raus aus der Menge. Insgesamt war der Ort einen Ticken zu touristisch für unseren Geschmack und wir machten uns auf den Weg in eine ruhigere Gegend. Abends schliefen wir vor den Toren der Tzintzuntzan-Tempel und hofften, dass diese am nächsten Tag offen sind. Es war super, super kalt in der Nacht und wir packten doch tatsächlich Fleece und Mütze aus. Ich hatte zufällig Plätzchen gebacken und zusammen mit heißer Schokolade kam doch sogar sowas wie Vorweihnachtsstimmung auf.

Die Ruinen am nächsten Tag waren, wie zu erwarten war, geschlossen. Aber wir wären nicht in Mexiko, wenn der Security uns für ein bisschen Geld nicht unter der Hand aufs Gelände gelassen hätte. Ein Win-Win für beide Seiten – wir konnten einen Tag früher die Tempel sehen und der Wachmann zwei Bier mehr trinken. Morgens wars noch super nebelig, jetzt klarte es auf und wir genossen die Ruinen als nahezu einzige Besucher. Nach einer Stunde waren wir fertig und es ging ins Dörfchen wo wir dann noch „Gorditas“ (die Fetten) zu Mittag aßen und Lebensmittel aufstockten, bevor wir uns zu einem der lang erwarteten Highlights Mexicos aufmachten. 

Die Fahrt zur Sierra Chincua

kostete uns den halben Tag und wir staunten nicht schlecht als wir auf eine riesige Lichtung rollten und entschieden hier drei Nächte unser Lager aufzuschlagen. Fühlte sich mehr an wie Kanada oder Deutschland als Mexiko. Es sieht auf den Fotos einfach so aus als würden wir zu Hause im nächsten Wald campen. Wir befanden uns wieder mal auf 3000m Höhe und es wurde ausgesprochen frostig auf unserer Lichtung. Clem und Emelie packten ihr Zelt aus und wir machten Lagerfeuer in einer Feuertonne und stellten diese in die Zeltmitte. Lieber eingeräuchert als erfroren war die Devise. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend zusammen bevor wir die Heizungen anschmissen und es uns in den Campern gemütlich machten.

Am nächsten Morgen stapften wir durch weiß gefrorenes Gras. Ich kann mich nicht mal erinnern, wann wir das letzte Mal Temperaturen unter Null hatten.

Nach dem Frühstück machten wir uns dann auf den Weg zum Eingang der Mariposa Sanctuary. Im Winter überwintern hier im Wald Milliarden von Monarch-Schmetterlingen die aus Kanada und den USA runter kommen. Bisher dachte ich, dass Schmetterlinge nicht so alt werden und nur einen Sommer leben, aber nö, sie haben sich dazu entschieden 9 Monate alt zu werden und so müssen sie den Trip nach Mexico auf sich nehmen bevor sie im Frühjahr dann sterben. Bei der Kälte hier konnten wir nicht ganz verstehen, warum sie sich gerade diesen Ort zum überwintern ausgesucht hatten, aber wir wollten es unbedingt sehen. Da Emelie mit verstauchten Füßen immer noch nicht gut zu Fuß war gings mit Pferden den Berg hinauf. Dann noch 2 Kilometer durch den Wald, bevor wir vor einem der hohen Nadelbäume stehen blieben und unseren Augen nicht trauen konnten. Es sah aus, als hingen an dem Baum verwelkte Blätter, aber nein, es waren alles Schmetterlinge. Das Ausmaß war und ist nicht fassbar. Wir staunten und staunten und staunten. Die Schmetterlinge flogen los, wenn sie von den Sonnenstrahlen gekitzelt wurden und überall um uns rum flatterte es wie wild. 

Ein absolutes Highlight! Sowas ist echt einzigartig und wir waren zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Als wir die Reise durch Mexiko planten, waren wir uns sicher, dass wir nur bis zum Sommer bleiben und so die Schmetterlingsaison um ein halbes Jahr verpassen würden. Tja, Covid machts möglich, dass wir dieses Spekatakel doch noch zu Gesicht bekamen.

Den nächsten Tag machten wir frei. Hanno und Clem spielten Schach, bereiteten Feuerholz vor, ein Schäfer kam auf einen Schwatz vorbei, wir genossen die warmen Sonnenstrahlen, ich machte mal einen umfänglichen Hausputz und es gab Apfelkuchen, Chico und Lu erkundeten den Bach und den Wald und wir kamen nach den langen Fahrtagen richtig runter. Abends saßen wir wieder im Zelt, inklusive Feuertonne und versuchten uns warme Gedanken zu machen.

Endlich fühlt es sich wieder wie Reisen an. Frei, abwechslungsreich und bereichernd. Wer lange reist oder schonmal gereist ist, weiß, dass nicht jeder Tag ein Urlaubstag ist. Die Planung der Route, Wartung und Reparaturen am Auto, Einkaufen, Wäsche waschen und sonstige Besorgungen halten einen ganz schön auf Trab. Gerade kommt noch die immer wieder neue Recherche zu Covid-Restriktionen in den verschiedensten Staaten und Städen dazu. Dieser Tag ohne ToDos fühlte sich nochmal richtig nach Urlaub an. Die Tage davor mit dem Mix aus Stadt, Tempeln und nun Natur pur wie das was wir von der Reise durch Mexiko erwartet hatten. Wir sind glücklich und die Tage bei den Monarch Faltern werden wir definitiv nie mehr vergessen.