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Author: Kerstin

Tag 523-533 | Tapalpa, Comala Wasserfall, Lago Chapala, Teuchitlán, Tequila, El Arenal, Parque de Primavera, Guadalajara, wieder Lago Chapala, Jalisco, Mexico

Tag 523-533 | Tapalpa, Comala Wasserfall, Lago Chapala, Teuchitlán, Tequila, El Arenal, Parque de Primavera, Guadalajara, wieder Lago Chapala, Jalisco, Mexico

Wir waren also wieder alleine unterwegs und hofften darauf Willow und Lee an Weihnachten mit funktionierendem Bulli wieder zu sehen. 4 Wochen blieben ihnen bis dahin. Wir wollten uns nun Zeit lassen und ein bisschen kreuz und quer Jalisco befahren ohne den Highway zu nehmen. Unseren ersten Stop machten wir in den Bergen in einer der vielen in Mexico verstreuten Publo Magicos. Das sind Orte mit besonderem Charm, die Touristen gerne ansteuern. Nach etlichen Serpentinen kamen wir im Örtchen Tapalpa an und staunten nicht schlecht wie viele mexikanische Touristen hier herumliefen. Nachdem wir Bruno durch die engen gepflasterten Gassen gequetscht hatten, fanden wir in einer Nebenstraße zum Marktplatz einen Parkplatz und somit unseren Platz für die Nacht. Den Nachmittag und Abend über schlenderten wir durch den Ort. Die Atmosphäre war relaxt und eigentlich auch alles offen. Zum Sonnenuntergang gings in eine Bar und wir genossen den Blick über den Marktplatz mit seinem bunten Treiben. Dann gings noch an einen kleinen Straßenimbiss und ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass wir dort die besten Tacos Carne Asada (mit gegrilltem Fleisch) aßen, die wir bisher in Mexico hatten. Mit einer super leckeren Ananas-Salsa und Salat. 

Am nächsten morgen ging es weiter ins Hinterland. Wir hatten uns auf die Suche nach einem Wasserfall gemacht und nach einer kleinen Irrfahrt dank einem planlosen Navi fanden wir den Eingang zum Comala Wasserfall doch noch. Leider wurden wir mit einem dicken „Cerrado“ („Geschlossen“) Banner begrüßt und währen beinahe schon umgekehrt. Ein Einheimischer versicherte uns dann aber, dass alles offen ist und wir runter zum Wasserfall fahren sollen. Also gings den Waldweg entlang und wenig später durchquerten wir gut 500 m Fluss. Der war tiefer als gedacht und Bruno pflügte sich durch die Wassermassen bis ans andere Ufer. Dort fanden wir den Wasserfall, viele mexikanische Familien und leider auch eine Menge Müll. Ich kann einfach nicht verstehen, dass die Leute bis hier fahren um diese wunderschöne Natur zu sehen und dann alles an Abfall einfach unter sich fallen lassen. Super schade! Es war Sonntag und es war viel los. Wir waren daher ganz glücklich mit unserem Platz ein bisschen Fluss abwärts und machten es uns dort gemütlich. Abends verschwanden die Tagesbesucher und wir hatten dieses Paradies ganz für uns alleine. Am nächsten Tag sahen wir nur zwei Wanderer und einen Reiter mit Hunden. 

Wir genossen das satte Grün des Waldes, das kühle Wasser, die unzähligen Schmetterlinge und exotischen Vögel. 

Wir blieben noch eine weitere Nacht bevor wir uns morgens auf den Weg zum nächsten Ziel machten. Das lag nicht wirklich auf dem Weg und musste eingeschoben werden, da Chico wieder stark humpelte und wir mit dem Tierarzt nicht länger warten wollten. Also ging es auf direktem Weg zum Lago Chapala (einer Amerikaner-Hochburg) wo wir die Auswahl zwischen mehreren Tierärzten hatten. Der erste Tierarzt auf Google existierte nicht, der zweite war geschlossen, beim dritten hatten wir Glück. Wir kamen direkt dran und nach 5 Minuten teilte der Herr uns mit, dass Chico wohl von einem Skorpion gestochen wurde. Schon wieder?! Er bekam eine Spritze und das wars. Glücklich waren wir danach nicht. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es schon wieder ein Stich sein sollte. Warum ist es immer die linke Vorderpfote und warum ist sie nie geschwollen oder dick oder sonst was? Die Tierärztin auf der Baja hatte uns gesagt, die Pfote wäre heißer als die andere. Mit viel Einbildung konnten wir uns das dann beim selber fühlen auch einreden. Trotzdem passte alles nicht zusammen, aber wir wussten auch nicht, was wir noch machen sollten. Also hieß es wieder einmal abwarten und hoffen, dass es weg geht. 
Am nächsten Tag lief Chico wieder normal, was aber auch durch die Spritze mit Schmerzmittel zu erklären war. 

Wir fuhren dann erst mal weiter zurück auf unsere ursprüngliche Route. Es ging nach Teuchitlán zu einem Freibad auf dessen Gelände man campen kann. Wieder einmal wurden wir von einem „Cerrado“ Schild begrüßt, welches wir nun aber schon ignorierten. Wir fanden das Freibad dann, wie zu erwarten war, geöffnet vor und suchten uns einen Stellplatz für die Nacht. Die Besitzer waren super nett und zuvorkommend. Norma, die Tochter der Besitzerin, kam noch für einen kleinen Plausch vorbei und wir sprachen über Covid und die Ausmaße in unseren Leben. Norma erzählte, dass ihre in Amerika lebenden Verwandten nicht zu Weihnachten kommen, weil sie Angst haben sich in Teuchtilán zu infizieren. Sie sagte, dass ihre Familie hier froh ist, weil sie Angst haben, dass die Verwandtschaft das Virus aus Amerika mitbringt. Es gab noch keine nachgewiesenen Fälle im Dorf.  Ihr Weihnachtsfest würde also auch anders laufen als gedacht. Im nächsten Schritt wurden wir dann zu Weihnachten eingeladen. Das wir als Reisende das Virus ins Dörfchen schleppen könnten, scheint also erstaunlicher Weise kein Gedankengang zu sein. Wir waren von der Gastfreundschaft überrumpelt und gerührt, mussten aber leider mit Hinblick auf unsere auslaufende Aufenthaltsgenehmigung und die Pläne nach Guatemala zu kommen, ablehnen. Norma empfahl uns noch ein paar Dinge im Umland und zeigte uns, wo wir uns Feuerholz fürs Lagerfeuer nehmen können. Dann schloss das Freibad und wir waren wieder mal alleine. Wir hatten einen der schönsten Abende seit langen. Lagerfeuer, Gitarre, Marshmallows, Sternenhimmel, ein glücklicher Chico, der Freundschaft mit einem Stinktier schloss (wirklich!) und lange Gespräche. 

In der Gruppe zu reisen macht super viel Spaß und das wollen wir auch nicht missen, aber an dem Abend wurde uns bewusst wie lange wir nicht mehr geredet hatten. Tiefgründige Gespräche über Zukunft, Träume und Hoffnungen sind weniger intensiv, wenn jemand anderes dabei ist. Ich genoss die Stunden in vollen Zügen und schöpfte einiges an neuer Energie aus diesem Abend. 

Am nächsten morgen war es richtig kalt und wir skippten die geplante morgentliche Schwimmrunde und fuhren direkt zu den Guachimontones-Tempeln. Tja und da waren wir dann tatsächlich komplett alleine. Wir liefen über das Gelände, stiegen über Stock und Stein und staunten über die Aussicht und die akkurat aufeinandergestapelten Steine. 

Da wir gut in der Zeit waren machten wir uns nach einem Speck mit Ei Frühstück noch auf den Weg nach Tequila. Wir waren so gut in der Zeit, dass wir direkt zur Casa Sauza Distillerie fuhren und einfach unser Glück versuchten dort noch eine Tour für den Tag zu buchen. Eine Stunde später saßen wir in deren Gefährt und waren auf dem Weg zu den Agavenfeldern. Wir waren mal wieder alleine und so konnte der Guide die Tour exklusiv auf englisch statt auf spanisch abhalten. Wir lernten wie die Agaven gepflanzt, gepflegt und geerntet werden und wer sein Getränk Tequila nennen darf und wer nicht. Wir pflanzten sogar noch unsere eigenen Agaven und konnten bei der Ernte einer ausgewachsenen Agave zuschauen. Definitiv interessanter als ich das erwartet hatte, ich hatte aber auch vorher keinen Plan wie das überhaupt funktioniert.

Zurück in der Casa Sauza hatten wir dann noch ein Tequila Tasting. Da die günstige Marke gerade nicht verfügbar war, kamen wir in den Genuss die teurere Marke zu probieren. Sagen wir mal so, Speck mit Ei Frühstück war etwas wenig für so einen Tag. Die Dame, die mit uns das Tasting machte (erst schwenken, dann riechen, dann kleiner Schluck, dann großer Schluck), war in unserem Alter und schenkte reichlich aus. Wir waren sehr schnell, sehr lustig. Aiaiai. Wir dachten das wars dann, aber nein, wir zogen vom Tasting-Raum in die Bar um und lernten noch einen Cocktail mit Tequila zu mixen. Danach lagen wir echt unterm Tisch. 

Dooferweise mussten wir jetzt noch Bruno vom Parkplatz der Casa Sauza holen. Wir fuhren ihn genau 500 m weit auf die nächste Straße und entschieden, dass wir dann wohl für die Nacht dort schlafen würden. In dem Zustand weiter fahren wäre eine schlechte Idee. Auf direktem Weg machten wir uns dann zum nächsten Straßenrestaurant. Nach einer Grillplatte und Quesadillas ging es dann langsam wieder. Einigermaßen nüchtern liefen wir dann noch durch die Stadt und fanden auch noch eine Crepés-Bude, die uns den letzten Alkohol aus dem Blut trieb. 

Tequila ist eine hübsche, reiche Stadt und hat uns gut gefallen. Hier scheint der Tourismus noch einigermaßen zu laufen, trotz Corona. 

Unsere Nacht auf der Straße hinter einer der großen Tequila-Destillerien war laut und unruhig. Wie schon so oft, tauchte mitten in der Nacht ein Auto auf, parkte hinter uns, drehte die Lautsprecher auf und die Insassen feierten eine spontane Straßenparty. Vollkommen normal für Mexico, sehr anstrengend für Camper. Im Grunde ist das ganze solange nicht beunruhigend bis der Fahrzeugbesitzer anfängt mit einer Machete rumzufuchteln und wie blöd auf einen der am Straßenrand gepflanzten Bäume einhackt. Wir halten uns beim Straßencamping immer bedeckt und zeigen nicht, dass wir uns im Auto befinden. Wie auch in dieser Nacht wird Bruno dann meistens nicht wahrgenommen oder nur als Dranpinkelobjekt missbraucht. So auch in dieser Nacht. Der einsetzende Regen löste die Party auf und wir fanden noch etwas Schlaf. 

Es ging weiter nach El Arenal wo wir noch eine Führung in der Cascahuin Tequilafabrik durch die Destillerie machen wollten. Das hatten wir in Tequila noch nicht gesehen. An der Destillerie angekommen war es durchaus schwer jemanden zu finden, der uns weiterhelfen konnte. Wir wurden dann mal wieder wegen Bruno angequatscht und der Typ brachte uns zur richtigen Person. Ein ausgewanderter Japaner war Markenbotschafter für Cascahuin und zeigte uns alles. Wir hatten die Destillerie ausgewählt, weil es eine kleine Poduktion ist und noch viel traditionelle Handarbeit dahinter steckt. Wir sahen die Schmoröfen, die Steinmahlräder und die Becken. Auf verschiedenste Weisen wird so viel Saft wie möglich au den Agaven gequetscht. Die Tour war gut und wir waren begeistert. Von hier wollten wir Tequila mitnehmen und auch zwei Flaschen als Weihnachtsgeschenke nach Hause schicken. 

Nun wars an der Zeit für Natur. Die Nacht in Tequila war weder für uns noch für Chico besonders toll. Also gings in den Parque La Primavera. Der Park ist ein riesiger Wald und wir freuten uns aufs Campen dort. Chico schmuggelten wir rein, da Tiere nicht erlaubt waren und wir suchten uns einen Platz so abgelegen wie möglich. Gute Wahl, denn unser Kater lief die nächsten zwei Stunden lauthals miauend durch den Wald. Das macht der doch extra. Seit der Nacht in Tequila hatte es nicht mehr aufgehört zu regnen und wir machten uns dann einen gemütlichen Abend im Camper. 

Dann gings nach Guadalajara. Mexicos zweitgrößte Stadt und Verkehrschaos pur. Wir wollten in den Ortsteil Tlaquepaque, der als sicher gilt, und wo man gut Shoppen kann. Den Tag verbrachten wir mit Christmas-Shopping, denn wir wollten ein großes Überraschungspaket nach Hause schicken. Es kostete uns den gesamten Tag, aber am Ende hatten wir für unsere Mamas, Papas, den Bruder und die beste Freundin was zusammen. Wir waren happy und verbrachten den Abend mit Briefe schreiben. Die Stelle, die wir zum Übernachten gewählt hatten, entpuppte sich als wenig charmant. Unsere Nacht endete, als eine Truppe Betrunkener in unserer Straße die Polizei anpöbelte und diese jemanden festnahm, der sich wehrte. Puh, Städte sind echt zum abgewöhnen. Wir fuhren früh in die Stadt, weil ich noch auf der Suche nach einem neuen Tagebuch war. Leider erfolglos. Bevor wir wieder raus fuhren besuchten wir noch das Rodeo und schauten eine halbe Stunde dem Nachwuchs bei einem Turnier zu. Interessant, aber wir waren zwiegespalten zu Tierwohl und -haltung. 

Es ging dann zurück zum Lago Chapala, wo es den nächsten DHL Express und ein Immigrations-Büro gibt. In den nächsten drei Tagen versuchten wir dann unsere Aufenthaltsgenehmigung zu erneuern oder zu verlängern. Leider erfolglos. Die Stimmung war daraufhin schlecht, da uns nur noch bis zum 4. Januar blieb. Außerdem verschickten wir nach einer elend langen Prüfung des Paketinhalts durch den DHL Mitarbeiter unser Überraschungspaket. Dieses kam dann zwei Tage später zurück, unbegründet und unsere Versandkosten im dreistelligen Bereich waren futsch. Wir streiten bis heute mit DHL und unsere Weihnachtsgeschenke für unsere Familien sind weiterhin bei uns. Pakete nach oder aus Mexico zu verschicken bleibt weiterhin eine Mammutaufgabe und vermutlich gehört einfach ein großer Haufen Glück dazu, wenn es klappt. Wir sind einfach nur traurig, dass es zu Weihnachten nicht geklappt hat und ärgern uns nun mit dem Kundenservice dieses Saftladens rum. 

Den Rest der Tage verbrachten wir dann in den Bergen im Umland, da wir uns in der Amerkaner-Hochburg nicht so richtig wohl fühlten. Chico ging es wieder schlechter und wir waren zwei Tage in einer Tierklinik, wo er geröntgt wurde und dadurch endlich klar war, was Sache ist. Als wir ihn in Todos Santos fanden war er in desolatem Zustand und als wir ihn dann mitnahmen hatte er einen großen Abszess am Brustkorb. Vermutlich hatte er sich zu diesem Zeitpunkt das Schlüsselbein zertrümmert und die Schulter angeknackst und auf den Röntgenaufnahmen sah man nun deutlich, dass auf der linken Seite von dem Schlüsselbein nur noch Stückchen vorhanden waren. Der Tierarzt riet uns davon ab die Knochenteile operativ zu entfernen, da der Bruch zu lange zurück liegt und es eventuell das ganze nur verschlimmbessert. Wir waren hin und her gerissen und der Arzt sagte, wir sollen in Ruhe darüber nachdenken. Am Ende entschieden wir uns dagegen Chico operieren zu lassen. Ich wünschte ich wüsste, ob das die richtige Entscheidung ist. 

Insgesamt hatten wir am Lago Chapala also nur mit diversen Problemchen zu tun und der Ort gefiel uns vielleicht auch deswegen nicht. Clem, Emelie und Lu hatten sich angekündigt, nachdem sie gehört hatten, dass wir durch die Tierarzttermine, das Warten auf unser retourniertes Weihnachtspaket und die Amtsgänge für ein paar Tage dort festhingen. Wir freuten uns die drei wieder zu sehen. Sie waren einen Monat nach uns aufs Festland übergesetzt, nachdem auch sie der Fluch von Todos Santos und sein „You can never leave“ eingeholt hatte. Ihre Kühlbox hatte den Geist aufgegeben, sie hatten echt Ärger ihre Fahrzeugeinfuhr am Hafen zu regeln und einen Tag bevor sie die Fähre nehmen wollten war Emelie aus dem Camper gefallen und hatte sich beide Knöchel gleichzeitig verstaucht. So hatte sich auch ihre Abreise um weitere anderthalb Wochen verzögert und wir freuten uns die drei wieder zu sehen.

Tag 515-523 | Parque National Nevada de Colima, Ciudad Guzmán, Jalisco, Mexico

Tag 515-523 | Parque National Nevada de Colima, Ciudad Guzmán, Jalisco, Mexico

Von La Ticla aus ging es morgens früh Richtung Colima. Schnell und stetig den Berg hoch. Gegen Mittag kamen wir an der mit Willow und Lee verabredeten Tankstelle an. Mir war irgendwie übel, aber ich schobs auf die vielen Kurven und nicht auf die 1800m ü. NN die wir innerhalb der letzten 1,5 Stunden erklommen hatten. Von hier aus war unser Ziel für die Nacht schon deutlich sichtbar: Der Nationalpark am Vulkan Colima.  

Je nachdem welche Navi-App wir nun fragten bekamen wir Angaben von 2 Stunden bis 13 Stunden für die verbleibenden 30 km. Es war also schnell klar, dass es eine anstrengende Fahrt wird und wir nicht so genau wussten worauf wir uns einließen. Also hieß es keine Zeit verlieren und los. 

Schnell endete der Asphalt und die Straße mutierte zu einem einspurigen Waldweg. 
Es wurde immer immer staubiger. Wir verloren Ruby und parkten am Straßenrand. Mit Chico machten wir uns durch knöcheltiefen superfeine Vulkanasche die Straße wieder runter. Ruby kämpfte mit der Steigung, den tiefen Bodenwellen und durch den Staub war der Motor überhitzt. Unsere englischen Freunde brauchten eine Pause. Wir liefen wieder die Straße hoch und verabredeten, dass wir vorfahren um vor bösen Stellen zu warnen. Die Straße war super schlecht von der Vulkanasche zugeschüttet und die Bodenfreiheit von Bruno mal wieder Gold wert. Wir machten eine weitere Pause und hörten Ruby den Berg hoch röhren. Wenige Minuten später tauchte sie in unserem Rückspiegel auf. Daumen hoch, also fuhren wir weiter. Nach ungezählten Stunden kamen wir auf 3000m ü. NN an. Wir entschieden nochmal zu warten und dieses Mal hörten wir keine Motorengeräusche. Nach einer Stunde immer noch nix, also lief Hanno den Berg wieder runter, während ich im Auto wartete und von Flip Flops in Socken und Schuhe und von Kleid in lange Hosen und Pullover zu wechseln. Morgens am Strand waren es noch locker 30 Grad Celsius, nun waren wir bei knapp 15 Grad angekommen. 

Nach einer halben Ewigkeit konnte ich dann endlich einen Motor hören und nach weiteren 15 Minuten tauchte Ruby auf. Hanno stieg wieder in Bruno um und berichtete. In einer tiefen Bodenwelle hatte Rubys Ölwanne einen guten Schlag bekommen und leckte nun. Dazu kam der weiter überhitzte Motor. 

Langsam lief uns die Zeit davon, da der Park abends schloss und es bereits dämmerte. Also gings weiter und die letzten 400 Höhenmeter hoch. Wir schafften es noch so gerade in den Park und bekamen die Informationen zum Campen und Wandern. Über eine weitere schlechte Piste gings nochmal 30 Minuten weiter und wir erreichten unseren Schlafplatz auf 3600 m ü. NN. Wir mussten noch über einen kleinen Graben und Ruby fuhr sich mal wieder fest. Zum Glück sind wir mittlerweile routiniert im Bergen. 

Als wir dann nach dem langen Reisetag aus dem Auto sprangen blieb uns der Atem weg. Erstmal, weil die Luft dort oben verdammt dünn war und zweitens weil wir mittlerweile bei 5 Grad Celsius angekommen waren. Wir kamen bei jedem Schritt außer Atem und meine Lippen waren direkt blau. 

Also gabs heiße Schokolade für alle und Lagerfeuer. Es war sooo kalt! Chico freute sich riesig über die großen Bäume und den Waldboden, verkroch sich aber auch sehr schnell wieder in den warmen Camper.

Nach einem kurzen Abend gings schnell rein und wir brauchten das erste Mal seit einem Jahr die Dieselheizung. Hunger hatten wir keinen und die Suppe die wir aufwärmten war richtig fies. Also gings so ins Bett und wir freuten uns auf den nächsten Morgen an dem wir die Wanderung auf den Vulkan machen wollten. 

Um 3 Uhr nachts war meine Nacht vorbei…und auch Hanno war wach. Mir war schlecht, ich war rastlos, hatte richtig starke Kopfschmerzen und es ging einfach nix mehr. Ich versuchte wieder zu schlafen aber mir war heiß und wieder kalt und nach einer Stunde war klar, dass meine Nacht vorbei ist. Hanno hatte mittlerweile die Offline-Version von Wikipedia auf dem Laptop ausgepackt und diagnostizierte eine mittelstarke Höhenkrankheit. 

Zu dem Zeitpunkt war ich schon zu nix mehr in der Lage und ich bat Hanno mich auf unter 3000 m zu evakuieren.

Er sagte kurz bei den Engländern Bescheid, die ebenfalls wach lagen, und mit den Offroadscheinwerfern machten wir uns auf den langen Weg nach unten. Um 6 Uhr morgens kamen wir auf 2800m an und fuhren in eine Haltebucht. Schlafen! Um 10 Uhr ging es uns langsam besser und wir versuchten mal was zu essen. Wir hatten mittlerweile ziemlich eindeutig erkannt, dass wir so ziemlich alles falsch gemacht hatten. Von 0 auf 3600m ü. NN in 12 Stunden, von 35 Grad auf 0 Grad, nix gegessen, keine Akklimatisation … ziemlich blöd von uns.

Mittags waren wir dann aber soweit, dass wir auf jeden Fall die 4000m erreichen wollten. Also gings wieder hoch. Der Typ am Gate belächelte uns nur. Wieder geparkt an unserem alten Campspot packten wir schnell eine Flasche Wasser, die Kamera und dicke Klamotten ein. Dann gings los und zwar in Mops-Geschwindigleit. Für die knapp 3 km Wanderweg die letzten 400 Höhenmeter hoch brauchten wir über 2 Stunden. Jede Bank auf diesem Weg war unsere. Und zwar wirklich jede und es waren viele. Wir schnauften wie verrückt und bewegten uns in Zeitlupe. 

An unserem Ziel angekommen waren wir ziemlich stolz und uns brummten mal wieder die Schädel. Wir ruhten uns aus und trafen auf Willow und Lee die die letzten 200 Höhenmeter auf den Vulkan noch gemacht hatten. 

Zusammen gings wieder zu den Autos und Hanno und ich entschieden wieder runter zu fahren auf etwas weniger Höhe. Willow und Lee würden am nächsten Tag nachkommen und wir hofften, dass wir bei anderen Overlandern in der nächsten Stadt unter kommen würden um dort die Ölwanne von Ruby zu reparieren.

Am nächsten Morgen hielt ein Auto und ein Mann gab uns einen Zettel von Willow und Lee. Sie hatten den Overlander aus Ciudad Guzmán schon auf dem Berg getroffen. Er macht dort Wandertouren und war super nett und hieß uns gerne willkommen.

So ging es Mittags den Berg runter. Wir fuhren hinter Ruby und die blau-weißen Wolken aus ihrem Auspuff waren ziemlich beunruhigend. Schnell war klar, dass es ein größeres Problem als die gerissene Ölwanne gibt. 

Bei Gerard, Gina und dem kleinen Mathias angekommen, saßen wir erst mal alle zusammen. Gerards Vater hat eine VW Werkstatt und so gabs noch eine zweite Meinung zum Zustand des VWs. Der tropfte währenddessen fleißig Öl aus der Wanne und nun auch zusätzlich aus dem Auspuff. 

Die Zylinderkopfdichtungen und Ventilschaftdichtungen waren hin. Die Fahrt auf den Vulkan mit überhitztem Motor hatte diesem nach nur einem Monat schon den Rest gegeben. Sch….

Die Stimmung war mies und wir gingen erst mal Pizza essen. Ich war nach meiner Höhenkrankheit noch immer nicht wieder richtig fit.

Am nächsten Tag bauten die Engländer dann ein weiteres Mal ihren Motor aus um den Schaden zu diagnostizieren. Wir fuhren währenddessen mit Gerard zur nächsten Autowaschanlage. Dort wurde Bruno von Hand gewaschen und dann auch noch mit Altöl der Unterboden besprüht. Nicht umweltfreundlich, aber gut gegen Salz und Sand und den daraus resultierenden Rost. Das erste Mal seit sehr langer Zeit quietschte mal überhaupt nix an Bruno. Faszinierend wie leise es war. 

Auf dem Weg zurück gings noch zur Metall-Handlung.

Gerard hatte uns sein Schweißgerät angeboten und wir hatten entschieden unsere Sandbleche bzw. -leitern für Bruno selbst zu bauen. 

Dafür mussten wir dann erst mal schweißen lernen. Siehe da, so schwierig ist es nicht, auch wenn wir an der ästhetischen Ausführung sicher noch was arbeiten können. 

Die Sandbleche waren in 3 Tagen fertig. In den Zeiträumen zwischen der Arbeit schauten wir uns die kleine Stadt an, liefen mit Chico durch den Stadtgarten und aßen leckeres Eis und Frozen Joghurt in Ginas Eisdiele.  

Gina nahm uns einen Abend mit in die Innenstadt und zeigte und traditionelle Süßigkeiten und den Marktplatz. Außerdem gab sie uns eine Führung im Haus ihres Vaters. Ein altes Stadthaus mit offenem Innenhof. Es hatte die besten Zeiten hinter sich war aber super beeindruckend und sicher immer noch ein Vermögen wert.

Einen weiteren Abend ging es mit allen zum besten Streetfood Restaurant der Stadt und es gab Tostadas und Pozole-Suppe. 

Als wir dann endgültig fertig waren mit unseren Sandblechen entschieden wir uns schonmal weiter zu fahren. Willow und Lee würden noch gut zwei Wochen auf ihre Ersatzteile warten müssen und so schön war das Campen auf der Straße dann doch nicht. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir nicht helfen und würden nur rumsitzen und das würde auf kurz oder lang nicht sonderlich förderlich für die Stimmung werden. 

Also verabschiedeten wir und von Gerard, Gina und Mathias und von Willow und Lee, hoffentlich nur auf Zeit. Wir hofften, dass mit dem Versand der Teile alles klappt und die zwei in Tequila wieder zu uns stoßen würden. Wir würden solange in Schlangenlinien durch die Berge kurven und einen Gang runter schalten.
Gina und Gerard waren wiedermal ein hervorragendes Beispiel für die Schätze die wir auf dieser Reise entdecken. Ihre Gastfreundschaft war unbegrenzt und die Zeit bei ihnen im kleinen Hof und in der Stadt sind wieder eine der Perlen dieser Reise.