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Author: Kerstin

Tag 116-120 | Yellowstone Nationalpark, irgendeine Forest Road, Wyoming und Idaho, USA

Tag 116-120 | Yellowstone Nationalpark, irgendeine Forest Road, Wyoming und Idaho, USA

Hanno schmiss mich morgens um 5 aus dem Bett. Er wollte Wölfe sehen (früher Vogel und so…). Halb wach und frierend kroch ich auf den Beifahrersitz und feierte im Stillen unseren Durchgang zur Fahrerkabine. Über zugeeiste und eingeschneite Straßen ging es fast zwei Stunden bis ins Lamar Valley. Pünktlich zum Sonnenaufgang standen wir dann mit den anderen Verrückten am Straßenrand und starrten auf eine riesige Bisonherde. Außer einen Grizzly der in weiter Ferne durch den Schnee stapfte bekamen wir aber nix zu Gesicht. 

Nach zwei Stunden und definitiv tiefgefroren sah dann auch Hanno ein, dass die Wölfe wohl keinen Bock hatten. Also ging es weiter durch den Schnee bis nach Norris. Da schauten wir uns die unzähligen Thermalquellen und Geysire an. Erinnerte und stark an Rotorua in Neuseeland, nur der Schnee und die dicken Wolken passten nicht zu Bild. Dadurch dass es so kalt war entwickelten die heißen Quellen auch ordentlich Dampf und man konnte nicht so richtig viel sehen.

Dann gings noch zum Highlight des Tages: der Canyon. Wenig angepriesen, erwarteten wir eben so wenig. Umso überraschter waren wir wie groß der Canyon doch war, wie schmal uns steil. Guter Abschluss für den langen Tag im Nationalpark.

Es dämmerte also hieß es: ab raus aus dem Park. Ordentlich Schnee lag da. Es gab noch ein kleines Lagerfeuer und als es anfing dicke Flocken zu schneien, gings Richtung Bett.

Etwas enttäuscht waren wir, dass es im Yellowstone gar keine richtigen Wanderwege gab. Irgendwie scheint dass ein Auto-Nationalpark zu sein. Überall gibt es extra Sightseeing Straßen, die aber gerade wegen dem Schnee geschlossen sind. Ansonsten fährt man bis an alle Sehenswürdigkeiten ran und bewegt seinen Hintern höchstens Mal zu einer Aussichtsplattform. Irgendwie alles doch sehr amerikanisch hier in Amerika. 😀

Am nächsten Tag waren Katja und David die ersten, die Richtung Nationalpark starteten. Wir folgten durch den tiefen Schnee zurück nach West Yellowstone. 

Am Nationalpark angekommen herrschte etwas Chaos. Der Park war wegen dem ganzen Schnee geschlossen und es schneite den ganzen Tag weiter. Hanno und ich nutzten die ungeplante Zeit und rotierten die Räder. Vorne sind unsere Reifen jetzt nach 20.000 km schon ganz schön im Eimer. Vermutlich sind unsere Stoßdämpfer nicht mehr so die Besten.

Das Thermometer rutschte Nachts wieder jenseits der -10Grad. Armer Bruno! 

Am nächsten Tag mussten wir wieder bis Nachmittags warten, dann machte der Yellowstone wenigstens einen Teilbereich wieder auf und wir schafften es noch zu einer Eruption des Old Faithful Geysirs. Jup, wieder sehr viel Rauch und wenig Wasser zu sehen. Der Schnee stand uns mittlerweile bis zu den Knien. Soviel zu, kein Wintercamping und wenn der Schnee kommt sind wir längst weg. Hat wohl nicht so gut geklappt der Plan. Seit gut anderthalb Monaten stapfen wir in regelmäßigen Abständen durch das kühle Weiß.

Da der Yellowstone auch die nächsten Tage nicht weiter öffnete und wir alles erreichbare gesehen hatten gings am nächsten Tag weiter Richtung Süden.

Je weiter wir fuhren desto mehr verschwand der Schnee und wir entschlossen uns querfeldein über eine Forrest Road den Weg zum Teton Nationalpark anzutreten. Jeder Kilometer weiter rein ins Nirgendswo stieg unsere Höhe und damit dann dooferweise auch wieder der Schnee. Am Anfang hatten wir noch richtig Spaß durch den tiefen Schnee zu pflügen und Videos zu machen.

Dann kam der Moment, 17 km nach dem letzten Handysignal, wo wir nen Hügel hoch mussten, der Weg einspurig wurde und Bruno seitlich in nen Graben wegrutschte. Shiiiiiiteeeeee! Auch mit Allrad und Differenzialsperren kriegten wir ihn nicht da raus und er rutschte mit dem rechten Vorderrad immer tiefer in den Graben. Unterm Schnee waren dicke Eisplatten. 

Während wir dann (perfekt für dieses Wetter ausgestattet…nicht) den Schnee räumten (mit einem Holzbrett) und das Eis weghackten (mit nem Klappspaten) kamen Katja und David tatsächlich als einziges Fahrzeug am ganzen Abend auf dem gleichen Weg entlang. Ganz schön erleichternd nicht alleine zu sein. Nach 2 Stunden Umgraberei und Eishackerei konnten wir Bruno dann aus seiner Schräglage befreien. Es wurde dunkel und wir fuhren nur zum letzten flachen Stück zurück und parkten da am Seitenstreifen, den wir vorher ebenfalls sorgfältig von Schnee befreiten.

Der Schock saß uns noch ordentlich in den Knochen und unsere Rücken, Hände und Beine hatten bei der Befreiungsaktion ganz schön gelitten. Wir killten darauf erst mal eine Flasche Wein und ein paar Bier mit Katja und David. Puh…nochmal Glück gehabt. Heiner erzählten wir von der ganzen Aktion erstmal nix, wir konnten uns seine Reaktion eh schon ausmalen („Kerl! Mensch! Hannooooo!“).

Tag 111-116 | Kalispell, Glacier Nationalpark, Helena, Whitehall, Gardiner, Montana, USA

Tag 111-116 | Kalispell, Glacier Nationalpark, Helena, Whitehall, Gardiner, Montana, USA

In Elko fuhren wir also an die amerikanische Grenze. Tjoa, und nach 10 Minuten waren wir durch. Keine Fragen zu uns, unserer Reise oder dem Auto. Kein auseinandernehmen des Inventars, nicht ein Blick in die Wohnkabine. Echt komisch!

Der Grenzbeamte war wie zu erwarten schlecht gelaunt, wies uns an Bruno zu parken und ins Office zu gehen. Dort lächelte uns von einem gerahmten Bild der amerikanische Präsident an…………

Nach Abgabe all unserer Fingerabdrücke, einem Foto und je 6$ bekamen wir unseren I-94 Schein in den Pass getackert und nen Stempel und wir durften weiter ziehen. Wir sind immer noch etwas verdutzt und sprachlos wie einfach das war.

Im ersten größeren Ort Kalispell gings dann erst mal groß einkaufen. Immerhin hatten wir gedacht, dass wir Obst, Gemüse und Fleisch nicht mit in die USA bringen dürfen.

Wir fanden einen perfekten Stellplatz am Strand des Flathead-Lakes. Nach langer Zeit machten wir nochmal ein richtig schönes Lagerfeuer. Als es zu regnen begann, fuhren Wir Bruno bis ans Feuer und die Markise aus. Wir saßen trocken und schmissen Bacon, Hähnchen, Popcorn und Marshmallows aufs Feuer.

Dann hieß es erstmal ausschlafen. Wir frühstückten dann seit über einem Monat das erste Mal wieder draußen. Die Sonne knallte vom Himmel und es war bestimmt um die 20 Grad. Richtig, richtig schön nach dem Schnee. Den Mittag vertrödelte Hanno dann mit Angeln (ohne nennbare Erfolge). Dann gings noch in den Glacier Nationalpark auf die Panoramastraße mit dem schönen Namen „Going-to-the-sun“. Leider war der Pass wegen Schnee schon zu und wir konnten uns nur die Hälfte anschauen. Am Ende machten wir dann sogar noch ne kleine Wanderung zum Avalanche Lake, der brauner und unspäktakulärer war als erwartet. 

Abends gings dann an einen weiteren Wildcampingspot am Flathead-Lake wo es wieder Feuer gab und die Jungs in der eisigen Nacht die Flasche Yukon Jack Whisky killten bevor sie durchgefrohren zu uns Mädels ins Bett stiegen und gewärmt werden wollten. Es wurde wieder deutlich unter 0 Grad. Gemeinheit! Es war so schön warm.

Am nächsten Tag gings dann gemütlich durch die weiten der Prärie bis Helena. Da verbrachten wir ne Nacht mit Kartenspielen auf dem Walmart-Parkplatz bevor wir bis nach Whitehall an eine Hotspring fuhren. Dort trafen wir Katja und David aus der Schweiz/Thüringen mit ihrem VW Taro mit Bimobilkabine.

Den Nachmittag hingen wir dann in der Hotspring rum und freuten uns, dass es so schön warm war. Duschen bei Minusgraden im Freien ist nicht so mein Favourit, auch wenn wir ganz schön hart im Nehmen geworden sind.

Abends gabs dann wieder ne Runde am Lagerfeuer.

Auf dem Weg zum Schlafplatz plätteten Bruno und Hanno gemeinsam das erste Tier: eine Schlange! Die wurde leider von Brunos Hinterrad plattgewalzt. 🙁 Hätten wir auch nicht gedacht, dass das erste Opfer eine Schlange wird bei all dem Rotwild das hier rumrennt.

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf den Weg Richtung Yellowstone. Der Wetterbericht verhieß nix Gutes. Auf dem Weg machten wir noch einen Abstecher in eine Grizzly-Auffang-Station und wie immer bei solchen Organisationen sind wir mit gemischten Gefühlen raus gekommen. Die Grizzlies dort leben bestimmt nicht artgerecht, viel zu klein ist das Gehege, aber die Alternative ist, dass diese Handaufzuchten oder Problembären getötet werden. Auswildern klappt nämlich leider nicht, da diese echt intelligenten Tiere immer wieder zum Menschen zurückkehren und Chaos stiften würden.

In Gardiner besorgten wir uns dann noch den Annual Pass für alle Nationalparks in den USA. Das hatten wir in Kanada irgendwie versäumt und ein bisschen Leergeld bezahlt, weil wir doch so häufig in Parks waren. 

2 Stunden waren wir dann noch im Park in Mammoth und schauten uns die Kalkstein Terrassen und die ganzen Elchherden die durch den kleinen Ort streifen an. Dann gings zum Stellplatz für die Nacht. Der eisige Wind pfiff ordentlich über die Steppe und es gab keine Bäume mehr zum Schutz. Die Nacht war ganz schön von einem schaukelnden Bruno geprägt. Fast als wären wir auf nem Schiff. Das konnte ja heiter werden.

Unser Rückblick fällt wider erwarten sehr positiv zu unserem Start in den USA aus. Es gibt definitiv mehr Extreme: die Super-Fetten auf ihren Scootern im Walmart, die Gestörten mit Ticks und psychischen Krankheiten, die Waffennarren auf dem Dorf, die Religiösen überall im Bundesstaat mit riesigen Jesus-Plakatwänden im Vorgarten, die Trumpanhänger und Patriotisten mit Bildern und Flaggen an Auto, Haus und Klamotten, die Armen die überall im Müll rumwühlen und auf den Gehwegen schlafen und die Super-Reichen die mit ihren fetten Autos protzen und nur in den Luxuskaufhäusern unterwegs sind.

Man merkt den Unterschied zu den Kanadiern, aber die Menschen sind bisher alle super nett zu uns und auf dem Land auch echt offen und gastfreundlich. 

Als unser Navi uns über ein Privatgelände zu den Hotsprings schickte wurde uns aber doch etwas anders und wir rätselten darüber, ob Montana zu den Bundesstaaten gehört, wo unbefugte Eindringlinge auf dem eigenen Grundstück abgeknallt werden dürfen.