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Author: Kerstin

Tag 1001-1007 | Highway 55, Nobsa, Tibasosa, Tunja, Villa de Leyva, Boyacá, Kolumbien

Tag 1001-1007 | Highway 55, Nobsa, Tibasosa, Tunja, Villa de Leyva, Boyacá, Kolumbien

Über die Serpentinen ging es zurück auf befestigte Straße und wir hielten im ersten Örtchen um Mittag zu Essen und um gerade noch in einem der in Lateinamerika überall vorhandenen Partygeschäften Luftballons und Geburtstagskerzen zu kaufen.

Dann gings weiter auf den Highway 55, der uns auf dem Hinweg schon mit seinen Mahnmalen zu verunglückten Truckern zum vorsichtig fahren veranlasst hat. Wir haben uns etwas dran gewöhnt, dass die Kolumbianer wie die Irren fahren, trotzdem freuen wir uns nach Ankunft am Schlafplatz fast täglich, wenn keiner versucht hat uns umzubringen.

Wir schliefen dann auf einer brachliegenden Fläche neben dem Highway an einem Fluss. Am Anfang waren wir medium begeistert, aber am Ende entpuppte sich der Platz doch als ziemlich schön und entspannt. Nachmittags gingen wir noch eine Runde mit Chico spazieren, der einen Heidenspaß mit den unzähligen Glühwürmchen hatte und dann wurde noch ein Geburtstagskuchen für Sarah gebacken.

Am nächsten Morgen überraschten wir Sarah dann mit einem Apfel-Geburtstags-Kuchen und Luftballons und Hanno freute sich, dass Sarah direkt eine Runde Kuchen schmiss. Chico dagegen hatte an diesem Morgen einen Narren an Tobi gefressen und spätestens seitdem muss Tobi eigentlich zugeben, dass nicht alle Katzen doof sind. 😉

Nach einem gemütlichen Vormittag ging es dann weiter nach Nobsa.

Da es Sarahs Geburtstag war, durfte sie heute das Programm wählen und wir freuten uns, dass wir eingeladen waren, dabei zu sein. Wenn Tobi und Sarah nicht gerade von einer Bäckerei zur nächsten springen oder Bananenmilchshakes verdrücken, trinken sie Wein. Daher war es kein Wunder, dass wir eins der wenigen Weingute Kolumbiens ansteuerten. Der Ort war wunderschön und der Wein grottenschlecht.

Wir durften zwei Weißweine und frischen Traubensaft probieren. Nachdem wir beide Rieslinge des Weinguts verworfen hatten, überlegten wir stattdessen zur Feier des Tages eine Flasche Rotwein von der Karte zu bestellen. Wir staunten nicht schlecht, dass das Weingut über 1.000.000 Pesos (etwa 250€) für ihren 2016 Jahrgang haben wollte. Vielleicht sehen die Kolumbianer andere Qualitäten als wir in diesen Weinen…

Am Ende bestellten wir eine Flasche Traubensaft zur Käseplatte, da keiner von uns noch einen Schluck Wein wollte. Brrrr.
Danke nochmal für die Einladung ihr zwei! Das war ein echt geselliger, schöner Nachmittag!

Weiter ging es dann nach Tibasosa. Das Örtchen ist bekannt für seine Spezialitäten mit Feijoa (Guave) und wir wollten uns mal durchprobieren. Aber als erstes kam die Blaskapelle vorbei. Wir fühlten uns eh schon, als wären wir in einem kleinen bayrischen Dörfchen gelandet. Die Musikeinlage machte unser Bild perfekt.
Dann gings einmal rund um den Marktplatz und wir checkten die unterschiedlichen Geschäfte aus. Am Ende landeten wir bei einer netten Dame und es gab Feijoa Eis, Likör und Honig-Craft Beer.

Als Abschluss von Sarahs Geburtstagstag sollte es dann noch zum Italiener gehen. Der hatte aber leider zu und wir brauchten eine Alternative. Am Ende landeten wir bei einem anderen Italiener an einem von zwei Tischen, die gefühlt in deren Wohnzimmer standen und ließen uns auf das Experiment ein. Es gab kein Menü und der Chef erzählte uns, was er für uns kochen könnte. Am Ende gabs für uns eine Calzone, eine Lasage und zweimal Nudeln mit Shrimps.
Der Chef verschwand mit seiner Frau in die Küche und der Sohn fuhr mal schnell mit dem Rad die fehlenden Zutaten kaufen. Sowas finde ich sympathisch.
Auch wenn der andere Italiener bestimmt etwas gehobener gewesen wäre und unser Essen an diesem Abend vermutlich auch nicht in Erinnerung bleiben würde, wars ein schöner, lustiger Abend und der Chef des Restaurants echt nett.

Am nächsten Morgen, als wir mit Chico spazieren waren, wurden wir von einer Dame abgefangen und sie bestand darauf uns zu sich nach Hause einzuladen. Es gab kein Entkommen, also verschoben wir unsere Abfahrt nochmal und liefen mit ihr durchs Dorf.
Sie war sichtlich stolz darauf uns im Schlepptau zu haben und erzählte jedem Menschen, dem wir begegneten, dass wir Reisende aus Deutschland und ihre Freunde sind.

Ihr Haus war riesig und wir lernten dann auch noch ihren Sohn kennen. Langsam dämmerte uns, dass die Einladung eine Spende nach sich ziehen könnte. Unser Spanisch war zu schlecht um alle Details zu verstehen, aber sie erzählte uns von ihrer Stiftung und das der Staat sie nicht unterstützt. Ihr Sohn hat das Down-Syndrom und die Dame setzt sich wohl für Menschen mit Behinderung ein.
Wir versuchten dann, irgendwie wieder aus der Situation raus zu kommen und überzeugten die Dame am Ende davon, dass wir mit ihrem Sohn vor dem Auto noch ein paar Fotos machen können, bevor wir abfahren.
Aber erstmal wurden wir noch mit einer Tüte voll Papayuelas (Mini-Papayas) und zwei Bechern Tinto (traditioneller wässriger Kaffee mit Zucker) versorgt. Bei der Recherche zum Tinto bin ich auf einen lustigen Artikel gestoßen, der den Nagel ziemlich auf den Kopf trifft: Kolumbiens scheußlicher Kaffee. Wann immer möglich, versuchen wir den Kaffee abzulehnen, aber oft hat man keine Chance oder ist mit entsetzten ungläubigen Gesichtern konfrontiert, wenn man versucht höflich abzulehnen.

Dann schafften wir endlich den Absprung und es ging nach einem Stop in einem großen Supermarkt in Tunja nach Villa de Leyva.

Villa de Leyva hat mich sofort verzaubert und ich war einverstanden ein paar Tage hier zu verbringen während Hanno seine Einarbeitung für den neuen Job hat. So bummelten wir täglich durch die Gässchen, genossen die ersten Fußgängerzonen seit langer Zeit und bewunderten die herausgeputzten kolonialen Häuschen, netten Lädchen und Restaurants.

Villa de Leyva ist eine der Toursitenhochburgen des Landes und es war daher nicht verwunderlich, dass wir eine französische Bäckerei, eine Craftbeer-Brauerei, weitere gute Bäckereien mit echtem Brot und viele süße Restaurants fanden.

Gecampt wurde auf dem Parkplatz der Schule von dem alles fußläufig erreichbar war. Also wirklich perfekt.

Mit Sarah und Tobi stiegen wir dann noch hoch zu Jesus auf den Berg am Rande des Örtchens. Zur Belohnung gabs danach ein Eis am Marktplatz. Vor dem Regen waren wir wieder an den Autos und die Nacht über schüttete es wie aus Eimern. Immerhin haben wir Bruno mittlerweile dicht. Kolumbiens Regenzeit hat begonnen und ab jetzt müssen wir jeden Tag mit einigem an Regen rechnen.

Passend zum Schmuddelwetter am Abend machten wir es uns dann gemütlich. In Tunja hatten wir echte, gute Burrata, getrocknete Tomaten und echten Gouda gefunden. Zusammen mit einem leckeren Rotwein war der Einkauf nicht günstig, aber jeden Peso wert gewesen.

Mit dem frischen Feigenbrot und Olivenbrot gab es ein richtiges Festessen. Hmmmmm.

Tobi und Sarah hatten nach 3 Nächten Hummeln im Hintern und es war Zeit tschüss zu sagen. Den letzten Abend wollten wir daher nochmal gemeinsam Essen gehen. Es war Sonntag Abend und mehr tote Hose als erwartet. Als erstes landeten wir bei einem Mexikaner. Die Cocktails waren mittelmäßig und die all-you-can-eat Taco-Bestellung hatte der Kellner scheinbar als Scherz aufgefasst.

Etwas enttäuscht und ohne Tacos ging es dann weiter auf die Suche nach was Süßem. Sarah und ich hätten gerne eine Waffel gehabt. Leider stimmten die Öffnungszeiten bei Google vom Waffelhaus nicht und wir standen vor verschlossener Türe. Nach einer weiteren Runde durch die Stadt gab es dann doch noch eine Waffel und danach ging es zurück zum Mexikaner.

Tobi und Hanno wollten es ein zweites Mal mit einer all-you-can-eat Tacobestellung versuchen.
Wir setzten uns an den gleichen Tisch und bestellten noch eine Runde Getränke und zweimal Tacos. Die Regeln waren simpel. Wenn die Teller leer sind, gibts neue Tacos. Wir Mädels dürfen nicht helfen und man kann die Tacos von der Speisekarte wählen. Die Zeit läuft eine Stunde. Hörte sich gut an und die beiden Jungs hatten große Ziele.

Nach der ersten Runde war klar, dass es ein Battle gegen die Küche wird, nicht gegen den vollen Bauch. Die war ganz schön langsam und die Jungs saßen auf heißen Kohlen und würden sich definitiv nicht überfressen an dem Abend.
Nach der Stunde hatten sie es beide gerade so in den zweistelligen Taco-Bereich geschafft und hätten definitiv noch Platz für mehr gehabt.
Nicht ganz ausgereift das Konzept, aber die Tacos waren lecker und wir hatten unseren Spaß.

Am nächsten Vormittag sagten Sarah und Tobi dann Tschüss. Die beiden würden wir vermutlich erstmal nicht wieder sehen. Die sind ein ganzes Stück schneller unterwegs mit ihrem Sprinter. Die Chance besteht ganz vielleicht noch kurz vor der Verschiffung unten im Süden oder eben dann, wenn wir alle zurück in Deutschland sind. Die zwei Wohnen ja auch in NRW und auf einen Weinabend oder eine weitere Bäckereitour würden wir es bestimmt schaffen.

Für Hanno hieß es dann zwei Tage intensiv arbeiten und ich machte weiter mit meiner Fortbildung, die etwas kurz gekommen war, wärend wir in den Bergen waren.
In den Arbeitspausen ging es dann regelmäßig in die Stadt zum Bäcker und wir kauften noch den Teppich, den ich am Vortag entdeckt hatte.

Am letzten Abend in Villa de Leyva wurden wir dann mit einem „Hey, oecher Printe!“ aus dem Auto gerufen.
Vor uns stand ein Herr aus Bonn, der vor ein paar Jahrzehnten beruflich von der Lufthansa nach Kolumbien versetzt wurde. Er war nach seinem Ruhestand geblieben und scheinbar voll und ganz in Kolumbien angekommen. Er lud uns auf seine Finca ein, die sich sicher sehen lassen kann. Leider war seine Wegbeschreibung so kompliziert, dass wir direkt durcheinander kamen und keine Chance hatten die Location jemals zu finden. Vielleicht sollten sie in Kolumbien mal anfangen Straßennamen und Hausnummern auch auf dem Land zu etablieren. Das würde uns zumindest das Leben leichter machen. Schon schade, dass wir es nicht hinbekommen haben, aber andererseits hatte Hanno den Kopf mit Arbeit voll.

Tag 994-1001 | Guacamayas, Güicán, Corralitos, Hacienda Esperanza, Laguna Grande, Pupito del Diabolo, El Cucoy, Boyacá, Kolumbien

Tag 994-1001 | Guacamayas, Güicán, Corralitos, Hacienda Esperanza, Laguna Grande, Pupito del Diabolo, El Cucoy, Boyacá, Kolumbien

Nach endlosen Kilometern auf unbefestigter Straße und ein paar Nächten in kleinen Haltebuchten am Straßenrand kamen wir endlich in Güicán an.

Erster Akt war dann der Besuch im Visitor Center des Nationalparks El Cucoy. Der Park befindet sich auf 4000-5000 m über Null und dank Konflikten mit den Ureinwohnern und dem Staat gab es ganz schön viele Auflagen zusätzlich. Dazu gehörte leider ein obligatorischer Guide, der Nachweis einer Versicherung die einen im Notfall auch über 4000 m birgt und das schauen eines Einweisungsvideos zu den Wanderungen. Das Ganze nahmen alle Beteiligten ziemlich ernst und wir scherzten schon, dass sie das ganze mit einer Expedition auf den Mount Everest verwechselten. Umso trauriger und typisch zugleich ist dann die Nachlässigkeit mit der unsere Daten in die Anmeldung übertragen wurden. Auf unseren Kreuzen am Wegesrand hätte also Tobias, Sarah und Kerstin Deutsch und Hanno Aachen gestanden. Da haben wir ja Glück gehabt, dass wir da heil wieder rausgekommen sind.

In Güicán machten wir dann die erste Wanderung zur Akklimatisation. Auf 3000 m über Null fiel uns das Atmen aber dann doch noch sehr leicht und wir waren guter Dinge, dass wir am nächsten Tag die nächsten 500 m aufsteigen konnten.

Nach unserer kleinen Wanderung schauten wir noch der Osterprozession des Dorfes zu und suchten nach Essen. Am Ende landeten wir in einer Art Kantine und aßen das Menü des Tages inklusive Kartoffelsuppe. Gar nicht mal so übel. Den Abend verbrachten wir dann mit dem Auslesen der Dashcam. Sehr viele Menschen hatten während unserer Abwesenheit Spaß mit Bruno gemacht und wir können nur feststellen, dass unser blaues Monster in diesem Land wieder besonders beliebtes Fotomotiv ist.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter den Berg hoch. Bruno rauchte ganz schön vor sich hin und brauchte gefühlte Ewigkeiten um warm zu werden. Am Ziel angekommen machten Hanno und ich Frühstückspause und Tobi und Sarah Mittagspause bevor es auf die nächste Wanderung ging. Wir liefen in ein schönes Tal voll Páramo. Páramo ist eine baumlose alpine Vegetationsform die nur über 3500 m über Null vorkommt und uns nach wie vor ziemlich begeistert. Die Rosettenstauden erinnern uns an Yoshua Trees, sind aber gleichzeitig doch total anders.

Dank Tobis hervorragenden Navigationsskills konnten wir einen schönen Rundweg laufen und kamen zur Dämmerung wieder bei den Autos an.

Dort gabs heißen Kakao und wir schauten den Sonnenuntergang bis es uns zu kalt wurde. Nach sehr sehr langer Zeit war dann die Heizung nochmal in Betrieb und wir machten es uns gemütlich.

Am nächsten Vormittag machten wir noch eine weitere Akklimatisierungswanderung und liefen eher etwas ab der Wege bis zum Wasserfall, den wir am Vortag schon gesehen hatten. Auf dem Weg knackten wir dann auch das erste Mal die 4000 m über Null und freuten uns, dass es uns allen gut ging.

Nachmittags gings dann weiter zum Startpunkt der ersten Wanderung und wir aßen in der Hacienda Esperanza ganz traditionell zu Abend. Kartoffelsuppe, Arepas (Maisfladen mit Käse), Hähnchen, Reis, Salat und dazu heißes Rohrzucker-Wasser.

Leider hat mich die Höhenkrankheit dann doch noch erwischt und die Nacht war ziemlich bescheiden. Mit Ibuprofen ließ es sich aushalten, aber meine Kondition ließ zu Wünschen übrig. Ich quälte mich hinter dem Rest der Truppe zur Lagune rauf.
Alle Wanderungen im El Cocuy Nationalpark sind als schwer eingestuft und ich denke auch zurecht. Wenn einen nicht das stetige Berg auf fertig macht, dann die Höhe. Nach 4 langen Stunden kamen wir dann oben auf 4600 m an der Laguna Grande an und wurden zum Glück mit Sicht auf den Gletscher belohnt. Es fing an zu schneeregnen und wir aßen zu Mittag, bevor wir eine weitere Schicht überwarfen und den Rückweg antraten.

Der Rückweg zog sich wie Kaugummi und ich glaub wir waren alle froh, als wir wieder bei den Autos waren. Nach einer heißen Dusche ging es mit den Autos zum Startpunkt der nächsten Wanderung.

Wir hatten einen Tag Pause eingeplant und dank Dauerregen und auch mal Hagel verbrachten wir den Tag im Auto. Mir ging es leider schlechter als gedacht und ich wurde die Kopfschmerzen nicht mehr los. Unser Schlafplatz war auf 4000 m und scheinbar machten die 500 m mehr mich nun richtig krank. Ich entschied, die zweite Wanderung auszusetzen, auch wenn es schade war.

Tobi, Sarah und Hanno starteten dann mit unserem Guide wieder zu Sonnenaufgang gegen 6 Uhr und Chico und ich machten es uns im Auto gemütlich. Der Wanderweg zum El Pulpito del Diabolo ist noch ein bisschen steiler und am Ende landeten die drei am Gletscher auf 4800 m Höhe. Alle fühlten sich fit und Nachmittags kamen sie gut gelaunt von ihrer Wanderung zurück.

Ich war dagegen einfach nur froh, dass wir endlich wieder vom Berg kamen und wir nach einem kurzen Stop in El Cucoy auf 2500 m runter fuhren. Mir ging es gar nicht gut.