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Author: Kerstin

Tag 726-734 | New York City, USA

Tag 726-734 | New York City, USA

Die Immigration in New York ging reibungslos. Bevor der Herr uns ausfragen konnte, sagten wir ihm, dass wir mit Katze reisen. Dann bekamen wir unverzüglich die Stempel in die Pässe und er brachte uns (mit der Info an die Kollegen, das er Pause macht) zur Umwelt- und Agrarbehörde.
Dort durfte nur einer rein und so bekam ich die ehrenvolle Aufgabe mit der halben Belegschaft im Wartebereich ein wichtiges Baseballspiel zu verfolgen.

Als dann endlich der zuständige Beamte kam, wurde Chico unbeachtet im Flur abgestellt, während unser Handgepäck geröntgt wurde und mir zwei mexikanische Äpfel abgenommen wurden. Dann waren wir frei, ohne das irgendwer einen Blick auf Chico oder seine Papiere geworfen hatte.

Die Anreise hatte geschlaucht und so ging es bequem mit einem grummeligen Taxifahrer bis mitten in die Stadt. Unser Hotel lag einen Block vom Times Square entfernt.
Ab dem ersten Blick auf Manhattans Skyline war ich verliebt und fasziniert von der Stadt.
Auch Chico fand den Blick aus der 12 Etage nicht ganz so schlecht und lungerte sehr viele Stunden vor dem Fenster rum um die maus-kleinen Autos unter ihm zu beobachten.
Es ging noch eine Runde raus spazieren, bevor wir uns ins Hotelzimmer verkrümelten. Hanno besorgte noch Take-away Indisch und ich packte unsere Sachen aus.

Dann gings am nächsten Tag endlich richtig los. Es war Hannos 30ster und so durfte er heute entscheiden was wir tun. Nach der Gassirunde mit Chico ging es also erst mal auf den Time Square, wo wir direkt mal dem halbnackten Cowboy mit Gitarre über den Weg liefen. Wir schlenderten die bunte Meile herunter Richtung Central Park und ich kam aus den „Ohhhs“ und „Woooows“ angesichts der modernen Hochhäuser und alten Backsteinbauten nicht mehr raus.

Und dann standen wir plötzlich am Central Park und die nächsten Stunden ließen wir uns kreuz und quer treiben. Ich wusste, dass der Park groß ist, aber sooooo groß?! Einfach Wahnsinn und trotz, dass wir fast täglich dort waren, habe ich das Gefühl nur einen Bruchteil gesehen zu haben.

Dann gings zurück zum Hotel und mit Chico nochmal raus. Wir aßen unser restliches Curry und dann gings zu unserer Reservierung in die Spyglass Rooftop-Bar. Denn so ein 30ster muss gebührend gefeiert werden (besonders nach meinem verkorksten 30sten, an dem wir in der Werkstatt unterm Auto lagen). Mit unverbautem Blick auf das Empire State Building schlürften wir also ein paar Cocktails und genossen das Großstadtflair in vollen Zügen.
Von der Bar aus konnte man ganz gut die Wassertanks auf den Dächern sehen und ich bin durchaus verwundert, dass das in so einer modernen Stadt immer noch der Stand der Technik zu sein scheint. Kann mich mal einer aufklären, warum hier ganz normale Leitungen mit Pumpen nicht funktionieren?

Nach einem wunderschönen Abend in luftiger Höhe ging es dann nochmal auf den schrillen, lauten Times Square, bevor wir erschöpft und voller neuer Eindrücke ins Bett fielen.

Den nächsten Tag begannen wir dann mit einer der wichtigsten Dinge dieser Reise. Wir hatten uns geschworen nicht ohne Covid-Impfungen nach Mexiko zurück zu kehren und da in Deutschland immer noch kein Impfstoff für uns zu haben war, entschieden wir über die USA nach Hause zu fliegen.
Gute Entscheidung, denn New York war sehr gerne bereit uns eine Impfung zu verpassen und warb sogar damit. Am Times Square gings dann zur Walk-In-Impfung mit freier Wahl des Impfstoffes und ohne Wartezeit. Die New Yorker waren längst durchgeimpft und so trafen wir im Impfzentrum jede Menge impfwillige Touristen.
Eine halbe Stunde später saßen wir schon wieder im Central Park mit Frühstück und telefonierten mit zu Hause.

Vom Central Park aus ging es ins Design Museum, für das wir kostenlose Tickets bekommen hatten. Wir erwarteten viel und waren etwas enttäuscht, als es auf exakt allen Ausstellungsflächen nur um Mode aus den 60er, 70er und 80er Jahren ging. Nicht so unser Ding. Also gings in den gemütlichen Wintergarten und wir machten online einen Termin um bei Apple mein neues Handy einzusammeln. Auf die Wartezeiten vor Ort von über einer Stunde hatten wir wenig Bock.
Dann schlug langsam die Impfung an und wir entschieden uns einen gemütlichen Nachmittag mit Chico zu machen. Erst waren wir spazieren, dann wurde gefaulenzt.

Die Nacht nach der Impfung war für Hanno mit Fieber verbunden und so wollten wir den nächsten Tag langsam angehen.
Mittags hatten wir Tickets für das Museum of Modern Art und ja, es war fantastisch. Ich fühlte mich zurückversetzt in die langatmigen Kunstgeschichtevorlesungen, nur dass dieses Mal Van Gogh, Matisse, Cézanne, Dali, Monet, Warhol, Frida Kahlo, Picasso…. so gar nicht langweilig waren. Leider merkten wir, dass wir nach knapp 3 Stunden echt nicht mehr aufnahmefähig waren und wir ließen die Radierungen Radierungen sein und die Bleistiftzeichnungen von antiken Göttern ebenfalls links liegen. Vermutlich fordert der nächste New York Trip einen weiteren Besuch im MoMA, ich hab das Gefühl, da muss man Tage verbringen.
Bewaffnet mit Burgern und Limo von Shake Shack ging es für einen Netflix-Abend zurück ins Hotel.

Wir hatten Chico versprochen ihn mal mit in den Central Park zu nehmen, denn das bisschen Grün, was wir für seine Gassirunde gefunden hatten wuchs in ein paar erbärmlichen Blumenkübeln und mittlerweile hatte der kleine Rabauke mehrere Mäuse der Nachbarschaft auf dem Gewissen und suchte den nächstgrößeren Gegner in Form von Ratten, die es häufig und in Massen in New York gibt.

Also gings bewaffnet mit Decke, Getränken, einer Salatbox und Kuchen auf eine der unzähligen Wiesen des Central Parks. Chico hatte eine großartige Zeit und fand binnen Sekunden sofort die Ratten, die im Gebüsch wohnten. Hervorragend.

Abends gings dann noch zum FlatIron Building und in den nahen Park, wo wir Zeuge von den Corona-Kreisen wurden, die die Parkbesucher separierten. Seit einer Woche hatte New York City die magische Zahl von 70% Erstimpfungen durchbrochen und so wurden fast alle Restriktionen aufgehoben. Sogar die Maskenpflicht war gefallen. Hier fühlte sich das Leben so unbeschwert normal an. Ganz komisch und sehr angenehm. Da wir aber noch nicht zu den vollständig Geimpften gehörten und für unseren Weiterflug nach Hause auch noch einen negativen PCR-Test brauchten, blieben wir lieber mit Maske und auf Abstand.
Auf der Suche nach Nahrung landeten wir in einem sehr coolen Restaurant und schlemmten mal so richtig königlich. Die Rechnung fiel dann dem entsprechend aus, aber hey, ist nun Mal New York.

Dann wars Zeit mal raus aus Manhattan zu kommen. Immerhin war schon die halbe Woche rum.
Als erstes zog es uns nach Brooklyn und nachdem wir die berühmte Selfie-Foto-Stelle der Manhattan Bridge gefunden hatten und selbstverständlich Selfies gemacht hatten, ging es am Wasser entlang und dann zu Fuß über die Brooklyn Bridge.
Von dort aus erhaschten wir das erste Mal einen Blick auf die Freiheitsstatue.

Auf der anderen Seite der Brücke landeten wir in der Wall Street und Hanno erklärte mir, dass immer wenn eine Firma an die Börse geht ein großes Plakat am Hauptgebäude davon berichtet. Na dann, Glückwunsch Bright Health Group zum Börsengang.
Es ging noch vorbei am bronzenen Stier und weiter durch die Stadt.

Dann gings zum Ground Zero und zum neuen World Trade Center. Unsere Stimmung wurde definitiv gedämpft und unsere Gespräche weniger fröhlich. Zu gut können wir uns an die Bilder im Fernsehen und die Berichterstattungen erinnern.
Die beiden Becken zu sehen, die den Grundriss der Zwillingstürme markieren, die Namen der getöteten Menschen zu lesen und immer wieder Menschen zu sehen die dort stehen und weinen, ist schwer zu verdauen. Es war wichtig für mich das Ganze mal gesehen zu haben und es macht einem nochmal bewusst wie wichtig Frieden, Gemeinschaft und Akzeptanz sind.

Nach einer Pause im Park (mit dem teuersten und schlechtesten Softeis meines Lebens!!!) ging es dann zur kostenlosen Staten Island Ferry. Wir hatten uns für die kostengünstige Variante entschieden und pendelten einmal nach Staten Island und zurück. Die Fähre fährt nah an der Ellis Island vorbei und so hatten wir den perfekten Blick auf die Statue, die ich irgendwie größer geschätzt hatte.

Wieder zurück an Land ging es dann mit der U-Bahn an den Central Park und ins Museum of Art. Dort fanden wir, was wir im Museum of Design erwartet hatten. Wir schlenderten durch 5 total verschiedene Etagen/Ausstellungen und die Arbeitsräume der Künstler.

Nach Brooklyn und dem Financial District verschlug es uns in den Meatpacking District und der bleibt dann wohl mit mein Lieblingsviertel in der Stadt. Als erstes gings am Wasser entlang und dann auf die alte Bahntrasse namens High Line, die nun ein kleines Naherholungsgebiet und ein Spazierweg ist. Das Konzept ist so cool mit so viel grün, Wildblumenwiesen, Bäumen, Sitzecken und immer wieder Elementen der alten Bahnstrecke.
Als erstes kamen wir dann zum The Vessel. Eigentlich hatte ich gelesen, dass die Begehung dieses architektonischen Kunstwerks kostenlos ist. Jetzt wollten sie aber 10 Dollar pro Person. Wir drehten schon um, da gabelte uns eine Stadtführerin auf, die Tickets zu viel hatte und so wurden wir kostenlos mitgenommen. Was ein Glück!
So bewanderten wir die Spiralen einmal bis nach ganz oben und liefen dann einen der unzähligen Wege wieder nach unten. Beeindruckend und echt schön, aber irgendwie auch etwas sinnfrei. Für das Geld hätte man ganz schön viel Gutes tun können…

Dann gings in den Chelsea-Markt endlich, endlich frühstücken. Hanno wurde langsam etwas ungehalten. Nach dem Frühstück gings aber wieder und so schlenderten wir noch ein bisschen durch die alte Markthalle und ich fand mein Souvenir aus New York, welches gleichzeitig eine Hommage an mein zu Hause auf Rädern ist. Eine Kette einer Designerin aus recyceltem Reifen. Passt perfekt und würde mein Accessoire auf Doreens und Sebis Hochzeit sein.

Danach besuchten wir die neu eröffnete „Little Island“. Einem Park auf Stelzen im Hutson River. Durch Covid waren hier die Besucher noch beschränkt und so konnten wir den Park nur von Land aus betrachten, da wir nicht wussten, dass man Tickets buchen muss und für den Tag schon alle Tickets weg waren. Nicht so schlimm, beim nächsten Mal dann.

Dann gings zum Covid-Test. In der ganzen Stadt stehen Sprinter mit Vorzelten, die kostenlose Antigen und PCR-Tests anbieten. Also suchten wir uns den nächsten und machten die für Amsterdam erforderlichen PCR-Tests.
Gut 2 Stunden später erhielten wir dann die Info von der Airline dass die Niederlande die USA von der Liste der Risikogebiete genommen hat und wir keinen Test für den Flug nach Amsterdam brauchen. Auch gut, zum Glück war der Test ja kostenlos.

Natürlich schauten wir auch noch flott bei Starbucks rein. Das war mit Abstand die krasseste Filiale, die ich jemals gesehen habe. Mit Rösterei, Museum und Touren, einer Bar und einem riesigen Fanshop. Sehr chic gemacht, egal ob man Fan der Kette ist, oder nicht.

Mit der U-Bahn gings dann weiter und zur Central Station. Die stand noch auf meiner Must-See Liste und wir bummelten ein bisschen rum, da wir noch ein bisschen Zeit hatten bis unsere kostenlosen Tickets für die Morgan Library gültig waren.

Die Morgan Library war unser letzter Punkt auf der Tagesordnung und so gingen wir es gemütlich an und hörten uns auch noch ein Konzert eines Chellospielers an. In der Bibliothek fanden wir auch das ein oder andere deutsche Werk und wir waren schon beeindruckt von der Masse und dem Alter der Bücher (Herr Morgan war allerdings kein besonders bewundernswerter Zeitgenosse, abgesehen von sehr viel Geld und einer tollen Bibliothek hatte er nicht so viele positive Eigenschaften).

Dann brach schon unser letzter voller Tag an. Unsere Füße dankten uns, dass wir mit der U-Bahn bis nach Williamsburg fuhren. In der letzten Woche waren wir jeden Tag 15-20 km gelaufen.
In Williamsburg streunten wir etwas ziellos durch die Nachbarschaft, fanden dann eine nette Bäckerei zum Frühstücken und einen Design- und Trödelmarkt. Danach ging es noch für ein paar Craft Beer in eine Kneipe, bevor wir Nachmittags nochmal ausgiebig mit Chico spazieren gingen und unsere Taschen packten. Die 8 Tage New York sind so geflogen und nun stieg die Aufregung und Vorfreude auf zu Hause so richtig.

Nach einer etwas schlaflosen Nacht räumten wir dann um 11 unser Hotelzimmer und freuten uns wie Könige, dass das Hotel vergessen hatte den Aufenthalt von Chico (25$ pro Nacht) zu berechnen.
Mit der U-Bahn und mal wieder ordentlich bepackt ging es dann zurück zum JFK. Nach dem Desaster am Flughafen in Cancun waren wir nun über 4 Stunden vor Abflug da.
Unsere Airline KLM fiel dann erst mal so richtig positiv auf. Bei der Gepäckabgabe sagte man uns, wir sollen mit der Katze priority boarden, damit wir in Ruhe kramen können und Chico nicht im Gedränge hängt. Sehr gut, da kann sich JetBlue mal eine Scheibe von abschneiden! Man informierte uns auch über einen Bereich am Flughafen, der für Tiere eingerichtet war. Die Dame sagte was von Brunnen und Gras und wir stellten uns ganz schön was vor. Die Realität war dann ziemlich ernüchternd und Chico setzte keinen Fuß in den 4 qm großen Raum. Stattdessen machte er es sich auf der Fensterbank neben Hanno bequem, schaute Flugzeuge und schlief.

Dann gings in den Flieger und der Flugbegleiter quatschte uns direkt zu, dass er einen Hund hat und wie toll das wäre, wenn er mit fliegen könnte. Er gab uns zwischen den Zeilen als Tierfreund also grünes Licht. Wir warteten noch das Abendessen ab und darauf dass das Licht abgedunkelt wurde, dann ließen wir Chico aus seiner Tasche. Auf meinem Arm in seiner Decke blieb er dann bis 7 Minuten vor der Landung ohne einen Ton und sehr entspannt sitzen. Er schaute Menschen, leckte Hannos Arm eine Runde sauber, hing am Fenster und staunte über die Wolken und verschlief einen Großteil der Reise. Ich bin unheimlich stolz, wie toll er das gemacht hat.


Dann wars soweit. Landung in Amsterdam. Nachdem wir durch die Immigration waren, entdeckten wir Mama und Papa hinter der Glasscheibe im Ankunftsbereich. Gänsehautmoment!
Danach konnte es kaum schnell genug gehen. Wir bekamen unser Gepäck und dann gings zum Zoll. Der Beamte war nett, nahm seinen Job aber ganz genau. Chico und seine Papiere wurden gefühlte Ewigkeiten kontrolliert. Dann hatten wirs endlich geschafft und wir fielen Mama und Papa in die Arme.

Tag 711-726 | Playa del Carmen, Tulum, Balsam Nah, Mahahual, Chemujil, Punta Morelos, Isla Blanca, Cancun, Quintana Roo, Mexico

Tag 711-726 | Playa del Carmen, Tulum, Balsam Nah, Mahahual, Chemujil, Punta Morelos, Isla Blanca, Cancun, Quintana Roo, Mexico

Von den letzten Cenoten im Yucatan ging es dann am nächsten Tag rein nach Quintana Roo.
Quintana Roo ist DAS Ziel aller Urlauber und der Massentourismus hinterlässt so seine Spuren. Für uns Camper heißt das vor allen Dingen stundenlange Stellplatzsuche.
Eigentlich wollten wir eine Nacht in Playa del Carmen bleiben, aber nach einem Besuch im Supermarkt und der Partymeile entschieden wir uns schnell weiter die Küste runter zu fahren.
Leider wurde es auch die Küste runter nicht besser. Wir versuchten auf diversen Stichstraßen ans Meer zu kommen, aber immer wieder wurden wir durch Schranken blockiert oder von Securities zurück geschickt, weil Bruno wohl nach ihrer Meinung nix am Strand der Hotelbunker zu suchen hat.
100 km die Küste runter hatten wir noch immer keinen öffentlich zugänglichen Strand gefunden. Die komplette Küste ist voll mit Hotels. Super schade!

Also landeten wir in Tulum, dem nächsten Touristen-Hotspot und wir entschieden uns mal in einem Hotel mit Gartenanlage nachzufragen. Wir durften für die Nacht bleiben. Als erstes hieß es aber diverse Stromkabel anheben, bevor wir Bruno und Jaros Landrover in den kleinen Stellplatz zirkeln konnten.
Auf die Stadt hatten wir keinen Bock also versackten wir den Abend im Garten und planten unsere Tauchtour sowie die weitere Route inkl. Grenzübertritt.

In Tulum waren wir nur geblieben, weil wir die Ruinen am Meer besichtigen wollten. Also ging es am nächsten Morgen früh los und wir reihten uns in die endlose Schlange von russischen Touristen.
Die Ruinen sind toll, werden aber förmlich überrannt und es war mit Höchstleistung und Wartezeit verbunden um ein Foto ohne Menschen zu schießen. Dazu wurde es ab 10 Uhr morgens unerträglich heiß und es roch nach unendlich vielen schwitzenden Menschen und vor sich hingammelndem Seegras.

Ein bisschen Ironie des Schicksals, dass die Küste seit ein paar Jahren und für die komplette Sommersaison von Tonnen von Seegras heimgesucht wird. Forscher gehen davon aus, dass zu viel Abwasser der Hotelkomplexe ins Meer geleitet wurde und ein überdimensionales Braunalgenwachstum erzeugt hat. Nun verbringen die Hotelbetreiber Tag und Nacht damit Tonne um Tonne der angeschwemmten Algen an den Stränden wegzukarren. Erst mal sieht es nicht schön aus, aber schlimm ist einfach der Gestank. Es riecht so, als hätte der Bauer auf dem Feld gerade frisch Gülle gefahren. Herrlich! So lässt sich der teure All-inklusive Urlaub doch richtig genießen.

Für uns gings danach weiter irgenwo ins Nirgendwo an einen See, der eher an ein Brackgewässer erinnerte. Das Freibad wo wir parkten hatte die besten Zeiten längst hinter sich, aber reichte für die Nacht. Chico konnte rumrennen und wir uns im maroden, halbgefüllten Pool abkühlen. Abends gab es nach super langer Zeit sogar nochmal ein Lagerfeuer.

Dann gings auf direktem Weg an die Küste nach Mahahual und wir freuten uns einen kostenloen Stellplatz direkt am Leuchtturm zu finden. Der Wind war anlandig und nun konnten wir mit der eigenen Nase erfahren, wie hervorragend Seegras stinkt. Naja, wir waren ja zum Tauchen hier und würden Bruno quasi nur zum Schlafen sehen.

Mahahual ist ein echt süßes Dörfchen und wirkte auf uns sehr entspannt und verschlafen. Die Anleger für riesige Kreuzfahrtschiffe und die unendliche Anzahl von Souveniershops ließ aber erkennen, dass es hier vor Covid wohl proppenvoll war. Wir waren ganz froh, das nicht viel los war. Einige leerstehende und vor sich hinrottende Hotels und Restaurants an der Uferpromenade erzählten allerdings von der Not, in der die örtlichen Dienstleister und Veranstalter gerade sind. Hier leben alle vom Tourismus und der bleibt weitestgehend aus.

Am ersten Abend trafen wir uns mit Tauchlehrer Oscar und am nächsten Morgen gings schon los. Die nächste Woche absolvierten wir die benötigten Tauchgänge, erfüllten die Aufgaben und paukten die Theorie. Nach 6 Tagen waren wir dann nach einem finalen, aufregenden und etwas gruseligen Nachttauchgang Besitzer des Advanced Open Water Scheins. Nun dürfen wir tiefer tauchen, können Navigieren (haha, als ob…) und haben mehr Übung im Austarieren und dem Strömungstauchen.

Abends kurbelten wir die ein oder andere Gastronomie wieder an und fanden ganz nette Restaurant. Nach dem Tauchen waren wir meistens einfach zu k.o. zum Kochen und die Woche in Mahahual fühlte sich echt wie purer Urlaub an. Die Riviera Maya ist schön und bisher sind die Massen hier wohl abgesehen von den paar Tagen an denen Kreuzfahrtschiffe anlegen, noch ausgeblieben. Wie lange das so bleibt, ist allerdings fraglich.

Tja und Montag sollte es dann nach 1,5 Jahren Mexico endlich über die Grenze nach Belize gehen. Alles war vorbereitet. Die Dokumente hatten wir zusammen, die Erlaubnis für Chico vom Agraramt war da und der geforderte Reiseplan mit Unterkünften und Co war vorbereitet. Dann erfuhren wir, dass Bruno nicht rein darf! Ich konnte es echt nicht fassen. Aber nein, Belize reichte es nicht, dass sie mit ihren geforderten Buchungen in sogenannten (Health) Gold Standard Hotels und (Health) Gold Standard Touren schon Kohle ohne Ende machten, nein, sie wollten nun auch noch Gold Standard Transportation. Man ließ uns netterweise 2 Optionen: Das Mieten eines Wagens oder private Chauffeur-Services.

Ganz ehrlich, ich bin dann mal kurz ausgerastet. Ich glaub die spinnen! Nachdem ich mich dann beruhigt hatte, musste mal wieder ein alternativer Plan her und der hieß folgendermaßen: Nach Hause!

Es gab unendlich viele Gründe dafür. Das wir zwei Jahre nicht zu Hause waren und alle vermissten, ist wohl mit der Wichtigste. Aber eben auch, dass wir bei Doreen und Sebastian auf der Hochzeit tanzen könnten (innerlich hatte ich mich von der Möglichkeit vor Monaten schon verabschiedet).

Den nächsten Tag wurde dann der Schlachtplan ausgearbeitet und der war taff.
Nachdem wir alle möglichen Probleme, die Einreisen, Covid und Visas so mit sich brachten, gecheckt hatten, wurden die Flüge für die nächste Woche gebucht. Wir können wohl sagen, dass es die teuersten Tickets unseres Lebens waren, aber die Freude nach Hause zu fliegen machte das irgendwie halb so schlimm.

Nach einem kurzen Chaos mit auf den falschen Tage gebuchten Rückflügen – aus dem uns zum Glück Mama und eine einmalige kostenlose Umbuchung dank Covid raushalf – stand das grobe Gerüst.
Am 19.06. würde es inklusive Katze nach New York City gehen. Nach da wollten wir, da die Stadt mit kostenlosen Covid Impfungen für Touristen warb. Zu diesem Zeitpunkt war es immer noch unmöglich eine Impfung in Deutschland zu bekommen. Wenn wir dann schonmal da waren, würden wir Hannos 30 feiern und da es mein erstes Mal in New York war, würden wir uns dann auch noch die Stadt ansehen.
Am 27.06. ginge es dann weiter via Nachtflug bis nach Amsterdam, wo Mama und Papa uns abholen würden.

Also verabschiedeten wir uns von Jaro und traten den Rückweg die Küste wieder hoch bis nach Cancun an. Die Tage waren anstrengend und lang, denn gerade die Reise mit Chico barg so seine Herausforderungen. Wir kämpften uns durch die Dokumente der EU und die von Mexico. Es ging zum Tierarzt zum Checkup und für ein Gesundheitszertifikat, dann musste eine Tasche her, die in die Kabine passt und die Zubuchung für die Katze in der Kabine musste bezahlt und doppelt gecheckt werden.

Dann gings um Hanno und seine Panik vor einem positiven PCR-Test (zu diesem Zeitpunkt hätten wir für Amsterdam einen negativen PCR-Test gebraucht und wir waren immer noch nicht sicher, ob Hanno nicht mal Covid hatte und eventuell damit Langzeit-positiv wäre). So fuhren wir insgesamt dreimal zum Testen. Antibody, PCR und zu guter Letzt noch der Antigen-Test, den ich dann auch machte um in den Flieger in die USA zu dürfen. Zum Glück alle negativ. Dem Flug stand somit nix im Weg.

Ein weiterer Grund für Heimat war das Besorgen und Mitnehmen von Ersatzteilen. Also wollten wir eine Inventur machen, damit wir wussten, was wir bereits in Bruno haben. Nur das Wetter spielte nicht mit und die komplette Woche regnete es durchgehend. Am Ende bekamen wir die Inventur hin, aber mittlerweile leckte es an diversen Stellen an Bruno und das Wasser lief teilweise im Strahl in die Wohnkabine. Wir bauten mal wieder Töpfe und Schüsseln auf und besorgten eine Plane und eine Einkaufswagenladung voll Entfeuchter. Das Bruno in dem Monat ohne uns weggammeln würde, war bei dem Wetter leider mehr als realistisch.

Weiter ging es mit der Suche eines Platzes für Bruno. Wer uns länger schon verfolgt oder kennt, weiß, dass Bruno unser ein und alles ist und eigentlich auch unseren kompletten Besitz beinhaltet. Das ist was anderes als mal gerade seinen Wagen abzustellen. Wir stellten Wagen und Haus ab und wollten uns sicher sein, dass wir uns damit wohlfühlten.
Zum Glück fanden wir Nathan, der uns gegen Geld erlaubte Bruno vor seine Villa zu parken. Da war er in bester Gesellschaft mit anderen Campern und das Vertrauen war da. Beruhigt konnten wir Bruno also in die Plane hüllen, unsere Siebensachen packen (inkl. Rucksack mit den Weihnachtsgeschenken, die ja leider nicht per Post raus sind) und die Entfeuchter aufstellen.

Am Tag vor Abflug mussten wir dann noch zum Flughafen und „das gelbe Telefon“ suchen. Hört sich nach einem Witz an, war aber ernst gemeint. Als wir es dann endlich gefunden hatten, konnten wir damit den obersten staatlichen Tierarzt anrufen und der Beamte füllte über eine geschlagene Stunde Dokumente für Chico aus. 10 Seiten Kram, wo nix falsch sein darf, damit der Import in die EU reibungslos klappt. Dazu noch Exportpapiere für Mexico. Ganz ehrlich, uns ging ganz schön die Muffe, dass wir irgendeinen Zettel nicht haben, irgendwo eine Anmeldung vergessen hatten, eine Unterschrift von irgendwem fehlte oder irgendwas doofes falsch gemacht hatten. Konsequenz wäre eine Quarantäneverwahrung oder sogar die Einschläferung des Tieres. Die Nacht vor unserem Abflug schlief ich äußerst schlecht.

Morgens waren wir so aufgeregt, dass der Abschied von Bruno ziemlich zu kurz kam. Am Flughafen gings dann erst mal wieder auf die Suche nach einem weiteren Gelben Telefon. Der Tierarzt musste seine letzten Unterschriften geben und checken, dass Chico reisetauglich ist. Wir dachten, dann hätten wir das Gröbste hinter uns. Pustekuchen. 3 geschlagene Stunden standen wir an der Gepäckabgabe an (wir waren schon extra 4 Stunden früher am Flughafen), wurden gedrängelt und gedrückt, mussten plötzlich noch zur Immigration unsere Touristenkarten abgeben, irgendwelche Fragebögen zu Covid ausfüllen und verpassten so fast den Flieger. Richtig großes Chaos da im Terminal.

Wir rannten durch den Securitycheck und uns blieb nichtmal Zeit uns darüber aufzuregen, wie grob sie dort mich Chico umgingen. Der war mittlerweile ziemlich aufgehitzt und durchgeschüttelt in seiner Tasche, aber uns blieb nicht eine Minute um ihn nochmal rauszulassen. Schon saßen wir im Flieger und zu Recht klagte uns Chico in Dauerschleife die kompletten 4 Stunden sein Leid. Das einzige was half, war die Tasche auf den Schoß zu nehmen und ih zu streicheln. Wir fühlten uns unendlich schlecht. Wir wussten worauf wir uns einließen und ihr könnt uns glauben, dass wir alle erdenklichen Möglichkeiten durchgegangen sind um Chico das zu ersparen. Die Angst war zu groß, dass Covid uns die Rückreise nicht möglich macht und der kleine Kerl irgendwo ohne uns hockt. Katzensitter gab es so gut wie keine, da Katzen keine Haustiere in Mexico sind. Und der kleine Kerl heult ja schon seine Aufpasser voll (sorry Jaro) wenn wir nur mal einen Vormittag tauchen sind. Wie er sich dann einen Monat lang bei fremden Menschen verhalten würde, wollten wir uns gar nicht ausmalen.

Dann war es fast geschafft. Landeanflug auf den JFK in New York. Wir waren fertig und Chico war fertig und wir beteten, dass die Immigration für uns und das Importieren von Chico zügig und ohne Komplikationen funktionierte.