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Author: Kerstin

Tag 600-622 | Puerto Escondido, Laguna Manialtepec, Cerro Hermoso, Roca Blanca, Oaxaca, Mexico

Tag 600-622 | Puerto Escondido, Laguna Manialtepec, Cerro Hermoso, Roca Blanca, Oaxaca, Mexico

Die Strecke von San Sebastian de las Grutas war lang und anstrengend. Beinahe die gesamte Zeit ging es über Serpentinen Berg auf und ab. Die Straße war in schlechtem Zustand, die Mexikaner überholten an Engstellen und in Kurven und es gab Passagen, da war die Hälfte der Fahrbahn weggebrochen und es klafften tiefe Löcher in der Straße. Erst im späten Nachmittag kamen wir am Pazifik an. Nach drei Monaten schnupperten wir wieder Meerluft. Herrlich. 

Puerto Escondido entpuppte sich ziemlich schnell als weitere Touristenhochburg. Erstaunlicherweise kamen zu den amerikanischer Touristen und Auswanderern eine große Anzahl deutsche, französische und britische Touristen. Hier wurde Strandurlaub gemacht, man quetschte sich im Sand und beim Surfen zwischen all die anderen, die Bars und Restaurants waren voll und fast jeden Abend gabs irgendwo eine große Party. COVID – scheint hier nicht zu existieren. Wir trafen im Line-up beim Surfen Kölner, Berliner und Leute aus Bayern. 

Insgesamt war es überall so richtig voll. Ich hatte die vergangene Woche nach Surfschulen und Spanischschulen gegoogelt und einige Angebote mit Kombinationen aus Surfen und Spanisch gefunden, die gut klangen. Nach unserer ersten Runde Surfen war klar, dass wir denen aber doch lieber kein Geld geben. Die Surflehrer benahmen sich unter aller Sau. Sie schubsten die Anfänger in bereits belegte Wellen, stellten die Bretter quer um den Weg zu blockieren, ließen die Anfänger mitten durch das Line-up paddeln und waren insgesamt echt unverschämt. Dazu kam, dass wir mit 30-50 Mann dort am Point Break saßen und man ewig wartete bis man überhaupt an eine Welle kam. Und dann musste man noch schauen, dass man von einem Anfänger nicht über den Haufen gefahren wurde. Uns verging ganz schön schnell der Spaß.

Wir entschieden, da gerade Neumond war, zur Lagune Manialtepec zu fahren und am Abend eine Leuchtplankton-Tour zu machen. Die Bioluminiszenz sieht man am besten wenn es richtig dunkel ist und das passte gerade ganz gut. Statt um 19 Uhr ging unsere Tour mit mexikanischer Pünktlichkeit um 21 Uhr los. Wir hatten zu dem Zeitpunkt schon eine Flasche Wein geleert und waren uns sicher, dass man uns vergessen hatte. Gut gelaunt ging es dann doch noch auf unser privates Boot und zu einem der vielen schwimmenden Zelte im Wasser. Die Zelte waren ohne Boden und boten komplette Dunkelheit. Gut 1 Stunde eierten wir dann durchs Wasser, strampelten und ließen die Arme durchs Wasser gleiten. Alles glitzerte und leuchtete. Richtig intensiv und hell. Sehr magisch. Weniger magisch war, dass wir von Minute zu Minute glibbriger und schleimiger wurden und nach einer Stunde ziemlich unbeholfen zurück ins Boot flutschten. Zurück am Ufer musste eine Dusche her. Wir waren überzogen mit Planktonschleim. Nach einem heiteren Abend am Lagerfeuer ging es dann ins Bett. Fotos haben wir leider keine, aber hier gibts welche von der Lagune bei Nacht: National Geographic

Am nächsten Morgen frühstückten wir mit Blick aufs Wasser. Jetzt war klar, warum man erst im Dunkeln von den Touranbietern abgesetzt wurde. Die Lagune bestand aus brauner Brühe mit ekligem gelben Schaum. Wir schauten danach lieber in die Luft und staunten über die vielen verschiedenen Vogelarten, die in den Mangroven lebten. 

Von der Lagune aus ging es zurück nach Puerto Escondido und wir versuchten ein bisschen die Küste runter Surfwellen mit weniger Touristen zu finden. Nach der zweiten Straße, die wegen Überschwemmungen nicht mehr passierbar war, gaben wir auf und fuhren zurück in die Stadt. Wir gingen noch einkaufen und trafen uns mit Willow, Lee und Jaro wieder auf dem Parkplatz, wo wir bereits übernachtet hatten. Es war Pfannekuchentag in England. Also machten wir eine kleine Party daraus.

Nach drei Tagen Suche hatten Willow und ich dann endlich auch zwei passende Surfboards gefunden und waren echt happy. Kein unglaublich günstiges Angebot aber gute und für uns passende Boards. Juhu! Mein Shortboard war okay, aber ich verlor den Spaß weil ich immer von allen abgehangen wurde, die bequem auf ihren langen Boards rauspaddelten und mit wenig Mühe Wellen bekamen. Jetzt mussten wir nur noch den perfekten Surfstrand finden und einen Käufer für mein altes. 

Unsere Reifen, die eigentlich am 7. Januar in Mexico sein sollten waren auch endlich angekommen. Statt uns zu fragen bzw. auf unsere vor über einer Woche gesendeten Mail einzugehen, hatte man sie einfach nach Oaxaca City gesendet. Grandios. Wir diskutierten einige Tage mit Michelin und einigten uns darauf, dass die Reifen für uns kostenlos bis nach Puerto geliefert wurden. 

Es war absehbar, dass das mit den Reifen wohl länger dauern würde, als man uns ursprünglich versprochen hatte und so machten wir uns auf Richtung Westen nach Cerro Hermoso. 

Die erste Nacht war nicht so der Bringer. Wir standen an einem Restaurant, dass von einer etwas merkwürdigen Familie betrieben wurde. Alle waren richtig betrunken und zwar die komplette Zeit, die wir dort waren. Die Krönung war, dass jemand Nachts mit seinem Auto mit voller Geschwindigkeit neben unseren Campern in eine Mauer fuhr und am nächsten Morgen ein Typ in Fußfesseln aus Stahl zwischen den Campern auf den Hof kotzte.

Wir fanden dann relativ schnell ein Hotel die Küste runter und wurden von einer netten Familie empfangen. Hier wollten wir bleiben bis unsere Reifen endlich da waren… Es wurden zwei Wochen.

Leider war hier noch keine Surfsaison und wir konnten mit den Surfbrettern nur in den weißen Wellen spielen. Unsere Tage bestanden dann aus Online Spanischkurs, Strandspaziergängen, Bremsflüssigkeitsaustausch, dem Nähen einer Tasche für die Surfboads, kleinen Einkaufstouren, Strandnachtwanderungen mit Chico und Interaktion mit unseren Gastgebern.

Highlight waren die Abende, an denen für uns gekocht wurde. Mal gab es ganzen Fisch mit Chilisoße oder Knoblauch, dann Pescadillas und ab und zu auch mal einen Bissen von den Tellern der Familie. So probierten wir gegrillten Leguan, Tapioca und bekamen einen ganzen Ast Kokusnüsse geschenkt. Jaro und Hanno verbrachten dann einige Zeit damit die Kokusnüsse zu schälen und die Technik des „Köpfens“ zu erlernen. Nur die erste wurde mit der Bohrmaschine geöffnet 😉

Für einen kurzen Abstecher ging es dann noch nach Roca Blanca, aber auch da war kein Surfen möglich und der Parkplatz war weniger gemütlich. Also gings nach einer Nacht zurück zu unserer Familie am Hotel.

Wir wussten, dass im Ort auch Schildkröteneier gegessen wurden und waren trotzdem schockiert, als sie bei der Familie auf dem Mittagstisch landeten. Alle Schildkröten zählen zu den bedrohten Arten und es ist definitiv falsch sie zu rauben und zu essen. Aber es ist auch verdammt schwer sich einzumischen und hier, wo die Eier in 100ten am Strand zu finden sind, bewusst zu machen, dass die Tiere vom Aussterben bedroht sind. 

In der Gruppe gab es große Diskussionen zu Artenschutz und Tradition und wir fanden bis zum Ende keine angemessene Lösung für die Vermittlung der Problematik. Puh. 

Für die Kinder der Familie und deren Freunde aus dem Dorf machten wir dann noch zwei Filmabende mit spanischen Disneyfilmen und Popcorn. Das war cool, denn wir lernten dabei auch eine Menge. Die Kinder verloren dann auch immer mehr ihre Schüchternheit. Das was einerseits cool, aber auf der anderen Seite auch anstrengend. Die Kleinen standen Morgens schon vor dem Camper, bevor wir überhaupt richtig wach waren und hampelten dann immer irgendwo zwischen uns rum. Das war dann wohl das letzte Zeichen, dass es Zeit war weiter zu ziehen.

Tag 586-600 | Oaxaca, Sierra Norte, Tlacolula, Mitla, Hierve el Agua, El Tule, Monte Albán, Theotitlan del Valle, Santa Ana del Valle, San Sebastian de las Grutas, Oaxaca, Mexico

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Von Metepec gings in einem Zug nach Oaxaca City. Jaro war mit dabei, Willow und Lee blieben noch eine Weile in Puebla für ihre Ersatzteile.

Gegen 16 Uhr kamen wir in der Stadt an. Wir hatten uns einen 24 Stunden Parkplatz in der Innenstadt ausgesucht und mussten uns durch so einige enge Gassen, an Markständen, fliegenden Händlern und kreuz und quer geparkten Autos vorbeiquetschen bis wir ankamen. Das was wir von der Stadt gesehen hatten sah schonmal vielversprechend aus. Am Parkplatz wurden wir von Ciro, dem Inhaber, begrüßt. Er suchte uns einen guten Platz im hinteren Teil des Parkplatz, stellte uns seinen Sohn, seine Frau, sein Huhn und noch einige weitere Leute vor und ab gings in die Stadt. Ciro hatte uns seine Telefonnummer gegeben, damit wir ihn abends anrufen können um uns das Tor zum Parkplatz zu öffnen.

Das erste was wir entdeckten war eine der vielen Kirchen Oaxacas. Nach einem raschen Blick hinein ging es weiter Richtung Marktplatz und Fußgängerzone. Hanno wollte unbedingt Chapulines (Grashüpfer) probieren und wurde hier auch direkt fündig. Er entschied sich für die Variante „große, fette Grashüpfer“ und bekam für umgerechnet 80 Cent eine große Hand voll. Allein beim Anblick wurde mir schlecht und Hannos Gesicht färbte sich auch ungewöhnlich schnell grün. Nach drei Exemplaren verkündete er, dass ihm diese in Essig eingelegte Variante nicht schmeckt. Also gings auf ernsthafte Nahrungssuche.

Wir fanden zu Hannos Freude eine Mikrobrauerei und es gab seit sehr langer Zeit nochmal westliches Essen. Burger für die Herren und Quiche mit Salat für mich. Das Bier war ok, aber nicht herausragend und so zogen wir frisch gestärkt weiter.
Die erste Bar an der wir vorbei liefen, hatte das Fenster auf und wir erblickten zwei Herren an Gitarre und Bass. Hervorragend! Live-Musik. Das war gefühlte Ewigkeiten her. Also rein da. Ich probierte die berühmte Heiße Schokolade von Oaxaca während Hanno und Jaro bei Bier blieben.

Wir schlenderten dann weiter durch die Stadt und entschieden, dass wir noch einen Feierabendtrunk brauchen. Also gings in eine weitere Bar, in der ebenfalls jemand live spielte. Der Typ an der Gitarre war echt gut und ich hätte ewig dort sitzen können. Wir hatten den letzten Tisch ergattert und freuten uns über günstige Cocktails und Kombos aus Bier und Mezcal. Mezcal ist der „neue“ Trend in Mexico. Er wird genau wie Tequila hergestellt mit dem Unterschied, dass jede Agavensorte verwendet werden kann (anstatt nur die blaue Agave zu verarbeiten, wie es bei Tequila Vorschrift ist). Mezcal schmeckt rauchiger als Tequila und Hanno sagt, ihm gefällt das Aroma und der Geschmack besser.
Um 22 Uhr wurden dann vorsichtig die Türen in der Bar geschlossen, da dann eigentlich Sperrzeit ist und die Polizei in den Straßen patrouilliert. Wirklich geschlossen wurde aber nicht. Ich glaube sie lassen dann nur keine neuen Gäste mehr rein. Wir tranken fleißig weiter und genossen die Stimmung der Stadt. Wir fühlten uns wohl und waren alle gut drauf.

Oaxaca als Stadt ist in ganz Mexico für ihr gutes Essen bekannt und wir hatten in einer ziemlich guten Serie bei Netflix zu Oaxacas Streetfood einen Tlayuda-Stand gesehen. Diese Spezialität wollten wir unbedingt noch probieren. Also liefen wir noch einen kleinen Umweg auf den Weg nach Hause zum Tlayudas de La Chinita. Wir hatten Glück und es war noch nicht ausverkauft. Wir zogen ein Nümmerchen und wurden wenig später aufgerufen. Wir wurden gefragt ob wir Chico (klein) oder Grande (groß) wollen und dachten zum Teilen wäre Grande gut. Sie zeigten uns dann Grande und das war ungefähr das Ausmaß von einem von Brunos Reifen. Dann doch lieber Chico. Danach gings nach Hause und nach einem kurzen Telefonanruf machte uns ein ziemlich zerknautschter Ciro das Tor zum Parkplatz auf. Wir hatten ein bisschen die Zeit vergessen und es war Mitternacht. Den Armen hatten wir wohl aus dem Bett geschmissen.
An den Autos aßen wir dann noch alle unsre Tlayudas und ja, verdammt, die waren richtig grandios! Und scharf. Bei einigen in unserer Reisegruppe brannte es zweimal.

Am nächsten Morgen hatten wir uns mit Jaro zum Frühstück verabredet. Hanno hatte eine Bäckerei in der Nähe gefunden die auch Frühstück anbietet. Oh ich war im Himmel! Süßes Gebäck, guter Café und frisch gepresster Grapefruit und Mandarinen-Saft. Hmmmm.
Danach kugelten wir nochmal eine Runde durch die Altstadt bevor wir uns auf in die Berge machten.

In der Sierra Norte fanden wir einen Spot im Wald an einem Fluss. Wir mussten uns den Weg ein wenig freischlagen, damit unser Dickerchen hinein passt. Wir fanden eine kleine Lichtung und machten uns gemütlich. Aus den geplanten paar Tagen wurde über eine Woche.
Willow und Lee kamen nach ein paar Tagen ebenfalls dazu. Sie hatten ihre Ersatzteile in Puebla nicht bekommen, aber jetzt einen Termin in einer Werkstatt in Oaxaca. Bis zum Tag des Termins kamen sie dann aber erst mal zu uns in die Berge.
Unsere Tage bestanden aus Wäschewaschen, Reifendachträger anbringen und so einigen langen Wanderungen den Berg 2,5 km hoch für Handyempfang. Wir telefonierten regelmäßig mit zu Haus, denn unserem Katerchen Brain ging es leider nicht besser. Zum Glück ist er bei Hannos Eltern gut aufgehoben und wir bekommen regelmäßig Updates aus dem Leben unserer Katzen.

Willow und Lee waren zur Werkstatt gefahren und hatten uns Aimee da gelassen. Wir vermuteten, dass sie eine Nacht weg bleiben würden und Aimee zog bei Jaro ein.
Sie war ziemlich übel gelaunt und machte Chico ein bisschen das Leben schwer. Auch an Tag zwei kamen die beiden nicht zurück und Aimee verschwand auf einen ihrer Streifzüge. Abends riefen wir nach ihr aber sie bleib dem Camp fern. Um 4 Uhr morgens hörten wir sie vor dem Camper miauen und ließen sie rein. Als wir die Türe wieder schlossen flippte sie aber total aus und wir ließen sie wieder raus. Jaro fand sie dann gegen 6 Uhr an seinem Auto und ließ sie rein. Tja, nicht so einfach mit der kleinen Diva.
Willow und Lee waren nicht aufgetaucht und wir beschlossen unser Programm so durch zu ziehen wie geplant und den beiden zu schreiben wenn wir Empfang haben. Jaro war also mit felligem Beifahrer unterwegs. Am nächsten Tag erfuhren wir dann, dass Ruby es nicht die Berge hoch geschafft hatte. Die Kraftstoffpumpe hatte den Geist aufgegeben.
Erster Stop war Tlacolula, wo wir auf dem Markt Käse, Trockenfleisch und Gemüse kauften und ein Sandwich frühstückten.

Dann gings weiter nach Mitla. Das Städtchen hatten wir nicht auf dem Schirm, aber auf dem Weg zu den Ruinen erhaschten wir so manchen Blick auf eine sehr sympathisch wirkende Gemeinde.
Wir schlenderten über das Gelände der Ruine, waren aber nicht wirklich geflashed. Da hatte der Lonely Planet mit seinen Beschreibungen wohl ein bisschen übertrieben. In einer Stunde waren wir durch und gingen dann noch für Jaro und Hanno neue lange Leinenhosen shoppen. Die Verkäuferin schenkte uns dann noch Glücksbringer fürs Auto und wir können echt nur sagen, dass wir uns sehr willkommen fühlten.

Es ging weiter zum Hierve el Agua. Der Weg bis dort war spektakulär auf einer Passstraße durch die Berge. Von weitem konnte man den von Mineralien versteinerten Wasserfall schon sehen. 2 Km vor dem Ziel gabs dann eine Sperrung der Straße. Wegen COVID war die Durchfahrt für Touristen nicht gestattet. Das akzeptierten wir natürlich und traten de Rückzug an. Mit der Drohne flogen wir dann noch rüber um das Ganze zumindest aus der Luft zu sehen.

In den Bergen fanden wir dann einen Platz zum Campen und waren ganz happy mit dem Tag und was wir so erlebt hatten. Willow und Lee tauchten kurz vor Sonnenuntergang auf und Jaro sammelte schon mal Holz fürs Lagerfeuer.
Leider kam kurz darauf ein Ziegenhirte und gab uns zu verstehen, dass wir Viren-Schleudern hier nicht willkommen sind und wir den Platz unverzüglich verlassen sollen. Schade… wir landeten am Ende dann wieder in Mitla im Hof eines Hotels, wo wir übernachten durften.

Von Mitla aus machten Hanno und ich uns auf dem Weg nach Oaxaca. Der Rest hatte andere Pläne und wir sagten erst mal Tschüss.
Erster Stop auf dem Weg zurück war El Tule wo der Baum mit dem größten Stammumfang der Welt steht. Aber auch hier war der Zugang nicht gestattet. Wir versuchten mit Räuberleiter ein bisschen mehr zu sehen und über den Zaun zu schauen, wurden aber von dem Polizisten direkt erwischt. Manno! Unlogisch finde ich, dass auf der gegenüberliegenden Seite die Touristenshops alle auf haben und keiner sich um Abstand schert und dann aber der Blick auf den Baum von COVID-Plakaten komplett verdeckt wird. Warum darf man nicht mal gucken, unter freiem Himmel und ohne Kontakt zu irgendwem?

Dann gings zurück nach Oaxaca. Erst mal zu den Paketshops. Hanno hatte mehr Bierzutaten bestellt und unser Tresor war angekommen.
Da wir schon in der Nähe waren wollten wir noch Monte Alban sehen, da ist aber nach 15 Uhr kein Einlass mehr also gings, nachdem wir einen angefahrenen Vogel versorgt, hatten zu Ciros Parkplatz in die Innenstadt.
Den Nachmittag über bauten wir dann unseren Tresor ein und verschraubten ihn mit der Wand. Das hätten wir mal viel früher machen sollen! Dann gings schnell unter die Dusche und es wurde sich aufgebrezelt. Einmal mehr wollten wir herausfinden, was Oaxaca kulinarisch noch zu bieten hat. Wir hatten einen Tisch für ein 7 Gänge Menü reserviert. Das Restaurant überraschte durch seine Größe. Wir saßen in einer (äußerst hübschen) Garage mit winziger Küche. Dann gings los und wir schlemmten uns durch ausgefallene Gerichte mit mexikanschem Einfluss. Bluecorn-Tortilla, Sushi in Avocado-Rauch mit Grashüpfersoße, Tacos, fritterten Gorditas, Portobello Pilze, Steak, Sorbet und Schokoladen-Café-Avocado Brownie. Dazu gabs fused-water mit Guanabana, Kräutern und Obst und Cocktails mit Mezcal. Die Zutaten, die Präsentation und der Geschmack war herausragend. Bei weitem eins der besten Essen die wir auf unserer bisherigen Reise so gesehen und geschmeckt haben.

Am nächsten Morgen gings dann nochmal in der Bäckerei frühstücken und nach einem kurzen Spaziergang ging es weiter zum Monte Alban.

Am Monte Alban angekommen fanden wir im Souveniershop erst mal ein Wörterbuch zu mexikanischem Slang bzw. Spanisch. Das unterscheidet sich nämlich doch erheblich vom europäischen Spanisch und macht uns das Leben schwer. Dann gings rein in die Ruinen. Wir waren geflashed. Man sind die groß! Es war kaum was los und es war cool das man keine Menschenseele traf. Wir brauchten drei Stunden um alles zu erkunden und brieten ein wenig in der Sonne. Mama hätte es hier unglaublich gut gefallen. Das ist genau ihr Ding und für Papa gibt es jede Menge Steine, die er fotografieren kann. Vielleicht nach COVID mal….

Willow und Lee erzählten uns dann noch von einem Dorf voller Weberfamilien und wir entschieden uns das noch anzusehen bevor es weiter Richtung Pazifik geht.
So wurden wir Nachmittags von Josefina und ihrer Familie begrüßt und uns wurde ausführlich gezeigt wie die Wolle aufbereitet wird, aus verschiedensten Zutaten die Farbe hergestellt wird und die Teppiche und Kleidung gewebt wird.
Rot entsteht durch Käfer die auf Kakteen leben, mit Limette gibts Orange und mit Kalk wirds Lila. Blau durch Basalt und Grün entsteht durch Basalt in Kombination mit Grapefruitsaft.
Wir waren fasziniert und erstaunt wie viel Arbeit hinter so einem handgewebten Teppich steckt und ich war verliebt in die Intensität der Farben. So kauften wir tatsächlich am Ende des Tages einen Teppich für unser nicht vorhandenes zu Hause in Deutschland. Nicht ganz rational aber irgendwann muss man ja anfangen sein zu Hause einzurichten. Ist vielleicht ein bisschen die falsche Reihenfolge, aber was solls…

Nach einer Nacht in den Bergen ging es dann weiter nach San Sebastian de las Casas. Dort campten wir direkt an den Höhlen und buchten für den nächsten Tag eine Tour. Wir waren nur zu zwei mit dem Guide und kamen voll auf unsere Kosten. Die Höhle war viel größer und interessanter als gedacht. Wir liefen eine Stunde durch riesige Hallen und schmale Gänge, bewunderten Stalaktiten und Maserungen in den Felsen. Fanden Marmor und Quarzstein, sahen Fledermäuse, jede Menge Mistkäfer, Kröten und Krebse. Dann gings runter zum Fluss. Mit ein bisschen klettern und Schlamm-schliddern kamen wir unten an und wateten eine Stunde durch den unterirdischen Fluss und die riesigen Dünen.
Wir fanden sogar Pflanzen dort unten. An die Biologen unter euch: Was ist das für ein Gewächs? Wie kann es im Dunklen wachsen? Wie macht es das mit Photosynthese?

Zurück an der Oberfläche gings noch in eine kleine Cenote die aber nicht besonders nennenswert war. ich hoffe da sehen wir im Yucatan noch spannendere Exemplare.

Abends waren wir dann eigentlich bereit für eine Mezcal Tour. Nach gut 30 Minuten Fußmarsch durchs Dorf kamen wir ganz oben an. Dooferweise war aber der Besitzer der Brennerei nicht auffindbar. Nach einer Stunde warten suchte gefühlt das halbe Dorf nach dem Mann. Nach zwei Stunden tauchte er dann kurz bevor wir aufgaben, auf.
Seine Tour durch seine sehr rustikale, hygienisch bedenkliche, Brennerei ging exakt 7 Minuten. Dann wurde getrunken. Seinen Mezcal brachte er in leeren Joghurtbechern und wir tranken aus halben Kokosnuss-Schalen. Unser Guide haute ordentlich mit rein. Ich stieg lieber aus. Mir schmeckt das einfach nicht, außer im Cocktail. Hanno becherte mit Guide und Gastgeber fleißig weiter. Nach ein paar mehr Shots zogen wir um zu seinem Haus und wir bekamen so einige Storys aus dem Dorf mit. Es wurde weiter getrunken, wir bekamen eingelegten Kürbis zum probieren und eine Schale voll gerösteter Kürbiskerne und es wurde weiter getrunken. Dann packte der Hausherr noch eine seiner Schnitzereien aus die Hanno aus einem Leintuch wickeln musste und der Besitzer freute sich wie ein König als der riesige hölzerne Penis zum Vorschein kam. Nicht ganz unser Humor aber mit einer Menge Mezcal im Blut ertragbar. Hanno durfte dann noch aus einem besonderen Behältnis trinken und ist mit diesem Akt dann vermutlich heimlich in die Familie aufgenommen worden. Je länger wir warteten, je mehr die Herren tranken, desto kurioser wurde das ganze.
Am Ende torkelte der Guide voran Richtung Camp und verlor jeden Funken seiner bisher gezeigten Schüchternheit. Was ein Abend. Über Mezcal haben wir nix gelernt, aber dafür einiges über das Dorf und seine Bewohner.
Als Andenken kauften wir noch 2x 0,5 Liter der zwei besten Mezcals und die wurden, ganz zum Abend passend, einfach schnell in leere Colaflaschen abgefüllt. Herrlich!

Den nächsten Tag brauchte Hanno zum rehabilitieren und wir gönnten uns einen freien Tag bevor der lange Weg bis zur Pazifikküste anstand.