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Author: Kerstin

Tag 272-287 | Cerritos Beach und La Pastora, Todos Santos, Baja California Sur, Mexico

Tag 272-287 | Cerritos Beach und La Pastora, Todos Santos, Baja California Sur, Mexico

In Cerritos parkten wir wieder direkt am Strand. Solange es noch möglich war, wollten wir Surfen gehen. Also entwickelten wir uns einen ultimativen Tagesplan: frühstücken, surfen, Siesta, kleiner Mittagssnack, Spanisch lernen, surfen, bis zum Sonnenuntergang am Strand liegen, duschen, Abendessen, am PC arbeiten, lesen oder Film/Serie schauen, schlafen. Genau eine Woche ging unser Plan vollends auf. Wir wurden von Tag zu Tag besser auf den Brettern und im Kampf gegen die Wellen und auch mit Spanisch machten wir ordentliche Fortschritte.
Am 30.03. wurde dann der Strand von der Polizei gesperrt. Dran gehalten hat sich erst mal keiner, was aber auch an der Art und Weise der Sperrung lag.
Die Polizei kam am Abend vorher, fuhr mit ihrem Auto auf den Strand und ging von einem zum anderen und informierte die Leute. Wir kamen gerade vom Surfen aus dem Wasser. Als der Strand dann friedlich, aber erst Stunden später geräumt war, sammelten die Polizisten Müll vom Strand und einer Ruine und baute eine Barrikade. Als sie ihre neu errichtete Absperrung eine halbe Stunde später stolz betrachteten, realisierte einer, dass sie ihr Auto noch auf dem Strand vergessen hatten. Also wurde alles wieder abgebaut, das Auto rausgefahren und dann das ganze – liebloser als zuvor – wieder errichtet.
Kein Zettel, kein Polizeiflatterband, nix. Nur der Haufen Müll auf dem Zufahrtsweg zum Strand.
Es kam wie es kommen musste: am nächsten Tag fuhr wie jeden Tag gegen 8:00 Uhr der lokale Fischer mit seinem Boot zum Strand, schmiss den Müll vom Weg und ließ sein Boot zu Wasser. Wenig später tauchten die ersten Surfer auf. Von der Absperrung war keine Spur mehr, die Polizei tauchte auch nicht mehr auf. Also wussten genau die Menschen von der Sperrung die Abends am Strand gewesen waren. Nicht besonders effektiv.

Wir waren zwischenzeitlich in Todos Santos gewesen und etwas schockiert wie ausgestorben das Dorf war. Trotzdem bekamen wir noch alles an Lebensmitteln, die Wäscherei hatte auf und auch unser Laden mit leckerem Eiscafé hatte noch einen Straßenverkauf. Die nicht essentiellen Läden hatten allerdings auch hier mittlerweile geschlossen und so bekam Hanno erst mal keine neuen Flip Flops. Seine wurden vor Brunos Türe in Cerritos geklaut. Pech gehabt.

Da wir uns als Touristen an die Regeln und Verbote halten wollten, gingen wir nicht mehr surfen. Also war auch Cerritos Beach nicht mehr wirklich attraktiv und wir entschieden uns am nächsten Tag an einen verlassenen Strandabschnitt nördlich von Todos Santos zu fahren. 

Am äußersten Punkt vom La Pastora Beach gings in den tiefen Sand und wir fuhren uns erst mal ordentlich fest. Mit ein bisschen buddeln, Reifendruck auf 1 Bar und Sandblechen bekamen wir Bruno aber relativ schnell wieder befreit. Also bezogen wir wenig später unser Lager am Strand. Hier wollten wir bleiben, bis sich die Lage wieder einigermaßen beruhigt hat. Wie lange das wohl sein wird? Wochen, Monate…

Leider war das Meer ziemlich stürmisch und weder Surfen, noch Schwimmen oder Angeln war machbar. So verbrachten wir die Tage unter den Markisen, in der Hängematte, am Lagerfeuer und hielten unsere tägliche Dosis Spanisch-Lernen ein. Hanno bekam endlich seine gewünschte Kurzhaarfriese und ich bin auch jetzt, 3 Wochen später, noch immer kein Fan davon.

Zusätzlich fingen wir an eine App zu entwickeln, die Auto-Reisende dabei unterstützen soll Ölchecks, Spritverbrauch, Ausgaben rund ums Auto etc. im Auge zu behalten. Wir zwei ergänzen uns ganz gut. Ich entwickle Grafiken und das User-Interface und stelle Hanno damit vor die ein oder andere programmiertechnische Herausforderung. Mal schauen, ob wir jemals damit fertig werden und das Ding online geht, aber sonst hat es uns wenigstens dabei geholfen unsere Skills frisch zu halten und sogar zu erweitern. 😉

In La Pastora ging das Ganze dann leider nur genau 6 Tage gut bis wir Abends die Küstenwache im Meer entdeckten, vo ihren Taschenlampen angeleuchtet wurden und am nächsten Morgen dann die Polizei kam. Unsere Personalien wurden notiert (vollkommen lückenhaft und falsch abgeschrieben) und wir mussten innerhalb von 1 Stunde den Strand verlassen. Auf die Frage wohin wir sollen, gab es keine Antwort. Tolle Karte!

Also fuhren wir zurück nach Todos Santos. Vorsichtshalber ging es nochmal Wasser und Vorräte auffüllen und dann auf die Suche nach einem neuen Stellplatz. In La Pastora wurden außer uns auch noch Willow, Lee und Katze Aimee mit ihrem VW T2 verscheucht. Zusammen landeten wir an einer Bauruine und hofften hier einen Platz für einige Zeit gefunden zu haben. Immerhin wars nicht am Strand. Der Strandzugang war nämlich mittlerweile überall verboten worden. 

Tja, wir atmeten nur für eine knappe Stunde auf, dann kam die Security und verwies und von dem Privatgelände. Schade.

Letzte Alternative war dann eine Ranch im Hinterland von El Pescadero. Nachdem Hanno mit dem Besitzer telefoniert hatte, entschieden wir uns nach dort zu fahren um wenigstens für eine Woche zur Ruhe zu kommen und zu überlegen, wie es weiter gehen kann. In einer kleinen, hübschen Kolonne machten wir uns auf den Weg. 

Wir können weiterhin behaupten, dass es uns hier in Mexico sehr gut geht und wir uns wohl fühlen. Man könnte meinen, wir hätten Bruno nur für solche Situationen ausgebaut. Mit Wasser und vollen Vorratsschränken kommen wir ewig hin. Strom ist bei der Sonne und unserem tollen neuen Solarpanel sowieso kein Problem. Unsere Tage verfliegen und es fühlt sich fast an, als hätten wir eine der entspanntesten Quarantänen. Jetzt nach Deutschland zu kommen und dort das ganze auszusitzen können wir uns ehrlich gesagt nicht vorstellen.

Es ist eine riesen Umstellung nach knapp 10 Monaten nicht mehr reisen zu können. Es hat etwas gebraucht, bis wir unseren neuen Rhythmus gefunden haben, aber wir stellen fest, dass diese Zwangspause gar nicht so übel ist.

Die Mexikaner sind weiterhin super nett und hilfsbereit und auch über die Polizei und Security können wir wenig schlechtes sagen. Sie waren alle sehr nett. Nur halt manchmal nicht die Hellsten und etwas unprofessionell. Einer hat uns verraten, dass er Deutschland nicht mag, „wegen Hitler“. Wir waren erstmal sprachlos und auf die Schnelle fiel uns da auch keine gute Antwort ein, außer, dass niemand Hitler mag. 
Anders als in Deutschland gibt es hier übrigens keine Hamsterkäufe. Am ehesten hamstern wir wohl gerade. 
Die Corona-Zahlen steigen in Mexico mittlerweile stark an und wenn man hört, dass die Amis noch zum Spring Brake feiern in Los Cabos waren und den Virus dort ordentlich gestreut haben, kann man nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Mexico hat leider spät reagiert. Es wird die Leute hier vermutlich hart treffen, da die Krankenversorgung mangelhaft ist. Unsere Devise ist deshalb: möglichst weit weg von Menschen und alles dafür tun, dass wir nicht infiziert werden.

Ich hoffe ihr seid alle gesund und habt gute Strategien um diese ungewöhnliche Zeit möglichst gut zu überstehen. Wir denken an euch und schicken eine volle Ladung Sonne und Wärme in eure Quarantäne.

Tag 262-272 | wieder La Paz, Dunas del Mogote, Baja California Sur, Mexico

Tag 262-272 | wieder La Paz, Dunas del Mogote, Baja California Sur, Mexico

In La Paz gings erstmal dick einkaufen im Walmart. Wir kauften auf Vorrat und können nun im Notfall 1 Monat von abwechselnd Reis oder Nudeln in Tomatensoße leben. Corona ist nun auch hier angekommen. Die Einkaufswagen werden beim Betreten des Ladens desinfiziert, die Mitarbeiter tragen Mundschutz. Erfreulicherweise bekommt man aber noch fast alles. Was euch sicher brennend interessiert: Desinfektionsmittel ist ausverkauft, Klopapier gibt es noch. 

Auf dem Weg zu unserem nächsten Platz in den Dünen gings dann noch in einen Angler-Shop und Hanno kaufte ein neues Gummi für seine Harpune und ein Tauchmesser. Mal schauen, ob das erfolgreicher wird als das Angeln.

Es ging dann auf die Peninsula del Mogote und in die Dünen. Allrad und Untersetzung rein und los durch den tiefen Sand. Da es schon dämmerte blieben wir einfach mittendrin stehen und suchten uns erst am nächsten Tag einen Platz für die nächste Woche. 
Hanno wollte natürlich dann auf der Düne stehen, wie kanns auch anders sein. Nach ein paar Anläufen inklusive Bruno ausbuddeln und rückwärts wieder runter rollen lassen, hat er es dann nach ner guten Stunde endlich hoch geschafft. Belohnt wurden wir mit einem unglaublichen Sonnenuntergang. 

Morgens beginnt unser Tag seit La Paz mit einem Internet/Nachrichten-Update zu Corona. Wir behalten sowohl die Meldungen aus Europa im Auge als auch die aus den USA und schauen auch sehr genau, was die mexikanische Regierung macht. Der mexikanische Präsident ist ziemlich beratungsresistent, aber die Gouverneure der Bundesstaaten sind sehr besonnen und gehen die richtigen Schritte mit Quarantäneverordnungen und Information der Bevölkerung. Der Präsident mit über 60 Jahren ruft leider immer noch zu Liebe, Küssen und Umarmungen, zu Festen und Shopping auf und ist der Meinung, dass er selbst wegen seinen zwei Amuletten immun ist.
Da können wir nur mit dem Kopf schütteln. Der Gouverneur der Baja California Sur handelt dagegen sehr gut, sperrt Strände, Touristenatraktionen, Parks und Einkaufsmeilen und macht alles bis auf Supermärkte, Apotheken und Trinkwasserstellen dicht. Heißt für uns aber auch, dass eine normale Weiterreise schwer möglich und sinnlos ist.
Wir wägen immer wieder neu ab, mit allen News die wir von euch und aus den Nachrichten erhalten und sind bisher der Meinung, dass wir an einem einsamen Strand hier auf der dünn besiedelten Baja California am besten aufgehoben sind. Also fahren wir nur noch für einen Großeinkauf und Wasser alle 1-2 Wochen mal in den nächsten Ort und nehmen erst mal nicht die Fähre aufs mexikanische Festland.

Auf der Peninsula del Mogote blieben wir dann 10 Tage stehen, aber langweilig wurde es nicht. Nach dem Frühstück schlüpften wir in die Badesachen und legten Schnorchelequipment und Surfbretter bereit. Immer auf dem Sprung, falls wir einen Walhai sichteten.
Mehrmals täglich gings dann auch zu Erkundungstouren ins Wasser. Viele Tage blieben erfolglos, weil es stürmte, zu viele Wellen waren, Walhai-Tourboote uns aus dem Wasser vertrieben oder wir einfach gar keinen schwarzen Schatten an der Wasseroberfläche fanden. Auf unseren zahlreichen Ausflügen fanden wir aber Rochen und Pufferfische und sogar einen Bullenhai, der uns etwas zu neugierig begutachtete.

Irgendwann war es dann abends so windig, dass Bruno plötzlich absackte. Schon den Tag über mussten wir immer wieder Sand unter Brunos Reifen auffüllen, der abgetragen wurde. Kurzerhand packten wir unsere Klamotten und fuhren von der Düne runter an den Strand. Das war auch besser so, über Nacht wanderte die Düne ganz schön weit, da wären wir doch glatt verschüttet worden. 

Leider stürmte es ziemlich an dem Tag als wir mit Hilfe einer Drohne einen Walhai fanden, wir kämpften uns durch die Wellen und schluckten jede Menge Salzwasser. Man sah nix und es war super anstrengend. Hanno den Walhai fand den Walhai und konnte ihn kurz sehen, ich leider nicht. Fix und fertig mit den Wadenkrämpfen meines Lebens. Sch***e! Ich verlor bei der Aktion auch noch meine Taucherbrille. Super, super schade. Ich hab mich sooooooo geärgert.
Der kleine Mensch neben dem riesen Walhai auf dem Foto ist übrigens Hanno. Das Foto ist dafür, dass es so unerfolgreich war, ziemlich gut geworden. 😀

Also harrten wir weiter aus. Walhaie sind bis Mitte April in der Bucht, uns blieb also noch Zeit.
Tag 9 an den Dünen war dann unser Tag. Wir standen relativ früh auf, frühstückten in Ruhe und Hanno nahm dann mit dem letzten Schluck Kaffee seinen Aussichtsposten auf Brunos Dach ein. Wenig später war dann Walhaialarm. Ab in den Neopren, Flossen und Schnorchelsachen geschnappt und ab ins Wasser. Es war windstill, spiegelglattes Meer ohne die kleinste Welle, pure Sonne und keine Boote in der Bucht. Perfekteste Bedingungen. Als der Walhai dann noch umdrehte und in unsere Richtung schwamm war uns klar, jetzt klappts! Wir paddelten gemütlich raus, verfolgten seine Rückenflosse die aus dem Wasser schaute und warteten. Der Kerl war groß! Aber er strahlte auch eine wahnsinnige Ruhe aus und wir hatten keine Angst. Er schwamm gemütlich zwischen Hanno und mir durch und schien uns einzuladen ihn eine Weile zu begleiten. Anders als bei den Booten wo die Leute kraulend hinter dem gehetzten Tier herschwammen war dieser sehr entspannt und super langsam unterwegs. Wir konnten problemlos und gemütlich Schritt…äh Flosse halten. Wir mussten ganz schön nah an ihn ran, denn die Sicht war vom ganzen Plankton schlecht. Ihn schien es nicht zu stören, dass wir kuscheln kamen. Er drehte sich kurz mal nach rechts und links, um ein Auge auf uns beide zu werfen und schwamm dann weiter. Nach ein paar intensiven Minuten zu dritt entschieden wir, ihn alleine weiter ziehen zu lassen und ließen uns zurückfallen. Noch super lange konnten wir seine Flosse verfolgen und es irgendwie auch gar nicht so recht fassen. Diese Begegnung war perfekt. So viel perfekter als mit einer Horde von Menschen von einem Boot zu hüpfen und dem gestressten Walhai hinterher zu kraulen. Die Begegnung war entspannt und voller Ruhe und Faszination. Wunderschöne Geschöpfe!

Ihr könnt euch nicht vorstellen wie glücklich ich war und bin und mit wie viel Lob ich Hanno in der nächsten Woche für seinen Späherjob überschüttete. 
Wer unsere Reisen schon was länger verfolgt weiß, dass wir für Walhaie vor einigen Jahren vergeblich nach Mosambik geflogen sind und es einer meiner großen Träume war einmal mit einem zu schwimmen. Mein absolutes Mexico-Highlight bisher.

Am nächsten Tag packten wir dann zusammen, gingen nochmal groß einkaufen und fuhren zu unserem nächsten Quarantäne-Spot an den Surfstrand Los Cerritos bei Todos Santos.