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Category: 2018 Indonesien

Tana Toraja

Tana Toraja

Von Manado gings also mit dem Flieger nach Makassar, welches uns direkt mit der uncharmanten Art asiatischer Städte empfing. Regnerisch, laut, dreckig,stinkend. Tripadvisor hatte mal echt Zero im Angebot an Sehenswürdigkeiten, aber es galt bis 22 Uhr die Zeit tot zu schlagen. Makassar ist deutlich muslimischer als Manado und als Frau bekam ich das schnell zu spüren. Die zurückhaltende Art mit der die Leute einen in Manado behandelten war hier leider nicht zu finden. Als wir keinen Bock mehr hatten dauernd angelabert zu werden und ohne gefragt zu werden fotografiert und gefilmt wurden, verkrochen wir uns erst in den Port Rotterdam und dann in die Rooftop Bar des Aston-Hotels. Hier schürften wir Cocktails, aßen Antipasti und schauten den Sonnenuntergang.

Dann gings zum Bus. Die Schlaf-Sitze versprachen einen angenehmen Nacht, da hatten wir aber noch nicht die schlechten Straßen, abrupte Bremsungen und Dauerhupen während unserer Reise bedacht. Morgens um 6 Uhr stiegen wir dem entsprechend ziemlich gerädert aus dem Bus.

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Unsere Hotelbesitzer für die erste Nacht waren aber super klasse. Sie stellten uns kurzerhand ein Zimmer zum Duschen und Schlafen, Saft, Kaffee und Gebäck damir wir um 10 Uhr einigermaßen frisch die Tour starten konnten.

Es kam direkt knallhart mit einer Begräbnis-Zeremonie. Eine alte Dame war gestorben und die Familie fährt dann richtig auf. Es wird quasi eine kleine Stadt mit wunderschönen Häusern errichtet (und danach wieder abgerissen und nichts davon weiter verwendet, da böse Geister dadrin sind). Der Spaß kostet um die 50.000€ und die Familie spart über Jahre dafür.

Ein Moderator stellt dann alle Gäste nacheinander vor und listet auf, was geschenkt wurde. Bei mehreren tausend Gästen dauert so eine Beerdigung dann schnell mal drei Wochen. Größtes Geschenk sind Wasserbüffel, gefolgt von Schweinen. Die armen Tiere werden stundenlang gefesselt und dann geschlachtet. Je mehr Büffel, desto besser geht es dem Verstorbenen in seinem zweiten Leben. So werden im Tana Toraja Bezirk bis zu 17.000 Büffel jährlich geschlachtet und deren Hörner dann vorne an den traditionellen Häusern angebracht. Es geht um Macht und Ehre! Insgesamt ist die ganze Beerdigung ein Grund zum feiern, denn es geht für den Verstorbenen ins einzig wahre Leben. Die Leute sind fröhlich, lachen und sind wunderschön angezogen. Es wird getanzt und getrunken und ganze Dörfer befinden sich im Ausnahmezustand.

Danach gings weiter mit traditionellen Dörfchen, Grabfelsen und Höhlen voller Gebeine. Eingeäschert wird hier nicht, lieber lässt man die Kids mit den Schädeln und Knochen spielen. Ziemlich absurd für uns zu sehen.

Abends waren wir ziemlich KO von diesem echt harten Stoff und freuten uns auf unsre tolle Unterkunft in der es dann das bisher genialste Essen auf unserer Reise gab.

Am nächsten Tag regnete es den gesamten vormittag, trotzdem gingen wir auf unseren Tagestrek. Erst durch Dörfchen und Reisfelder, dann durch den Dschungel. Es war richtig schlammig und wie schon kommen gesehen, machte ich irgendwann nen Abflug den Hang herunter. Der Guide zog mich wieder hoch, aber der weg wurde leider nicht besser und irgendwann waren wir echt genervt und super froh, als wir beim Homestay ankamen. Hier übernachteten wir eine Nacht in einem der traditionellen Häuser, bei einer Familie, die leider kaum Englisch sprach, sodass wir uns mit Händen und Füßen verständigten. Die Hausherrin kochte mega gut für uns Hühnchen aus dem Bambusrohr und es gab ganz frisch geernteten Reis vom Familienreisfeld. Jammy! Die Nacht beginnt hier früh, quasi wenn die Sonne untergegangen ist um 18 Uhr. Noch flott Zähne putzen am Waldrand, einmal schnell aufs Hockklo und ab ins Bett. Im Raum neben uns „schlief“ der verstorbene Vater des Hausherren, da das Geld für die Beerdigung erst in zwei Jahren zusammengesammelt sein wird. Puh…

Heute hatten wir dann unseren dritten und letzten Tag mit unserem Guide und wir sahen noch die Grabhöhlen mit den Holzfiguren und die Kindergräber, eingelassen in einen Baum. Dann hatten wir die Nase voll von unserem Guide und er von uns, also beschlossen wir den Nachmittag alleine zu verbringen, bevor wir uns die Köpfe einschlagen. Leider ist die Erkenntnis, dass Touristen hier viel Geld bringen schon angekommen. Wir haben aber schon am ersten Tag bemerkt, dass er uns mit den Angaben der Eintrittspreise betrügt. Ganz typisch war er, als wir ihn ansprachen, super beleidigt und echt kindisch und wir beschlossen,ab jetzt selbst alles zu zahlen, statt ihm das von ihm geforderte Geld zu geben. Tja, hat die letzten beiden Tage dann logischerweise nicht zur besseren Stimmung beigetragen, aber wir behielten mit unserer Annahme recht… Wir sitzen jetzt in einem netten Café, schauen Fotos und warten auf unseren Nachtbus zurück nach Makassar.

Auf der Suche nach den Tarsieren 

Auf der Suche nach den Tarsieren 

Die letzten drei Tage waren wir in Tangkoko im Jungle Reservat. Da hatten wir einen Bungalow in einem kleinen Ort. Am ersten Tag waren wir nur noch im Ort unterwegs und am rabenschwarzen Strand. Man merkt die Einflüsse der Vulkane rundrum auch an der Sandfarbe. Im Dorf haben wir nett gelächelt und gegrüßt, ganz wie in Roetgen, denn wer weiß schon ob nicht einer von denen Mama kennt und ihr beim nächsten zufälligen Treffen im Aldi berichtet, dass ihre Tochter nicht grüßt.

Den nächsten Tag verbrachten wir mit Trekkings durch den Regenwald. Der Erste morgens um 6. Begrüßt wurden wir direkt am Anfang von einer Horde schwarzer Schopfmakaken. Echt freundliche Affen, die, wieso auch immer, an uns allen vorbei liefen und bei Hanno abklatschten. Gleich und gleich gesellt sich gern, oder so…

Dann sahen wir noch einen King Fisher, riesige Balsa- und Ebenholzbäume und super niedliche Kuskus (Bären, die nur Blätter und Insekten futtern). Knapp 1,5 Stunden verbrachten wir an einem Nest von Riesennashornvögeln. Ich wurde zwischenzeitlich in den Hintern gepiekt (von was auch immer) und die Temepatur stieg auf Millionen Grad und die Luftfeuchtigkeit auf 1000%. Aber das Warten hat sich gelohnt. Die Frau mauert sich nämlich während der Brutzeit in einen Baum mit Hilfe ihrer eigenen Exkremente ein. So sitzt die Arme im Baum fest und kann nur warten, dass ihr Göttergatte regelmäßig vorbei schaut und sie sich von seinem hochgewürgtem Erbrochenen ernähren kann. Wir waren bei diesem romantischen Moment live dabei. Freude! Neee, aber mal ehrlich, die Vögel sind riesig, wir sind echt beeindruckt, dass so ein Kollos so galant fliegen kann.

Abends stand unser Trek in anbrechende Dunkelheit ganz im Zeichen der Tarsiere. Die kleinsten Affen der Welt. Wir suchten also dem Familienbaum auf, der locker eine  Requisite beim Hobbit im Elfenwald sein könnte. Es wurde dunkler und langsam aber sicher traute sich Familie Tarsier aus den Höhlen. Nicht größer als Ü-Eier, super flauschiiiig und sooo große Glubschi-Augen. Hach, wie gerne hätte ich einen mitgenommen. Leider gabs auch wieder ein paar Touristen, die wie Elefanten durch den Urwald gestampft sind. Gibts wohl überall, aber traurig machts uns trotzdem. Auf dem Rückweg, mittlerweile im Stockdunkeln, schauten wir noch bei den Taranteln vorbei, bevor wir ins Bett fielen.

Heute gings zurück in Richtung Manado mit Stop in einem Rescue-Center für beschlagnahmte Tiere aus dem Hafen von Bitung und ein stockschwuler Biologe führte uns durch die Anlage. Sogar Orang Utans und Walabis wurden da wieder aufgepeppelt.

Jetzt sind wir zurück in Manado, einer eher hässlichen, lauten, wenig interessanten Stadt. Morgen nehmen wir den Flieger nach Makassar und steigen abends für 10 Stunden in einen Nachtbus nach Rantepao. Mal schauen, was Süd-Sulawesi so zu bieten hat.

Als kleine Hommage an Riga und Marlenes kaputten Fuß gibts heute auch noch eine besondere Bildergallerie zu den asiatischen Gehwegzuständen: