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Category: 2019-2023 Panamericana

Tag 1222-1231 | Rio Grande, Lago Fagnano, Ushuaia, Rio Pipo, Tierra del Fuego, Argentinien

Tag 1222-1231 | Rio Grande, Lago Fagnano, Ushuaia, Rio Pipo, Tierra del Fuego, Argentinien

In Rio Grande stoppten wir nach einem langen Fahrtag für den Supermarkt und die Tankstelle und schliefen dann auch gleich dort. Am nächsten Morgen ging es dann bis zum Lago Fagnano. Dort machten wir Mittagspause und gingen eine Runde mit Chico spazieren. Rau, windig und schön begrüßte uns Feuerland.

Und dann gings an die letzten Kilometer bis nach Ushuaia. Noch 50, noch 25, noch 10 und dann war der Ortseingang in Sicht. Unsere Köpfe waren durcheinander, im Bauch kribbelte es und auf unseren Gesichtern fand sich definitiv ein Lächeln, als wir an den großen Türmen mit Schriftzug hielten. Ushuaia! Wir hatten es geschafft!

Und das ist unsere wenig emotionale und doch sehr emotionale Statistik:

  • 1339 Tage auf (und neben) der Panamericana
  • 81.348 gefahrene Kilometer
  • 16 Länder und 20 Grenzübertritte
  • Temperaturen von -16 Grad (Icefields, Kanada) bis +43 Grad (Baja, Mexiko)
  • Höhenmeter von -86 m (Death Valley, USA) bis +5.100 m (Chimboarzo, Ecuador) (An der Laguna del Carbón, Argentinien haben wir nur am Aussichtspunkt gehalten: -105 m unter Null)
  • Diesel pro Liter von 0,44 Euro (Ecuador, Kolumbien) bis 1,45 Euro (Belize, Chile)
  • 103 Nächte in Hotels, Hostel und Zelt (den Rest in Bruno)
  • 8 Flüge (über London nach Kanada, nach New York, 2 mal nach Hause und zurück und über den Darien Gap)
  • 13.015 L Diesel
  • 73 L Motoröl (inkl. 8 Motorölwechsel)
  • 17 Werkstattbesuche (mit insgesamt 19 Nächten in diesen)
  • unzählige Stunden Wartung und Reparaturen an Bruno
  • 2 mal mussten wir abgeschleppt werden (Kanada und Chile)
  • 1 neuer Satz Reifen, einmal einen Platten in Mexiko
  • 1 neues Allradgetriebe
  • 7 neue Keilriemen
  • 1 neue Steuerkette
  • 0 Knöllchen und Tickets
  • 0 nennenswerte Unfälle, allerdings 1 mal vom Bus gestreift und oftmals nur knapp davon gekommen
  • 1 bezahltes Schmiergeld (und einige weitere Versuche)
  • unzählige (meist unbemerkte) Male über den Tisch gezogen worden und in Touristenfallen getappt
  • ungezählte Male Autos/Camper aus Schlamm und Sand rausgezogen (die Mexikaner sind aber definitiv die Spitzenreiter)
  • 1 mal selbst festgefahren
  • 1 globale Pandemie
  • 2 mal Heimatbesuch
  • 4 gefüllte handschriftliche Tagebücher
  • 1 Mitgliedschaft im Sourtoe Cocktail Club (Hanno in Dawson City, Kanada)
  • 1 mal beklaut worden (uralte Flipflops von Hanno)
  • 1 neuer Katzen-Co-Pilot
  • 4 gefangene Fische (und meterweise verlorene Leine und unzählige Gewichte und Schwimmer)
  • über 600 GB Fotos und Videos
  • ein paar mehr graue Haare, Sommersprossen, Falten, Schrammen und Narben
  • unzählige Arschbomben in die Gewässer Nord- und Südamerikas
  • 4 Arztbesuche, 0 mal Krankenhaus (da bin ich ganz schön stolz drauf!)
  • 2 Advanced Open Water Tauchscheine
  • 147 Blogeinträge
  • unzählige unglaublich tolle Erfahrungen, Begegnungen und Gänsehautmomente
  • eine gute Hand voll neuer Menschen in unserem Leben, die hoffentlich trotz Distanz ganz nah bleiben
  • mehr Wertschätzung für die Heimat, für die kleinen Dinge, für Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft

Was ich auf dem ganzen Trip am wenigsten hätte missen wollen, ist wohl der Mann an meiner Seite, auch wenn 24/7 auf 4 qm Lebensraum nicht immer einfach sind. Die Tollsten aller Momente wären nur halb so schön gewesen und die Schlimmsten aller Momente doppelt so mies. In diesem Sinne: Chapeau Schnuck, danke!

An Stelle zwei der Dinge, ohne die es nicht ansatzweise so schön gewesen wäre, steht dann wohl jetzt Chico. Reisen mit Tier ist kein Zuckerschlecken und wir fluchen oft wegen Verboten, Mehrkosten oder wegen unendlicher Prozesse zu den benötigten Papieren und den Grenzformalitäten. Dazu kommt, dass Chico eine ganz schöne Nervensäge sein kann und Talent dazu hat, dann am Rad zu drehen, wenn wirs überhaupt nicht gebrauchen können.

Auf Platz drei steht dann selbstverständlich Bruno. Er ist und bleibt das perfekte Gefährt für diese Reise und für uns. Die Liebe zum blauen Monster ist noch gewachsen. Es ist aber auch mehr Arbeit als wir uns jemals ausgemalt haben. Bei manchem Breakdown hätte ich mir gewünscht, dass ich einfach auf den Backpack umsteigen und den nächsten Flieger raus aus der Sch… nehmen könnte. Auch nach 4 Jahren macht mich der Blick auf die To-Do-Liste „Bruno Reparaturen“ nervös. Sie ist so gut wie nie leer. Brunos Problemchen belasten und die Reperaturen füllen schonmal ganze Tage und Wochen. Trotzdem mag ich ihn nicht missen und eins ist gewiss: Bruno ist zwar nicht Heimat, aber Bruno ist Zuhause. Zumindest auf diesem Lebensabschnitt.

Ein ausführliches Fazit zu allen Ländern und dieser Reise gibts dann ,wenn wir wirklich „fertig“ sind. Was jetzt noch kommt ist auf jeden Fall nicht mehr Pflicht sondern Kür.

Die nächsten Tage verbrachten wir dann in Ushuaia in der süßen Innenstadt. Wir gingen Bummeln, probierten ein paar Köstlichkeiten und genossen das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Ushuaia ist eine Mischung aus Bergdorf und kleiner Hansestadt. Richtung Norden schaut man auf schneebedeckte Berge und Wälder, Richtung Süden hat man Meer und den Hafen mit Fischkuttern und Kreuzfahrtschiffen vor Augen.

Nachdem wir genug von der Stadt gesehen hatten, ging es dann noch für ein paar Tage raus an den Rio Pipo. Das Wetter hier unten ist verrückt. Innerhalb von Stunden wechselt es von windstill zu Sturm, von Schneeregen zu Sonnenschein und blauem Himmel. So gab es Momente, wo wir im Pulli in den Campingstühlen draußen in der Sonne saßen und eine Stunde später waren wir eingekuschelt in der Decke und Brunos Standheizung ballerte. Langweilig wurde es also nicht.

Bruno fand die Kälte überhaupt nicht toll und wir mussten sogar einen Tag warten bis die Sonne die Motorhaube wärmte um den Motor ans Laufen zu kriegen. Morgens, bei knapp über 0 Grad, machten die Starterbatterien schlapp und wir kamen nicht weg bis sie von der Solaranlage nachgeladen waren. Zum Glück halb so wild, da wir eh nicht viel vor hatten, aber natürlich kein Zustand auf Dauer.

Einen morgen ging es dann auch noch bis in den Tierra del Fuego Nationalpark. Der war schön, aber unserer Meinung nach kann man das ganze auch umsonst am Beagle Channel haben. Am witzigsten fanden wir eigentlich das Schild am Ende der Straße, wo die Entfernung nach Alaska (das andere Ende der Panamericana) ausgewiesen ist: 17.848 km. Da sind wir wohl auf unserem Weg ein paarmal falsch abgebogen. Wir waren vor 8 Uhr im Park und ohne Besucheransturm waren die Vögel und Wildtiere noch sehr entspannt, nur die Bieber bekamen wir nicht zu Gesicht, konnten aber den ziemlich großen Schaden im Wald begutachten (Bieber sind eingeschleppte Tiere in Südamerika).

Bevor es dann wieder raus aus dem Park ging musste ich noch zur Post. Die Poststelle ist die südlichste der Welt. Wir ließen im Austausch noch einen Bruno Sticker da. Da kamen dann auch die ersten Reisebusse an und es war schleunigst Zeit wieder Richtung Rio Pipo zu fahren.

Tja und was nun? Fast 4 Jahre lang hatten wir auf die Frage „Wo gehts hin?“ eine einfache Antwort: „Südwärts!“ Ushuaia war aber nun wirklich das Ende der Straße und der südlichste Ort der Welt. Man möge meinen, wir müssten uns jetzt ein neues Ziel setzen… Nach langer Recherche, vielen Überlegungen und sehr vielen Gesprächen mit diversen Agenturen, können wir aber noch zwei Wochen länger „Südwärts!“ auf die meistgestellte Frage antworten.
Wir können es selbst noch nicht ganz fassen, aber wir haben tatsächlich eine Exkursion in die ANTARKTIS gebucht!

Was bedeutet das? Für uns erstmal: Geld locker machen. Wer sich etwas auskennt weiß, dass die Exkursionen schmerzhaft teuer sind. Wir haben mit sehr viel Glück und „zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein“ einen Last-minute-Deal mit 75% Rabatt auf den Originalpreis ergattert. Günstig war es trotzdem nicht, aber so konnten wir uns immerhin den Traum vom letzten Kontinent erfüllen.
Nachdem gebucht war, hieß es dann einen Katzensitter organisieren, Bruno abstellen und die restlichen Dinge besorgen, die wir auf der Exkursion brauchen würden. Vor allen Dingen Reisetabletten. Die Drake Passage gilt als eine der berüchtigsten Meere der Welt. Toll, wir sind immer die ersten die seekrank werden.

Wir waren mit Packen und Orgnisieren ganz gut in der Zeit und wollten Chico dann den letzten Tag vor Abreise noch am Rio Pipo gönnen. Joa, und dann hätte er es uns fast versaut. Er ist ernsthaft weggelaufen! Im Schnee und Sturm haben wir die Katze den ganzen Tag bis Nachts gesucht. Wir sind mit Bruno rumgefahren, wir haben uns die Seele aus dem Leib gebrüllt, es sind einige Tränen geflossen und wir waren uns sicher, dass er als blinder Passagier in ein Auto gestiegen ist und nun irgendwo in Ushuaia rumläuft. Der Trip in die Antarktis schien geplatzt zu sein. Wir informierten per Telefon die lokalen Tierärzte, ich schrieb Vermisstenanzeigen in Social Media. Ein richtiger Albtraum!
Und dann kam Chico mitten in der Nacht, als wir wieder zu einer Suchrunde im Schneesturm aufbrachen, fröhlich und warm aus dem nahen Golfclub spaziert. Natürlich hatten wir dort auch gesucht und mittlerweile wusste jeder auf dem Gelände, dass wir unsere Katze vermissen. Der kleine Teufel hat uns garantiert gehört. Vermutlich hat ihm nicht gepasst, dass wir seine Klamotten in Bruno morgens zusammengepackt hatten. Ich war überwiegend erleichtert, Hanno war überwiegend angepisst und die Antarktis konnte glücklicherweise doch noch kommen.

Nach der eher schlaflosen Nacht mit aufgewühlten Gefühlen parkten wir dann Bruno bei der Katzensitterin vor der Tür und brachten ihr den Schlüssel. Chico und sie hatten sich schon vor ein paar Tagen kennengelernt und wir hatten zum Glück ein gutes Gefühl. Dann packten wir noch unsere Klamotten zu Ende, Chico wurde nochmal ausgiebig gekuschelt und nachmittags gings mit geschulterten Rucksäcken Richtung Hafen. Chico und Bruno müssten die nächsten zwei Wochen ohne uns klar kommen. Das Auto ungesichert einfach in einer Nachbarschaft stehen zu lassen war ungewohnt, aber Ushuaia ist sehr sicher. Außerdem würde die Katzensitterin regelmäßig am Auto sein und wir versuchten uns wenig Gedanken darum zu machen.

Nachdem die ersten Sorgen um Kater und Auto verflogen waren, freuten wir uns aber einfach nur noch unendlich auf den 7ten Kontinent und wohl eins der größten Abenteuer unseres Lebens.

Tag 1214-1222 | Puente del Inca, Paso Los Libertadores, Mendoza, Argentinien / Colina, Santaigo de Chile / Paso San Clemente, Maule, Chile / Ruta 40, Paso Pehuenche, Zapala, Neuquén / Bariloche, Circuito Chico, El Foyel, Rio Negro / Facundo, Chubut / Caleta Olivia, Jaramillo Petrified Forests National Park, Reserva Provincial Geologica Laguna Azul, Paso de Monte Aymond, Santa Cruz, Argentinien / Primavera, Paso San Sebastian, Magallanes y de la Antarctica Chilena, Chile

Tag 1214-1222 | Puente del Inca, Paso Los Libertadores, Mendoza, Argentinien / Colina, Santaigo de Chile / Paso San Clemente, Maule, Chile / Ruta 40, Paso Pehuenche, Zapala, Neuquén / Bariloche, Circuito Chico, El Foyel, Rio Negro / Facundo, Chubut / Caleta Olivia, Jaramillo Petrified Forests National Park, Reserva Provincial Geologica Laguna Azul, Paso de Monte Aymond, Santa Cruz, Argentinien / Primavera, Paso San Sebastian, Magallanes y de la Antarctica Chilena, Chile

Die ellenlange Überschrift unseres Blogs lässt es schon ahnen: Es ging mit Volldampf südwärts! Ganze Regionen und Bundesstaaten ließen wir links und rechts liegen. Ushuaia, wir kommen! 10 Stunden täglich am Steuer waren in der nächsten Woche keine Seltenheit.

Von Mendoza aus gings zum Sonnenaufgang los und über den nächsten Pass von 4000 m. Zur Mittagspause hielten wir an der Puente del Incas, vertraten uns die Beine und nahmen dann am Paso Internacional los Libertadores die Grenze nach Chile. Auf dem Weg trafen wir dann auch noch Brunos Bruder und hielten für ein kurzes Foto bei der Gendarmerie, die nur anfänglich etwas irritiert von uns war.

Da die Schlange an der Grenze sehr lang war und die Chilenen so super gründlich die Autos auf Lebensmittel kontrollieren, dauerte es eine halbe Ewigkeit. Endlich in Chile fuhren wir bis es dämmerte ins Nirgendwo in der Region Colina. Die Aussicht war schön, leider parkten wir mitten in der Pampa zwischen Bergen von Müll. Fast in jedem Land finden wir diese eigentlich wunderschönen Orte mitten im Nichts, die Menschen finden und dann einvernehmlich als Mülldeponie missbrauchen. Schade!

Am nächsten Morgen gings dann rein nach Santiago de Chile. Google Maps fand es witzig uns unzählige Male im Kreis über die Stadtautobahnen zu schicken und ich war heilfroh, dass Hanno Bruno durch den Stadtverkehr quetschte. Bei DHL gabs dann im Austausch gegen ungerechtfertigte Importgebühren (die wir zähneknirschend bezahlten) endlich unsere Ersatzteile. Unter Anderem ein neuer Deckel für unser Kühlflüssigkeitsresevoir und siehe da, Bruno hält wieder seine Temperatur. Manchmal kann es so einfach sein. Gut, dass wir mittlerweile quasi das komplette Kühlersystem erneuert haben und es nur an einem blöden Deckel lag.

Von Santiago de Chile aus zeigte das Navi deprimierende 3500 km bis Ushuaia an. Das wollten wir in einer Woche schaffen. In Deutschland ist das locker machbar, in Südamerika eher nicht. Wir stellten in den nächsten Tage neue Tageskilometer-Rekorde und Fahrstundenrekorde auf.

Wir frühstückten noch schnell bei Starbucks und tankten bevor wir uns auf den Weg zur nächsten Grenze im Süden machten. Kurz hatten wir überlegt auf chilenischer Seite bis nach unten zu fahren, aber hohe Mautgebühren, Diesel zum dreifachen Preis, Lebensmittel zum doppelten Preis und die anhaltenden unkontrollierten Waldbrände bei Bio Bio im Süden überzeugten uns schnell wieder rüber nach Argentinien zu fahren.

Abends kamen wir im Bundesstaat Maule in San Clemente an der Grenze an. Wir schliefen in den Bergen, gingen noch eine Runde mit Chico spazieren und nahmen am nächsten Morgen die Grenze. Landschaftlich war die Fahrt der Hammer und erinnerte uns an die Lagunenroute in Bolivien, nur mit angenehmeren Höhen und besseren Straßen.

In Argentinien folgten wir dann mehreren Tagen der Ruta 40 südwärts. Den ersten wirklichen Stop gönnten wir uns in Bariloche. Hier feierten wir, dass wir Patagonien erreicht haben. In Bariloche kauften wir ein und dann gings ins Umland zur berühmten Patagonia Brauerei. Bier findet Hanno gut, Essen und Service enttäuschten uns. Aber der Ausblick machte es wieder gut. Auch Bariloche wirkt echt schön und vielleicht werden wir hier in ein paar Wochen nochmal halten, bevor es Richtung Buenos Aires geht. Wahnsinnig tolle Landschaft! Abends drehten wir noch eine Runde über den Circuito Chico bevor wir bis tief in die Nacht weiter fuhren.

Tankstellen waren rar. Zum Glück fährt Bruno quasi auch mit Frittenfett und wir mussten uns keine Sorgen um die fragwürdige Qualität des Diesels machen, den wir da in der Pampa bekamen. Internet war ebenfalls rar und Hanno verzweifelte so manches Mal mit Laptop auf dem Schoß auf dem Beifahrersitz. Einige Schotterpisten bremsten uns zusätzlich aus, aber nach 4 Tagen kamen wir am Atlantik an. Die Atlantikküste hatten wir das letzte Mal mit Sarah und Tobi in Kolumbien, kurz nach der Verschiffung, gesehen. Das fühlt sich so Ewigkeiten her an, ist aber in der Tat erst ein knappes Jahr her.

Hier schalteten wir nochmal einen Gang runter und schauten uns in Caleta Olivia die Seelöwen-Kolonie an. Es bleibt dabei, dass uns die Wildtiere und Natur auf dieser Reise am allerglücklichsten machen. Wir blieben länger und schauten uns das soziale Miteinander der Kolosse an. Super interessant! Auch einen Magellan-Pinguin entdeckten wir im Meer. Der wurde von den jungen Seelöwen ganz schön geärgert.

Nachmittags gings weiter bis zum Nationalpark Jaramillo. Dort fuhren wir querbeet offroad in die Steppe und fanden einen tollen Spot an einem ausgetrockneten Flussbett. Wir erkundeten die Gegend mit Chico, beobachten die Wildtiere und fühlten uns so lange wohl bis es anfing zu regnen. Sandiger Boden, ausgetrocknetes Flussbett, um uns rum Berge, Dauerregen, nee lieber nicht. Also schlüpften wir nochmal aus dem Bett und in die Fahrerkabine und brachten uns auf festen Untergrund an der Straße zum Park in Sicherheit.

Morgens schauten wir uns dann die versteinerten Bäume im Nationalpark an und wurden fast vom Winde verweht. Sehr ungemütlich, aber alleine für die ganzen Wildtiere (Guanacos, Nandus, Maras) auf dem Weg hierher hatte es sich doch irgendwie gelohnt. Auch die versteinerten Bäume waren durchaus spannend, aber die hatten wir schon mehrfach gesehen und irgendwie bleibt es dabei, dass Steine fotografieren Papas Job bleibt, wenn wir mit ihm verreisen.

Wir fuhren dann wieder den ganzen Tag durch und erreichten am nächsten Tag die Grenze Monte Aymond. Hier funktionierte endlich unser Starlink-Internet wieder (den Argentinien leider weiterhin blockiert) und während Hanno arbeitete, organisierte ich unsere „Weiterreise“ nach der Ankunft in Ushuaia.

Dann ging es über die Grenze nach Chile und das Navi zeigte nur noch knapp über 500 Kilometer bis Ushuaia an. Bruno machte gut mit und langsam schien unser Ziel echt greifbar.

Unser Tag in Chile war lang, da die Grenzbeamten es wieder sehr genau mit den Kontrollen nahmen und viele andere Menschen ebenfalls an der Grenze warteten. Es war Karneval und Feiertag.

Im Dunkeln nahmen wir dann noch nach 2 Stunden Warten eine der letzten Fähren über die Magellanstraße und suchten uns direkt auf der anderen Seite einen Campspot am Straßenrand. Die erste Nacht in Feuerland war unspektakulär und windig.

Am nächsten Morgen stand dann die letzte Grenze an. Paso San Sebastian. Dann hätten wir es echt geschafft. 20 Landgrenzen seit Kanada und wir waren final im südlichsten Bundesstaat Tierra del Fuego, Argentinien angekommen. Fast schon Grund zu feiern. Wir entschieden uns dagegen und verschoben das Feiern lieber noch ein paar Tage.

Mittlerweile stieg nämlich echt die Vorfreude, aber auch die Nervosität. Das Ende der Straße, Ushuaia, der südlichste Ort der Welt, all das war plötzlich zum Greifen nah. Nach über 3,5 Jahren! Nach wie vor komisch, dass plötzlich das Ziel das Ziel ist und nicht mehr der Weg. Ich kann nicht mehr zählen wie oft wir gedacht haben, dass wir es niemals packen bis hier unten zu fahren: Getriebeschaden in Kanada, Pandemie in Mexiko, gelängte Steuerkette in Mexiko, zweimal Borreliose in Mexiko, geschlossene Grenzen in Zentralamerika, kaputte Dieseleinspritzpumpe und vermurkste Bremsscheiben in Costa Rica, immer wieder fehlende Ersatzteile und Ärger mit dem Zoll, Verschiffungsdrama in Panama, Hafenarbeiter, die Bruno aus dem Container fallen lassen in Kolumbien, Proteste und Aggressionen in Peru, und und und. Dazu kommen all unsere Zweifel, Ängste, finanzielle Herausforderungen, Heimweh, und alle möglichen persönlichen Ups und Downs, die sich leider auch auf so einer Reise nicht vermeiden lassen.

Und trotz aller Hürden war es endlich soweit. Zeit zum Ankommen, Revue passieren lassen und zum durchatmen und feiern. Der nächste Blog wird vermutlich also etwas emotionaler und ein kleiner Rundumschlag der letzten Jahre auf Achse.