Tag 105-110 | Jasper Nationalpark, Icefield Parkway, Yoho Nationalpark, Kootenay Nationalpark, Banff Nationalpark, Calgary, Fernie, Alberta und B.C., Kanada

Tag 105-110 | Jasper Nationalpark, Icefield Parkway, Yoho Nationalpark, Kootenay Nationalpark, Banff Nationalpark, Calgary, Fernie, Alberta und B.C., Kanada

Die Frau Holle Nordamerikas muss sehr laut und herzhaft gelacht haben, als sie uns sagen hörte, dass wir längst über alle Berge sind, wenn der Winter kommt. Als wir in Jasper ankamen wurden wir frostig empfangen und die Straßenverhältnisse und Wetterlage ließ erahnen dass es noch kälter wurde.

Ich war auf Turnschuhen unterwegs und bekam in der Stadt zum Glück noch Winterstiefel. 

Die Nationalparks sind anders als im Sommer. Geblieben sind die Chinesen-Busse, ansonsten ist es aber ruhiger und entspannter. Fast alle Campingplätze haben geschlossen und die Wanderwege sind weniger gefüllt.

Wir schliefen die erste Nacht in Jasper und freuten uns über heiße Duschen als der Schnee zu fallen begann. Wir wurden ordentlich eingeschneit und das Termometer rutschte schon deutlich unter Null.

Am nächsten Tag machten wir eine kleine Wanderung zu den Five Lakes und  arbeiteten uns dann langsam aber stetig vor bis zu den Columbia Icefields. Die Straßen waren super glatt und Bruno entwickelte seine eigene Eisschicht und Eiszapfenansammlung. Das Eis verstopfte die kompletten Radkästen. Auf dem Icefields Parkway am Gletscher schliefen wir dann eine Nacht. Der Weg zum Campingtoilette wurde zur Qual, Gesicht und Finger froren direkt. Unglaubliche -16Grad hatten wir in der Nacht. Uns fror die Abwasserleitung, die Türen eisten zu, die Scheiben wurden von einer dicken Eisschicht überzogen, der Seilzug der Handbremse war festgefroren. Zum Glück hielt die Standheizung durch und wir hatten eine warme Nacht. 

Am nächsten Tag klarte es auf und die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel. Die erbarmungslosen Minusgrade blieben aber. Wir wollten Wandern und hatten Schiss Bruno zu starten. Grausame eineinhalb Minuten mussten wir den Motor orgeln lassen. Es zeriss einem das Herz. Bruno hat keine Glühkerzen und muss das irgendwie ohne Wärme hinbekommen. Unsere Differenziale waren eingeeist und man merkte wie dickflüssig das Öl der Gangschaltung war. Wir drehten erst einmal ein paar Runden über den Parklatz und deckten den Kühler mit einer Pappe ab. 

Dann gings zum Wandern. 8 km auf nen Pass. Was eine Aussicht. Es war unglaublich klar und wunderschön. Der Schnee ging uns bis zu den Knien. Hoch leben meine Winterstiefel! Wieder bei Bruno gabs ne heiße Schokolade und dann gings weiter zum Yoho Nationalpark.

Da liefen wir im Eiltempo noch zum Emerald Lake. Leider war die Sonne schon hinter den Bergen verschwunden. Das Panorama konnte sich aber trotzdem sehen lassen. Dann gings zu unseren Wildcamping-Spot am Fluss. Wir ließen die Heizung wieder ballern und hofften, dass die -10Grad in der Nacht wirklich das Minimum blieben.

Am nächsten Morgen quälten wir Bruno wieder zum Starten und es ging Richtung Radium Hot Springs. Bei dem ganzen Schnee genau das Richtige. Wir ließen uns ordentlich einkochen bevor es weiter über den Kootenay Nationalpark nach Banff ging. Dort landeten wir eher ausversehen am Johnston Canyon. Der Wanderweg war komplett zugeeist und wir zogen uns am Geländer entlang bis zu den Lower Falls. Die waren auch schon ordentlich mit Eis überzogen und sahen wunderschön aus. Über den Minnewanka See ging es dann raus und Richtung Calgary.

Im Dunkeln kamen wir in der Stadt an und schliefen auf einem Walmart Parkplatz.

Am nächsten Tag war Wartung/Ölwechsel angesagt. Die DIY-Werkstatt wollte Bruno nur leider nicht auf die Hebebühne lassen. Im Nachhinein können wir nur feststellen, dass wir am besten wieder gefahren wären. Wir haben kaum was geschafft uns mega abgemüht, total gestresst und die Betreiber waren richtig unsympatisch und null hilfsbereit. Wir schafften eigentlich nur die Ölwechsel der Differenziale und des Allradgetriebes. Die Kälte hat den zweiten Servoschlauch auch noch porös gemacht und Hanno lief zu Fuß los um einen neuen zu besorgen. Leider war der Durchmesser einen Ticken zu klein und wir mühten uns ab das Teil irgendwie draufzuzimmern. Im Enteffekt klatschten wir dann alles nur noch in Hektik wieder an seinen Platz und verschraubten es notdürftig, weil die Werkstatt schloss. Richtig frustriert waren wir! Dann zog uns die Werkstatt auch noch über den Tisch und wir mussten für den ganzen Tag die größte Hebebühne zahlen, weil wir diese blockiert hätten. Grrrrr. 

Wir gingen auf den Frust erst mal Burger essen. 

Am nächsten Tag entschlossen wir, der Werkstatt nicht noch mehr Kohle in den Rachen zu werfen und den Rest auf einem Rastplatz zu machen. Mittlerweile hatten wir auch einen passenden Schlauch besorgt. Also landeten wir irgendwo zwischen Calgary und Fernie auf einem Rastplatz, nahmen uns 2 Stunden Zeit und verbauten sehr erfolgreich den Schlauch und danach den Luftfilter und brachten den Unterfahrschutz wieder an. Geht doch! Nur fies kalt wars.

In Fernie gings noch ins Schwimmbad, damit unsere Hände wieder sauber wurden und auf unsren letzten Wildcampingspot in Kanada. Hier lag tatsächlich kein Schnee! Juhu!

Am nächsten Morgen wurden wir etwas unsanft von Jägern verscheucht, die quasi direkt vor Brunos Motorhaube ein Reh an ne Querstange im Baum hängten und ausnahmen. Bah! Die Stange hatten wir nicht bemerkt, als wir geparkt haben und selbst wenn hätten wir nicht gewusst wofür sie ist.

Nach 110 Tagen und 17.057 km mit Bruno (plus 1.638 km mit dem Mietwagen während Bruno in der Werkstatt war) hieß es dann Abschied nehmen von unserem ersten Weltreiseland. Tschüss Kanada, wir sind verliebt in dich und werden uns wieder sehen!
Im Vormittag gings an die Amerikanische Grenze. Wir hatten den ganzen Tag eingeplant und waren ein kleines bisschen angespannt.

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