Tag 210-221 | El Rosario, Cataviña Desert, Bahia de Los Angeles, La Gringa, Baja California Norte, Mexico
Weiter gings die Küste runter und am Strand in der Nähe von El Rosario trafen wir auf bekannte Travel-Buddys. Wir freuten uns darauf wieder ein Stück in Gesellschaft zu reisen. Außerdem ist man zu mehreren mutiger, was die Offroad-Abenteuer betrifft.
Uns war die Tankanzeige vom Zusatztank auf dem Weg zum Strand ausgefallen. Nachdem wir alles durchgemessen hatten war klar, dass der Sensor wohl kaputt ist. In Guatemala werden wir also erst mal zu IVECO fahren und versuchen Ersatz zu beschaffen. Bis dahin wird fleißig mitgerechnet, damit wir nicht leerlaufen. Man gewöhnt sich im Laufe der Monate dann irgendwie doch daran, dass irgendwas immer kaputt ist. Halb so wild.
Am Strand wars ziemlich einsam. Nur ein paar Jungs sammelten und sortierten in großen Stoffsäcken verschiedengroße und verschiedenfarbige Kiesel. Die werden ernsthaft in Handarbeit vom Strand gelesen und dann in die USA verkauft damit die Reichen ihre Einfahrten damit füllen können. Leider wars noch erstaunlich kalt und es zog uns abends schnell nach drinnen.
Am nächsten Tag gings dann weiter in die Cataviña Wüste. Ehrlich gesagt hatten wir keinen Plan was uns erwartet. Die riesigen Kakteen faszinierten uns, genau wie die unbekannten Pflanzen und Blumen die nach der Regenzeit in sattem grün und leuchtenden Blütenfarben plötzlich überall auftauchten.
Wir hielten zwischendurch am Highway an als eine große Gruppe Kondore auftauchte. Wow!
Aus einem kurzen Stop in der Wüste wurden dann drei Nächte. Wir fanden einen coolen Spot umgeben von Riesenkakteen. Immer wieder fragten wir uns, wieso wir als Kinder Kakteen stets so gemalt haben, wie wir sie nun zum ersten Mal live sahen. Lucky Luke und Kinderbücher sei Dank?
Wir verbrachten sehr entspannte Tage dort im Wüstenparadies. Hängematte, Lagerfeuer, Sonne und Sternenhimmel. Und der ein oder andere Kaktuspo… (die Stachel gingen sogar durch meine dicke Turnschuhsohle!)
Die Weite und Einsamkeit war wieder deutlich zu spüren. Um uns rum war Kilometerweit nix. Umso erschreckender, dass Leute bis dort ins Nirgendwo fahren um ihren Müll abzuladen. Traurig, dass es auch noch meistens Leute in unserem Alter sind (Windeln, Babynahrung, Kosmetik, Handyzubehör, Elektronik, ganze Autowracks…)
Nach drei Tagen Chillerei gings dann weiter Richtung Sea of Cortez.
Nach ein paar Stündchen Fahrt landeten wir in Bahia de Los Angeles. Dort wurde erst mal eingekauft und es gab fantastische Fisch-Tacos. Jammi! Das Essen hier ist soviel besser als in den USA.
Dann gings für den Abend auf den Campo Archelon. Heiße Dusche, Internet (unglaublich aber wahr, seit wir aus Ensenada raus sind haben wir quasi kein Handynetz mehr).
Antonio vom Campo Archelon lieh uns dann am nächsten Morgen kostenlos seine Kajaks und wir verbrachten ordentlich viel Zeit auf dem Wasser. So viele Fische, so viele Pelikane und Delfine!
Weils uns gut gefiel und Hanno plötzlich die Angel-Sucht packte entschieden wir uns noch eine Nacht zu bleiben.
Dank des Sateliten-Internets im Campo konnte ich dann auch endlich den ersten Blogartikel zu Mexico hochladen. Gewöhnt euch dran, dass das nun immer was länger dauert, ich hab für die Fotos Stunden zum Upload gebraucht…
Nach einer weiteren Runde Fisch-Tacos im Dorf gings dann am nächsten Tag an den Strand La Gringa. Das war absoluter Traveler-Hotspot.
In La Gringa verbrachten wir 5 Tage. Einfach, weils verdammt schön war. Wir lernten noch weitere Reisende kennen (ein Pärchen aus den USA und eine Familie die gerade auf dem Weg nach Guatemala war, um sich dort niederzulassen) und verbrachten mehrere coole Abende am Lagerfeuer. Die Jungs gingen Speerfischen und wir machten Fisch-Tacos selbst und zelebrierten das fantastische Essen an einer langen Tafel vor Bruno. Von Tacos kann man einfach nicht genug bekommen!
Wir lagen tagelang in der Sonne, entspannten im Schatten der Markise, lasen, hörten Musik, schauten aufs Meer, buken Apfelkuchen á la Mama, mixten Pina Coladas mit billigstem, aber leckerem Tequila (wo scheinbar nicht mal der Hersteller sicher sagen kann wie viel % Alc. enthalten ist), ne Menge Bier und quatschten …und Hanno angelte und angelte und angelte.
In der zweiten Nacht tauchte dann Leuchtplankton in der Brandung auf, gegen Mitternacht wurde das Leuchten richtig stark und wir tobten eine Runde am Strand und in der Brandung und waren fasziniert von diesem Schauspiel. Magische Nacht unter sternenklarem Himmel! Der Sternenhimmel auf der Baja California zeigt uns immer wieder deutlich wie wenig Menschen hier wohnen. Es gibt kaum Lichtverschmutzung und wir haben selten so viele Sterne am Himmel sehen können. Immer wieder packen wir Nachts die Kamera aus um ansatzweise festzuhalten was wir da über uns so sehen.
Das waren die guten Tage und Nächte, die Zeiten die wir gerne immer hätten, die das Herz hüpfen lassen, uns glücklich machen, die der Grund für unsere Reise sind und uns immer wieder „Haben wirs gut!“ sagen lassen. Auch wenn viele von euch sagen, dass wir im Dauerurlaub sind, haben wir gemerkt, dass das ständige Reisen auch stressig ist. Anderer Stress als zu Hause, aber einer der doch immer da ist. So machten wir im ersten Monat in Mexico mal wirklich Urlaub.
In den USA und Kanada haben wir selten mehr als zwei Nächte am selben Ort verbracht. Gefühlt waren wir gehetzt unterwegs. In Mexico mit 6 Monaten Visum wollen wirs entspannter angehen. Das es so entspannt wird, hätten wir aber selbst nicht gedacht und ich war überrascht, als ich die folgenden Zahlen ausgerechnet habe: Unsere durschnittliche Tagesfahrstrecke liegt seit Mexico bei 60 km. In den USA und Kanada waren wir bei 140 km bzw. 170 km im Tagesdurchschnitt. Puh!
Der krasse Wandel in unserem Reisestil liegt zum großen Teil an unserer Entscheidung fürs Runterschalten aber vielleicht auch ein kleines bisschen an den etwas anderen Straßenverhältnissen hier in Mexico. Mehr als einmal hingen wir dank Schlagloch oder Bodenwelle schon quer unter der Decke im Fahrerhaus. Außerdem haben wir den Vorsatz nicht im dunklen zu Fahren.
Die Orte, Menschen und Erfahrungen im ersten Monat auf der Baja haben uns auf jeden Fall zu großen Fans gemacht. Die Leute sind entspannt und hilfsbereit und gefühlt gehen viele Sachen hier einfacher und schneller. Unglaublich aber wahr. Wir erleben viel unberührte und intakte Natur und Tierwelt und können wohl mit gutem Gewissen behaupten, dass wir uns hier so frei wie noch nie gefühlt haben.