Tag 676-697 | Sabancuy, Villamar, Campeche / Merida, Yucatan, Mexico
Für drei Tage ging es in den Bundesstaat Campeche. Das unser Aufenthalt dort so kurz ausgefallen ist, liegt vor allen Dingen daran, dass wegen COVID noch viel geschlossen ist und die Campingmöglichkeiten dazu auch nicht die grandiosesten sind.
Von Palenque aus checkten wir erst einen anderen Spot an einem See, aber dort hätten wir quasi auf der Uferpromenade gecampt und das war uns dann doch ein bisschen zu krass. Also gings in einer großen Fahrt bis zur Karibik. Das erste Mal seit unserer Abfahrt in Halifax vor 670 Tagen erreichten wir den Atlantik. Der ist hier karibisch grün-blau und ganz genau genommen der Golf von Mexico.
Etwas abseits der Straße fanden wir eine verlassene Palapa, leider auch viel Müll, pipiwarmes Wasser und weißen feinen Sand.
Hier wollten wir bleiben und genossen den Abend und den Sonnenuntergang vor wundervoller Kulisse. Chico freute sich auch ganz besonders wieder am Meer zu sein. Hier ist er einfach in seinem Element, saust durch den Sand und erklettert was es zu erklettern gibt.
Wir hatten vor mehr als eine Nacht zu bleiben. Daraus wurde dann aber nix. Vormittags, nach einer Nacht mit Wellenrauschen, tauchten zwei Herrschaften auf, die das Stück Land (Mexicos Strände gehören dem Staat!) als ihres bezeichneten und Geld sehen wollten. 150 Pesos pro Kopf. Viel zu viel dafür, dass es keinerlei Infrastruktur gab. Wir entschieden uns die Diskussion über Landbesitz und Sinnhaftigkeit dieser Aktion zu lassen und weiter zu fahren.
Auch gut. So machten wir uns auf den Weg Richtung Campeche Stadt und fuhren wann immer möglich auf Sandpisten Richtung Strand. Gegen Mittag wurden wir fündig. Eine alte Straße, die irgendwann einfach zugewuchert ist, führte uns ein paar Kilometer ins Nirgendwo. Mit Allrad gings dann auf den Strand und nochmal einen Kilometer die Küste runter. Wir waren uns sicher, dass wir hier ungestört sind und tatsächlich sahen wir in den nächsten zwei Tagen niemanden.
Wir genossen das Meer und die Aussicht, die Ruhe und den Wind.
Dann ging es weiter über Campeche bis nach Pomuch wo wir einen etwas ungewöhnlichen Ausflug auf den Friedhof machten. Hier gibt es den Brauch die Toten nach einer bestimmten Anzahl von Jahren wieder aus ihren Gräbern zu holen, die Knochen zu säubern und die Überreste in Holzkisten in die nun offenen Gräber zu stellen. Irgendwie ein bisschen gruselig und definitiv nix, was man auf einem Friedhof normalerweise erwartet.
Weiter wollten wir uns ein paar Ruinen anschauen, aber die Ruine von Uxmal überraschte uns mit unglaublich hohen Eintrittsgeldern und die andere war geschlossen wegen COVID. Also ging es ungeplant direkt weiter in den Bundesstaat Yucatan und in die Stadt Merida, wo wir in einem tollen Hostel für umgerechnet 5 € pro Person im Garten campen durften.
In Merida angekommen, lief der Schweiß. Chico hatte sich schon in die Kühlbox aufs Eis gelegt. Das Thermometer zeigte 45 Grad an und wir sprangen erst mal in den Pool.
Abends gings ins deutsche Brauhaus und es gab Wiener Schnitzel mit deutschem Bier. Fühlte sich fast wie zu Hause an.
Es kühlte einfach nicht ab und wir fragten uns, wie wir das wohl die nächsten Tage und Wochen durchstehen. In Merida planten wir unseren letzten längeren Stop in Mexico und wollten alles für Mittelamerika vorbereiten. Wer uns kennt, weiß, dass es uns eigentlich nur noch in die Städte verschlägt, wenn wir ihre Ressourcen brauchen. Und unsere Liste für Merida war lang.
Dienstags stoppten wir beim deutschen Mechaniker Oliver, mit dem wir gemeinsam Bruno durchcheckten. Oliver war sofort aufmerksam, als wir auf den Hof fuhren und all unserer Pläne zum Trotz, wollte er sich erst die Steuerkette anschauen, da er das Geräusch nicht gut fand. Wir waren mehr als einverstanden, denn auch wir hatten ja schon seit La Ticla ein schlechtes Gefühl. Das überspringen der Kette bedeutet einen Totalschaden und wir bräuchten dann einen neuen Motor und wer weiß was sonst noch. Vermutlich würde das das Ende unserer Reise und im Zweifel auch die Aufgabe von Bruno bedeuten. Das wollten wir mit allen Mitteln vermeiden.
Oliver war super und nach dem Betrachten des automatischen Kettenspanners und der zerschundenen Gleitschienen war klar, die Kette war gelängt und der Spanner kaputt oder zumindest bis aufs Maximum ausgefahren.
Wir schauten uns dann noch das Ventilspiel des Motors an, reinigten einige Filter, machten diverse Ölwechsel, reparierten den klemmenden Gaszug und kehrten Abends ziemlich K.O. und dreckig ins Hostel zurück.
Bis tief in die Nacht recherchierten wir dann Teile und Möglichkeiten diese bis nach Mexico zu bekommen. Um 3 Uhr Nachts waren wir um mehrere Hundert Euro ärmer, die Teile in China bestellt und wenn alles glatt laufen würde, würden wir 10 Werktage später ein Paket von FedEx in den Händen halten.
Es galt also inklusive Wochenende 2 Wochen tot zu schlagen und wir arbeiteten weiter unsere Liste ab.
Als erstes ging es zum Optiker und wir suchten für Hanno eine neue Brille aus. Seine hatte ordentlich gelitten in letzter Zeit und Hanno vermisste es den Durchblick zu haben. Wir waren begeistert von der Professionalität des Brillenstudios und ich finde mit der neuen Brille sieht er nach einem sehr charmanten, netten, jungen Mann aus (was er natürlich auch ist 😉 )
Dann hieß es noch eindecken mit günstigen KN95 Masken in allen Farben. Weiß ist nicht so klasse, wenn man im Dreck spielt oder dauernd in der Motorhaube hängt.
Online fanden wir dann auch, nach vergeblicher Suche in Baumärkten und Farbenshops, 100% Alkohol zum Kochen. Der Verkäufer schickte die 20 L mit dem Label „Destilliertes Wasser“ und wir waren froh, als das Paket trotz dieser Schummelei ankam, wenn auch in einer anderen Filliale als gedacht. Wir fuhren mit einem Uber wiedermal quer durch die Stadt.
Ein weiterer Punkt, der bereits ein paar Monate auf unserer Liste stand, war ein neuer Schrank über dem Fußende. Die Hängeregale waren kaputt und ausgeleiert und wir waren es satt nach jeder Fahrt den Inhalt wieder einzuräumen, der sich quer auf dem Bett verstreute. Innerhalb von 3 Tagen kauften wir alle Materialen, bauten und strichen den Schrank und hängten ihn an die Wand. Trotz widriger Bedingungen ist er ziemlich klasse geworden, finde ich, und bisher auch nicht von der Wand gefallen.
Aus den Reststücken haben wir außerdem noch ein „Nachtschränkchen“ gebaut und die ehemaligen Filztaschen entfernt.
Außerdem entschieden wir uns kurzerhand den kompletten Innenraum zu renovieren und verbrachten gute 3 Tage damit alle Wände, Schränke und die Decke neu zu streichen, Scharniere zu ersetzen und einiges zu reparieren. Der Boden wurde zusätzlich abgeschliffen und die Tischplatten und der Boden neu versiegelt.
Via Amazon war dann auch unsere neue Dichtmasse für den Dachlüfter angekommen und wir rissen kurzerhand den kompletten Lüfter vom Dach. Wir reinigten die Kontaktflächen und verteilten dann 2 Tuben auf Lüfter und Dach. Jetzt muss der aber wirklich dicht sein! Außerdem war unser Spannungswandler für den Lüfter pünktlich zu unserem Tripp in die Hitze abgeraucht und wir konnten endlich einen neuen installieren, der ebenfalls per Paket angekommen war.
Gerade rechtzeitig, denn nach 44 Grad in der ersten Woche wurde es in der zweiten und dritten Woche noch schwüler und fast täglich wurden wir Nachmittags und Abends mit Platzregen beschert. Mehr als einmal wurden wir klatschnass, weil wir nicht damit gerechnet hatten.
Dann gings nochmal in Sachen Chico los. Der kleine Kerl hatte von Marion und Peter, die wir in Utah kennen gelernt hatten, sein erstes Taschengeld erhalten und es sollte endlich ein vernünftiges Bettchen her. Diese Mission war gar nicht so einfach, aber in Merida fanden wir ein Schönes und nun schläft der kleine Prinz äußerst luxuriös in einem großen Bett.
Mittlerweile kannten wir alle großen Baumärkte und Supermärkte der Stadt. Einen Glaser oder Kunststoffhändler der unsere milchig gewordenen Seitenscheiben erneuert, fanden wir trotzdem nicht. Ok, wir fanden einen, aber 500€ fanden wir jetzt doch etwas viel. Wir werden also weiter mit offenen Schiebefenstern abbiegen und weiter suchen.
Samstag ging es dann auf den Markt und wir fanden tatsächlich deutsches Brot und deutsche Würstchen. Abends machten wir dann Currywurst mit Fritten und es gab Kölsch. Hervorragend! Ein bisschen vermissen wir deutsches Essen…
Außerdem durfte Hanno sich noch seine lang ersehnte Hängematte aussuchen. Merida ist mexikoweit bekannt für die handgemachten Hängematten und so sind wir nun in Besitz einer geknüpften Baumwoll-Hängematte in Bruno-Blau.
Dann wars endlich soweit und 2 Tage vor dem ursprünglichen Datum war unser Paket Samstag bei FedEx. Wir tingelten mit Uber durch die Stadt und hatten Nachmittags wirklich unser Paket in den Händen, ohne Schmiergeld oder abstruse Sondergebühren zu zahlen. Fantastisch! Den Sonntag verbrachten wir mit Vorbereitungen und Checklisten und Montag ging es zurück zu Oliver in die Werkstatt.
Das ganze lief dann auch echt gut und wir waren optimistisch, dass wir Nachmittags fertig sind. Tja, aber wir hatten nicht mit IVECO gerechnet, die mal wieder kommentarlos Teile verändert hatten. Die eine Gleitschiene haben sie einfach so verändert, dass der Winkel nicht mehr stimmt und wir 5 mm Stärke zu viel hatten, die wir auch nicht entfernen konnten. Haben wir natürlich erst nach dem Einbau gemerkt, als die neue Kette viel zu stramm war. Bescheuert! Also mussten wir wohl oder übel alles wieder ausbauen und die eine alte Gleitschiene wieder einbauen. Die war zum Glück noch nicht abgenutzt, auch wenn das Gummi sicher nicht so toll weich wie bei den neuen Gleitschienen ist. Es ist nun also (nur fast) alles neu im Kettengehäuse.
Auch die neuen Röhrchen für die Wasserpumpe sind einfach 3 mm länger. Sowas merkt man natürlich ebenfalls erst beim Einbau. Wir verloren ein paar Stunden durch diese kleinen doofen Dinge, wurden aber zum Glück noch vor der Dämmerung fertig.
Oliver kannte eine Tierärztin und in einer Arbeitspause bekam Chico, der in der offenen Seitentür lag mal flott seine Auffrischungsimpfungen. Nicht schlecht. Ich glaub er hat gar nicht gemerkt, dass er beim Tierarzt war und wir hatten wieder einen Punkt auf unser unendlichen Liste abgehakt.
Beim Einbau hat Oliver uns dann noch darauf aufmerksam gemacht, dass unsere Kühlwasserpumpe vermutlich kurz vor dem Exitus ist. Also entschieden wir Abends noch eine neue zu bestellen und unseren Aufenthalt in Merida nochmal zu verlängern. Das passte uns eigentlich nicht, denn Merida ist wirklich keine sonderlich einladende Stadt. Wir hatten Hummeln im Hintern und wollten eigentlich weitern. Aber so ist das nun mal, wenn Bruno was braucht, müssen wir in den sauren Apfel beißen, ansonsten hätten wir früher oder später wohl ernsthafte Probleme die wir im Zweifel in weniger komfortablem Umfeld lösen müssten.
Zum Glück waren die Leute vom Hostel nett und ließen uns weiter an den Autos werkeln. Jaro bekam eine neue Solaranlage und Hanno einen neuen Akku für den Mac. So waren wir irgendwie dann doch beschäftigt, während wir auf unsere letzten Bestellungen warteten.
Chico mochten die Leute vom Hostel auch, besonders die Putzkraft war ganz verliebt in ihn. Wir mussten nur aufpassen, dass er nach all der Zeit nicht zu aufreißerisch wurde. Er prügelte sich mit Vorliebe mit den Nachbarskatzen und jagte die großen Leguane bis in den Pool. Kurz standen wir unter Schock als der Leguan leblos im Pool zu Boden sank und wir kächerten ihn mit dem Reinigungsnetz für den Pool heraus. Er blieb leblos am Rand liegen. Uiuiui. Als die Putzfrau mit dem Kehrblech anrückte war er aber plötzlich wieder sehr lebendig und machte sich aus dem Staub. Glück gehabt!
Weniger Glück hatten leider zwei frisch geschlüpfte Küken und ein dutzend kleine Echsen. Oh man, Chico! Nicht cool! Die kleine Fellnase fühlte sich definitiv ein kleines bisschen zu sehr zu Hause.
Der letzte Punkt auf der Merida-ToDo-Liste war dann noch ein Antibody-Test für Hanno. Seit 2 Monaten ist sein Geschmackssinn verirrt und Fleisch und Ei schmeckt nach Abfluss. Wir hatten den Verdacht, dass wir eventuell unbemerkt Anfang des Jahres Covid hatten und Hanno nun Symptome der Spätfolgen hat und deswegen Fleisch so komisch schmeckt. Das wollten wir gerne überprüfen, denn es hätte auch den Vorteil, dass wir uns eine Immunität bescheinigen lassen könnten, die uns an den Grenzen in Zentralamerika das Stäbchen in der Nase ersparen könnte. Wir gondelten durch die Stadt und wurden von einigen verängstigten Menschen aus angeblichen Test-Laboren geworfen. Also stürzten wir uns in das Chaos des örtlichen Krankenhauses und Hanno wurde nach Diskussionen, falschen Informationen und einigem an Rumgerenne in einem Baucontainer für einen Antibody-Test Blut abgenommen. Das ganze war unheimlich unorganisiert und man muss ernsthaft Angst haben, dass man sich genau dort mit dem Virus infiziert.
Tja, und am nächsten Tag kam dann das Ergebnis per Mail. Antibody für eine vergangene Infektion waren negativ, dafür aber die für eine aktuelle Infektion positiv. Sch… Oh man, so hatten wir das nicht geplant. Nach Rücksprache mit unserem Arzt zu Hause und den Biologen der Familie waren wir uns fast sicher, dass der Test falsch positiv oder falsch negativ ist. (Schonmal vorab, der Kontrolltest am nächsten Montag war negativ, wir haben keine Symptome und es geht uns gut!)
Wir entschieden uns einen Strand als Quarantänebasis zu nehmen, das Wochenende abzuwarten und Montags erneut zu testen. Erstmal, weil wir im Hostel keinen gefährden wollten und da mit einer Menge Covid-Leugnern in Kontakt waren, zweitens weil uns nach 18 Tagen im Hostelgarten langsam aber sicher dort die Decke auf den Kopf fiel und drittens weil uns die Temperatur den Rest gab. Wäre der Test Montags positiv gewesen, hätten wir uns für 2 Wochen in eine Ferienwohnung eingeschlossen. Da sind wir glücklicherweise drumrum gekommen. Da sieht man mal wieder das man planen kann wie man lustig ist, wenn das Leben anders plant ist man nun mal machtlos. Da hilft es wohl nur, wenn man flexibel bleibt und immer versucht das Beste draus zu machen.
Falls es wen interessiert: Mexico macht übrigens nix, wenn man positiv getestet wurde. Die haben nicht mal Kontaktdaten von uns genommen oder Empfehlungen dazu was man machen soll, wenn man positiv getestet wurde. Kein Wunder, dass die Zahlen hier so in die Höhe schießen… In Deutschland gehen ja zum Glück endlich die Zahlen runter. Wir drücken euch allen die Daumen, dass es so bleibt und ihr Schritt für Schritt zurück zum normalen Leben kommt.
2 Gedanken zu „Tag 676-697 | Sabancuy, Villamar, Campeche / Merida, Yucatan, Mexico“
Ich hoffe mal das das stimmt mit dem falschen Ergebniss eues Testes. Unddas es euch gut geht, ihr endlich mal aus Mexiko raus kommt und andere schöne Staaten seht. Obwohl ich sagen muß das Mexiko ein sehr buntes und für euch sicher interessantes Land war, mit vielen schönen Dingen. Freue mich schon auf den nächsten Bericht und hoffe das ihr gut auf euch aufpasst. Liebe Grüße Margret
Das wir weiter kommen hoffen wir auch. Nach 1,5 Jahren wollen wir echt mal in ein neues Land, aber covid macht es uns nicht einfach