Tag 748-754 | Hopkins, Cockscomb Jaguar Preserve, St. Hermans & Blue Hole Nationalpark, Spanish Lookout, San Ignacio, Actun Tunichil Muknal, Mountain Pine Ridge Forest Reserve, Belize
Weiter gings die Küste runter bis nach Hopkins. Hier wollten wir eigentlich nur kurz halten und einkaufen, da wir geplant hatten in ein paar Tagen zurück zu kommen und hier das Karibikflair zu genießen. Tja, Hopkins war wie ausgestorben, die Restaurants geschlossen und an den leeren Stränden stank das Seegras vor sich her.
Der angepeilte Campingspot war quasi nicht existent. Nach langem Suchen fanden wir einen Geldautomaten, einen schweineteuren Supermarkt und dann auch noch ein geöffnetes Restaurant.
Die Stimmung im Dorf war gut. Entspannt und gemütlich, aber irgendwie war gespenstig wenig los.
Wir bestellten ein Sandwich und eine Portion Pommes für Touristenpreise und ich gönnte mir einen Cocktail auf leeren Magen.
Beim Mittagessen beschlossen wir, dass wir nicht nach Hopkins zurück kommen würden. Wir wollten eigentlich hier Tauchen, aber die Preise waren utopisch hoch und wir lasen online, dass bei den groß vermarkteten Walhai-Tauchgängen schon seit zwei Jahren kein einziger Walhai zugegen war.
Also ging es nach dem Essen weiter bis in das Cockscomb Jaguar Preserve. Tiere waren hier nicht erlaubt, also musste Chico mal gerade in die Wohnkabine umziehen als wir am Eingang ankamen.
Durch einen kleinen Pfad und viel Matsch ging es dann rein in den Wald und wir wurden auf den Hubschrauber-Landeplatz zum Campen verfrachtet.
Wir spielten kurz mit dem Gedanken zwei Nächte zu bleiben, als wir allerdings den Campingpreis erfuhren entschieden wir uns dagegen. Mit 20 US Dollar war das mit Abstand der teuerste Campingplatz im Land.
Chico quengelte ordentlich, denn er hatte beim Blick aus dem Fenster den unheimlich coolen Wald entdeckt.
Wir entschieden uns für eine kleine Wanderung und versprachen, dass er im Dunklen raus darf.
Wir machten die kleine 5 km Wanderung in dem wir Pfad 4 und 8 miteinander kombinierten. Am nächsten Tag hatten wir den Tiger Fern Trail geplant und waren gespannt auf die Wasserfälle am Ende.
Wir ließen uns Zeit und entdeckten so einiges. Jede Menge grüne Papageien, unbekannte Früchte und Blumen, riesige Schmetterlinge, Kolibris, Craboo Früchte (die uns Leroy schon gezeigt hatte) und Rostbauchguans, die sich mit ihren komischen Geräuschen echt ein bisschen lächerlich machen.
Hanno wollte dann Abends noch eine Nachtwanderung machen und wir liefen die Pfade 1, 2 und 3. Ehrlich gesagt, war ich ganz froh, als wir wieder am Auto waren. Fast wäre ich auf eine Tarantel getreten und Hanno hat mir mit seinem „Achtung“ fast einen Herzinfarkt beschert. Puh…
Wir sahen außerdem noch Opossums und Waschbären und durch die Taschenlampen wurden wir von so manchem fliegenden Viehzeug verfolgt.
Als wir Chico dann rausließen rannte der quasi direkt in den Schein einer Taschenlampe. Der Guide einer Nachtwanderung hatte ihn vermutlich rascheln gehört. Hervorragend. Unerkannt mit dieser Katze funktioniert einfach nicht.
Am nächsten Tag goss es wie aus Eimern und schnell war klar, dass wir den Tiger Fern Trail wohl eher knicken können. Also packten wir zusammen und schauten uns auf dem Weg raus nur noch schnell das abgestürzte Flugzeug des Forschungsteams an.
Dann gings auf dem Hummingbird Highway Richtung Hauptstadt Belmopan.
Auf dem Weg stoppten wir bei einer Farm für Mittagessen und bekamen leckeres Eis als Nachtisch gleich dazu. Dann gings weiter bis zum St. Hermans & Blue Hole Nationalpark.
Schnell war geklärt, dass wir auf dem Parkplatz campen durften. Also genossen wir den Nachmittag mit erfrischenden Sprüngen ins Blue Hole, welches unserer Meinung nach eine weitere Cenote ist und waren mal wieder ganz alleine an dieser Sehenswürdigkeit.
Danach gings in die St. Herman Cave wo sich riesige Gruppen mit Reifen beim Tubing vergnügten.
Wir sparten uns die 80 US Dollar pro Person und liefen zu Fuß in die Höhle. Weniger spektakulär als gedacht, aber so ist das nun mal häufig, wenn man schon so viel gesehen hat. Wir werden echt immer anspruchsvoller.
Auf dem Weg raus setzte der Platzregen ein und wir entschieden noch was im geschützten Höhleneingang zu bleiben. Als es weniger wurde liefen wir Richtung Bruno und schafften es leider nur ein paar Hundert Meter weit, bis es wieder aus Eimern schüttete. Am Ende entschieden wir uns, einfach weiter zu laufen, denn nasser konnten wir eh schon nicht mehr werden und uns fiel ein, dass der Dachlüfter in Bruno aufsteht.
Also spurteten wir zurück, zogen uns bis auf die Unterwäsche vor dem Auto aus und hüpften rein. Leider hatte es ordentlich durch den Dachlüfter reingeregnet und wir hatten mal wieder ein durchweichtes Bett.
Den Abend über versuchten wir so gut es ging, alles zu trocknen. Halbwegs erfolgreich.
Die Nacht war ok, aber am nächsten Tag merkten wir, wie wenig willkommen wir waren. Wir durften unseren Müll nicht im Picknickbereich in den Mülleimer werfen. Man sagte uns, wir sollen ihn mit nach Hause nehmen. Haha, wir schicken also bald dann Pakete voller Müll nach Deutschland oder nehmen ihn beim nächsten Flug mit?!
Weiter gings mit Chico, der nicht mehr aus dem Auto durfte, weil er ja sonst von wilden Tieren verspeist wird. Dass das in unserer Verantwortung liegt und er eh nicht weit vom Auto wegläuft interessierte die Herrschaften ebenfalls nicht.
Toll was man so kriegt, wenn man dafür bezahlt auf einem Parkplatz an der Hauptstraße zu schlafen.
Echt schade, dass Belize so Tierunfreundlich ist. Wir hatten ja ursprünglich geplant noch auf die Inseln zu fahren, das scheiterte aber daran, dass es scheinbar kein einziges katzenfreundliches Hotel auf den Cayes gibt.
Also ging es weiter über Belmopan nach Spanish Lookout. Spanish Lookout ist die größte Mennoniten Gemeinde im Land und hier sind alle echt beschäftigt. Es scheint so, als würde der Großteil der Wirtschaft des Landes von hier aus laufen. Brauchst du was, fährst du nach Spanish Lookout, egal wo im Land du eigentlich wohnst. Plötzlich gab es Supermärkte, die internationale Produkte in den Regalen hatten, Werkstätten und Schreinereien, Bäckereien und riesige Baumärkte. Die Mennoniten hier werden als Modernisten bezeichnet, da sie die Nutzung von Maschinen gutheißen. Man spricht in den Mennonitischen Gemeinden übrigens Plautdietsch, welches sich ungewohnt vertraut und gleichzeitig fremd anhört.
Wir frühstückten in einem kleinen Café und setzten unsere Reise fort bis nach San Ignacio.
Von hier aus würden wir unseren Grenzübertritt nach Guatemala planen und vorbereiten. Es ging zum Beispiel mal wieder zum Tierarzt um ein aktuelles Gesundheitszertifikat für Chico zu erhalten.
Wir kamen an einem netten Campingplatz in der Stadt an und wurden direkt belagert.
Eine vermutlich mennonitische Familie aus Lage (NRW) wohnte in einem der Häuser auf dem Gelände. Die Mutter ist Russlanddeutsche und ihre 8 Kinder sind zwischen 1 und 19 Jahre alt. Sie sind vor einem Jahr ausgewandert.
Am zweiten Abend lernte ich dann 4 von den Mädchen (alle mit biblischen Namen versehen) und die Mutter näher kennen. Alle waren traurig, dass wir bald weiter wollten. Scheinbar brachten wir lang ersehnt Abwechslung ins Camp.
Ich erfuhr eine Menge, ohne dass ich das Gefühl hatte, dass man mich versucht zu missionieren oder zu bekehren. Stattdessen erzählten sie vom Auswandern und das der Vater sich Belize vor 2 Jahren angeschaut hat und dann für die Familie entschieden hat. Sie erzählten, dass schon das zweite Schaf innerhalb von 2 Tagen gestohlen wurde und vermutlich schon in der Fleischverarbeitungsfabrik gelandet ist, dass die Kinder endlich einen Hund bekommen hatten und alle für alle sorgen. Die älteren Geschwister schmeißen den Haushalt und passen auf die jüngeren auf. Die Familie wirkte glücklich und die Kinder offen und aktiv. Schade fand ich, dass die Kinder seit über einem Jahr keine Schule mehr gesehen haben und auch kein homeschooling gemacht wird. Bis auf die älteste mit 19 Jahren hat keines der Kinder einen Abschluss und die jüngsten können ja nicht mal lesen, schreiben oder rechnen. Das sehe ich echt kritisch, wenn die Eltern einem die Schulbildung versagen. Hoffentlich geht das gut und die versauen denen nicht ihre Zukunft. Die älteste möchte Hebamme werden, hält aber auch nix von Ausbildung oder Studium. Sie sagt das gibts in Belize nicht und sie liest sich die Theorie selbst an und in Spanish Lookout könnte sie direkt praktisch arbeiten. Immerhin hat sie schon bei der Hausgeburt ihres jüngsten Geschwisterchen mitgeholfen…
In San Ignacio entschieden wir dann noch die Actun Tunichil Muknal Höhle zu besichtigen. Wir überlegten lange hin und her, da die Tickets schlappe 100 US Dollar pro Person kosten.
Am Ende sind wir froh, dass wir es gemacht haben. Das war echt das Highlight unserer Zeit in Belize. Da ein doofer Tourist vor einigen Jahren seine Kamera auf einen Schädel hat fallen lassen und ihn damit zerbrochen hat, darf man keine Kameras mehr mit nehmen. Die Höhle ist heilig und die Geister sind erzürnt. Die Fotos die ich eingefügt hab sind von Wikipedia und dürfen über die CC Lizenz geteilt werden. Weitere Bilder findet ihr hier: Actun Tunichil Muknal.
Mit einem Pärchen aus den USA ging es also im Auto des Guides durchs Hinterland und bis zum Parkplatz. Dann gings mit Turnschuhen, Schwimmsachen und Drybag bewaffnet los. Nach 5 Minuten laufen mussten wir den ersten Fluss überqueren – schwimmend. Nass wateten wir weiter bis wir nach einer halben Stunde am Höhleneingang ankamen. Die Höhle „betraten“ wir wieder schwimmend und die nächsten 2 Stunden bahnten wir uns unseren Weg durch die Gänge. Mal standen wir bis zu den Knöcheln im Wasser, mal bis zum Hals. Einige Male mussten wir schwimmen. Die Gänge waren von eng bis kathedralenähnlich und ab und zu auch mit einiger Wasserströmung. Irgendwo tief im Inneren des Systems kamen wir dann an eine Stelle an der wir klettern mussten. Es ging nach oben und dann mussten wir unsere Schuhe ausziehen, denn die Ebene war heilig. Wir wanderten auf Socken an vielen Opferstätten vorbei, sahen alte Tongefäße, Feuerstellen, bearbeitet Stalagmiten und Opfergaben.
Die menschlichen Opfer waren meist übel zugerichtet. Verformungen der Schädel, gebrochene Knochen und absichtlich herbeigeführte Veränderungen während des Wachstums der Personen lassen darauf schließen, dass die Opferungen lange vorbereitet wurden. Dabei konnte es gefühlt jeden treffen. Den Sohn einer reichen Familie oder einen Sklaven. Kind oder Erwachsenen. Die Mayas waren echt verzweifelt und versuchten alles um ihre Kultur zu bewahren. Bis heute ist nicht klar, was die Mayas am Ende ausgerottet bzw. aus den Gebieten vertrieben hat. Es ist von Naturkatastrophen die Rede oder anhaltenden Dürren und Ernteausfällen, aber so richtig weiß es niemand.
Nach einer weiteren Stunde waren wir zurück am Eingang und nach einem Mittagessen am Parkplatz gings zurück in die Stadt. Beeindruckendes Erlebnis und wir hatten echt einen fantastischen Guide mit super viel Wissen zu den Mayas und den Höhlen. War sein Geld wert und definitiv ein Abenteuer. Wir waren ganz schön ko und freuten uns über einen Nachmittagsschlaf.
By Pasicles, CC-BY-2.0 By Jkolecki, CC BY-SA 3.0 By Peter Andersen, CC BY-SA 3.0
Von San Ignacio ging es dann zu unserer letzten Station in Belize, das Mountain Pine Ridge Forest Reserve. Den ersten Tag verbrachten wir damit kreuz und quer durch den Park zu brettern, überall und nirgendwo zu halten, mit Chico spazieren zu gehen, ein paar Offroadpisten auszuprobieren und einige von den Wasserfällen und Pools anzuschauen (zum Schwimmen waren sie uns zu braun).
Abends fuhren wir bei einer Familie aufs Grundstück und mussten uns dann leider direkt verkriechen. Platzregen bis tief in die Nacht inklusive richtig fettem Umwetter mit Blitz und Donner. Das ist hier irgendwie immer eine andere Hausnummer als zu Hause. Extremer und lauter.
Den zweiten Tag ging es auf eine Ranch und da das Wetter nicht so bombe war verbrachten wir den Tag mit den letzten Vorbereitungen (Dokumente zusammensuchen, Prozedere an der Grenze nachlesen) und entspannen. Die Ranch gehörte einem Engländer, der die letzten 20 Jahre in Guatemala City gelebt hat, dort sein Business verkauft hat und die Ranch in Belize gekauft hat.
Abends gabs hervorragende Sauerteigpizza und das letzte Bier aus Belize.
Dann wars so weit, nach knappen 2 Wochen und 751 km gings ins nächste Land. Wir sind froh, dass wir Belize nicht übersprungen haben. Es war vom ersten bis zum letzten Moment unser Wundertüten-Land. So anders als seine Nachbarn und alle Länder die jetzt in Zentralamerika noch kommen. Es war ein teures Land und als Tourist wird einem echt nochmal doppelt das Geld aus den Taschen gezogen, aber es war auch ein freundliches Land. Wir fühlten uns super willkommen und die Leute waren durchweg freundlich und sehr positiv. Wir fühlten uns sicher und die Natur ist klasse. Belize ist nicht so stark besiedelt wie das Festland Mexicos und Guatemala. Wir werden die einsamen Orte echt noch vermissen. Aber jetzt erstmal heißt es Guatemala, wir kommen! Tschüss Belize, beim nächsten Mal klappts dann bestimmt mit dem Inseln und dem Blue Hole Tauchgang.
Ein Gedanke zu „Tag 748-754 | Hopkins, Cockscomb Jaguar Preserve, St. Hermans & Blue Hole Nationalpark, Spanish Lookout, San Ignacio, Actun Tunichil Muknal, Mountain Pine Ridge Forest Reserve, Belize“
Lieben Dank für Euren Einblick in Belize.
Gute Reise noch – sonnige Grüsse aus der CH.