Tag 761-777 | Chichicastenango / Lago Atitlan, San Marcos und San Pedro, Nariz del Indio, Solola, Guatemala

Tag 761-777 | Chichicastenango / Lago Atitlan, San Marcos und San Pedro, Nariz del Indio, Solola, Guatemala

Von unserem Orchideencampground aus ging es in die Berge. Schon die Nacht war angenehm unter 30 Grad Celsius und wir schliefen gut. Die Berge versprachen, dass es noch ein bisschen kälter wird und wir freuten uns darauf.
Es war ein langer Fahrtag und je weiter wir auf der Bergpassage unterwegs waren, desto ärmer wurden die Menschen.

Es war kein guter Tag für uns und wir kamen mehrfach an unsere Grenzen. Die Menschen waren arm, ohne Frage können sie da nix für, aber zur Armut kam leider auch der Fakt von fehlender Bildung.
Die Mischung ist, wie sich jeder Denken kann, echt nicht gut aber irgendwie auch logisch. Überall Müll, überall streunende Hunde und sehr viele Begegnungen mit Meinungen und Gewohnheiten, die für uns nicht gut ertragbar waren.
Nachmittags fanden wir einen kleinen Schotterplatz und dachten der wäre gut für die Nacht. Kinder aus dem nahen Dorf kamen zum Fußball spielen und zum Auschecken von Bruno. Ihre Finger waren schnell überall und es wurde fleißig an den Schlössern rumhantiert. Als es zu Regen begann verzogen sie sich und wir hofften, das wars. Der älteste der Truppe, vielleicht 14, fuhr den Rest mit dem Auto zurück ins Dorf.
Nach einer Stunde waren die Kinder dann aber wieder da. In Begleitung von Erwachsenen und das Spiel ging von vorne los. Wieder wurden die Türen probiert und die Schlösser befinget. Nicht cool. Die „Eltern“ sagten nix und als wir dann schlussendlich das Fenster öffneten, als sie mal wieder am Zahlenschloss dran waren, fühlten sie sich sichtlich ertappt. Der älteste schob alles auf die kleinen. Hervorragend. Die Erwachsenen mischten sich gar nicht erst ein.
Wir fuhren weiter, hier fühlten wir uns mehr als unwohl. Am Ende landeten wir auf einem Tankstellenparkplatz und parkten im Schatten eines schrottreifen LKWs.
Krönung am nächsten Tag war dann, dass ein Auto vor uns ohne Bremsen oder eine andere ersichtliche Reaktion einen Hundewelpen plattfuhr. Das war zu viel für mein eh schon angeschlagenes Gemüt.

Wir waren beide einfach froh, als wir diese Region hinter uns hatten und in Chichicastenango ankamen. Hier blieben wir 2 Tage und versuchten den Charme der Stadt zu ergründen. Ein Café zu finden, war schon mehr als schwer gewesen und dazu noch teuer. Trotzdem kann ich verstehen, warum man die Stadt mag. Hier findet das alltägliche Leben statt und es ist noch nicht wirklich was für den Tourismus geschönt.

Jeden Donnerstag und Samstag findet hier einer der größten Märkte Zentralamerikas statt. Das ist die Zeit, wenn die Touristen für wenige Stunden die Straßen fluten. Wir nahmen das Erlebnis am Donnerstag mit und tauchten tief in das Leben in Guatemala ein. Wir waren früh dran und die Leute waren noch nicht auf die Touristenbusse eingestellt. Das war ganz nett, denn es wurde noch fleißig aufgebaut und wir weitestgehend in Ruhe gelassen. Es war interessant zu sehen wie die Leute aus allen Ecken der Region ihren Wocheneinkauf erledigen. Es scheint, als wäre es für die ganze Familie ein Ausflug und jeder freute sich auf den Tag. Neben den Bauern und Schlachtern, Wunderheilern und Haushaltswarenerkäufern gab es dann eben auch die Stände für die Touristen. Sie boten mehr oder weniger alle das selbe an und das hatten wir schon so oft gesehen. Wir fanden keine schöne neue Fußmatte für Bruno und es blieb bei einem Sack Lidschis und Äpfeln. Noch Vormittags machten wir uns auf den Weg zum Lago Atitlan.

Die Fahrt bis zum Lago Atitlan ist die meiste Zeit Highway. Nur das letzte Stück runter nach San Marcos La Laguna geht es auf einer steilen Serpentinenstraße. Die Kurven sind so steil, dass nicht mal der Wendekreis von kleinen Autos passt um auf der eigenen Spur zu bleiben. Spannend. Wir fuhren mal wieder mit angezogener Handbremse und dem ersten Gang runter.

Dann waren wir endlich da. Paradies Pasaj Cap. Ein Grundstück eines französischen Auswanderers der Bungalows vermietet und seine Wiese für Camping geöffnet hat.
Nach gut einem halben Jahr trafen wir Willow und Lee wieder und verbrachten den ersten Tag nur mit quatschen. Es gab schon verdammt viel zu erzählen, auch wenn wir permanent per Telefon in Kontakt standen. Wir lernten auch Katze Nummer zwei kennen. Lizzy, die noch mit Schnupfen und unkontrolliertem Scheißen kämpfte. Aber Chico mochte sie direkt und in den nächsten Tagen fanden die Tierärzte dann auch endlich das richtige Antibiotika für die kleine Maus.

Nach einem Tag Ruhe gings dann los. Morgens früh zum Steg und mit dem Boot nach San Pedro. Das würde nun für die nächste Woche zur Routine werden, denn wir drückten täglich für 4 Stunden die Schulbank. Spanisch Privatunterricht. Etwas nervig war, dass die Bootsfahrer nicht mochten, wenn man den gleichen Preis wie die Einheimischen zahlt. Natürlich sollten wir mehr zahlen, aber im Laufe der Woche gaben wir immer häufiger nach, weils echt anstrengend ist.

Bei der Mayab Spanish School bemühten Ladie und Edwin sich dann darum uns unregelmäßige Verben und verschiedenste Zeiten in die Köpfe zu hauen. Beide Lehrer waren echt gut und wir mussten echt 4 Stunden voll mitdenken. Es war cool, dass wir direkt dort anknüpfen konnten, wo wir im Spanisch standen und ja, wir haben so einiges gelernt. Die Schule war ein Vollzeit Job. Von Edwin bekam ich immer Hausaufgaben und zusammen mit dem reinschreiben meiner Mitschrift füllte es den kompletten Nachmittag. Chico war wie immer große Hilfe und fragte sich vermutlich, was ich da stundenlang mache.

Am Nachmittag stiegen wir meistens schon in San Marco vom Boot und bummelten etwas durchs Dörfchen. Das ist ziemlich Hippie und wer unbedingt mal nackt Joga im Wald machen will oder seine innere Farbe erfahren möchte sollte mal hier Urlaub machen. Auch für Covid-Leugner ist dieser Ort ein wahres Paradies.
Immerhin war die Wäscherei ehrlich. Die Klamotten riechen sauber, heißt aber nicht, dass sie es auch tatsächlich sind.

Wir freuten uns vor allen Dingen über die italienische Bäckerei und das Schweizer-Käse-Restaurant.

Die Berge im Umkreis sorgten für angenehme Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad und Nachts packten wir sogar wieder die Bettdecken aus. Sie hatten aber auch einen großen Nachteil, denn sie stauten die Wolken und fingen den Regen ein. Es ist weiterhin Regenzeit und die bekamen wir täglich zu spüren. Wir wollten Bruno nur ein Stückchen bewegen, um eine schlammfreie Stelle vor der Tür yu haben, doch stattdessen verwandelten wir die gesamte Wiese in ein Schlammfeld. Ups…
Der Camper sah aus wie Mist und wir hatten am Ende einfach an jeder Stelle Schlammpfötchenabdrücke.

Die Zeit außerhalb der Spanischschule füllten wir unterschiedlich. Ich lernte viele Vokabeln, schrieb Tagebuch, sortierte Fotos und plante die Route. Hanno braute Bier, erfreute sich über klare Bierergebnisse und arbeitete an seinem Freelancer-Auftritt. Chico machte die meiste Zeit nur Unsinn und genoss die unendliche Freiheit mit Aimee und Lizzy zu spielen, auf dem Gelände rumzustreunen und in der Sonne zu liegen.

Dann planten wir unsere Weiterreise. Als Abschluss wollten wir auf jeden Fall noch die Nariz del Indio besteigen und so buchten wir einen Guide und der Wecker ging am nächsten Morgen um 3. Um 4 saßen wir im Auto, wenig später hörten wir es zischen. Ein Loch im Vorderreifen. Beim Blick auf das verbliebene Profil kein Wunder. Der Reifen wurde notdürftig geflickt und wenig später ging die Wanderung los.
Wir waren etwas spät dran, schafften es aber noch genau zum Sonnenaufgang. Das hatte sich wirklich gelohnt! Wahnsinn. Mit dem Aufgang der Sonne verschwanden die Wolken und die Farben und der Ausblick waren einfach Spitzenklasse.

Nachmittags sprangen wir dann noch schnell in den See. Wir hatten 10 Tage hier verbracht und waren nicht einmal im Wasser gewesen. Ein absolutes No-Go für die Einheimischen. Also rein da! Es war gut von der Temperatur, fing aber wenig später wie immer an zu regnen. War ein kurzes Vergnügen aber wir waren drin.

Am nächsten Tag gings zurück die Serpentinen hoch. Wir hatten Respekt und zwar zu Recht.

Bruno hatte ganz schön heiß. Wir hielten am Straßenrand als die Temperaturanzeige sich Richtung roten Bereich bewegte. Beim Aussteigen sah ich schon die Rauchwölkchen aus dem Motorraum steigen. Beim Öffnen der Motorhaube war dann klar, was was Sache ist. Die Kühlflüssigkeit kochte im Kühlflüssigkeitsbehälter und der Überlauf spuckte fleißig die Kühlflüssigkeit aus. Wir hatten es echt geschafft die Kühlflüssigkeit zu kochen! Armer Bruno. Wir entlüfteten das System und ließen ihn ordentlich abkühlen. Zum Glück hatten wir gehalten, bevor wir was kaputt gemacht haben und es bis oben geschafft. Ab jetzt wurde es wieder entspannter.

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