Tag 833-842 | Playa Santana, Playa Popoyo, Playa Madera, Playa Remanso, Rivas, Nicaragua
Nach unserer Nacht am Playa Santana ging es die letzten Kilometer Offroad über den Strand bis nach Playa Popoyo. Hier war mehr bebaut als gedacht und wir hatten wenig Lust fürs Camping zu bezahlen.
Also ging es wieder rauf auf den Strand und wir parkten auf dem Sand. Den Tag über vertrödelten wir mit einem Spaziergang am Strand. Bei Ebbe kommen verrückte Gesteinsformationen zum Vorschein und wir kletterten dort eine Runde rum.
Nachmittags zog es sich dann wieder zu und es regnete. Schade! Von einem Fischer kauften wir dann für 3 US-Dollar noch frisch gefangene Garnelen und machten leckere Pasta zum Abendessen.
Nach einem gemütlichen Abend gingen wir relativ früh ins Bett.
Um 2 Uhr morgens war die Nacht dann erst mal vorbei. Ich war vom Getose der Wellen wachgeworden und konnte nicht mehr einschlafen. Also krabbelte ich über Hanno aus dem Bett, schaltete die Außenbeleuchtung an und fand Wasser! Überall um uns rum. Die Wellen schlugen schon gute 30cm hoch an unsere Reifen. Flut! Mist! Ich schmiss Hanno aus dem Bett und in einer Nacht und Nebelaktion holten wir Bruno aus den Wellen, bevor der Arme doch noch schwimmen lernen musste. Mit dem Allrad konnten wir uns zum Glück problemlos aus dieser misslichen Lage befreien. Man sollte meinen, dass wir nach all den Nächten am Strand was gelernt hätten. Tja, immerhin ist auf unseren siebten Sinn verlass.
Popoyo war mit der unberechenbaren Flut also irgendwie kein Ort für lange. Die Wellen waren auch nicht der Bringer also fuhren wir weiter nach Playa Maderas. Und wer hätte das gedacht, es gefiel uns so gut, dass wir bis zum Ende unserer Aufenthaltsdauer in Nicaragua dort blieben. Wir parkten neben einem Restaurant und konsumierten die nächsten Tage immer mal wieder dort. Es gab leckeres Frühstück und hervorragende Smoothies. Was will man mehr? Also hieß es für knapp eine Woche: Surfen, Frühstück, Arbeiten, Surfen, Sundowner, Abendessen, schlafen und von vorne.
Die Nachtwächter des Restaurants kamen abends häufiger auf einen Schwatz vorbei und wir verbachten einen Abend mit Rum und Lagerfeuer vor Brunos Türe mit den beiden. Wir fühlten uns willkommen und waren froh dieses kleine Paradies gefunden zu haben.
Wir machten dann am Playa Madera die Wahlen in Nicaragua mit. Keine tolle Sache und wir hatten eigentlich vor gehabt, vorher das Land zu verlassen. Immerhin waren wir weit entfernt von den Städten, wo es potentiell am schnellsten krachen würde. Nicaragua befindet sich unter Führung des Diktators José Daniel Ortega Saavedra und es wurden Proteste und Aufstände erwartet. Die Nicas am Strand waren aber alle entspannt und erklärten uns, dass es eh keine demokratischen Wahlen gibt. Alle politischen Konkurrenten hatte Daniel Ortega längst festnehmen lassen und so war er der einzige Kandidat (zusammen mit einigen Strohmännern). Kein Wunder also, dass er wiedergewählt wurde. Am Strand war der Wahltag ein Tag wie jeder andere. Es blieb ruhig und entspannt.
Am Playa Madera machten wir dann auch noch ein (eigentlich sogar drei) Erdbeben mit. Wirklich gecheckt haben wir es aber erst durch die Nachrichten. Wir dachten, eine fettere Katze als Chico wäre aufs Autodach gesprungen. Es wackelte nämlich zweimal mehr als bei Chico. Hanno lief dann mit der Taschenlampe einmal ums Auto rum, fand aber nix und niemanden der uns aufs Dach gestiegen sein könnte. Also schauten wir weiter unseren Film und lasen erst am nächsten Morgen in den Nachrichten vom Beben um 20.53. Die beiden Nachbeben gegen halb 1 bekamen wir beide nicht mit. Dabei befanden wir uns in San Rafael del Sur und waren nur 70 km vom Epizentrum entfernt. Da haben wir wohl ziemlich fest geschlafen.
Der Pazifik, egal ob Mexiko, Guatemala, El Salvador oder Nicaragua, wird wohl immer den besonderen Platz in unserem Herzen haben. Mit Surfwellen und unglaublichen Sonnenuntergängen ist er einfach herrlich. Fast jeden Abend genossen wir das letzte Rot am Himmel und wünschten der Sonne eine gute Nacht. Jeder Abend war gefühlt anders und besonders und wir kamen nach all der Fahrerei durch Zentralamerika echt zur Ruhe.
Nach ein paar Tagen fuhren wir dann rüber zum Playa Remanso. Dort bleiben wir aber nur eine Nacht, da es keinen richtigen Platz zum Parken gab und wir auch offensichtlich bei den Leuten dort nicht willkommen waren. Also ging es wieder zurück zum Playa Madera und wir wurden von den Restaurantbesitzern und den Nachtwächtern wieder herzlich empfangen.
Die Wellen waren fast immer gut und genau für unser Niveau. Richtig cool! Wir machten ordentlich Fortschritte und freuten uns. Am zweitletzten Tag wurden wir dann allerdings zu übermütig und nahmen die gleiche Welle zur gleichen Zeit. Ich sprang ab um eine Kollision mit Hanno zu vermeiden. Irgendwie hatte ich es geschafft auf eine Finne zu knallen und hatte dann eine kleine Platzwunde in Form der Finnenecke am Oberschenkel. Die Finne war durch den Aufprall aus der Box gebrochen und verloren gegangen und das Brett auf den zum Glück sandigen Grund geknallt. Den nächsten Tag verbrachte ein Kumpel der Nachtwächter dann damit meine Surfboardspitze neu mit Glasfaser und Epoxy zu laminieren und eine neue Finne aufzutreiben. Ich schaute derweilen der farbenfrohen Beule auf meinem Oberschenkel bei ihrem fröhlichen Wachstum zu.
Dafür gibts aber nochmal Fotos von Hanno beim Surfen und ich konnte sogar am Ende des Tages auch nochmal ins Wasser und ein paar letzte nicaraguanische Wellen nehmen.
Die Woche am Playa Maderas war echt ein toller Abschluss für Nicaragua und wir waren froh, dass wir knapp über drei Wochen in diesem Land erleben durften. Was hier politisch und menschenrechtlich abgeht kann man nicht beschönigen und ist einfach grausam, aber das Land und die Leute sind einfach super.
Ich bin froh, dass wir trotz der vielen Vorurteile neutral an das Land herangegangen sind und so viele schöne Dinge erleben durften.
Jetzt hieß es Abschied nehmen und hoffen, dass wir schnell und ohne viel Ärger wieder aus dem Land raus kommen. Wieder droht uns das Röntgengerät für Bruno und eine Durchsuchung all unseres Hab und Gutes. Wir nahmen uns den ganzen nächsten Tag für die Überquerung der Grenze nach Costa Rica.