Tag 1084-1097 | Puertoviejo, Puerto Cayo, Puerto Lopez, Isla de la Plata, Montañita, Manabí / Cuenca, Azuay / Saraguro, Loja / Arenillas Ecological Reserve, El Oro, Ecuador

Tag 1084-1097 | Puertoviejo, Puerto Cayo, Puerto Lopez, Isla de la Plata, Montañita, Manabí / Cuenca, Azuay / Saraguro, Loja / Arenillas Ecological Reserve, El Oro, Ecuador

Nach einem langen Fahrtag kamen wir Abends in Puertoviejo an. In einer Deutschen Brauerei fanden wir nach ein bisschen Fragerei unseren Spot für die Nacht. Darauf gabs dann erst mal einen Cider und ein Bier an der Bar.

Am nächsten Morgen machten wir uns dann früh vom Acker und es ging bis Puerto Cayo, wo wir einen netten Spot am Strand fanden. Leider war es total bewölkt und das Wasser unglaublich kalt. Schade. Wir bleiben zwei Tage und stellten bei einem Spaziergang am Meer und durchs Dörfchen fest, dass dort irgendwie keiner zu sein scheint. Alles total ausgestorben, Restaurants zu, Läden verrammelt. Wir waren definitiv nicht zur Hauptsaison hier und die paar Leute die wir sahen, machten Fotos von uns, als hätten sie noch nie Europäer gesehen.

Nach zwei Tagen fuhren wir dann weiter nach Puerto Lopez, von wo aus wir eine Tour machen wollten. Auch hier war es grau und wir waren mittlerweile dahinter gekommen warum. Der Humboldtstrom ist der Übeltäter und bringt das miese Wetter und kalte Meeresströmung zur Küste. Fast kein Niederschlag aber durchgehend Nebel oder Wolken für 9 Monate im Jahr. Super. Bei uns drückte dieses Klima einfach schon nach 3 Tagen auf die Stimmung.

Trotzdem buchten wir unsere Tour für den nächsten Tag und freuten uns auf die Isla de la Plata. Diese wird auch Galapagos für Arme genannt, da die Tour deutlich erschwinglicher ist, als eine Tour auf die Galapagos-Inseln und man trotzdem zumindest einen Bruchteil der diversen Tierwelt sehen kann.

Selbstverständlich mit dicken Wolken soweit das Auge reichte, ging es also morgens los. Wir hatten nicht erwartet, dass wir Buckelwale sehen, da die eigentlich schon Richtung Mexico unterwegs sein sollten und freuten uns daher doppelt. So viele Buckelwale! Erst ein einzelnes Männchen, dann eine große Gruppe und zur Krönung eine Mutter, die ihrem Kalb beibrachte, wie man mit der Schwanzflosse aufs Wasser schlägt. Wundervoll. Leider aber mit bitterem Beigeschmack. Die Boote hetzten die Wale, schnitten ihnen den Weg ab und fuhren sehr nah ran.

Nach guten 2,5 Stunden kamen wir dann auf der Isla de la Plata an. Wir durften uns eine Wanderung aussuchen und los gings.

Zu allererst bekamen wir die Blaufußtölpel zu Gesicht. Lustige Vögel! Unser Guide war ziemlich gut und so lernten wir so einige Funfacts. Zum Beispiel, dass die Tölpel immer mit dem Rücken zur Sonne sitzen und so im laufe der Tage der Kacke-Kranz um ihre Nester entsteht. Und dass ihre Füße mit dem Alter immer blauer werden. Außerdem kann man die Weibchen und Männchen am besten an ihrer Pupillengröße unterscheiden. Die Männchen haben große und die Weibchen kleine Pupillen.
Die Paare legen normalerweise zwei Eier pro Saison und brüten auch beide aus. Am Ende entscheiden sie sich aber für das stärkere Küken und schmeißen das andere aus dem Nest. Nach der Brutsaison trennt sich das Paar und im nächsten Jahr geht es erneut auf Partnersuche, die mit einem sehr lustigen Tanz des Männchens eingeleitet wird. Wir wurden Zeugen eines solchen Tanzes und das Weibchen lehnte ab. Bei der Tanzbegabung war das irgendwie nachvollziehbar.

Als nächstes fanden wir die Fregattvögel. Nachdem wir den ersten Fregattvogel gesichtet hatten, der mit seinem roten Kehlsack zu fliegen versuchte, sind wir der Meinung, dass der Tölpel-Tanz doch nicht so unerotisch war. Nicht praktisch und irgendwie erinnerten mich die männlichen Fregattvögel an so angeberische Pumper, die im Fitnessstudio eigentlich nur vorm Spiegel Selfies machen und sich selbst am allergeilsten finden. Die Jungtiere sind dagegen echt niedlich und flauschig.

Dann fanden wir noch die Nazca-Tölpel, die meistens an den Klippen nisten. Sie sind die Größten ihrer Art und auf Krawall gebürstet. Denen kamen wir lieber nicht zu nah. Aus Galapagos gibt es Berichte, dass kinderlose Nazca-Tölpel die Jungtiere anderer Paare verletzen und vergewaltigen, wenn die Eltern auf Nahrungssuche sind. Ich weiß nicht, wie sympathisch mir die Vögel sind…

Nach mehreren Stunden auf der Isla de la Plata ging es dann zurück zum Boot. Auf dem Weg genossen wir noch die Aussicht, die wir bei den ganzen interessanten Vögeln bisher kaum wahrgenommen hatten. Auch einen kleinen Kolibri konnten wir noch entdecken, bevor es für ein kleines Mittagessen aufs Boot ging.

Während wir aßen bekamen wir Schildkröten-Besuch. Die großen, gemütlichen Panzerchen wussten ganz genau, dass sie was Obst abbekommen.
Letzter Stop war dann eine Runde schnorcheln, was uns bei den Wassertemperaturen echt Überwindung kostete. Aber auch das hatte sich gelohnt. Wir bekamen einen riesigen Stachelrochen zu Gesicht. Ich hab keine Ahnung wie groß die werden können, aber der war bestimmt 2 Meter lang.

Dann gings zurück an Land. Mittlerweile war richtig Sturm und Brandung und wir freuten uns, dass wir von der Übelkeit verschont blieben und heile wieder an Land kamen.

Am nächsten Vormittag ging es nach Montañita, welches uns positiv überraschte. Es war weiterhin bewölkt und die Lust ins Wasser zu gehen oder in den Neopren zu schlüpfen um Surfen zu gehen war sehr gering. Dafür fanden wir eine Wäscherei für unsere Klamotten und einen guten Supermarkt.

In den nächsten Tagen schlenderten wir ein paar Runden durch das sehr touristische Örtchen, probierten die lokale Küche und spazierten am Strand entlang.

Auch unter dem Auto lagen wir mal wieder. Bruno verlor unendlich viel Öl und nachdem wir den Unterfahrschutz ab hatten und alles sauber war, war klar was Sache ist. Unsere Ölwanne war an der Schweißnaht gerissen. Schöne Sch…

Nach einem letzten gemütlichen Abend in einer Bar mit Livemusik, guten Cocktails, Fish-Tacos und Sushi (oh wow, das fühlte sich echt an wie Urlaub!) kippten wir also einen weiteren Liter Motoröl nach und machten uns auf nach Cuenca. Hier würden wir eine Werkstatt finden müssen.

In Cuenca hatten wir richtig Glück. Wir campten bei Humberto an seinen Ferienwohnungen und konnten direkt mit ihm unser Problem besprechen. Er hatte gute Kontakte zu Werkstätten in der Stadt. So bauten wir am nächsten Tag bei ihm auf dem Parkplatz in Ruhe die Ölwanne aus. Nachmittags kam ein Mechaniker-Kumpel vorbei und der schickte Fotos vom Riss an einen Schweißer. Wenig später hatten wir das Go und Hanno fuhr zur Schweißerwerkstatt.

2 Stunden später kam Hanno mit frisch geschweißter und lackierter Ölwanne zurück. Saubere Arbeit für 30 US$. Hervorragend!

Am nächsten Morgen haben wir dann alles gereinigt, eine neue Dichtung angebracht und die Ölwanne wieder befestigt. Bisher hält sie dicht und wir sind sehr zufrieden.

In Cuenca fanden wir außerdem einen Laden der Lüfter mit 24V verkauft. Die passten wie angegossen in unser Lüftergehäuse. Wir waren richtig glücklich so eine saubere Lösung gefunden zu haben. Tja, die ersten Berge lehrten uns dann, dass die Lüfter definitiv zu wenig Power haben und wir doch nach einem neuen Motor für den alten Propeller Ausschau halten müssen.

Dann war es Zeit nach der ganzen Bruno-Pflege Cuenca zu entdecken. Die koloniale Innenstadt ist super schön. Wir schlenderten durch die historische Altstadt, verliefen uns in ein kleines französisches Café mit gutem Brot, Tiramisu und Kuchen und probierten ein paar Backwaren, die wie Mamas Cocos-Makronen schmecken. Abends ging es noch in eine Pizzeria und wir suchten uns ein paar Sukkulenten auf dem Blumenmarkt aus. Die verschiedenen Gewürzpflanzen hatten die Temperaturschwankungen und das ganze Offroad der letzten Wochen in den neuen Blumentöpfen nicht überlebt.

Unser letzter Stop in Ecuador war Saraguro. Hier trieb uns nur eins hin: Essen.
Wir hatten von einem Restaurant gehört, welches ein 10 Gänge Menü anbietet und dabei vor allen Dingen lokale Zutaten in moderne Gerichte verwandelt. Sagen wir es so: Die Präsentation war top, der Rest die reinste Katastrophe. Wir ärgerten uns ein bisschen, dass wir das Ganze nicht abgebrochen hatten, nachdem wir von Beginn an unterirdisch behandelt wurden und den unberechtigt hohen Preis erfahren hatten. Als wir ankamen setzte man uns in einen seperaten Raum und keiner wollte mit uns kommunizieren oder uns Fragen beantworten. Ohne einen Ton wurden Getränke serviert. Wir fragten dann ob Alkohol drin ist. Antwort: Ja. Das wir noch Autofahren mussten, interessierte keinen. Nach einiger Diskussion hieß es dann, die Getränkebegleitung geht auch alkoholfrei. Dann mussten wir fragen was das ganze kostet, was wir erwarten können, ob wir angeben können gegen was wir allergisch sind oder was wir nicht mögen etc. Man setzte wohl voraus, dass wir mit hellseherischen Fähigkeiten angereist waren und wir hatten den ganzen Abend das Gefühl, dass es für die Kellner eine Strafe war, wenn sie zu uns geschickt wurden. Am besten wären wir nach den sehr vielen Nicht-Antworten und der direkten Ignoranz direkt gegangen. Sind wir aber nicht. Also froren wir uns die nächsten 2 Stunden in dem nicht beheizten Raum die Hintern ab, lauschten dem stetigen Rauschen der Lautsprecherboxen (nachdem die Playlist leergelaufen war) und schauten den zwei Kindern der Bedienung zu, wie sie Spinnen und Fliegen am Fenster hinter Hanno einfingen. Wir haben noch viele weitere unmögliche Anekdötchen über diesen Abend, aber die würden den Blog dann doch im Umfang sprengen.

Das Essen sah toll aus, der anschließende Gang auf die Toilette und ordentlich Magenschmerzen in der Nacht zeugte dann leider aber von der mangelnden Qualität. Schade. Eine Erfahrung reicher. Wir gehen dann doch besser ins Estor nach Aachen, wenn wir richtig gut Essen wollen.

Am nächsten Morgen sollte es dann Richtung Küste gehen. Google Maps schlug uns eine Straße durch die Berge vor. Wir dachten, wird wohl machbar sein, wenns die schnellste Route laut Google ist. Die nächsten Stunden bretterten wir also über staubige Pisten durchs Hinterland und durch indigene Dörfer.

Bis c.a. zur Hälfte der Strecke ging alles gut. Dann landeten wir an einem Fluss und auf einer Brücke, die dooferweise durch einen Stahlbalken höhenbeschränkt auf 2,50 m war. Bruno ist 2,80 m.
Es gab zwei Möglichkeiten: Die zweite Tageshälfte damit verbringen wieder den gesamten Weg zurück zu fahren, oder ab ins Wasser. Die Strömung war nicht ohne und so ging es für Hanno in Badehose und mit Wanderstöcken durch den Fluss um die Tiefe zu testen. Ziemlich tief, unkomfortabel tief. Am Ende entschieden wir uns trotzdem dafür und hofften, dass das Wasser nicht bis in die Wohnkabine schwappte. Mit Allrad und im ersten Gang ging es langsam und mit ordentlich Herzklopfen durch den Fluss. Wir feierten uns auf der anderen Seite selbst fürs mutig sein und dafür, dass alles gut gegangen war. Trotzdem sind wir uns beide einig, dass die 85 cm definitiv unsere Schmerzgrenze waren.

Eine halbe Stunde später hatten wir es dann geschafft und wieder Teer unter den Reifen. Mit so viel Aufregung am letzten Fahrtag in Ecuador hatten wir beim besten Willen nicht gerechnet.

Zur Dämmerung kamen wir dann an der Küste an. Wir fuhren kilometerweit durch Bananen-Monokulturen. Bananen hier sind geschmacklich definitiv das nächste Level, trotzdem macht es einen nicht wirklich glücklich zu sehen. Wir fragen uns, was vor allen Dingen die großflächige Pestizitsprühung mit Flugzeugen langfristig mit dem Ökosystem anstellt.

Wir kamen dann im Arenillas Ecological Reserve an, wo wir kostenlos campen konnten. Nur Chico musste an die Leine, damit er keinen Unsinn macht. Wir sahen am Abend und am nächsten Morgen jede Menge tolle Vögel und mehrere Füchse und genossen die Ruhe vor dem nächsten Grenzübertritt.

Mit Checkliste und allen Dokumenten ging es dann die wenigen Kilometer bis zur Ecuadorianisch-Peruanischen Grenze. Nach 52 Tagen und 2690 gefahrenen Kilometern sagten wir Tschüss. Kurz vor der Grenze kamen wir noch zu einem Polizeicheckpoint. Davor wurden wir schon vom Gegenverkehr mit Lichthupe gewarnt und etliche Autos fuhren rechts ran und wir fragten uns ob wir das auch tun müssen. Am Ende realisierten wir, dass die Autos und LKWs die ranfuhren ziemlich Dreck am Stecken hatten. Keine Führerscheine, keine Fahrzeugpapiere oder fragwürdige technische Zustände der Fahrzeuge. Die Leute warteten einfach auf dem Standstreifen, bis die Polizei Feierabend machte. Das erklärt so einiges und fasst unsere Erfahrung mit den lateinamerikanischen Autofahrern ganz gut zusammen.

Ecuador hat uns überrascht. Mit seiner Vielseitigkeit, seiner Gastfreundschaft, seiner Positivität, seiner Sauberkeit, seiner Fortschrittlichkeit. Wir haben uns wohl und willkommen gefühlt und es gibt ziemlich wenig Negatives zu berichten. Dieses kleine Land hat uns voll und ganz überzeugt und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es nicht das letzte Mal war, dass wir hier sind. Galapagos steht ja auch immer noch auf meiner Bucket-List. Es ist witzig, Ecuador ist eins dieser Länder über dass ich fast nix wusste, bevor ich eingereist bin und jetzt hat es einen Platz in meinen Top 5 Ländern auf der Panamericana eingenommen. Ich hoffe die Entwicklung im Land geht so weiter. Es ist bestimmt nicht alles super hier, aber im Vergleich zu seinen direkten Nachbarn machen sie schon einiges richtig, vor allen Dingen was den Umweltschutz angeht.

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