Tag 1169-1182 | San Pedro de Atacama, Calama, Rio Loa, Valle de la Luna, Lincancabur Vulkan, Laguna Negra, Antofagasta, Chile

Tag 1169-1182 | San Pedro de Atacama, Calama, Rio Loa, Valle de la Luna, Lincancabur Vulkan, Laguna Negra, Antofagasta, Chile

Nach einer stürmischen und kalten Nacht an der Grenze ging es am nächsten Morgen dann nach Chile. Aus Bolivien waren wir schneller raus als wir gucken konnten und wir müssen wirklich sagen, dass wir traurig waren. Bolivien werden wir wohl hoffentlich eines Tages nochmal wieder sehen.

In Chile fing es dann direkt anstrengend an. Die Beamtin versuchte uns erstmal zu belehren, dass Chicos Papiere abgelaufen sind. Ich blieb dann stur dabei, dass wir den letzten gültigen Tag der Papiere haben. Sie hörte dann auf zu diskutieren und verschwand eine knappe Stunde mit Chicos Papieren. Dann mussten wir beide eine Zollerklärung ausfüllen. Ich direkt 2x, da ich etwas durchgestrichen hatte. Das ist nicht erlaubt und war schon großes Drama. Dann gings in Bruno und jeder Schrank wurde durchforstet. Meine Kakteen und Sukkulenten inkl. Erde mussten wir abgeben, dazu noch unseren Mais für Popkorn, Kürbiskerne, eingeschweißte Würstchen und Sesamkerne. Unser Feuerholz dagegen durften wir zu unserer Überraschung behalten. Nach Chicos Futter fragten sie nicht und die „wertvollen“ Dinge hatten wir eh vorher gut versteckt. So war die Grenze ok, nur lang und etwas nervig.

Von über 4000 Höhenmeter ging es dann runter nach San Pedro de Atacama. Vom dicken Pulli stiegen wir auf T-shirt um.

San Pedro de Atacama ist sehr touristisch. Wir fanden einen Geldautomaten und einen gut ausgestatteten Supermarkt, der aber auch ordentlich kostete. Bruno zog dann direkt andere Overlander an und wir trafen uns wieder für die Nacht. Der Campground in San Pedro de Atacama kostet 22 Dollar. Wir schluckten. In Bolivien haben wir immer so um die 8 Dollar bezahlt. Wir brauchten aber nach der Lagunenroute definitiv eine gute Dusche und wir freuten uns auf den Abend. Mit zwei Pärchen aus Deutschland und der Schweiz verbrachten wir einen richtig schönen Abend, bis er von anderen, sehr betrunkenen Overlandern gecrashed wurde. Wir gingen ins Bett und entschieden uns am nächsten Morgen weiter zu fahren.

Wir waren nach San Pedro de Atacama gekommen um den trockensten Ort der Erde zu sehen. Nun mussten wir feststellen, dass hier alles kostet. Du möchtest um die Lagune laufen oder Flamingos sehen? 10 Dollar p.P. Du möchtest im Salzsee schwimmen 15 Dollar p.P. Du möchtest durch das Tal mit den roten Steinen fahren/laufen? 10 Dollar p.P. Du möchtest den Geysir sehen? 10 Dollar p. P. …

Uns verging die Lust und wir hatten das Gefühl, dass wir all diese Dinge in der letzten Woche eigentlich alle gesehen hatten. Also entschieden wir uns direkt nach Calama zu fahren um dort Chicos Papiere für den Grenzübertritt nach Argentinien zu beantragen.

Calama gilt als eine der gefährlichsten Städte Chiles und irgendwie war das genau unser Feeling als wir reinfuhren. Wir versuchten dann knappe 2 Stunden einen einigermaßen sicheren Stellplatz zu finden. Nachdem wir aber einen schäbigen Campingplatz und zwei Hotels angefahren hatten, entschieden wir uns für eine Nacht vor dem Krankenhaus. Die Nacht war unruhig und wir schliefen schlecht oder gar nicht.

Am nächsten Morgen waren wir die ersten beim Tierarzt und nach über einer Stunde hatten wir endlich Chicos Gesundheitszeugnis. Damit mussten wir dann zum Veterinärsamt. Die waren nicht einverstanden, da Chicos Parasitenbehandlung älter als 10 Tage war. Also gings im Eiltempo zurück zum Tierarzt. Da wurde es dann echt knapp. Vor 13 Uhr mussten wir die Papiere beim Veterinärsamt abgeben, damit wir Chicos Exportpapiere noch vor Weihnachten bekämen. Um 12:40 Uhr verließen wir die Praxis. Und dann verließ uns Bruno. Wir kamen noch gerade so vom Parkplaz, dann blockierte die Lenkung und wir standen fahrunfähig auf einer Kreuzung und konnten keinen Meter mehr weiter. Scheiße!

Die Schraube hatte sich wieder aus der Lenkung gelöst, die Lenkstange war hochgerutscht und hatte sich zwischen dem Getriebe verkeilt. Schön war, dass innerhalb kürzester Zeit Leute um uns rum aktiv wurden. Eine Frau kam aus ihrem Büro um uns zu sagen, dass wir ihre Toilette benutzen könnten oder kommen sollen wenn wir durstig oder hungrig sind. Zwei Damen wiesen uns auf eine Werkstatt hin die 20 m von uns entfernt war. Zwei andere Damen brachten Sandwichs und Saft. Der Besitzer der Werkstatt und sein Sohn lagen innerhalb von 10 Minuten unter dem Auto. Männer aus der Nachbarschaft halfen Bruno etwas näher an den Straßenrand zu schieben. Der Werkstattbesitzer organisierte uns einen Abschleppwagen. So hingen eine Stunde später am Haken des Abschleppwagens und fuhren für heftige 70 Dollar die 20 Meter bis zur Werkstatt. Wir staunen immer noch wie schnell alle möglichen Leute bei uns waren und wie einfach, wenn auch teuer, wir aus dieser aussichtslosen Lage rausgekommen sind, ohne selbst einen Finger zu krümmen.

n der Werkstatt stellte sich heraus, dass die Werkstatt keine Werkstatt sondern eine Autolackiererei ist und wir auch keinen Platz auf dem Gelände hatten. Die nächsten 2 Tage verbrachten wir also am Straßenrand. Der Besitzer, Rayo, ein ausgewanderter Peruaner, und seine Familie waren aber super nett. Wir wurden mit Essen versorgt, uns wurden Getränke gebracht und Rayo packte mit an, als wir das Lenkgetriebe ausbauten. Jetzt realisierten wir auch, dass die Aufhängung der Lenkung mit zwei statt einer Schraube am Getriebedeckel befestigt ist. Vermutlich habt ihr uns in diesem Moment bis Deutschland fluchen gehört. Die obere Schraube war garantiert schon seit Ewigkeiten nicht mehr da und wir hatten es einfach übersehen.

Wir erklärten Rayo dann, dass wir vor hatten den Deckel vom Getriebe auszubauen um diesen bei einem Dreher mit neuen Gewinden versehen lassen zu können. Er telefonierte rum und Nachmittags fuhr Hanno mit Rayo und dem Getriebedeckel im Gepäck zu einem Mann der Aluminiumeinsätze machen konnte.

Den Abend über bauten wir dann noch die Achsen aus, da unsere Achsmanschetten kurz vor dem Exitus waren. Bis spät Abends erneuerten wir die Manschetten. Schon da schlichen die ersten Drogenjunkies und kaputte Leute um Bruno. Eine zweite schlaflose Nacht stand an. Mitten in der Nacht parkte dann ein Auto sehr dicht an Bruno und ein Typ stieg aus und stand bei uns an der Motorhaube. Wir hatten Schiss. Für solche Momente haben wir Zusatzscheinwerfer und eine doppelt so laute Hupe. Den Typen erschreckten wir zu Tode. Am Ende stellte sich raus, dass es Rayos Neffe war, der mitten in der Nacht irgendwas von seinem Onkel wollte. Hups!

Morgens entschuldigten wir uns dann erstmal und dann holten wir den Getriebedeckel mit neuen Gewinden ab. Über den Tag war alles wieder eingebaut und wir waren fahrbereit. Rayo hatte uns mittlerweile auch ans Herz gelegt, dass wir versuchen sollten vor der Nacht weg zu kommen. Wir erzeugten zu viel Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft.

Im späten Nachmittag verabschiedeten wir uns dann von allen. Rayo gab uns den Großteil des Geldes wieder was wir ihm zusteckten um Danke zu sagen. Wir brauchten dann fast noch 2 Stunden um weg zu kommen. Aus einem Bier wurden drei und uns wurden noch Sandwichs getoastet, bevor wir fahren durften. Dann wurden noch Früchte aus dem Garten geholt und wir wurden mit Saft, Kirschen, Nektarinen und Aprikosen versorgt.

Auf dem Weg raus aus der Stadt sprachen wir über die letzten zwei Tage. Wer hätte gedacht, dass wir in Chile und nach unserer Peruerfahrung doch noch einen netten Peruaner treffen?

Auch wenn die Begegnung mit Rayo und den ganzen anderen Leuten unser kleines Weihnachtswunder wurde, war das Beschaffen von Chicos Papieren vor Weihnachten leider nun unmöglich geworden. Die Herrschaften beim Veterinärsamt veranschlagten 72 Stunden Bearbeitungszeit und es war schon der 21. Dezember.

Trotzdem fuhren wir am nächsten Morgen hin und hofften darauf, dass die Leute nett sind. Leider Fehlanzeige. Die Sachbearbeiterin war wohl mit Abstand die unfreundlichste Person die wir lange, lange getroffen haben. Wir gaben also Chicos Papier ab und bekamen den 27. Dezember als Abholdatum genannt.

Was nun? Wir entschieden das Beste draus zu machen. Da in Calama übel viel in Autos eingebrochen wird, ging Hanno einkaufen, während Chico und ich Bruno bewachten. Ehrlich gesagt auch besser so. Dann fuhren wir raus an den Rio Loa. Der Rio Loa liegt mitten in der Pampa. Wir fanden das gut und fühlten uns endlich nochmal sicher. Um ganz sicher zu gehen, dass wir Weihnachten alleine und gemütlich feiern konnten durchfuhren wir noch den Fluss und suchten uns ein Plätzchen auf der anderen Uferseite. Die nächsten 5 Tage sahen wir keine Menschenseele. Das tat uns ziemlich gut und wir verbrachten ein gemütliches und friedliches Weihnachten.

Am 27.12. ging es dann Morgens zurück zum Veterinärsamt. Ich blieb im Auto und Hanno wollte die Papiere holen. Die waren aber nicht mal bearbeitet worden und sie wollten Hanno wieder weg schicken. Hanno blieb stur sitzen und so bekam er nach 1,5 Stunden die Papiere ausgehändigt. Während Hanno dann noch Getriebeöl kaufen ging, checkte ich die Papiere um festzustellen, das Chico als Hund eingetragen war. Unfassbar. Sie hatten alle Papiere, Fotos und den Europäischen Pet Passport. Wie kann man nur so unfähig sein? Hanno musste also nochmal zum Veterinär und während ich im Auto saß, versuchte der Parkwächter an der Fahrertüre einzubrechen. Dass hier selbst die Lieferwagen mit Kette und Lenkradsperre gesichert sind ist also begründet. Von der Entspannung von Weihnachten war dann schnell nix mehr übrig.

Wir machten drei Kreuze als wir Calama endlich Richtung Grenze verließen.

Eine Nacht schliefen wir noch im Valle de la Luna. Wir fuhren dieses von der untouristischen Seite an, da wir keinen Bock hatten Eintritt zu bezahlen. Dafür kamen wir in den Genuss von etlichen Landmienenfelder die vom Krieg mit Bolivien übrig geblieben sind. Nicht gerade ein Ort der zum rumlaufen einläd. Am nächsten Morgen fuhren wir also weiter, hielten noch kurz in San Pedro de Atacama um nochmal unsere Vorräte aufzufüllen und fuhren dann wieder Richtung Pass.

Bruno hatte keine Lust. Am Anfang konnten wir noch so 10 km am Stück den Berg hoch fahren, am Ende hielten wir alle 3 km und mussten lange Pausen machen. Dem Dicken war zu heiß und wir wiedermal voller Sorgen um unseren Oldie.

Wir schliefen am Fuße des Licancabur Vulkans und hatten es zumindest von 2400 Höhenmeter auf 3300 Höhenmeter geschafft. Abends checkten wir dann nochmal das Kühlsystem. Wir bemerkten, dass der Ablaufschlauch vom Motorblock wieder verstopft war, das hatten wir schon in Costa Rica. Außerdem hatten wir kein Druck auf dem System was dafür sprach, dass der Deckel vom Reservoir defekt war. Gut. Immerhin hatten wir Probleme erkannt.

Nach einer Nacht ging es dann bis auf den Pass und im zweiten Gang packten wir die 4.850 Höhenmeter sogar ohne Stops an jedem Baum. Die Route war selbst wunderschön und wir genossen die Abgeschiedenheit. An der Laguna Negra verbrachten wir dann noch zwei super kalte aber ruhige Nächte, bevor wir die Grenze nach Agentinien nahmen. Weihnachten in Argentinien hatten wir nicht geschafft, dafür würden wir aber Silvester dort verbringen.

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