Tag 59-63 | Clearwater, Kamloops, Whistler, Sea to sky Highway, B.C., Kanada
Kurz nach der Nationalparkgrenze sagten wir tschüss zu Alberta und hallo British Columbia. Erste Anlaufstation war Clearwater, wo unsere Reisegruppe drei Tage plante. Den ersten Tag wars noch echt schön sonnig und warm und auf unserem schweineteuren Camping am Motel vom Rest der Truppe machten wir sogar noch ein schönes Lagerfeuer, nachdem wir uns mit Burgern ordentlich den Bauch vollgeschlagen hatten. Wir wurden ganz schön verwöhnt von Marlene und Heiner. Restaurants hatten wir in den letzten Monaten nur von Außen gesehen.
Unterm Strich war Clearwater jetzt nicht gerade der Nabel der Welt und reihte sich hinter Hinton in die etwas fragwürdige Ortsauswahl unserer Reisegruppe ein. Hinton war sowieso schon vom ersten Tag der Reise der Running-Gag der Truppe. Hanno und ich entkamen Hinton auch nur knapp dank overflow-Camping im Jasper Nationalpark.
Wir verzogen uns für die zweite Nacht in Clearwater dann lieber auf einen kleinen günstigen Provincial Park am Fluss und freuten uns über die Natur…im Regen. Es hörte einfach nicht mehr auf. Regen, Regen, Regen. Richtig gemein! Am dritten Tag fuhren wir dann schonmal frustriert weiter, nachdem wir vorher noch die WLAN Leitung im Motel heißlaufen gelassen haben.
In Kamloops standen wir über Nacht auf einem Supermarktparkplatz nahe des Highways und waren wenig begeistert. Am nächsten Tag fuhren wir runter nach Downtown. Wer hätte das gedacht, da war es super schön mit viel Streetart und zufällig war gerade eine Pride Parade in der Stadt und es gab überall Musik und kleine Pavillons mit Essen und Kleinigkeiten. Sehr gemütlich.
Von Kamloops gings nach Lillooet, welches wir schon Tage vorher von Heiner immer wieder ans Herz gelegt bekamen. Als wir reinfuhren kam uns unsere Reisegruppe schon entgegen, wendete und ließ uns wissen, dass der Ort mal so gar nix zu bieten hat. Hinton, Clearwater, Lillooet…naaaa gut.
Wir tranken nen Kaffee und aßen eine Zimtschnecke, die ihrer Gummiartigkeit nach zu urteilen schon einige Weile in der Auslage verbracht hatte. Die beiden Fotos die in dem Kaff entstanden sind, sagen irgendwie alles:
Das erste Mal in Kanada fühlten wir uns mit unserem langsamen, alten, stinkenden Bruno so richtig unwohl auf den Straßen. Auf dem wunderschönen Sea to Sky Highway, den wir leider nicht so richtig genießen konnten, wurden wir angehupt, beim überholen geschnitten, von der Fahrbahn gedrängt und ernteten ein paar Mittelfinger. Die Straße ging durch Serpentinen, hoch und runter und wir hatten gut zu tun mit Bruno. Klar waren wir langsam, aber wir haben auch das Schild auf Brunos Hintern, dass darauf hinweist, dass bei 80km/h die Höchstgeschwindigkeit erreicht ist und wir sind an jeder kleinsten Haltebucht rangefahren um alle vorbei zu lassen. Wir waren echt schockiert von B.C. Warum waren die Menschen hier so unentspannt? Vermutlich, weil es einfach zu viele Touristen sind. 50 km nach einem fiesen Überholmanöver mit Stinkefinger fuhren wir plötzlich am selben Auto wieder vorbei. Es stand mit Plattem am Straßenrand. Wir zeigten keinen Stinkefinger, fuhren einfach weiter und verkniffen uns ein Lachen. Dann sagte Hanno „It’s Karma, bitch“ und wir gaben uns ein High five. Ok, das war irgendwie sehr versöhnlich so und wir entspannten uns.
Wenig später standen wir im allerersten richtigen Stau. Ein LKW hatte eine Kurve nicht bekommen und war die Böschung runtergestürzt. Puh, erster dicker Unfall auf unserer Reise. Irgendwie fühlten wir da als halbe Trucker richtig mit. Der arme Mann stand entgeistert am Straßenrand als wir nach der Sperrung langsam vorbeigeleitet wurden und schweres Gerät den Anhänger zu bergen versuchte.
In Whistler campten wir mehr oder weniger wild, schauten uns aber nach einem guten Abendessen beim Mongolen noch das Städtchen an. In Whistler fanden 2010 die Olympischen Winterspiele statt und es scheint so, dass da ordentlich Geld zur Verfügung gestellt wurde. Super herausgeputzt, tolle Läden, Kneipen, Restaurants, Outdoorgeschäfte, sehr sauber, etwas künstlich. Erinnerte mich an Oberstdorf und war im Grunde auch genau das. Ein kleines Dorf an einem riesen Skigebiet. Wir entschieden uns das Geld stecken zu lassen und am nächsten Morgen nicht mit der Gondel bis auf den Berg zu fahren. Stattdessen ging es weiter auf dem Sea to Sky Highway an einen Rastplatz wo wir den Sonnenaufgang schauten, noch eine runde schliefen und beim ersten Kaffee am Ufer kapierten, dass wir den Pazifik vor den Füßen hatten. Wir hatten es geschafft! Wir hatten Kanada durchfahren und nach exakt zwei Monaten wieder das Meer vor der Nase.
Durch Vancouvers Verkehrschaos ging es dann zum Fährterminal, wir waren zu früh (glaubt uns kein Mensch!): also nochmal raus, kochen, Mittagessen und wieder hin und ab aufs Boot. Unsere Reisegruppe stand im Stau und verpasste so gerade den Reservierungs-Slot. Mist! Für die vier hieß es dann zwei Stunden warten. Wir fuhren schonmal nach Vancouver Island vor und waren gespannt, ob es wirklich so schön dort ist, wie alle sagen.