Tag 174-182 | Palm Springs, Indio, Yoshua Tree Nationalpark, Slab City, San Diego, Kalifornien, USA
In Palm Springs, das absolute Rentner-Paradies mitten in der Wüste, kamen wir in der Dunkelheit an. Wir fuhren auf einen Berg und schliefen oberhalb der Stadt und unter fantastischem Sternenhimmel. Am nächsten Tag gings in die Stadt und wir bummelten erst mal ein paar Läden ab. Ein dritter Sicherheitsgurt musste her und irgendwas was als Sitz herhalten konnte. Dann gings noch zu einer Maklerin die alles dafür gab, dass wir irgendwie zwei Wochen länger in den USA versichert sind. Keine Chance. Entweder gings nicht wegen ausländischer Führerscheine, oder weil Bruno halt Bruno ist, oder weil 2 Wochen zu kurz sind oder oder oder. Wir gaben auf beschlossen und einfach eine Versicherung kurz vor Ablauf unserer am 28.12. online abzuschließen. Wir hofften, dass über die Feiertage keiner die Angaben prüft und wir erst rausfliegen wenn wir in Mexico sind. Der Plan ging auf und alles ging gut. Nur rausgeflogen sind wir immer noch nicht, da werden wir wohl versuchen müssen zu kündigen…
Dann hieß es das erste Mal seit langen in Schale schmeißen. Hemd und Kleid und Frisieren und Schminken. 3. Hochzeitstag! Wir hatten einen Tisch in einem guten Restaurant reserviert und machten uns einen schönen Abend. Mit drei Gängen waren wir nach gut ner Stunde durch. Hatte leider nix von der Gemütlichkeit die wir am Estor in Aachen so schätzen. Auch die Raffinesse die Jan Estor-Freyaldenhoven in seine Gerichte bringt fehlte hier komplett. Wir wünschten uns für einen Abend nach Aachen und freuen uns schon auf das nächste Essen im Estor.
Kurz hatten wir überlegt auf dem Parkplatz des Restaurants zu übernachten damit wir beide trinken konnten, aber da die Herrschaften den nächsten Gang quasi schon parat hatten als wir noch nicht mal den letzten Bissen des vorherigen geschluckt hatten, schafften wir es nicht mal über den Aperitiv-Champagner hinaus.
Also fuhr ich unseren Panzer im hübschen Kleidchen bis zum nächsten Wanderparkplatz.
Den nächsten Tag über verbrachten wir dann auf dem Baumarktparkplatz, räumten die Mittelkonsole frei und schraubten das Sitzkissen und die Sicherheitsgurte an. Wir widmeten uns endlich auch den Schaltern für die Extrascheinwerfer. Ziemliche Arbeit, aber Abends waren wir fertig und können jetzt sowohl vom Fahrerhaus als auch von unserer Wohnkabine die Flutlichter anschalten. Praktisch!
Wir verbrachten dann eine weitere Nacht auf dem Wanderparkplatz. Morgens gingen wir dann noch ausgiebig einkaufen (ich fand endlich Ananas-Marmelade für Papa!) und fuhren bis nach Yoshua Tree wo wir in der Wüste schliefen.
Am nächsten Tag machten wirs uns gemütlich, erkundigten uns im Visitorcenter und machten dann noch eine Wanderung zu den 49 Palms. Mega witzig. Man läuft eine gute Stunde durch richtig karge Landschaft und dann taucht wie in einer Fatamorgana ein kleiner Palmenwald mit Bach auf. Wir blieben dort, bis die Sonne hinter den Hügeln verschwand und es wieder eisig kalt wurde.
Nach einer weiteren Nacht in der Wüste ging es dann quer durch den Yoshuatree Nationalpark. Wir machten einige Wanderungen, kletterten ein bisschen auf den Sandsteinen rum, staunten über die sehr witzigen Bäume und liefen durch einen Kaktusgarten.
Abends machten wir nochmal ordentlich Strecke und schliefen vor den Toren von Slab City.
Für alle dies nicht kennen, Slab City ist der einzige freie Ort in den USA. Ein absolutes Hippie-Paradies. Wir kannten den Ort aus Hannos Lieblingsfilm „Into the Wild“ und wollten unbedingt hin.
Am nächsten Morgen gings dann rein und schon am Eingang wurden wir von John abgefangen, der uns eine Skizze malte was wir alles sehen sollten. Erstes Ziel war dann Salvation Mountain, wo ein mittlerweile verstorbener Künstler aus Stroh, Lehm und jede Menge Farbe seinen eigenen Tempel geschaffen hat. Er war sehr gläubig und es geht viel um Gott, Jesus und die Bibel. Wie wir finden aber auf eine sympathischere Weise als es die Katholische Kirche so manches Mal hinbekommt.
Die Menschen in Slab City leben in Zelten, Wohnwagen und Autos und ohne fließend Wasser und Strom. Viele sind Obdachlose aus dem ganzen Land, einige Aussteiger die auf das System keinen Bock mehr haben. Frei sind die Menschen dort, aber auch nicht bedingungslos. Die Community ist groß und die Connections untereinander spielen eine große Rolle. Wer Mist macht oder sich gegen die wenigen existierenden Regeln widersetzt (stiehlt, pöbelt oder zerstört) wird rausgemobbt.
Samstags ist Flohmarkt an der Straße und wir wollten mal schauen was so angeboten wird. Kaum geparkt lief uns John wieder über den Weg und bot uns an mit ihm den Tag zu verbringen. Er sprach von Wüste, Mittagessen und Knarren. An den Ort kam man nur mit Allrad und Bodenfreiheit und er lud einen Haufen Zeug in unsere Wohnkabine bevor er uns zu seinem Ort navigierte.
Der Tag entpuppte sich als „Schießtag“. John hatte unzählige Waffen mit. Neue und Alte, Revolver und Gewehre. Er zeigte uns alles und ließ uns schießen und man könnte meinen, dass er den meisten Spaß an diesem Tage hatte. Wir hatten schnell genug, mussten aber bis zur Dämmerung da durch. Mittags gab es Millitäressen. Irgendwelche Tütchen mit Fertigessen und irgendwelche Säckchen die bei Berührung mit Wasser kochend heiß werden und das Essen erhitzen. Insgesamt ein großer Haufen Plastikmüll und nicht besonders lecker.
John war super nett, aber man kann definitiv von ihm sagen, dass er ein absoluter Waffennarr ist und davon halte ich so gar nix. Wir blicken mit sehr gemischten Gefühlen auf den Tag zurück und für uns steht fest, dass wir sowas nie mehr machen wollen.
Abends kamen wir dann am Campingplatz in Slab City an. Dort war die Hölle los. Auf dem Weg dort hin brannte gerade ein Wohnwagen aus, auf dem Campingplatz stand die Polizei und führte einen jungen Kerl mit tiefer Stichwunde im Arm ab.
Wir stellten keine Fragen, packten ein paar Biere ein und liefen bis zu „The Range“ wo Samstagsabends open Mic ist.
Es war viel los und verschiedenste Leute performten solo oder als Band 3-5 Songs. Die Stimmung war gut und es wurde fleißig gekifft und getrunken. Man hat das Gefühl das in Slab City mehr Gras als Geld im Umlauf ist. Das ein oder andere Mal wurden wir angeschnorrt. Wir fielen dann doch als Neulinge auf. Der Abend war witzig und die Leute sehr offen. Einige Künstler waren richtig gut, andere eher weniger.
Am nächsten Morgen wollten wir weiter und fuhren nur noch kurz am East Jesus vorbei, wo verschiedene Künstler eine Art Ausstellung im freien gebaut haben. Dann hatten wir genug vom Hippieleben und fuhren bis nach San Diego durch.
Wir wussten, dass Slab City echt verrückt ist, aber mit dem was wir da die zwei Tage erlebt haben, hätten wir dann doch nicht gerechnet.
In San Diego gings dann an die letzten Vorbereitungen bevor unser Besuch kam. Es regnete in Strömen und 5 Stunden bevor wir zum Flughafen musste riss Hanno das Dach mit ner Stichsäge auf. Aiaiaia, ganz ganz knapp schafften wir den Einbau des Dachlüfters. Dann gings im Eiltempo zum Flughafen wo wir erst mal Parkplatz Chaos hatten. Es gab drei Schranken mit Höhenbegrenzung von 7“ und eine ohne. Wir führen durch die ohne und dachten das wäre ok. Kurz darauf standen wir dann vor einem Parkhaus mit 7“ Höhenbegrenzung und es gab keinen Weg mehr raus. Hanno telefonierte dann mit dem Schrankenwart oder der Security und wir kamen durch eine seitliche Schranke wieder raus. Wir drehten eine weitere Runde um den Flughafen und fuhren einem anderen Schild hinterher. Eh wir uns versahen landeten wir wieder vor den selben Schranken. Sch…. Wenden war nicht möglich, also staute Hanno den Verkehr und ich setzte eine gefühlte Ewigkeit mit Bruno bergauf die Autobahnabfahrt zurück. Was ein Chaos. Dann fanden wir endlich den ebenerdigen Parkplatz und sprinteten zum Terminal.