Tag 359-383 | Weiterhin Rancho Pacifico Baja, El Pescadero, Baja California Sur, Mexico
Kaum waren die ersten Geschäfte, Strände und Touristenattraktionen wieder auf schnellten die Fallzahlen in ganz Mexico in die Höhe. Eh wir uns versahen verkündete der Gouverneur von Baja Sur einen erneuten Shutdown. Unsere Pläne, demnächst weiter zu reisen zerschlugen sich also wieder.
Hanno braute tageweise Bier und experimentierte mit verschiedensten Rezepten und Vorgehensweisen herum. Die ersten Flaschen sind mittlerweile getrunken und man kann durchaus von Erfolg sprechen. Beide Biere schmecken hervorragend. Genug Ansporn neues Malz, neuen Hopfen und neue Hefe zu bestellen und die Produktionsmenge zu erhöhen. Einzig die immer noch steigenden Temperaturen machen den Fermentierungsprozess zu einer heiklen Angelegenheit. Fast täglich knacken wir nun die 40 Grad Marke.
Wir freuen uns mittlerweile über jedes kleinste Lüftchen, Wind auf dem Berg, duschen und kleine Regenschauer. Wir stecken mitten in der Hurricane- und Regensaison und wir versprachen uns davon ein bisschen Abkühlung. Leider lässt das bisschen Regen nur die Luftfeuchtigkeit steigen und kühlt null ab. Dafür blüht die Wüste und wir entdecken weiter neue Lebewesen um uns herum. Große Skorpione, schwarze Witwen, fluffige Wespen (Velvet Ants) und ziemlich fiese Tarantula Hawks (gute 10 cm große Wespen).
An Hannos Geburtstag verbachten wir einen entspannten Tag ohne Bauprojekte auf der Ranch. Ich versuchte mich an einer Schwarzwälderkirschtorte, aber bei 38 Grad wollte die Sahne einfach nicht steifgeschlagen werden. Der Rest der Torte schmeckte aber zum Glück auch mit flüssiger Sahne. Abends versackten wir ums Lagerfeuer (ohne dieses zu entzünden – zu heiß) und nach dem ein oder anderen Liter selbst gemachten Bier lief Hanno zu Hochformen auf und Willow und Lee kamen in den Genuss des zu Hause durchaus bekannten Drunken-DJs. Wir hatten Spaß bis tief in die Nacht und schauten in den Himmel. So viele Wünsche haben wir gerade gar nicht, wie Sternschnuppen über den Himmel rauschten. Eine echt fantastische Nacht.
Photo by Willow
In der nächsten Woche kamen Dane und Sabrina dann endlich mal ins Camp und steckten mit uns den Bereich für das zweite große Campsite ab. Wir wollten dien Campground für die beiden ausbauen im Gegenzug für die kostenlose Unterkunft, warteten aber gut einen Monat auf Instruktionen der beiden.
Jetzt konnte es endlich losgehen. Wir rupften Sträucher aus dem Boden, buddelten Bäume aus und verpflanzten Kakteen an neue Orte. So schafften wir schon einiges und langsam aber sich nimmt das ganze Form an. Die Arbeit ist durchaus nicht ohne und die Hitze lässt es nur zu, dass wir abends arbeiten.
Am Camper sind dann auch noch ein paar weitere Verbesserungen umgesetzt. Wir haben jetzt eine Außensteckdose, die neuen Gasfedern des Pop-up Dachs funktionieren auch, die bei der Fahrt aneinanderschlagenden Gewürzgläschen sind mit Gummilack gedämpft, wir haben einen neuen Gartentisch und das zweite Staufach am Hinterrad ist auch fertig. Außerdem haben wir das komplette Dach weiß gestrichen. Das dunkelblau wird so heiß, dass man sich regelrecht verbrennt und heizt vor allen Dingen die Fahrerkabine ordentlich auf. Größtes Projekt der letzten 3 Wochen war dann aber der Umbau vom Regal mit Kühlschrank und Co. Bei den jetzigen Temperaturen wurde der Kühlschrank ganz schön heiß. Wir installierten 3 PC Lüfter und brachten Blech an, das die Hitze ableitet. Wir hoffen so den Kühlschrank etwas runterkühlen zu können. Da wir nun schon einmal dran waren versetzten wir die Kaffeemaschine nach oben ins Regal, damit man etwas bequemer stehen kann, wenn man Kaffee kocht.
Jup, und jetzt ist dann wohl der Zeitpunkt gekommen wo wir mit allem fertig sind und uns nicht mehr so einfach beschäftigt bekommen. Bisher sind uns immer neue Projekte eingefallen, aber auch die letzten Ideen sind umgesetzt und eigentlich wollen wir nur weiter.
Die Landesgrenzen sind weiterhin geschlossen und immer wieder drehen sich unsere Gespräche darum ob und wie es wohl weitergehen wird.
Dann kam mein Geburtstag und wir hatten alle nur einen Wunsch: Das Meer sehen. Also ging es auf geheime Mission an einen abgelegenen Strand. Pures Glück war dieser Tag. Morgens hatte Hanno einen Käsekuchen mit Fruchttopping gebacken und dann ging es die 40 km ins Niemandsland und über eine Schotterpiste bis zum Strand. Die Wellen waren heftig und schwimmen war leider nicht drin, dafür tobten wir in der Brandung und kühlten uns mal so richtig ab.
Chico war das Ganze nicht so ganz geheuer und er blieb lieber in Bruno bis es dämmerte. An Aimees Seite traute er sich dann mal auf den Strand und brachte uns direkt eine Maus auf die Picknickdecke.
Abends machten wir Fischtacos und tranken Wein und Cocktails. Ein perfekter Geburtstag. Letztes Jahr stand ich in Ottawa in der Werkstatt und baute unter Tränen und Schweiß mit Hanno das Allradgetriebe aus. Definitiv war mir dieser Geburtstag am Strand lieber. Wir waren alle vier so hin und weg nach 3 Monaten ohne Meer, dass wir kurzerhand entschlossen dort zu campen. So schliefen wir spät mit Wellenrauschen im Hintergrund ein. Es war deutlich kühler am Meer und wir schliefen hervorragend. Alleine die Tatsache von kühlen Nächten lässt uns seitdem mit noch mehr Sehnsucht ans Meer denken. Am nächsten Tag zogen wir den kleinen VW dann aus dem Sand zurück auf die Straße und mittags waren wir zurück an der Ranch.
Photo by Lee
Diese Woche ging es dann nach La Paz. Unser 6 Monate Visa war ausgelaufen und wir mussten uns unbedingt darum kümmern wieder legal in Mexico zu sein. Von Amerikanern und Kanadiern wussten wir, dass sie kein neues Visum bekamen, da sie ja ausreisen könnten. Als Europäer standen die Chancen besser, wir waren aber durchaus nervös. Plan B war ein Kurzurlaub auf Aruba oder Barbados (die einzigen Destinationen wo man gerade von Mexico aus rein kommt), was unserem Budget allerdings nicht besonders gut tun würde, Plan C gabs nicht. Morgens um 7 Uhr machten wir uns also auf den Weg. Um 12 Uhr hatten wir nach einem Vormittag in einem durchaus professionellen Büro der Regierung eine neue Aufenthaltsgenehmigungen in der Tasche und werden nun in einer Kartei als Flüchtlinge in Mexico geführt. Wir dürfen nämlich aus „humanitären Gründen“ weiter im Land bleiben. Definitiv nix, was auf unserer Bucketliste stand, aber als Flüchtlinge sind wir nun wieder 6 Monate legal im Land.
Auf dem Weg zum Supermarkt wurden wir dann von der Polizei rausgewunken. Die fuhren länger hinter mir, in der Hoffnung, dass ich ein Stoppschild überfahre oder sonst was falsch mache. Als sie nix fanden zogen sie mich raus und checkten direkt ob wir angeschnallt sind. Waren wir. Dann erzählten sie irgendwas von Blinker, den ich nicht oder doch oder was auch immer benutzt habe. Das idiotische war, dass sie mir auf einer geraden Strecke ohne eine Abbiegung gefolgt sind. Und alle Autos neben mir galant die Stoppschilder überfuhren und machten was sie wollten. Haben wir alles auf der Dashcam. Tja, aber wir sind die mit dem ausländischen Auto. Wir sind die mit Geld und die, die man abziehen kann. Half alles nix, die korrupten Herrschaften wollten Kohle sehen. Es ist immer die gleiche Masche: sie kassieren deinen Führerschein ein, sagen dass man am nächsten Tag zur Wache kommen soll, da diese heute zu hat (Lüge!) und bieten einem dann an, dass man auch direkt bar einen kleineren Betrag bezahlen kann, wenn man nicht am nächsten Tag wieder aufschlagen und seinen Führerschein zurück will. Alles erstunken und erlogen und es war super offensichtlich, dass sie nix fanden, was ich falsch gemacht habe. Nach langen Diskussionen gaben wir den Herren 200 Pesos (7,50€) und sie zogen ab. Wir ärgerten uns den ganzen restlichen Tag über diese Idioten und uns, das wir bezahlt hatten. Krass, wie so eine Erfahrung an einem nagt. Wir fühlten uns direkt nicht mehr wohl und fuhren so schnell es ging wieder zur Ranch zurück. Fest vorgenommen haben wir uns, dass wir beim nächsten Mal sagen, dass wir am nächsten Tag zur Wache fahren und ein Ticket wollen. Der ausgehändigte Führerschein ist ein abgelaufener Internationaler Führerschein, dann sollen sie den halt behalten.
Lee und Hanno waren eine Woche zuvor in Cabo ebenfalls von der Polizei rausgezogen worden. Lee war falschherum durch eine Einbahnstraße gefahren. Zusätzlich ist deren Auto nicht versichert und er hatte vorher ein Bier getrunken. Lee wollte also durchaus, dass das ganze schnell geklärt wird, bevor sie weiter wühlten und noch mehr fanden. Die Strafe fiel dann erheblich höher aus und die Jungs zahlten 2000 Pesos. Ebenfalls wars die Masche mit einbehalten vom Führerschein und am nächsten Tag zur Wache und dem Discount wenn man direkt Bar zahlt…
Mexiko ist ein tolles Land, und alle Mexikaner, die wir kennen gelernt haben sind super herzlich und zuvorkommend, aber die Korruption zeigt sich in letzter Zeit sehr viel deutlicher und macht die Fahrten in die Städte unangenehm. Ich weiß nicht, ob das auch eine Nebenwirkung der Coronakrise und des fehlenden Sozialsystems ist, aber die ersten 5 Monate hatten wir nie Probleme mit der Polizei.
Zurück auf der Ranch bauten dann Willow und Lee ihr Stromsystem neu. In La Paz hatten wir die letzten Teile (Batterien, Laderegler…) von der Post geholt. Hanno hat außerdem seine neuen Bierzutaten in La Paz eingesammelt.
Mit Dane und Sabrina hatten wir am 1. Juli Canada Day gefeiert und einen echt tollen Abend. Wie immer war Dane der Abendvollste und Abendwitzigste.
Dane und Sabrina wollen jetzt doch nach Kanada aufbrechen, haben aber immer noch niemanden der die Ranch sittet. Der ursprünglich auserkorene mexikanische Mitarbeiter will es jetzt doch nicht machen, er ist auch nicht wirklich verlässlich und seine Familie steckt wohl mitten drin in den Machenschaften des örtlichen Kartells. Alles nicht so ideal.
Sie versuchen uns seit Wochen zu überreden, aber wir wollen in keinem Fall bis November hier bleiben. Wenns nach mir geht, gehts eher früher als später weiter. Die Hitze macht mich fertig und das wir nicht mehr wirklich was zu tun haben macht es auch nicht besser.
Willow und Lee müssen Anfang August ihr Visa erneuern, wir hoffen, dass wir danach in kleinen Schritten und mit vorher gebuchten Campingplätzen weiterreisen können.
Ein Gedanke zu „Tag 359-383 | Weiterhin Rancho Pacifico Baja, El Pescadero, Baja California Sur, Mexico“
Super schön alles beschrieben, wenn ihr nochlange da seid werdet ihr noch zu Alkis😜bei dem ganzen Bier 🍻 paßt gut auf euch auf LG Margret