Tag 479-495 | Nine Palms, El Pescadero, Todos Santos, Playa Pilitas, Playa Balandra, Baja California Sur, Mexico

Tag 479-495 | Nine Palms, El Pescadero, Todos Santos, Playa Pilitas, Playa Balandra, Baja California Sur, Mexico

Mit unserem Paket im Gepäck ging es dann wieder nach Nine Palms. Wir kamen zur Abenddämmerung an und packten nur schnell Stühle und Tisch aus um den Sonnenuntergang zu genießen. Dann verbrachten wir den Abend so, wie wir ihn am liebsten haben. Eine gute Flasche Wein, Füße im Sand und mit langen Gesprächen über alles und nix. Diese Abende sind selten geworden, da wir doch fast immer mit Willow und Lee zusammen sitzen oder auch einfach nur, weil wir Internet haben und am Handy hängen. 

Nine Palms ohne den Rest der Truppe und ohne Internet passte perfekt, um uns nochmal zu ordnen und intensive Gespräche zu führen. 

Von Freitag bis Montag hatten wir dann feste Tagesaufgaben. 2-3 mal raus und surfen und jeden Tag ein Teil an Bruno reparieren. So konnten wir bis zum folgenden Montag Hannos Tastatur vom Mac tauschen, die neue Tankanzeige vom Dieseltank installieren (nach 9 Monaten wissen wir wieder wie viel Sprit wir haben!), den neuen Griff der Beifahrerseite anbringen (nach 15 Monaten können wir die Beifahrerseite wieder auf- und abschließen!) und die neue Gummimanschette am Lenkrad montieren. Außerdem tauschten wir noch das Schaltpanel vom Dachlüfter.

Die Abende verbrachten wir mit gutem und seltenem Essen wie Steak und Curry, Wein und Bier und sogar mit Kartenspielen. Am Morgen wurden wir täglich vom Esel geweckt, der nach den Gemüseabfällen bettelte. Die Tage bis Montag flogen nur so und es fühlte sich gut und zeitlich perfekt an dann den Motor in Cabo abzuholen. 

Kaum hatten wir auf dem Weg zurück wieder Internet, gabs die nächsten schlechten Nachrichten. Der Motor war in Tijuana nicht durch den Zoll gekommen und dort abgeladen worden. Lee war richtig wütend und frustriert am Telefon. Wir machten aus, dass wir in Cabo erst mal einkaufen gehen und den zweien Zeit geben das ganze zu sortieren und zu organisieren.

Nach dem Einkaufen konnte Lee uns dann mit einem neuen Zeitplan versorgen. Freitag sollte der Motor da sein und Willow wollte ihn übers Wochenende einbauen. Wir hatten keine Lust die Zeit in Todos Santos oder Cerritos abzusitzen, also fuhren wir wieder nach Nine Palms zurück. Über das Satellitentelefon, was wir täglich checkten, wären wir abrufbereit, wenn es doch schneller ging mit der Anlieferung. 

Die Tage von Montag bis Freitag flogen dann leider nicht mehr. Der Strand wurde ziemlich voll und auch im Line-up beim Surfen herrschte plötzlich ein ziemlich harscher Ton. Wir hatten die Stimmung in Nine Palms bisher als sehr nett und freundlich wahrgenommen und hatten auch einige echt hilfreiche Tipps von den Profis bekommen. Jetzt wurden wir zweimal richtig gemein von der Seite angegangen und die Amerikaner waren der Meinung das Meer gehört ihnen. Es verging uns die Lust uns mit ins Line-up zu quetschen. Hanno haute sich dann noch eine der Finnen an die Schläfe und kam mit einer Mini-Platzwunde aus dem Wasser. Genug ist genug. Wir verloren den Spaß an Nine Palms. Wieder ein Ort, den wir nicht mehr sehen konnten. Es wurde Zeit, dass wir runter kommen von der Baja.

Das Aufregendste, was dann noch passierte war die Rettungsaktion eines amerikanischen Pickups inklusive Wohnwagen. Die Herrschaften fuhren sich direkt vor Bruno im tiefen Sand fest und waren maßlos überfordert. 1,5 Stunden versuchten sie mit Holzplatten und Sandblechen vom Strand runter zu kommen. Der neue Ford F-150 Pick up des Gespanns konnte offroad echt nix: Schwarze Sonderedition und superdünnen Reifen, nicht abschaltbare elektronische Traktionskontrolle, dafür aber ohne Abschlepphaken, so dass man auch kein anderes Auto davor spannen konnte. Als der Pickup (ohne Wohnwagen) endlich befreit war, versuchte ein befreundeter Pickupfahrer des Pärchens mit einem 20 Jahre älteren Modell den Trailer rauszuziehen, kam etwas weiter und fuhr sich dann aber ebenfalls fest. Wir hatten uns lange gesträubt, packten dann aber doch alles zusammen und kamen mit Bruno zur Hilfe. In einem Zug befreiten meine Männer dann den Pickup inklusive Wohnwagen. Nicht schlecht! Leider haben wir natürlich keine Fotos von Brunos Heldentat gemacht, da wir doch mehr damit beschäftigt waren ihn nicht auch noch festzufahren…

Dann war endlich Freitag und es ging zurück nach El Pescadero. Auf dem Weg raus bemerkten wir einen ziemlich tiefen Riss in der Seite des einen Hinterreifens. Nach 30 Jahren auf der Straße und 10 Monaten mexikanischer Sonne sind die Reifen also doch besiegbar. Außerdem sponn plötzlich unser Sensor von der Differenzialsperre. Als wir sicher gestellt hatten, dass die Sperre nicht aktiv war gings dann im Eiltempo nach Cabo. Nine Palms steht irgendwie echt unter schlechtem Omen. Immer ist irgendwas im Eimer wenn wir von da wegfahren. Leider hatte Clem auch noch vergessen uns eine Nachricht aufs Satellitentelefon zu schicken, sodass wir für die Anlieferung des Motors morgens zwischen 7 und 8 Uhr schon zu spät waren. Der Spediteur hatte dann zum Glück sowieso Verspätung und deswegen wurde der Motor direkt an der Werkstatt vorbei gebracht. Jaro hatte den VW dann ebenfalls schon bis dort geschleppt. Wir wurden noch beauftragt eine neue Starterbatterie, Öl und Bier zu besorgen und fuhren direkt zur Werkstatt.

Zwei Tage packten wir alle mit an. An Tag Eins schafften wir den Ausbau des alten und den Einbau des neuen Motors. Da es schon super spät war campten wir alle auf dem Werkstattgelände und Lee und Willow luden uns zu Pizza ein, die wir noch schnell mit Bruno einsammelten. 

Es ging früh ins Bett und am nächsten Tag waren wir früh wieder wach. Etwas ratlos saßen wir dann mit Jaro rum, da Willow und Lee länger schliefen. Wir entschieden in der Zwischenzeit zur Tankstelle zu fahren und dort den beschädigten Reifen mit dem Ersatzreifen zu tauschen. Als das erledigt war gings dann endlich auch in der Werkstatt weiter. Eigentlich war nicht mehr viel zu tun, aber die ersten Versuche den Motor zu starten scheiterten am fehlenden Funken der Zündkerzen. Willow fand dann heraus, dass doch noch einige Teile mehr vom neuen Motor nicht baugleich zum alten waren und sie fing an diese auszutauschen. Trotz exakt gleichen Motortyps und nur einem Jahr Altersunterschied hatten die Ingenieure von Subaru nämlich doch einige Änderungen vorgenommen, so dass die Steuersignale der Ventile nicht mehr zum alten Steuergerät passten. Nachdem die Riemenscheiben vom alten Motor auf den neuen getauscht waren, kamen endlich die richtigen Signale an. Es dämmerte bereits als der Motor endlich startete und lief. Es dauert halt doch alles immer länger als man plant und wir waren alle super erleichtert. Echte Punktlandung. Es war Samstag Abend. Der Besitzer der Werkstatt, Aaron, hatte gekocht und lud uns zu Tacos mit gegrilltem Rindfleisch ein. Super, super nett. Während Lee und Willow noch die Luft aus dem Kühlwasser holten, griffen wir ordentlich bei den Tacos zu. 

Gegen 22 Uhr hatten wir es dann endlich geschafft und Ruby fuhr ihre erste Strecke bis zum San Pedrito Strand. Wir hatten eine Flasche Champagner besorgt um mit dieser den Erfolg zu zelebrierten. 

Es war noch einiges zu tun und einzustellen, aber immerhin fuhr der kleine VW wieder.

Sonntag Mittag war dann soweit alles überprüft und funktionstüchtig und wir entschieden nach Todos Santos rein zu fahren. Wir gaben unsere Wäsche ab und fuhren schnurstracks zur Brauerei. Dort starteten wir relativ früh in einen feuchtfröhlichen Abend, an dem auch Clem und Emelie zu uns stießen. Mit Flights (Probiergläschen), Burgern und Livemusik machten wir uns eine sehr gute Zeit. 

Die Nacht war lang und nicht jeder von uns wachte am nächsten Morgen ohne Kater auf. 😉

Wir verbrachten dann noch drei Tage am La Pastora Strand, versuchten den Sensor vom Differential zu reparieren (erfolglos), bekamen Besuch von Alejandro und seiner Freundin und Hanno und ich gingen am letzten Abend dann noch im Green Room Restaurant am Strand essen.

Alejandro hat unserer Meinung nach übrigens den Award für „Best Face Mask“ in den Kategorien Kreativität und Sinnlosigkeit gewonnen, gegen seine Lederlappenmaske mit ergonomischen Luftlöchern konnten unsere selbstgebastelten Masken nicht mithalten!

In den letzten Wochen hatten wir alle aufgehört von „Fähre“ und „Festland“ zu reden. Jedes Mal wenn wir Pläne für unsere Abreise schmiedeten, ging was schief. So hatte sich das Codewort „Balandra“ entwickelt und es ging am nächsten Tag Richtung La Paz und an den Pilitas Strand. 

Die Männer kochten und Willow und ich genossen schweigend den hoffentlich letzten Sonnenuntergang bevor es nach „Balandra“ geht. Unglaubliche 298 Tage hatten wir auf der Baja Halbinsel verbracht. Geplant waren eigentlich nur 60 Tage. 

Am nächsten morgen klingelte der Wecker dann um 5.30 Uhr und wir reihten uns ein weiteres Mal in die Schlange zum Balandra Strand. Wir ergatterten wieder eine Palapa direkt vor den Campern und frühstückten in Ruhe. Dann gings ins Wasser und auch noch auf den nahe gelegenen Hügel um ein paar Drohnenaufnahmen zu machen. Und dann, ja dann gings Mittags wirklich nach „Balandra“.

Am Hafen wurden wir vom Zoll kontrolliert, dann gings für Bruno auf die Wage und zum Messen und dann ins Ticketbüro. Um 14 Uhr hielten wir Tickets für unsere Überfahrt nach Mazatlán im Bundesstaat Sinaloa in den Händen. Glauben konnten wirs nicht.

Eine Stunde später gings dann an das Terminal der Fähre. Willow und ich, die Beifahrer, mussten aussteigen und in eine Wartehalle. Dort wurden wir von einem Ort zum anderen geschickt. Im Restaurant durften wir nicht sitzen, vom Wartebereich wurden wir vor die Türe gebeten um dann kurz darauf wieder in den Wartebereich geschickt zu werden, von da aus ging es dann durch eine Militärkontrolle, wo niemand war und wir mussten draußen wieder warten. Nach 2 Stunden mexikanischer Sinnlosigkeit durften wir bis zur Fähre laufen, wo wir unsere Männer wieder fanden. Wofür das Ganze? Keine Ahnung. 

Mit einer Stunde Verspätung fuhren wir dann endlich die Camper aufs Boot und freuten uns, dass wir auf dem oberen Deck im Freien standen. Wir würden bei der 16 stündigen Überfahrt in den Campern schlafen. 

Bis zur Abfahrt, die ebenfalls verspätet war, standen wir oben auf dem Passagierdeck und konnten es irgendwie immer noch nicht fassen. Mit unseren Essensgutscheinen bewaffnet suchten wir die Kantine und ergatterten einen von zwei Tischen in dem winzigen Raum. Es gab Tortillas mit Bohnenmuß, Gemüse und Fleisch. Läuft! 

Kurz darauf legte die Fähre ab und es war Zeit für die zweite Flasche Champagner in dieser Woche. Wenn die Fähre jetzt nicht bei der Überfahrt sinkt, würden wir es echt aufs Festland schaffen. Grund zu feiern! Prost. 

Dann gings noch schnell duschen (warm und erstaunlich gut für eine ausrangierte Fähre aus Holland) und zurück in Bruno, wo Chico schon auf uns wartete und sich vermutlich wunderte, warum alles so schwankt. Er wollte unbedingt raus, also gingen wir mit Leine eine Runde. Nicht so toll zwischen Trucks, in der feuchten Brise und mit Lärm auf dem Schiff. Nachdem er kurz die Nase über Board gesteckt hatte, wollte er unbedingt zu Bruno zurück. Das war ihm dann doch etwas zu ungeheuer. Das Meer war zum Glück ruhig, wir schliefen durch und wachten am nächsten Morgen gegen 7 Uhr einigermaßen erholt auf. Beim Kaffee auf dem Passagierdeck entdeckten wir dann die ersten Silhouetten am Horizont: Mazatlán – wir hatten es fast geschafft.

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