Tag 563-567 | Tamul Wasserfall, Sótano de las Golodrinas, Xilitla, San Luis Potosí, Mexico
Am nächsten morgen gings zum Supermarkt und dann auf die Suche nach dem Rest der Truppe. Leider erreichte uns an diesem Tage auch eine wenig schöne Nachricht von zu Hause. Unser Katerchen Brain leidet an altersbedingter Herzschwäche und wir müssen uns wohl damit abfinden, dass wir den Kleinen nicht mehr knuddeln und kraulen werden. Resultat waren eine Menge Tränen und ein paar Tage, an denen wir uns nichts sehnlicher wünschten als nach Hause zu fahren. Wir schauten nach Flügen, COVID-Einreiseregeln, Katzensittern für Chico und Lagerorten für Bruno, aber am Ende mussten wir einsehen, dass wir damit nur jede Menge Risiken eingehen und im Zweifel auch noch unsere Familien in Gefahr bringen.
Der Kater ist nicht der Jüngste und wir mussten darauf gefasst sein, dass sowas passiert, aber trotzdem ist es ein Schlag in die Magengrube. Wir sind super froh, dass sich Hannos Eltern so gut um unsere zwei Fellnasen Pinky & Brain kümmern. Ohne Marlene und Heiner wären wir gerade echt aufgeschmissen und würden verrückt werden vor Sorge. Wir wissen, dass sie es dort immer gut haben und sehr umsorgt werden, das tröstet, selbst wenn wir den kleinen Mann nicht wiedersehen.
Zurück im Mexico-Leben versuchten wir die Dinge die vor unserer Haustüre lagen zu genießen. Dazu gehörten kristallklares blaues Wasser, Sonnenschein und zu guter Letzt der Tamul Wasserfall mit seinen unzähligen Pools. Wir gönnten uns etwas Zweisamkeit und erkundeten ganz für uns alleine die Umgebung. Normalerweise kostet der Tamul Wasserfall nix, man zahlt nur dem Bauern umgerechnet 1 Euro um über dessen Grundstück fahren zu dürfen. Nun zu Corona Zeiten wurde das ganze eine kostspielige Angelegenheit. Die Bevölkerung wird kreativ beim Geldeinnehmen. So zahlten wir einen Guide der verpflichtend war und nochmal Eintritt. Um die Schwimmwesten kamen wir drumrum. Der Guide verabschiedete sich aber schnell und wir hatten den Wasserfall ganz für uns alleine und konnten bis an den Rand laufen und in den Pools schwimmen. Wir überlegten lange nochmal zum Auto zu laufen um die Drohne zu holen. Bei den Videos und Bildern die entstanden sind können wir nur selbst staunen und definitiv sagen, dass sich der Weg gelohnt hatte. Wahnsinn!
Wir hätten nix dagegen gehabt noch einen Tag dort zu bleiben, aber die Gruppe wollte weiter, also gings am nächsten Morgen los. Wir fuhren bis zur Sótano de las Golodrinas. Sótano bedeutet Doline, also ein Sinkloch mitten im Wald. 550 m tief. Das wollten wir gerne sehen. Die letzten 20km bis auf die Hochebene kamen wir in dichten Nebel und im Ort der Doline angekommen konnten wir noch vielleicht 5 m sehen. Im Schneckentempo gings die letzten Meter hoch. Oben angekommen war schnell klar, dass es Straßencamping werden würde. Im Nebel nicht sonderlich verlockend. Clem und Emelie verabschiedeten sich, als klar war, dass der kleine Lu wegen COVID nicht in den Park darf und Straßencamping entspricht auch nicht so ihrem Standard. Der Rest von uns fuhr eine Straße hoch und wir parkten im Graben bzw. auf dem Seitenstreifen. Die Autos markierten wir mit LEDs und Warndreiecken und hofften, dass niemand in uns reinrast. Es fing an zu regnen und hörte auch nicht mehr auf. Tüpfelchen auf dem i war dann, als es von der Decke zu Tropfen begann. Unser Dachlüfter ist undicht. Juhu. Meine Bettseite war im Handumdrehen nass. Dass das Wetter am nächsten morgen besser wird bezweifelten wir stark.
Aber siehe da, um 6 Uhr morgens klarte es pünktlich auf und um 7 Uhr liefen wir die Treppen bis zur Doline runter. Nun hieß es warten. Irgendwann nach Sonnenaufgang würden Millionen von Vögeln aus der Doline in kreisenden Bewegungen aufsteigen und für den Tag ausfliegen. Ein riesiges Spektakel. Unsere Geduld wurde auf die Probe gestellt, aber gegen 10 Uhr fing das Kreischen und Zetern an und kurz darauf kamen die ersten Schwalben an die Oberfläche. Über 20 Minuten lang sausten unzählige Vögel über unsere Köpfe aus der Höhle. Mit einem Tau befestigt konnten wir sogar über dem Loch hängen und sehen, wie die Schwalben sich kreisend nach oben arbeiten. Sehr beeindruckend.
Wir waren hungrig als wir den Rückweg zu den Autos antraten und entschieden im kleinen Örtchen Aquismón noch etwas Streetfood zu futtern bevor wir weiterfuhren.
Unser nächster Spot sollte an einer Quelle liegen. Hanno und ich erreichten den Ort zuerst und uns wurde gesagt, dass Camping gerade wegen COVID nicht gestattet ist. Mist.
Also gings schnell weiter bis nach Xilitla. Hier wartete ein weiteres Highlight auf uns und ich freute mich schon lange drauf. Auch hier stellte sich die Suche nach einem Campspot als nicht so einfach heraus. Ein Hotel warb mit Camping und es sah gut aus, aber dann bekamen wir doch ein nein. Manchmal macht einen die vergebliche Suche nach einem guten, sicheren Stellplatz echt wahnsinnig. Nicht zu wissen wo man Nachts schlafen kann ist ein bedrückendes Gefühl.
So endeten wir mal wieder mit Streetparking, nachdem wir die örtliche Polizei um Erlaubnis gefragt hatten. Es regnete weiter und auch die nächsten Tage sahen nicht besser aus. Wir würden also die berühmten Las Pozas im Regen besichtigen. Am nächsten Morgen packten wir die Regenjacken aus und fuhren zum Eingang. Wir bekamen direkt Tickets für die nächste Tour und einen englischsprachigen Guide. Also los in die Unwirklichkeit. Las Pozas ist ein Garten voller surrealistischer Bauwerke des Engländers Edward James. Vom Guide erfuhren wir eine Menge Details, denn er war der Sohn der Haushälter von Edward James. Er war in der Anlage aufgewachsen und hatte von seiner Großzügigkeit profitiert. Edward James hatte vielen lokalen Mexikanern Arbeit gegeben, die Familien mit Krankenversicherungen versorgt und deren Kindern die Schulen und Ausbildungen bezahlt. Er war großzügig und eigensinnig und die Bevölkerung von Xilitla hat diesem Herren einiges zu verdanken. Ein sympathischer Mensch wie es scheint und einer mit verrückten Ideen. Wir liefen knapp 2 Stunden durch seinen Garten und schauten uns die surrealistischen Bauten an, die teilweise nicht vollendet sind, da Edward James vorher auf einer seiner Reisen verstarb, und teilweise auch schon wieder verfallen. Auch im Regen und der Kälte war dieser Ort eines der Highlights im Bundesstaat San Luis Potosí und der fabelhafte Guide machte es nochmals besser. In der Hochsaison stehen die Menschen hier bis zu 5 Stunden an und bis zu 4000 Besucher gibt es täglich. Unvorstellbar. An diesem Tag waren es, wenn es hoch kommt, 50 Leute dort.
Gut dass wir uns nicht vom Regen haben abbringen lassen. Nach einem schnellen Mittagessen und einem schnellen Stop in einer Kaffeerösterei ging es weiter und wir verabschiedeten uns mit ein wenig Schwermut von diesem grünen Paradies.
Unser nächstes Ziel war die Sierra Gorda im Bundesstaat Queretaro bevor es weiter nach Hidalgo ging. Einen kleinen Spoiler zu Tolantongo in Hidalgo findet ihr schon in unserem Video.
Ein Gedanke zu „Tag 563-567 | Tamul Wasserfall, Sótano de las Golodrinas, Xilitla, San Luis Potosí, Mexico“
Wieder atemberaubende Bilder, der Wasserfall ein Gedicht. Und die Bilder der Drohne super eine ganz andere Perspektive.
Die Bauten im grünen Paradies waren ja das richtige für Kerstin. Da hatte sie nochmal einen Blick in die frühere Architektur bestimmt sehr interessant.
Paßt weiter gut auf euch auf, freue mich auf den nächsten Bericht, liebe Grüße Margret