Tag 1054-1070 | Ibarra, Otavalo, Imbabura / Quito, Pichincha, Ecuador

Tag 1054-1070 | Ibarra, Otavalo, Imbabura / Quito, Pichincha, Ecuador

Per Direktflug ging es von Amsterdam nach Quito. Nach 14 Stunden Flug kamen wir auf ecuadorianischem Boden an. Immigration klappte ohne Probleme und wir bekamen neue 90 Tage Aufenthalt.
Danach wurde es aber erst so richtig spannend. Mit knapp 100 kg Gepäck mussten wir durch den Zoll. Solarpanele, LTE und WLAN Antenne, Kupplung, Schrauben, Blumentöpfe, Teller, Schüsseln und Gläser, Puddingpulver, Currypaste, Elektrokabel, Lötkolben, KFZ Sicherungen, Drucker, Scanner, Wanderstöcke, Kressesamen, Magnete, Tauchpumpen, Wellendichtringe, Bremsbeläge, Schlagschrauber, Schläuche, Solarregler… Das wollten wir am liebsten nicht alles erklären, geschweige denn verzollen.
Also war die Strategie wie immer: „Wir haben eine Katze“. Ein kurzer verwirrter Blick vom zuständigen Beamten in Chicos Körbchen und schon wurden wir vorbei geschleust zum Beamten der für Chicos Import zuständig war. Den schmiss ich mit diversen Papieren zu und nach ratlosen Blicken auf die Papiere wurden wir wenig später durch einen Nebenausgang in die Ankunftshalle entlassen. Wir konnten unser Glück kaum fassen, dass Chico uns wirklich an der Zollabfertigung vorbei geschleust hatte.
Unser Fahrer wartetet schon mit einem schönen „Hanno CampinK“-Schild und so ging es direkt weiter bis zu Bruno zur Finca Sommerwind.

Die Fahrt war die Hölle. Der Fahrer hatte seiner Frau gesagt, er wäre um 18 Uhr zum Essen zu Hause. Das war nicht ansatzweise realistisch und wir bangten 2,5 Stunden um unser Leben. Im Nachhinein ärgern wir uns, dass wir nix gesagt hatten, aber in dem Moment waren wir sehr damit beschäftigt nicht ins Auto zu kotzen. Chico hats leider nicht geschafft, aber glücklicherweise in seine Tasche getroffen, die ich an der Finca in die Waschmaschine stopfen konnte.

Am Campground angekommen verließen wir alle drei fluchtartig das Taxi. Keinen Meter weiter würden wir mit dem Typen fahren.
Das einzige, was uns froh machte, war Brunos Anblick.
Wir waren ziemlich geschafft von den mittlerweile 28 Stunden auf Achse aber jetzt mussten wir uns nochmal zusammen reißen. Innerhalb von 2 Stunden waren die Surfbretter aus der Wohnkabine wieder auf dem Dach, die Luftentfeuchter entsorgt, die Matratze wieder auf dem Bett, das Bett bezogen und Bruno wieder bewohnbar. Es gab noch ein schnelles Abendessen und dann fielen wir alle für die nächsten 10 Stunden in einen tiefen Schlaf.

Die nächsten 3 Tage wurde dann ordentlich angepackt. Das ganze neue Zeug aus Deutschland musste verstaut, installiert und eingeräumt werden.
Da wir mit Bruno noch nach Quito zur Zollverlängerung mussten, entschieden wir uns, ihn erst danach auseinander zu rupfen. Also wurde nur im Innenraum angepackt. Das Küchenregal flog raus und wurde durch ein Magnetregal ersetzt an dem die neuen Gläser und die neuen Gewürzgläser unterkamen, die Blumentöpfe wurden angebracht und schonmal Kresse und diverse andere Gewürze gepflanzt, Chicos neue Sisal-Kratzwand wurde angebracht, der Starlink und die Antennen kamen aufs Dach, die Solarpanele wurden ebenfalls schon verklebt und die Kabel verlegt und und und.

In Ibarra ging es dann noch einkaufen und wir stellten auf unserer ersten Fahrt und den Blick auf die Tankanzeige fest, dass jemand während unserer Abwesenheit den randvollen Dieseltank leergepumpt hatte. Zum Glück kostet der Liter hier nur knapp 50 Cent und wir konnten drüber lachen und für 30 Euro wieder volltanken. Wir waren einfach froh, dass Bruno die Zeit ohne uns sonst unbeschadet überstanden hatte. Ja, der Sprit hier ist billig, dafür schlucken wir regelmäßig beim Gang in den Supermarkt. Nutella für 15 Euro, ein Tütchen Katzenfutter für 1,50 Euro, Käse fängt bei 6,50 Euro an und Joghurt 500 gr gibts für 5,50 Euro. Kein Wunder, dass hier alle nur von Reis und Bohnen leben und nur die reichen Ausländer in den großen Supermärkten zu finden sind. Wir gönnten uns trotzdem den Luxus um wenigstens nach der ganzen Schufterei ein nettes Abendessen auf dem Tisch zu haben.

In Ibarra bekamen wir dann auch unser „Certificado de movimiento“ in der Immigrationsbehörde. Darauf ist genau zu sehen wann wir das Land betreten und verlassen haben und anhand dieser Daten konnten wir in Quito um eine Verlängerung für Brunos temporären Import bitten. Das ganze war nicht ganz so einfach, da ich illegal ohne mein Auto das Land verlassen hatte. Wir hofften das Beste, waren aber durchaus angespannt.

Am 30.08. ging es also kurz vor Ablauf des ursprünglichen temporären Imports nach Quito. Nach einer lauten Nacht am Flughafen standen wir morgens um 8 Uhr beim Zoll. Die Beamten waren nett und fragten zum Glück nicht weiter nach. Sie waren aber auch langsam und es schien so, dass dieser Prozess nicht zu den Alltäglichen gehört. Wir warteten, füllten Formulare aus und gaben Kopien ab, warteten, füllten die selben Formulare nochmal mit anderen Daten aus (die uns diktiert wurden), dann gabs einen Feueralarm und alle mussten das Gebäude verlassen, wir warteten wieder, dann kam eine Dame um die VIN abzulesen und Fotos von Bruno zu machen und dann warteten wir wieder. Nach 6 Stunden hielten wir Brunos neues temporäres Importzertifikat für die nächsten 3 Monate in den Händen. Puh!

Zurück ging es bis nach Otavalo. Hier machten wir 3 Nächte Pause. Wir schauten uns den traditionellen Markt an, gingen Essen und kauften eine neue Kuscheldecke. Chicos Lieblingsdecke hatte ich dooferweise im Flugzeug vergessen. Hanno arbeitete und wir versuchten weiter dem immer noch herrschenden Chaos in der Wohnkabine Herr zu werden. Gar nicht so einfach alle neuen Dinge zu verstauen. Dann gings noch einen Tag Wandern und wir kamen ganz schön außer Puste auf dem Weg zum Aussichtspunkt auf 2800 m. Wir hatten mal wieder die Höhe unterschätzt.

Dann gings für weitere 8 Nächte zurück nach Ibarra auf die Finca Sommerwind.
Wir rupften Bruno einmal so richtig auseinander. Die Wohnkabine inkl. Möbel und Wände wurde komplett neu gestrichen, die Bremsscheiben vorne durch neue ersetzt, das Ölbad gereinigt und der Luftfilter getauscht, diverse Ölwechsel gemacht, der Ölfilter getauscht, der leckende Schlauch des Servobehälters erneuert, Kabel für die Antennen und den Starlink verlegt, die neuen Router angeschlossen und installiert, die Radlager kontrolliert und neu gefettet, die Trommelbremsen hinten kontrolliert, der Kaffeemaschinenschrank neu gebaut, die Differentialsperre hinten repariert, der Schlauch des Ölabscheiders erneuert und die Hinterreifen rotiert. Und dann gab es diesen einmaligen Moment: Seit Bruno in unserem Besitz ist gab es das erste Mal überhaupt eine Bruno-ToDo-Liste mit NULL Einträgen. Der 09.09.22 geht somit in unsere persönliche Geschichte ein. Ihr ahnt es vermutlich schon, dieser To-Do-Listen-Zustand hielt leider nicht sonderlich lange. Um genau zu sein 11 Tage und ungefähr 800 km. 😀

Dann hieß es endlich wieder Reisen. Wir waren fertig mit reparieren, fertig mit verkramen und durchaus sehr zufrieden mit Brunos Zustand, also sagten wir endgültig tschüss zu Hans und seiner Finca an der Laguna Yahuarcocha, gingen noch einmal groß einkaufen und machten uns auf den Weg Richtung Süden um Ecuador zu erkunden.

Ab dem nächsten Blog-Post gibts also wieder ganz viel Reisebericht und keine Reparaturgeschichten. Versprochen!

2 Gedanken zu „Tag 1054-1070 | Ibarra, Otavalo, Imbabura / Quito, Pichincha, Ecuador

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