Tag 1079-1084 | Pailón del Diablo, Baños, Ambato, Laguna de Yambo, Tungurahua / Chimborazo Vulkan, Chimborazo / Laguna Quilotoa, Cotopaxi, Ecuador
Am nächsten Morgen ging es früh los und unser erster Stop war ein Eiscreme-Shop. Hanno sagt, das wäre das tolle am Erwachsensein: Man kann schon zum Frühstück Schokoladeneis und Mangosalzeis essen. Recht hat er! Meine Wahl mit Schoko war aber definitiv die bessere. Hannos Mangosalzeis war seeehr salzig.
Nachmittags kamen wir in dem kleinen Örtchen an, in dem sich alles um einen Wasserfall dreht: Pailón del Diablo, der Whirlpool des Teufels. Wanderwege, riesige Schaukeln über dem Tal, Ziplines.
Wir entschieden uns für die kleine Wanderung und stiegen erst einmal bis ins Tal. Von Dort aus ging es dann vom Fuße des Wasserfalls nach oben. Die letzten Meter am Wasserfall kann man dann über Stufen und am Ende nur noch kriechend durch kleine Tunnel zurücklegen. Oben angekommen läuft man dann einmal durch einen Teil des Wasserfalls um dann in einer Sackgasse zu landen und wieder zurück zu müssen. Es war gar nicht mal so warm dort und das Wasser eisig kalt. Klatschnass ging es also zurück zum Parkplatz. Ganz netter Ausflug. Ich finde auf den Fotos sieht es mit den Treppen spektakulärer aus, als es in Wahrheit war. Für 3 Euro gönnten wir uns dann noch das Menü des Tages bei einem kleinen Restaurant und es ging früh schlafen.
Am nächsten Tag hatten wir es nicht weit uns es ging nur ein paar Kilometer weiter nach Baños. Dort suchten wir erst mal lange nach einem Parkplatz in den Straßen, wo keine Parkgebühren genommen werden. Gar nicht so einfach, aber wir wurden fündig und erkundeten zu Fuß die Stadt. Auf der Suche nach Essen landeten wir auf der Rooftop Terasse eines Hostels und bestellten zwei lokale Gerichte von der Karte. 10 Minuten später kam der Kellner wieder um uns mitzuteilen, dass die Küche an diesem Tag nicht geöffnet ist. Wir waren erstaunt, dass ihm das erst jetzt auffiel und zogen weiter. Am Ende fanden wir ein nettes Restaurant und das Essen war herausragend. Bester Kartoffelpüree den ich in den letzten Jahren gegessen habe. Der konnte tatsächlich mit Heiners‘ mithalten. Auch das Gemüse auf den Tellern begeisterte mich. Irgendwie kommt das in Südamerika oft zu kurz und das einzige was zählt ist die Menge an Fleisch und Reis.
Wir schliefen die Nacht dann in der Straße in der Bruno schon seit Vormittags stand. Zum Glück ist das mit Bruno gut möglich, da wir kein Dachzelt oder ähnliches haben und aufbauen müssen. Trotzdem ist es anstrengender als wild zu campen. Dauernd ist wer am Auto und klopft und rüttelt und Leute laufen drumherum, unterhalten sich lautstark und erfinden anhand der aufgeklebten Länderflaggen und Weltkarte unsere Route. Australien, Südafrika, Kuba, Frankreich. Wir können es uns aussuchen. Da sind immer ganz schön viele Länder bei, von denen wir selbst nicht wussten, dass wir sie mit Bruno bereist haben. Auch dass Südamerika eigentlich in Nordamerika liegt haben wir so schon erfahren.
Nach einer Nacht hatten wir aber die Nase voll von Stadt, die abgesehen von Souvenirläden, Hotels und Restaurants nicht ganz so viel zu bieten hatte und suchten uns die nächste Pampa. Es ging durch endlose Hügel und Täler bis nach Riobamba, von wo wir den Absprung zum Chimborazo Vulkan wagten. Es ging hoch auf 4000 m Höhe und wir hofften, dass wir das verkrafteten, nachdem wir im Amazonas bei quasi Null waren.
Der erste Blick auf den Chimborazo war gigantisch. Wir hatten Glück, dass die Sonne schien und wenig Wolken am Himmel waren.
An einem Gästehaus einer indigenen Familie konnten wir campen. Es hieß für 5 Dollar. Als wir geparkt hatten und uns ins Gästebuch eintragen wollten hieß es dann plötzlich 5 Dollar pro Person. Ich war drauf und dran weiter zu fahren. Ich hasse diese Masche so so so sehr mittlerweile. Hanno wollte aber bleiben und verhandelte, dass wir dann zumindest eine heiße Dusche dazu bekamen.
Also gings zum Auto und wir schnappten uns schnell die Duschsachen, bevor die Dame es sich anders überlegte. Sie schloss uns eins der Gästezimmer auf und wir genossen eine super heiße, lange Dusche. Den Rest des Tages liefen wir bis zur nahen Schlucht, Chico ärgerte das Alpaka und wir genossen den grandiosen Ausblick auf den Vulkan, der sich im Minutentakt zu verändern schien.
Der Chimborazo ist der höchste Berg/Vulkan Ecuadors und der Punkt auf der Erde, der am weitesten vom Erdkern entfernt ist. Somit ist er auch der Punkt auf der Erde, der der Sonne am nächsten kommen kann. Verrückt oder? Ich konnte es selbst nicht glauben, die Mathe und Physik übersteigt meine Vorstellungskraft, aber auch Wikipedia stimmt diesem Fakt so zu.
Am nächsten Tag sollte es dann auf 4840 Meter zu einem Parkplatz gehen. Bruno hatte andere Pläne und entschied, dass das Gebläse für die Lüftung im Innenraum kaputt ist. Das ist ziemlich mies, denn auf den Höhen und mit den Steigungen müssen wir die Heizung volle Pulle aufdrehen um möglichst viel Hitze vom Motor abzuführen, damit der nicht überhitzt.
Wir hielten also an der nächsten möglichen Stelle und verbrachten die nächsten Stunden mit Fluchen und Problemfindung. Leider scheint es ein Wackelkontakt im Motor des Lüfters zu sein. Als der Lüfter dann endlich provisorisch wieder lief und wir um 15:03 zum Parkeingang kamen, war schon seit 3 Minuten geschlossen für den Tag und der Guard ließ sich nicht überreden. Manno!
Wir fuhren also ein paar Kilometer weiter und dann einfach querfeldein auf das riesige Lavafeld, welches sich um den Vulkan herum erstreckte. Schlafplatz für die Nacht gefunden und der Ausblick war nochmal spektakulärer als am Tag zuvor. Es stürmte aber auch ordentlich auf der Hochebene und uns bekamen keine 10 Pferde vor die Tür. Wir genossen das Panorama lieber aus dem Fenster und ließen die Standheizung ballern. Das Wetter schlägt hier super schnell um und in der Nacht wurde Bruno noch ordentlich mit eiskaltem Schneeregen gequält.
Am nächsten Morgen ging es dann endlich nach oben. Bruno fiel der Start bei den Temperaturen schwer, die Starterbatterie war durch eine „Optimierung“ von Hanno ziemlich leer (das kann er euch selbst erklären, was er da „optimiert“ zu haben meint – ich kanns nämlich nicht) und das orgeln des Motors bevor alles zündet und warm genug ist, bricht mir einfach immer das Herz.
Es scheint auch so, als würde der Lüfter ausfallen sobald er zu heiß wird. Na toll, also genau wenn man ihn braucht! Wir schafften es trotzdem im ersten und zweiten Gang bis nach oben ohne Brunos Motor zu frittieren. Oben wartete schon eine indigene Familie um Geld für den Parkplatz zu kassieren. Wir hätten streiten können, hatten aber keinen Bock uns die Stimmung zu versauen. Zu Fuß ging es dann bis auf 5100 Höhenmeter zu einer Lagune. Für die Lagune braucht niemand da hochlaufen. Super unbeeindruckend, winzig und braun. Wir machten das eher für unseren neuen Höhenrekord. Erstaunlicherweise war ich dieses Mal diejenige, die es besser wegsteckte und ohne viel Probleme hoch lief. Hanno kam dafür an seine Grenzen und hatte mit der Höhenkrankheit zu kämpfen. Wir stiegen also schnell wieder runter und nach einem schnellen Mittagessen schauten wir, dass wir runter ins Tal kamen.
Am Chimborazo hatten wir glücklicherweise auch jeden Tag Begegnungen mit Vicuñas. Das sind wilde Alpakas die optisch irgendwie eine Mischung aus Antelope und Alpaka zu sein scheinen. Sie sind nicht scheu und ziemlich robust. Keine Ahnung wie die in dieser kargen Landschaft genug Futter und vor allen Dingen auch Wasser finden und wie die sich bei dem wenigen Fell warm halten. Ihre direkten Verwandten sind mit ihrem dicken Fell deutlich fluffiger.
Der Highway Richtung Norden (soviel dazu, dass wir versuchten nicht vom Weg abzukommen und Ecuador auf direktem Weg zu verlassen) führte uns dann einmal um den Chimborazo rum und bis nach Ambato. Die Stadt ist riesig und die Straßen steil. Wir hielten nur für Supermarkt und schliefen dann an einer Lagune am Stadtrand.
Am nächsten Morgen ging es um 6 Uhr schon los. Wir hatten eine übel lange Strecke für den Tag vor uns: 350 km. Die ersten 100 km führten uns zurück bis zum Cotopaxi Vulkan und dann Richtung Küste zur Laguna Quilotoa. Selbstverständlich so wie immer quer durch die Dörfer, wo die Bewohner gerade ihren Wochenmarkt abhielten und die Straße blockierten.
Die Lagune Quilotoa wird als eins der Highlights Ecuadors gehandelt. Wir waren mittelmäßig beeindruckt, vielleicht auch, weil es bewölkt war und dann das Blau nicht so strahlt. Der Ort war super touristisch und am Eingang des Dorfes musste man erstmal Eintritt bezahlen. Wir frühstückten dann auf dem Parkplatz und schlenderten was durchs Dorf und zu den Aussichtspunkten. Alles sehr sehr herausgeputzt, aber irgendwie wirkt es unecht und als würde nicht wirklich jemand hier leben. Wir waren früh dran und es wurde gerade erst alles aufgebaut und herausgeputzt.
Den Rest des Tages ging es geradewegs Richtung Küste. Wir können sagen, dass es die hässlichste Strecke war, die wir in Ecuador gefahren sind. Müll, Müll, Müll, Armut, Ruinen, Geisterdörfer, …
Wir freuten uns auf die Küste und hofften einfach, dass es die lange Fahrt wert war. 350 km hört sich für uns in Deutschland nicht viel an. In der südamerikanischen Realität braucht man für so eine Strecke um die 10 Stunden und kann nur hoffen, dass alle Straßen existieren und befahrbar sind.