Tag 10-11 | Ottawa, Ontario, Kanada
Morgens war rasch klar, dass die Mechaniker von Canadian Tire Bruno nicht reparieren würden. Auch alle anderen Werkstatten weigerten sich Bruno anzufassern. („It`s an IVECO“ – „I…what?“) Mama und Papa leisteten uns mittlerweile Gesellschaft auf dem Parkplatz. Hanno telefonierte mit Gott und der Welt. Wir bestellten dann zu guter Letzt einen Abschleppwagen. Der nette Herr versuchte auch noch eine Werkstatt aufzutreiben, hatte aber leider genauso wenig Erfolg wie wir. Keiner wollte Bruno anpacken…
Also gings zu einer DIY-Werkstatt. Selbermachen war unser einziger Ausweg. Ob wir das können? Natürlich nicht! Bis 21 Uhr hing Bruno auf der Hebebühne und wir drunter. Gefühlt haben wir alles ausgebaut. Schutzbleche zuerst, dann die Antriebswellen, das Verteilergetriebe, dann das Schaltgetriebe, die Kupplung und den Anlasser. Quasi alles, was man so unter Bruno finden kann. Ob wir das jemals wieder alles zusammen und ans Laufen bekommen? Keine Ahnung.
Die Stimmung war mies! Abends erreichten mich dann die ersten Anrufe, Whatsapps und Nachrichten zum 30sten. Ich hab einfach nur geheult. Man! So war mein 30ster nicht geplant. Ich hatte da eher an nen netten Cocktail in ner Rooftop-Bar gedacht…oder nen gemütlichen Abend in ner Kneipe mit Livemusik. Stattdessen stand ich ölverschmiert, mit Beulen am Kopf und schwitzend in ner Werkstatt. Grandios!
Mama und Papa sammelten uns um 21 Uhr dann ein. Eigentlich sollte es am nächsten Tag mit allen nach Toronto gehen. Uns fehlte nun aber der fahrbare Untersatz und unser zu Hause. Und das alles nach nicht mal einer Woche und 1600km. Unser Worst-case-Szenario ist ganz schön schnell eingetroffen. Wir mieteten uns erst mal im Best Western ein. Hanno war noch schmutziger als ich und wir ließen ihn lieber in der Tiefgarage und hofften, dass die Damen am Empfang nicht zu genau meine Klamotten und Arme betrachteten, bis ich den Zimmerschlüssel hatte. Zum Glück hatten die nur Augen für meine VISA. Dann hieß es nur noch duschen und Bett. Nichtmal Hunger hatten wir, obwohl es seit 7 Uhr morgens nix mehr gegeben hatte. Stimmt nicht ganz, die gute Seele der Werkstatt versorgte uns mit Hotdogs.
Morgens trafen wir uns zum Frühstück dann wieder mit Mama und Papa. Nun war auch in Kanada Geburtstag von Papa und mir. Es gab Geschenke! Einen kleinen Glücksbringer. Der kam ja wie gerufen.
Weiterer Lichtblick war auch, dass wir uns entschlossen mit nem Mietwagen nach Toronto hinterher zu fahren. Mama und Papa fuhren vor, während wir noch Ersatzteilhändler abklapperten, Bruno aus der Werkstatt rollten, aufräumten und Sachen packten. Gegen 17 Uhr machten wir uns dann auch auf den Weg nach Toronto und waren gegen 23 Uhr am AirBnB.
Ganz schön komisch Bruno alleine zu lassen, aber übers Wochenende konnten wir eh nix tun. Das Allradgetriebe hatten wir zum Spezialisten gebracht. Wir waren gespannt, was da das Ergebnis ist. Wir hatten das eigentlich erst 2 Wochen vor der Verschiffung für ein Schweinegeld instandsetzen lassen, es machte aber üble Geräusche, selbst als man es jetzt von Hand drehte… :-/ Gut an der Sache, falls es das Allrad wieder ist: die Teile bekommt man hier. Das sieht beim Schaltgetriebe anders aus.
Von meinen Detmoldern hatte ich zum Abschied Lose geschenkt bekommen. Die durfte ich alle 2 Wochen öffnen, oder wenn mir danach war. Und wie mir danach war! Danke für den kleinen Lichtblick :-*
Auf dem Weg nach Toronto gabs dann auch noch Lauras Geschenk. Den Cocktail trink ich auf alle Fälle, wenn der Mist hier vorbei ist! Danke für die sehr netten Worte. :-*
Verdammt komischer Geburtstag. Vermutlich der mieseste, den ich bisher hatte. Klar, da war dann bei all den netten Nachrichten und schönen Geschenken auch ne ganze Schüppe voll Heimweh dabei. Genau die Situationen sinds, wo man sich fragt, warum man nicht „normal“ sein kann und wie jeder andere zu Hause seine Wohnung hat, Arbeiten geht, sich zum Geburtstag mal was gönnt, ne nette Party schmeißt und glücklich ist.
Uns war klar, dass diese Tage kommen werden an denen nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Trotzdem erwischt es uns gerade total und das es direkt so eine riesige Panne ist, macht es nicht besser. Hoffen wir, dass Toronto die Stimmung wieder hebt und wir irgendwann im nächsten Jahrtausend wieder fahrtüchtig sind.