Tag 431-443 | La Pastora, Punta la Tinaja, Cabo San Lucas, Nine Palms, Baja California Sur, Mexico
Von Cerritos ging es dann erst mal nach Todos Santos. Es war Wochenende und das wollten wir nicht auf dem Parkplatz in Cerritos verbringen. Die Strände waren wieder geöffnet, allerdings mit Auflagen, aber es war schnell klar, dass das halbe Dorf die Wiedereröffnung nutzen würde.
Also ging es nach La Pastora an den Strand. Unser Plan war das Wochenende dort zu verbringen und Montag nach Todos Santos zu fahren, unsere letzten Amazon-Bestellungen abzuholen und uns auf den Weg zum East Cape zu machen. Wir suchten uns einen versteckten Spot und richteten unser Camp ein.
Am zweiten Tag tauchte dann ein roter Sprinter auf. Definitiv ein europäischer Camper! Andere Reisende, wir glaubten es kaum. Kurz darauf tauchte Mike aus England mit seinem Hund Bisquits bei uns auf. Er reist alleine und war ebenso überrascht Europäer zu treffen. Wir verbrachten zwei gemütliche Abende am Lagerfeuer und Mike erzählte und vom mexikanischen Festland und von seiner Reise durch Südamerika. Das hört sich alles so fantastisch an und wir wären am liebsten direkt weiter gefahren.
Montag ging es dann sehr sehr früh weiter. Ich hatte mir zum Geburtstag bereits im April (!!!) einen Rucksack bestellt, der aus Kalifornien mit FedEx kommen sollte. Leider hat der Saftladen es geschafft das Ganze möglichst billig mit DHL zu versenden. Das bedeutete als erstes, dass das Paket in einem Container von San Diego nach Frankfurt verschickt wurde. Nach Wochen in Frankfurt wurde das ganze dann neu verpackt und ging nach Mexico City von wo es mit der lokalen Post weiter ging. Es gab ein Tracking aber es passierte wochenlang nix. Vermutlich war der Esel des Postboten fußlahm und vermutlich hatte der Postbote deshalb die Fähren der letzten Monate auf die Baja verpasst. Im August schwand meine Hoffnung, dass ich den Rucksack noch bekomme. Vermutlich ging der Postbote mittlerweile zu Fuß… Er war weiterhin in Transit und nach Rückfrage am Telefon sagte man, das Paket hätte Mexico City noch nicht verlassen. Ich schrieb den Rucksack ab und war sicher, dass wir längst die Fähre aufs Festland genommen hatten bevor der Rucksack Todos Santos erreicht. Trotzdem versuchte ich es bei der lokalen Poststelle, die nur von 7-9 Uhr morgens geöffnet hat. Der Mann dort sitzt in einem Raum mit Fenster an dem man sein Anliegen vorbringt. Danach bewegt er sich in Zeitlupentempo von einem zum anderen Stapel an Post. Die Pakete, Briefe und Päckchen liegen auf Tischen, auf dem Boden, in Nebenräumen und in Schränken. Es gibt kein System und keine Logik dahinter, ein Computer oder ein Notizbuch mit den vorhandenen Paketen gibt es ebenfalls nicht. Ziemlich anstrengend dabei zuzusehen, wie er von Stapel zu Stapel läuft und mal das eine oder andere Paket anhebt und wieder hinlegt. Umso überraschter war ich, als er aus einem Nebenraum tatsächlich mit meinem Paket auftauchte. Er sagte es wäre Mittwoch angekommen. Welcher Mittwoch in welchem Monat sagte er nicht…
Ich war einfach nur happy, dass der Rucksack da war. Mittlerweile hatte ich vom Unternehmen das komplette Geld zurück erhalten und war nach Begutachtung der Verarbeitung und Qualität ganz glücklich darüber. Der Rucksack ist sehr schön, aber sein (vieles) Geld nicht wert.
Nachdem wir unsere Wäsche dann noch bei der Wäscherei abgegeben hatten ging es zum nahegelegenen Strand. Ziemliche Müllhalde aber besser als in Todos Santos zu hocken. Nachmittags ging es noch zur Brauerei den Growler auffüllen und dann in Hannos Lieblingsbar zu Hannos Lieblingsbier. Um 16 Uhr standen wir dann beim Paketshop vor der Tür und bekamen alles bis auf die Sendung mit Hannos Antennen und Elektronikbauteilen. Wir einigten uns darauf, dass wir sie in der nächsten Woche abholen. „You can nerver leave Todos Santos“ wurde also ein weiteres Mal wahr.
Es ging für eine Nacht zum Strand Punta la Tinaja von wo aus wir dann am nächsten Tag einen Großeinkauf in Cabo machen wollten.
Am nächsten Morgen fuhren Willow und Lee dann erst mal alleine weiter, da Hannos Paket doch noch angekommen war und wir uns am Nachmittag die Stunde zurück zum Paketshop machten um dieses noch einzusammeln. Hanno war glücklich und als es dämmerte kamen wir dann nach einem stressigen Zwischenstop im Walmart in Cabo auch am Strand El Tule an, wo wir mit Willow und Lee verabredet waren.
Zum Glück hatten die beiden auch nicht alles geschafft und wir entschieden uns für eine weitere Shoppingrunde am nächsten Morgen, bevor es nach Nine Palms ging.
Der nächste Morgen startete chaotisch und unsere Laune war auf dem Tiefpunkt. Hanno fuchtelte zu doll mit seinen Armen rum und schmiss den vollen Becher mit Eiscafé um. Bei seinem Versuch das ganze Chaos in Grenzen zu halten schaffte er es dann irgendwie den zweiten Becher auch noch umzuschubsen. Ich verbannte ihn aus dem Camper und fing an zu putzen. Das ganze wäre zu Hause bei gefliestem Küchenboden kein Drama gewesen, aber im Camper ist das ganze eine andere Hausnummer. Wir haben Bambus auf dem Boden und die Milch sickerte durch die Ritzen, befand sich im Bett, im Vorratsschrank, unter der Küche und unter dem Bett. Einfach überall. Mir war zum Heulen zu Mute und ich schwitzte bei knapp 35 Grad im Camper wie ein Schwein. Nach 1 Stunde war alles Sichtbare beseitigt, aber es ließ sich erahnen, dass einiges an Milch unter dem Boden und den Möbeln hing. Ich hoffte inständig, dass wir um ein Rausreißen des Fußbodens drumherum kamen. Hanno stand derweilen ziemlich verloren vor Bruno und wurde von Willow gefunden.
Die nächsten Tage stank es ziemlich übel nach ranziger Milch und wir fanden noch einiges davon an den verschiedensten Orten. Die Maden im Stauraum unterm Bett fand letztendlich Hanno und die durfte er dann sehr gerne selbst weg machen.
Als wir uns wieder beruhigt hatten gings ohne den morgendlichen Eiscafé zu Costco, wo Hanno als Belohnung für seine „Heldentat“ eine Drohne bekam. Er liebäugelte seit Monaten damit eine zu kaufen und mit dem Zusammenlegen des Geburtstagsgeldes war die Anschaffung dann möglich. Er ist glücklich und ich bin glücklich, dass er glücklich ist.
Nach einem weiteren Ausflug zu Walmart und zum Baumarkt ging es dann endlich nach Nine Palms. Seit Wochen steigt das Thermometer bis zu 40 Grad und im Camper ist es noch heißer. Wir versuchen so oft wie möglich an der Küste zu schlafen, wo die frische Brise uns abkühlt. Städte sind bei den Temperaturen unerträglich.
Hanno vergaß dann dooferweise die App für die Drohne runter zu laden, sodass er am Strand (ohne Handyempfang) nicht fliegen konnte.
Wir verbachten eine ganze Woche am Strand und schöpften unsere Wassertanks und Lebensmittelvorräte voll aus. Der Strand ist einfach fantastisch und das Riff zum Surfen der Hammer.
Hanno war ziemlich flott an den grünen (d.h. ungebrochenen) Wellen dran und ich war ein bisschen neidisch darüber, dass er nach einem Tag die ersten 5 Fuß (1,6m) Wellen stand. Ich kämpfte derweilen noch mit meiner Angst und stand mir selbst im Weg. Im Endeffekt bekam ich dann aber auch ein paar Grüne, genau zu dem Zeitpunkt, als ich Trübsal blasend auf dem Brett in den Wellen hockte und mich fragte, warum Hanno eigentlich immer alles besser kann. In den Fall liegt es objektiv betrachtet vermutlich daran, dass Hanno mit dem einfacheren Brett, einem Longboard, unterwegs ist und ich mich auf einem Shortboard abmühe. Willow und Lee kämpften zur gleichen Zeit mit ihren Brettern und entschlossen, dass neue her mussten. Unsere Tage waren dann von außen betrachtet super langweilig. Surfen, surfen, surfen. Die Wellen waren fast immer gut und man musste eigentlich nur aufpassen, dass man nicht auf die Felsen knallte. Wir hatten auch ein paar magische Momente auf den Brettern bei Sonnenuntergang und bei Begegnungen mit Schildkröten. Sonnenbrand im Gesicht ließ sich trotz ultrastarker Sonnencreme nicht vermeiden.
Photo by Lee Photo by Willow Photo by Willow Photo by Willow Photo by Willow
Abends baute Hanno dann zwei Tage seine Antennen aufs Dach. Den Rest der Abende verbrachten wir in den Campingstühlen und schauten aufs Meer.
Zwischendurch versuchten Lee und Hanno dann nochmal ihr Glück beim Angeln. Nach Stunden kamen die beiden dann ohne Fisch wieder. Hanno hatte es geschafft seine Angel zu zerbrechen und Lee hat alles an Schnur und Blei verloren. Weiterhin liegt Hannos Erfolgsquote somit bei 0. Hauptsache er hatte Spaß.
In Nine Palms sind sehr viele Hunde unterwegs und wie waren überrascht wie gut Chico damit klar kam. Wir mussten sogar darauf achten, dass der Kater die Hunde nicht zu weit über den Strand jagte. Außerdem gab es Esel die echt witzig waren, aber leider von den Hunden ziemlich gejagt wurden.
Am Nine Palms Strand trafen wir dann auch Jaro aus der Schweiz mit seinem Landrover. Er hatte die komplette Corona-Zeit hier verbracht und auch den Hurricane hier erlebt. Krasse Story. Er hat hier Surfen gelernt und perfektioniert. Wenn wir morgens aufwachen ist er schon längst im Wasser.
Am dritten Tag kamen dann noch Clem, Emelie und der kleine Lou aus Frankreich mit ihrem Ford Transit und auch Mike tauchte wieder auf. So verbrachten wir seit langer Zeit wieder einen Abend mit verschiedenen Weltreisenden. Wir schauten auf der Leinwand, die zwischen Bruno und dem T2 gespannt war, König der Löwen. Einen anderen Abend verbrachten wir bei den Franzosen mit kalter Küche und Snacks. Jeder brachte was mit und es floss einiges an Wein. Die Stimmung war gut und endlich ging es mal nicht um Corona sondern ums Reisen. Wie haben wir das vermisst!
Es fühlt sich echt so an, als würde das Reisen endlich weiter gehen. Wir waren happy und waren gespannt, was die nächsten Tage so bringen. In der nächsten Woche wollten wir endlich aufs Festland übersetzten.
Also wurde gepackt. Wie schon in Cabo hatten wir aber mal wieder ohne das wahre Leben geplant. Wieder war das Chaos zurück und die frisch in den Kühlschrank verstauten Kölsch Biere von Hanno explodierten Minuten später. Wieder einmal befand ich mich mit allen Vieren auf dem Boden und versuchte die Sauerei zu entfernen. Stimmung? Fragt lieber nicht.
Willow und Lee suchten dann ein weiteres Mal vergebens nach Katze Aimee, die Talent dazu hat immer zu verschwinden, wenn wir irgendwo hin wollen. Wiedermal waren wir glücklich, dass Chico mehr von einem Hund hat als von einer Katze. Er hat soviel Angst, dass wir ihn zurück lassen, dass er aufs Wort hört, wenn wir ihn rufen. Verrückt, oder?
Wir entschlossen schonmal vorzufahren und für uns alle Wasser zu besorgen. Außerdem wollten wir nach der Woche ohne Internet unbedingt checken ob mit unserem Paket aus Deutschland alles läuft und unser Ersatzteil für den Lüfter zu uns unterwegs ist. Wenn wir gewusst hätten, was da auf halber Strecke zwischen Nine Palms und Cabo Pulmo bei dem ersten Internetempfang alles auf uns einprasselt, wären wir der Realität vermutlich im Eiltempo davon gelaufen…